Kolonialmünzen

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B12
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Kolonialmünzen

Beitrag von B12 » Do 22.12.05 14:22

Hallo Forum,

gibt es irgendwo im Netz oder bei einem der Sammler in diesem
Forum eine Liste der Kolonien mit eigener Münzprägung ?

Gruss
Daniel

klaupo
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Beitrag von klaupo » Do 22.12.05 20:37

So wie du die Frage gestellt hast, bin ich gespannt, ob eine gescheite Antwort kommt. Kolonialmünzen gibt es, seit es Kolonien gibt, das geht grob geschätzt um 1500 los. Da ziemlich alle europäischen Länder, die etwas auf sich hielten, sich Kolonien zulegten und z.T. jahrhundertelang "verwalteten", würde das eine ziemlich lange Liste.

Mir ist auch nicht ganz verständlich, was du mit eigener Münzprägung meinst? Typenmäßig landesspezifische Währung oder Münzen, die in den Kolonien selbst geprägt wurden?

Es gibt Kataloge für diese Bereiche. Für die britischen Kolonialprägungen ab Vorderasien ostwärts ist der Mitchiner NIS&WC ganz nützlich. Für die französischen der Gadoury Monnaies Coloniales Francaises. Was Spanier, Portugiesen, Italiener, Holländer oder Dänen in dieser Hinsicht zu bieten haben, kann ich aus dem Stand nicht sagen.

Zum Zeitvertreib kannst du dich mal durch Ceylon klicken:

http://lakdiva.org/coins/main.html

Vielleicht kannst du mir im Gegenzug eine gescheite Seite für Rhodesien und Nachfolgestaaten empfehlen? :wink:

Gruß klaupo

B12
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Beitrag von B12 » Do 22.12.05 22:06

Uff, ich hab das Thema wohl unterschätzt.
Mir geht es um landesspezifische Typen,
egal wo die nun tatsächlich geprägt wurden.
Dabei suche ich nur die Aufzählung der
Länder - nicht der Typen.

Das Internet ist zu diesem Thema bislang
nicht seher ergiebig :-(
Aber die Ceylon-Seite ist klasse, Danke!

Gruss
Daniel

B12
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Übersicht

Beitrag von B12 » Fr 23.12.05 14:03

ich habe jetzt nach mühsamer Recherche folgende Übersicht
aus der Epoche des Imperialismus (ab ca. 1850) erstellt
und bitte um Korrekturen oder Anmerkungen.
Insbesondere ist mir nicht bekannt, ob dort eigene Münzen im
Umlauf waren.

Belgische Kolonien
Belgisch-Kongo
Ruanda-Urundi

Dänische Kolonien
Dänisch-Westindien
Färöer
Grönland
Nikobaren (Neu-Dänemark)
St. Croix, St. Thomas und St. John

Deutsche Kolonien
Deutsch-Ostafrika (Tansania, Ruanda, Burundi, Mocambique)
Kamerun
Togoland
Deutsch-Südwestafrika (Namibia)
Deutsch-Witu (Kenia),
Deutsch-Neuguinea (Papua-Neuguinea)
Karolinen mit Palau und Marianen, Marshall-Inseln
Samoa
Kiautschou (China)

Französische Kolonien
Algerien
Französisch-Äquatorialafrika
Französisch-Indien
Französisch-Indochina
Französisch-Somaliland (Dschibuti )
Französisch-Westafrika
Komoren
Kwangtschouwan
Madagaskar
Syrien und Libanon

Britische Kolonien
Australien
Bahamas
Britisch-Guayana
Britisch Honduras
Britisch-Indien
Britisch Neuguinea
Britisch-Somaliland
Bouvetinsel
Ceylon
Falklandinseln
Gambia
Goldküste
Gibraltar
Helgoland
Hongkong
Irak
Jamaika
Kanada
Kapkolonie
Malta
Mauritius
Neuseeland
Nigeria
Palästina
Sansibar
Seychellen
Sierra Leone
Transjordanien
Weihaiwei
Zypern

Italienische Kolonien
Dodekanes
Eritrea
Italienisch-Somaliland
Libyen
Äthiopien

Portugiesische Kolonien
Angola
Kapverdische Inseln
Macao
Mosambik
Portugiesisch-Indien
Portugiesisch-Guinea
Portugiesisch-Timor
São Tomé und Príncipe

Russische Kolonien
Russisch-Amerika (Alaska)
Finnland
Kongresspolen

Spanische Kolonien
Spanisch-Westsahara (Rio de Oro)
Philippinen
Kuba
Puerto Rico
Karolinen und Marianen
Rio Muni
Spanisch-Marokko

Frohe Weihnachten
Daniel

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Re: Übersicht

Beitrag von KarlAntonMartini » Fr 23.12.05 20:53

Ich kommentiere das schnell, mit der BEschränkung auf offizielle Münzen, also keine Token etc.:

Britische Kolonien
Australien

nur Goldmünzen ab 1855

Bahamas

ein Kupferpenny 1806, sonst nichts

Britisch-Guayana

1813-1838 Münzen in Gulden-Währung, ab 1891 nur 4-Pence-Stücke

Britisch Honduras

ab 1885 Kleinmünzen in Dollar-Währung

Britisch-Indien

strengenommen keine Kolonie, numismatisch ein sehr weites Feld, es gab zunächst Münzen der East India Company in mehreren Währungen und nach deren Presidencys verschiedenen Ausgaben, dann ab 1862 die sog. Regal Coinage, daneben Prägungen der Native States.

Britisch Neuguinea

keine Prägung während der Kolonialzeit vor 1906

Britisch-Somaliland

keine Prägung

Bouvetinsel

ist norwegisch

Ceylon

1801-1821 Prägung in holl. Währung (Rixdollar, Stivers), ab 1828 Einführung der engl. Währung, keine eigenen Münzen, nur nach Homeland-Type geprägte 1/4 und 1/2 Farthings als zusätzliche Kleinmünzen geprägt, ab 1870 Kleinmünzen in Dollar-Währung

Falklandinseln

erst ab 1974 Münzen

Gambia

zur Kolonialzeit nichts

Goldküste

1796-1818 Ackey = 8 Tackoe

Gibraltar

1841-1860 kleine Kupfermünzen, danach britische Währung

Helgoland

nein

Hongkong

ab 1863 1 Dollar=100 cents

Irak

nein

Jamaika

ab 1880 nur Kleinmünzen in Unedelmetall

Kanada

für die Kolonie-Vorläufer: ja

Kapkolonie

nein

Malta

nur 1/3 Farthings zusätzlich zu engl. Münzen

Mauritius

ab 1877, 100 cents = 1 Rupee

Neuseeland

nein

Nigeria

als British West Africa ab 1907, als Nigeria ab 1959

Palästina

ab 1927

Sansibar

nein

Seychellen

ab 1939

Sierra Leone

1791 Münzen der Sierra Leone Co.

Transjordanien

nein

Weihaiwei

???

Zypern

ab 1879


In deiner Liste fehlen einige: Bermuda, St. Helena, (Süd-)Rhodesien, East Africa (&Uganda), Mombasa, British North-Borneo, Malaya, Penang, Straits SEttlements, Sumatra, Fidschi, Ägypten (1914-1922), Ionische Inseln, ja und dann gibt es noch Grenzfälle: Burma, Sarawak, Keeling Cocos Islands.

Grüße, KAM
Tokens forever!

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Beitrag von B12 » Fr 23.12.05 21:08

Danke !
Das hilft mal einen grossen Schritt weiter

Daniel

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Beitrag von Afrasi » Sa 24.12.05 11:37

Hallo! Da sind noch zig Info-Lücken ... ich nehme aus Faulheit mal DK:

Dänisch-Westindien (das sind die Inseln St. Croix, St. Thomas und St. John) hatte von etwa 1740 bis 1917 eigene Münzen, die letzten wurden 1907 geprägt. Eventuell gab es schon vorher Gegengestempelte aus anderen karibischen Kolonien. 1917 wurde es an die USA verkauft. Auf St. Thomas befand sich ein großes Kohlelager für die Dampfschiffe, weshalb es von dort reichlich private Token für die Kohlenträger gibt.
Die in sichtweite liegenden Nachbarinseln der Britischen Jungferninseln hatten andere Münzen mit "Tortola", dem Namen der Hauptinsel, gegengestempelt. Seit den siebzigern verkaufen sie "Münzsätze" in PP an Kreuzfahrttouristen, mit denen man dort aber nicht einkaufen könnte. Man rechnet in Dollars aus dem Land, das man am meisten hasst.
Färöer hatte einige private Notprägungen (Siemsen, Kjölbro und Petersen) am Anfang des letzten Jahrhunderts. Ansonsten kursierte und kursiert bis heute das Geld des Mutterlandes. Lediglich in der Zeit des zweiten Weltkrieges gab es einen Jahrgang dänischer Münzen, der in London ohne die üblichen Münzzeichen geprägt wurde, und der nur für die - von Deutschland unbesetzten - Färöer-Inseln geprägt wurde.
Grönland hatte ca. von 1926 bis 1964 Kolonialgeld und vorher etliche lokale Notgeldprägungen. (Angmagssalik, Ost Grönland, Öresund, Ivigtut, Thule - Kap York, Kryolith Minen- und Handelsgesellschaft, Grönlandsk Minedrift u. a. m.)
Auf den Nikobaren gab es - meines Wissens - niemals eigenes Geld in Münzform. Die Dänen prägten jedoch fleißig in Tranquebar auf dem Festland und zeitweise sogar auf Ceylon.
Vergessen hast Du z. B. Island, für das ab 1926 Kolonialmünzen geprägt wurden und das seit 1946 eigene Münzen prägt.
Norwegen war bis 1814 ebenfalls dänische Kolonie.
Auch Plön, Altona und ein paar andere deutsche Städte waren zeitweise dänisch.

Du siehst das Thema ist nahezu grenzenlos!!!
Ich könnte mich über Vieles aufregen, aber zum Glück bin ich nicht verpflichtet dazu. :-)

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Beitrag von B12 » Sa 24.12.05 12:02

@Afrasi

danke für deinen Beitrag.
Nahezu grenzenlos - zusammen schaffen wir es eine Übersicht
zusammenzustellen. Die würde ich dann überarbeiten und
in Numispedia einpflegen :-)
Oder sollen wir das gleich dort machen ?

Daniel

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Beitrag von Afrasi » Sa 24.12.05 15:44

Na denn ... zu F mal in Auswahl nur die, die man nicht so kennt:

Royaume d'Araucanie et de Patagonie
Royaume de Porto Novo
Ile de la Desirade
Obock
Iles du Vent / Iles du Vent et sous le Vent
Pondichery
Karikal
Yanaon
Masulipatnam
Mahe
Chandernagor
Surate
Foutar-Djalon
Tonkin
Tabago
Cochinchine
Ile de France / Bonaparte / Bourbon

die Corsen halten sich auch für eine Kolonie ...
Ich könnte mich über Vieles aufregen, aber zum Glück bin ich nicht verpflichtet dazu. :-)

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Beitrag von B12 » Sa 24.12.05 16:48

und die haben alle eigene Umlaufmünzen ?

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Beitrag von Afrasi » So 25.12.05 18:08

Die hatten alle mindestens eine Münze, einzelne der indischen Städte sogar recht viele ...
Ich könnte mich über Vieles aufregen, aber zum Glück bin ich nicht verpflichtet dazu. :-)

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Beitrag von B12 » So 25.12.05 23:24

Und wie bringt man Übersicht in diese Vielfalt ?

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Beitrag von Afrasi » Mo 26.12.05 13:50

Tja! Das is dann wohl dein Problem ... Du wolltest ja klaupo und mir nicht glauben. GRINS !!! Ich selbst gehe in der Regel den Weg anders herum. Ich beschäftige mich mit einem heute existierendem Land und ergründe mittels Münzen seine jüngere, seine koloniale und seine vorkoloniale Geschichte. Das ist bisweilen vielfältig genug und manchmal auch schon schwer zu systematisieren. Deine Projekt ist lobenswert, aber mir scheint es zu uferlos. Du darfst mich aber gerne eines besseren belehren ...
Ich könnte mich über Vieles aufregen, aber zum Glück bin ich nicht verpflichtet dazu. :-)

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Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 28.12.05 16:24

Das Problem ist, daß der Begriff "Kolonie" bei näherem hinsehen ganz konturenlos wird. Dahinter stecken viele verschiedene Sachverhalte. Ursprünglich bedeutete Kolonie eine Siedlungskolonie, zB griechische Städte in Italien, US-Staaten; dann gibt es Gebiete, wo es um Rohstoffe ging (Pelze, Gewürze, Edelmetalle, Sklaven), Gebiete, die nur ihrer strategischen oder militärischen Bedeutung wegen fremdbeherrscht wurden (Gibraltar, Malta), dann gibt es Handelsniederlassungen (zB Tsing Tao). Der Grad der europäischen Durchdringung und Beherrschung dieser Gebiete war von ganz unterschiedlicher Intensität, auch das Verhältnis zur einheimischen Bevölkerung, sofern vorhanden, war ganz unterschiedlich). Zur Ordnung: der einschlägige Katalog über britische Kolonialmünzen ordnet geografisch, beginnend mit Nordamerika, Lateinamerika, Atlantik, Afrika, Ceylon, Indien und zum Schluß Mittelmeerraum. Eine alphabetische Ordnung wäre schwierig, da viele Kolonien in verschiedenen Sprachen und Zeiten unterschiedliche Namen trugen. Ein weites Feld, also. Grüße, KAM
Tokens forever!

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Beitrag von Afrasi » Mi 28.12.05 20:25

Hallo KAM! Hast Du den Pridmore eigentlich vollständig? Dann hätte ich da ein paar Fragen ...
Ich könnte mich über Vieles aufregen, aber zum Glück bin ich nicht verpflichtet dazu. :-)

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