Bitte um Hilfe bei Provinzmünze
Moderator: Homer J. Simpson
- chinamul
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Bitte um Hilfe bei Provinzmünze
Hallo Freunde!
Die unten abgebildete Münze des Septimius Severus aus Anchialos habe ich gerade bei eBay geschossen, obwohl sie nicht unbedingt in meine Sammlung paßt. Sie hat mir aber so gut gefallen, daß ich nicht widerstehen konnte.
Leider bin ich nicht besonders gut mit Literatur zu den Provinzprägungen ausgestattet und konnte deshalb das Stück nicht endgültig bestimmen. Auch bei Wildwinds war diesbezüglich nichts zu holen.
Ich möchte Euch daher folgende Fragen stellen in der Hoffnung, daß Ihr mir weiterhelfen könnt:
- 1. Sind meine Lesungen der Legenden von Av. und Rv. korrekt?
- 2. Wie sind sie aufzulösen bzw. zu übersetzen?
- 3. Ist die Gottheit tatsächlich eine Tyche, was die Attribute eigentlich nahelegen?
- 4. Welches Nominal?
- 5. Welche Literaturzitate?
Av.: ΑΥ Κ Λ CЄΠ CЄΥΗΡΟC ΠЄ
Rv.: ΗΓЄCΤ ΒΑΡΒΑΡΟΥ ΑΓΧΙΑΛЄΩΝ
Gewicht: 13,61 g
Ø: 26mm
Metall: Messing
Gruß
chinamul
Die unten abgebildete Münze des Septimius Severus aus Anchialos habe ich gerade bei eBay geschossen, obwohl sie nicht unbedingt in meine Sammlung paßt. Sie hat mir aber so gut gefallen, daß ich nicht widerstehen konnte.
Leider bin ich nicht besonders gut mit Literatur zu den Provinzprägungen ausgestattet und konnte deshalb das Stück nicht endgültig bestimmen. Auch bei Wildwinds war diesbezüglich nichts zu holen.
Ich möchte Euch daher folgende Fragen stellen in der Hoffnung, daß Ihr mir weiterhelfen könnt:
- 1. Sind meine Lesungen der Legenden von Av. und Rv. korrekt?
- 2. Wie sind sie aufzulösen bzw. zu übersetzen?
- 3. Ist die Gottheit tatsächlich eine Tyche, was die Attribute eigentlich nahelegen?
- 4. Welches Nominal?
- 5. Welche Literaturzitate?
Av.: ΑΥ Κ Λ CЄΠ CЄΥΗΡΟC ΠЄ
Rv.: ΗΓЄCΤ ΒΑΡΒΑΡΟΥ ΑΓΧΙΑΛЄΩΝ
Gewicht: 13,61 g
Ø: 26mm
Metall: Messing
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- Zwerg
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Hallo Chinamul,
privat ohne ein Großteil der Fachliteratur, aber möglicherweise hilft es weiter.
Anchialus in Thrakien ist richtig. Über den Beamtennamen sagt der Münsterberg dieses
Nominalzuordnung bei Provinzialrömern ist m.E. nicht möglich, wenn nicht auf der Münze angegeben (das gibt es manchmal).
Tyche ist richtig
ein Anfang - für ebay eine schöne Münze
Grüße
Zwerg
privat ohne ein Großteil der Fachliteratur, aber möglicherweise hilft es weiter.
Anchialus in Thrakien ist richtig. Über den Beamtennamen sagt der Münsterberg dieses
Der Lesung der Legende kann ich voll zustimmen.Severus ἡγε Γ Καίκινα Λάργου Pautalia 27. Plotinopolis 28. Serdica 28. Trajana Augusta 28 (Caracalla)
ἡγε Καιλι Ὀνεράτου Pautalia 27. Philippopolis 27
ἡγ Σικιννίου Κλάρου Hadrianopolis 26. Pautalia 27. N (Domna). Trajana Augusta 28
ἡγε Στατι Βαρβάρου Anchialus 23. Bizya 24. Pautalia 27. Philippopolis 27. Serdica 28. Trajana Augusta 28. Traianopolis 28
Nominalzuordnung bei Provinzialrömern ist m.E. nicht möglich, wenn nicht auf der Münze angegeben (das gibt es manchmal).
Tyche ist richtig
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Grüße
Zwerg
- Pscipio
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Hallo chinamul, eine schöne Münze hast du dir da erstanden! Ich versuche mich mal an deinen Fragen, ohne Anspruch auf absolute Richtigkeit zu erheben.
1: Ja
2: Die offensichtlichen Teile wie Severus oder Anchialus erkläre ich mal nicht zusätzlich. Av: AY(tokrator) K(aisar) CEΠ(timios) CEYHPOC ΠE (wofür das ΠE steht, weiss ich leider nicht). Rev: EΓE(mon) CT(atiliou) BAPBAPOY AΓXIAΛEON. Statilius Barbarus war 196-198 n. Chr. römischer Statthalter, sein Name erscheint auch auf Münzen aus Bizya, Pautalia, Philippopolis, Serdica, Trajana Augusta und Traianopolis. EΓE steht meines Wissens für "Hegemon".
3: Ja
4: Wie ich kürzlich erwähnte, ist die Frage nach den Nominalen von Provinzmünzen eine heikle. Oftmals liest man in Auktionskatalogen von "4 Assaria" oder "AE 11 Assaria" etc., aber ich bin mir nicht sicher, wie diese Einteilung genau funktioniert, jedenfalls habe ich darin bisher kein schlüssiges System erkennen können (mag an mir liegen). Ich bezeichne Provinzmünzen immer als AE 15, AE 20 etc., in diesem Falle würde ich also schlicht von AE 26 sprechen.
5: Leider habe ich im Internet diesen Typ nicht gefunden. Allerdings scheint folgende Münze vom gleichen Vorderseitenstempel zu sein: http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 3&Lot=1819
Gruss, Pscipio
PS: schneller Zwerg! Sehe dein Posting erst jetzt.
1: Ja
2: Die offensichtlichen Teile wie Severus oder Anchialus erkläre ich mal nicht zusätzlich. Av: AY(tokrator) K(aisar) CEΠ(timios) CEYHPOC ΠE (wofür das ΠE steht, weiss ich leider nicht). Rev: EΓE(mon) CT(atiliou) BAPBAPOY AΓXIAΛEON. Statilius Barbarus war 196-198 n. Chr. römischer Statthalter, sein Name erscheint auch auf Münzen aus Bizya, Pautalia, Philippopolis, Serdica, Trajana Augusta und Traianopolis. EΓE steht meines Wissens für "Hegemon".
3: Ja
4: Wie ich kürzlich erwähnte, ist die Frage nach den Nominalen von Provinzmünzen eine heikle. Oftmals liest man in Auktionskatalogen von "4 Assaria" oder "AE 11 Assaria" etc., aber ich bin mir nicht sicher, wie diese Einteilung genau funktioniert, jedenfalls habe ich darin bisher kein schlüssiges System erkennen können (mag an mir liegen). Ich bezeichne Provinzmünzen immer als AE 15, AE 20 etc., in diesem Falle würde ich also schlicht von AE 26 sprechen.
5: Leider habe ich im Internet diesen Typ nicht gefunden. Allerdings scheint folgende Münze vom gleichen Vorderseitenstempel zu sein: http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 3&Lot=1819
Gruss, Pscipio
PS: schneller Zwerg! Sehe dein Posting erst jetzt.
Zuletzt geändert von Pscipio am So 02.10.05 09:55, insgesamt 1-mal geändert.
Nata vimpi curmi da.
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Zu den Nominalen der Provinzialrömer:
Es gibt Münzen mit Wertangaben, sogar mit Gegenstempel der Wertangabe im Zuge einer Inflation - das ist es eindeutig.
Man kann bei einigen Städten Wertreihen aufbauen (immer nur innerhalb einer beschränkten Zeit), aber wie diese benannt wurden, entzieht sich m.E. unserer Kenntnis.
Die Bezeichnung der Assaria in Auktionskatalogen geht m.W. nur auf diverse Artikel in Fachzeitschriften von W. Weiser zurück - ich kann dem aber nicht folgen.
Grüße
Zwerg
@Pscipo
ich war schneller, aber du ausführlicher
Es gibt Münzen mit Wertangaben, sogar mit Gegenstempel der Wertangabe im Zuge einer Inflation - das ist es eindeutig.
Man kann bei einigen Städten Wertreihen aufbauen (immer nur innerhalb einer beschränkten Zeit), aber wie diese benannt wurden, entzieht sich m.E. unserer Kenntnis.
Die Bezeichnung der Assaria in Auktionskatalogen geht m.W. nur auf diverse Artikel in Fachzeitschriften von W. Weiser zurück - ich kann dem aber nicht folgen.
Grüße
Zwerg
@Pscipo
ich war schneller, aber du ausführlicher
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Na, das ist doch schon was! Und dann noch so schnell!!
Habt alle herzlichen Dank für Eure Mühe!
Solltet Ihr irgendwann einmal das Stück noch genauer dingfest machen können (Literaturzitat), würde meine Dankbarkeit kaum noch Grenzen haben. Besonders interessant fand ich übrigens die Stempelgleichheit des Av. bei unterschiedlichem Rv. mit dem Exemplar aus der Auktion Gorny & Mosch.
Ich glaube allmählich, da einen recht guten Fang gemacht zu haben (49,- Euro bei Chichos).
Gruß
chinamul
Habt alle herzlichen Dank für Eure Mühe!
Solltet Ihr irgendwann einmal das Stück noch genauer dingfest machen können (Literaturzitat), würde meine Dankbarkeit kaum noch Grenzen haben. Besonders interessant fand ich übrigens die Stempelgleichheit des Av. bei unterschiedlichem Rv. mit dem Exemplar aus der Auktion Gorny & Mosch.
Ich glaube allmählich, da einen recht guten Fang gemacht zu haben (49,- Euro bei Chichos).
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chinamul
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Hallo chinamul,
zur Abrundung noch die Literatur:
Ich habe in Liste 51/2005 (nur Provinzialprägungen Thrakien und Makedonien) der Münzhandlung Blancon, Hannover, nachgesehen und Dein Stück nach der Beschreibung finden können (leider keine Katalogabbildung für Stempelvergleich etc. vorhanden). Es müsste sich um Nr. 474 oder Nr. 475 des AMNG handeln. Blancon bietet unter diesen Katalognummern des AMNG 2 Stücke in ss und ss+ für 110 bzw. 130 EURO an.
Gruß und schönes verlängertes Wochenende
Marius
zur Abrundung noch die Literatur:
Ich habe in Liste 51/2005 (nur Provinzialprägungen Thrakien und Makedonien) der Münzhandlung Blancon, Hannover, nachgesehen und Dein Stück nach der Beschreibung finden können (leider keine Katalogabbildung für Stempelvergleich etc. vorhanden). Es müsste sich um Nr. 474 oder Nr. 475 des AMNG handeln. Blancon bietet unter diesen Katalognummern des AMNG 2 Stücke in ss und ss+ für 110 bzw. 130 EURO an.
Gruß und schönes verlängertes Wochenende
Marius
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Hallo!
Ich habe auch nachgeschaut: es handelt sich nicht um AMNG 474 oder 475 (beide ohne Statthalternamen), sondern um Nr. 460, ganz eindeutig.
Ja, es ist mit EUR 49,- für diese schöne Münze ein recht guter Fang!
Vielleicht noch einen Hinweis zur Legende des Avers: ΠE dürfte für PERTINAX stehen, Beiname, den Septimius Severus übernommen hatte.
Gruß
Victorinus1
Ich habe auch nachgeschaut: es handelt sich nicht um AMNG 474 oder 475 (beide ohne Statthalternamen), sondern um Nr. 460, ganz eindeutig.
Ja, es ist mit EUR 49,- für diese schöne Münze ein recht guter Fang!
Vielleicht noch einen Hinweis zur Legende des Avers: ΠE dürfte für PERTINAX stehen, Beiname, den Septimius Severus übernommen hatte.
Gruß
Victorinus1
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Hallo Victorinus1, willkommen im Forum! Schön, einen "Gallier" an Bord zu haben, nach der dem Profil her zu schliessen erst noch einen bekannten Experten! (oder schliesse ich falsch?) Dass mir ΠE als Abkürzung für PERTINAX nicht eingefallen ist... es ist doch eigentlich naheliegend. Danke jedenfalls für die Ergänzung!
Gruss, Pscipio
Gruss, Pscipio
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Mit dem letzten Posting durch @Victorinus1, den ich seit Jahrzehnten kenne und über dessen Kompetenz kein Zweifel bestehen kann, dürfen wir meine Frage nunmehr getrost als erschöpfend beantwortet betrachten. Ich freue mich über Eure zahlreichen Antworten und möchte Euch noch einmal dafür danken. Vielleicht darf ich mich ja später mal mit weiteren Bestimmungsproblemen mit Provinzialrömern an Euch wenden.
Gruß
chinamul
Gruß
chinamul
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Hallo Curtis!
Auch dir herzlichen Dank für diese Information! Was bedeutet das denn nun? Ist der Stempel von einer Prägestätte zur anderen gewandert, oder hat es Auftragsarbeiten der einen Prägestätte an die andere gegeben? Schließlich liegen sie ja nur einen Tagesritt voneinander entfernt. Eine andere Möglichkeit kommt doch wohl kaum in Frage, es sei denn, wir haben es hier mit einer Reihe erstklassiger Fälschungen zu tun. Das aber kann ich bei meiner Münze nicht recht glauben.
Denkbar ist vielleicht, daß das Porträt das besondere Wohlgefallen des Kaisers gefunden hatte und die beiden Münzstätten deshalb diesen sehr gelungenen Stempel gemeinsam benutzten. Das würde auch erklären, wieso sich die Statthalter mehrerer Provinzen auf den offenbar gleichzeitigen (?) Gebrauch dieses speziellen Stempels einigen konnten.
Gruß
chinamul
Auch dir herzlichen Dank für diese Information! Was bedeutet das denn nun? Ist der Stempel von einer Prägestätte zur anderen gewandert, oder hat es Auftragsarbeiten der einen Prägestätte an die andere gegeben? Schließlich liegen sie ja nur einen Tagesritt voneinander entfernt. Eine andere Möglichkeit kommt doch wohl kaum in Frage, es sei denn, wir haben es hier mit einer Reihe erstklassiger Fälschungen zu tun. Das aber kann ich bei meiner Münze nicht recht glauben.
Denkbar ist vielleicht, daß das Porträt das besondere Wohlgefallen des Kaisers gefunden hatte und die beiden Münzstätten deshalb diesen sehr gelungenen Stempel gemeinsam benutzten. Das würde auch erklären, wieso sich die Statthalter mehrerer Provinzen auf den offenbar gleichzeitigen (?) Gebrauch dieses speziellen Stempels einigen konnten.
Gruß
chinamul
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Hallo chinamul,
Sollte ich nicht einige wissenschaftliche Neuerungen verschlafen haben, bestätigt dies wiederum die Theorie von Konrad Kraft
Eine eigene Münzstätte lohnte sich häufig nicht, weil das Prägevolumen viel zu gering war. Die kleinasiatischen Städte waren Bestandteil des Römischen Reiches, die römischen Münzen liefen um und wurden akzeptiert. Die Lokalprägungen waren das Kleingeld, die Herstellung wurde wohl vollständig von den lokalen Beamten bezahlt, die Ihren Namen auf die Münzen setzen durften, ein "Munus".
Etwas anders mag es bei sehr große Städten (z. b. Tarsos, Anazarbos) ausgesehen haben, die sich ja einen privaten "Münzkrieg" geliefert haben.
Grüße
Zwerg
Nachtrag: Denkbar ist natürlich auch, daß nur das Personal oder Teile des Personals wanderte. Eine lokale Münzstätte konnte schnell errichtet werden - man denke nur an die Heckenmünzstätten der Kipper- und Wipperzeit
Sollte ich nicht einige wissenschaftliche Neuerungen verschlafen haben, bestätigt dies wiederum die Theorie von Konrad Kraft
Ein Großteil der Städte besaß keine eigene Münzstätte, es gab wandernde Lohnmünzstätten, welche die entsprechenden Emissionen herausgaben. Dies kann man sehr gut stilistisch festmachen, oft aber auch an solchen Stempelgleichheiten.Kraft, Konrad:
Das System der kaiserzeitlichen Münzprägung in Kleinasien : Materialien und Entwürfe / Konrad Kraft. -
Berlin: Mann, 1972. - 220 S. + 24 Kt., 117 Taf.
(Istanbuler Forschungen ; 29 )
Eine eigene Münzstätte lohnte sich häufig nicht, weil das Prägevolumen viel zu gering war. Die kleinasiatischen Städte waren Bestandteil des Römischen Reiches, die römischen Münzen liefen um und wurden akzeptiert. Die Lokalprägungen waren das Kleingeld, die Herstellung wurde wohl vollständig von den lokalen Beamten bezahlt, die Ihren Namen auf die Münzen setzen durften, ein "Munus".
Etwas anders mag es bei sehr große Städten (z. b. Tarsos, Anazarbos) ausgesehen haben, die sich ja einen privaten "Münzkrieg" geliefert haben.
Grüße
Zwerg
Nachtrag: Denkbar ist natürlich auch, daß nur das Personal oder Teile des Personals wanderte. Eine lokale Münzstätte konnte schnell errichtet werden - man denke nur an die Heckenmünzstätten der Kipper- und Wipperzeit
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Hallo Zwerg!
Erstaunlich, welche Details so nach und nach zutage kommen! Niemals hätte ich gedacht, daß ich in meiner relativen Ahnungslosigkeit bezüglich der Provinzmünzen mit meinem Posting eine solche Informationsfülle provozieren würde, die sicher auch andere Forumsmitglieder interessieren wird.
Dank und Gruß!
chinamul
Erstaunlich, welche Details so nach und nach zutage kommen! Niemals hätte ich gedacht, daß ich in meiner relativen Ahnungslosigkeit bezüglich der Provinzmünzen mit meinem Posting eine solche Informationsfülle provozieren würde, die sicher auch andere Forumsmitglieder interessieren wird.
Dank und Gruß!
chinamul
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So langsam komme ich bezüglich der Provinzprägungen auf den Geschmack! Ich habe daher noch einmal bei eBay zugeschlagen. Und wieder ist es interessant: Die Porträtseite meiner Münze ist stempelgleich mit der Münze, die im GIC (Greek Imperial Coins) unter der Nr. 2122 abgebildet ist. Das scheint mir die Feststellung von Zwerg zu stützen, daß es sich bei den Münzen der Schwarzmeerregionen nicht um Massenprägungen handelt, so daß man offenbar häufiger als bei Reichsmünzen auf Stempelgleichheit trifft.
Septimius Severus 193 - 211
AE 31 Istrus (Moesia Inferior)
Av.: ΑΥ Κ Λ CЄΠΤ CЄΥΗΡΟC Π – Geharnischte, drapierte und belorbeerte Büste rechts
Rv.: ICΤPIHNΩN – Gott (Mithras?) mit Kalathos nach rechts reitend; hinter ihm auf Säule sitzender Vogel
GIC 2122; Pick 492 – 17,05 g
Gruß
chinamul
Septimius Severus 193 - 211
AE 31 Istrus (Moesia Inferior)
Av.: ΑΥ Κ Λ CЄΠΤ CЄΥΗΡΟC Π – Geharnischte, drapierte und belorbeerte Büste rechts
Rv.: ICΤPIHNΩN – Gott (Mithras?) mit Kalathos nach rechts reitend; hinter ihm auf Säule sitzender Vogel
GIC 2122; Pick 492 – 17,05 g
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