Aufstand der Münzmeister unter Aurelian 270-275
Moderator: Homer J. Simpson
Aufstand der Münzmeister unter Aurelian 270-275
Vor ein paar Wochen habe ich es gelesen und leider die Quelle nicht fixiert:
Es gibt antike Berichte über einen "Aufstand der Münzemeister" während der Herrschaft des Aurelian 270-275 n. Chr.. Sie äußersten ihren Unmut über die mangelhafte Qualität des Metalls und die Leichtgewichtigkeit für den Antoninian und weigerten sich demnach, für "Nachschub" zu sorgen, solange dieser Mangel anhält. Auch die Poträt-Graveure schlossen sich dem Streik an. Und in der Tat: wenn man die teils hauchdünnen Hostien des Aurelaian betrachtet, fragt man sich schon, was da los war.
Wer weiß etwas mehr darüber? Ich recherchiere parallel und halte die Legionen selbstverständlich auf dem Laufenden.
Gruß!
Actium
Es gibt antike Berichte über einen "Aufstand der Münzemeister" während der Herrschaft des Aurelian 270-275 n. Chr.. Sie äußersten ihren Unmut über die mangelhafte Qualität des Metalls und die Leichtgewichtigkeit für den Antoninian und weigerten sich demnach, für "Nachschub" zu sorgen, solange dieser Mangel anhält. Auch die Poträt-Graveure schlossen sich dem Streik an. Und in der Tat: wenn man die teils hauchdünnen Hostien des Aurelaian betrachtet, fragt man sich schon, was da los war.
Wer weiß etwas mehr darüber? Ich recherchiere parallel und halte die Legionen selbstverständlich auf dem Laufenden.
Gruß!
Actium
In ‚Die Münze’ schrieb Dr. Granner ( Bilder Prof. Ziller ) eine Reihe, in der er einen Grossteil der Kaiser abarbeitet. Im Jahrgang 1976 auf Seite 533 beginnt er mit Aurelianus. Unter dem Kapitel ‚274’ ( nach einer Einleitung, geht er immer chronologisch vor ) auf Seite 597ff befasst er sich dann mit dem Aufstand. Dort ist zu lesen, das ein Brief des Kaisers über den Aufstand auf uns gekommen ist. Vielleicht suchst du mal in der nächstgelegenen Uni nach der Quelle, ob sie dir weiterhilft.
Anstifter war wohl Felicissimus ein kaiserlicher Sklave dem die Finanzverwaltung anvertraut war. Und hier steht das nicht 7000 tote insgesamt zu beklagen sein, sondern allein 7000 kaiserliche Soldaten aus Dazien und dem Donaugebiet gefallen sind.
Der Volksaufstand war begründet im Währungsverfall : Zu Beginn von Aurelianus Herrschaft 270 wog der Aureus noch 3 g und gegen Ende 274 nur noch 1 g, auch die Antoniniane verlieren zweidrittel ihres Silbergehaltes. Vermutlich kosteten die vielen Kriege mit denen Aurelianus die Reichseinheit wieder herstellte eine Menge Geld. Aber er gehört zu den Kaisern welche sich den Titel Restitutor Orbis auch wirklich erarbeitet haben.
Nach Niederschlagung des Aufstandes beschließt Aurelianus eine Währungsreform, im darauf folgenden Jahr wird er ermordet.
Du solltest auch was in E. Gibbon : Der Untergang des römischen Reiches, um Seite 284 finden.
Grüße Marc
Anstifter war wohl Felicissimus ein kaiserlicher Sklave dem die Finanzverwaltung anvertraut war. Und hier steht das nicht 7000 tote insgesamt zu beklagen sein, sondern allein 7000 kaiserliche Soldaten aus Dazien und dem Donaugebiet gefallen sind.
Der Volksaufstand war begründet im Währungsverfall : Zu Beginn von Aurelianus Herrschaft 270 wog der Aureus noch 3 g und gegen Ende 274 nur noch 1 g, auch die Antoniniane verlieren zweidrittel ihres Silbergehaltes. Vermutlich kosteten die vielen Kriege mit denen Aurelianus die Reichseinheit wieder herstellte eine Menge Geld. Aber er gehört zu den Kaisern welche sich den Titel Restitutor Orbis auch wirklich erarbeitet haben.
Nach Niederschlagung des Aufstandes beschließt Aurelianus eine Währungsreform, im darauf folgenden Jahr wird er ermordet.
Du solltest auch was in E. Gibbon : Der Untergang des römischen Reiches, um Seite 284 finden.
Grüße Marc
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Vorsicht, was erhaltene Briefe und sonstige Urkunden angeht. Meistens ist die Quelle die Historia Augusta, so auch in diesem Falle. Die HA ist vollgestopft mit Briefen und anderen Dokumenten, die allesamt (mit evtl. einer Ausnahme) als Fakes des Autors gelten.
Es gibt juristische Urkunden, die im Codex Iustinianus und anderen Rechtssammlungen überliefert wurden und als authentisch gelten.
Der angebliche Brief findet sich in Kap. 38 der Vita Divi Aureliani:
Fuit sub Aureliano etiam monetariorum bellum Felicissimo rationali auctore. Quod acerrime severissime compescuit, septem tamen milibus suorum militum interemptis, ut epistula docet missa ad Ulpium Crinitum ter consulem, qui cum ante adoptaverat:
"Aurelianus Augustus Ulpio patri. Quasi fatale quiddam mihi ait, ut omnia bella quaecumque gessero, omnet motus ingravescant, ita etiam seditio intramurana bellum mihi gravissimum peperit. Monetarii auctore Felicissimo, ultimo servorum, cui procurationem fisci mandaveram, rebelles spiritus extulerunt, hi compressi sunt septem milibus lembariorum et ripariensium et castrianorum et Daciscorum interemptis. Unde apparet nullam mihi a dis immortalibus datam sine difficultate victoriam."
In der Übersetzung von Ernst Hohl:
Unter Aurelian kam es auch durch die Schuld des Schatzmeisters Felicissimus zu einem Münzerkrieg. Diesen Aufstand warf er mit größter Energie und Strenge nieder, wobei 7.000 Mann seiner Soldaten getötet wurden, wie sich aus dem Brief ergibt, den er an den dreifachen Konsul Ulpius Crinitus, seinen Adoptivvater gerichtet hat:
Kaiser Aurelian an seinen Vater Ulpius. Gleich als ob es mir vom Schicksal bestimmt sei, dass alle von mir geführten Kriege die allgemeine Unruhe noch steigern, hat auch noch ein Aufruhr innerhalb der Mauern Roms mir einen äußerst gefährlichen Krieg zugezogen. Auf Anstiften des Felicissimus, des geringsten meiner Sklaven, den ich mit der Verwaltung des Fiskus beauftragt hatte, haben sich die Münzer erhoben. Sie wurden niedergeworfen, wobei 7.000 Mann von der Stromflottille, von den Uferposten, von den Garnisonstruppen und von dakischen Einheiten ums Leben kamen. Daraus geht hervor, dass mir die unsterblichen Götter keinen mühelosen Sieg in den Schoß geworfen haben."
Iotapianus
Es gibt juristische Urkunden, die im Codex Iustinianus und anderen Rechtssammlungen überliefert wurden und als authentisch gelten.
Der angebliche Brief findet sich in Kap. 38 der Vita Divi Aureliani:
Fuit sub Aureliano etiam monetariorum bellum Felicissimo rationali auctore. Quod acerrime severissime compescuit, septem tamen milibus suorum militum interemptis, ut epistula docet missa ad Ulpium Crinitum ter consulem, qui cum ante adoptaverat:
"Aurelianus Augustus Ulpio patri. Quasi fatale quiddam mihi ait, ut omnia bella quaecumque gessero, omnet motus ingravescant, ita etiam seditio intramurana bellum mihi gravissimum peperit. Monetarii auctore Felicissimo, ultimo servorum, cui procurationem fisci mandaveram, rebelles spiritus extulerunt, hi compressi sunt septem milibus lembariorum et ripariensium et castrianorum et Daciscorum interemptis. Unde apparet nullam mihi a dis immortalibus datam sine difficultate victoriam."
In der Übersetzung von Ernst Hohl:
Unter Aurelian kam es auch durch die Schuld des Schatzmeisters Felicissimus zu einem Münzerkrieg. Diesen Aufstand warf er mit größter Energie und Strenge nieder, wobei 7.000 Mann seiner Soldaten getötet wurden, wie sich aus dem Brief ergibt, den er an den dreifachen Konsul Ulpius Crinitus, seinen Adoptivvater gerichtet hat:
Kaiser Aurelian an seinen Vater Ulpius. Gleich als ob es mir vom Schicksal bestimmt sei, dass alle von mir geführten Kriege die allgemeine Unruhe noch steigern, hat auch noch ein Aufruhr innerhalb der Mauern Roms mir einen äußerst gefährlichen Krieg zugezogen. Auf Anstiften des Felicissimus, des geringsten meiner Sklaven, den ich mit der Verwaltung des Fiskus beauftragt hatte, haben sich die Münzer erhoben. Sie wurden niedergeworfen, wobei 7.000 Mann von der Stromflottille, von den Uferposten, von den Garnisonstruppen und von dakischen Einheiten ums Leben kamen. Daraus geht hervor, dass mir die unsterblichen Götter keinen mühelosen Sieg in den Schoß geworfen haben."
Iotapianus
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Man muß diesen Aufstand der Münzmeister sicherlich vor dem Hintergrund der Gesamtereignisse sehen. Aurelian war ein starker Herrscher, ohne den die großen Reformen unter Diocletian nicht möglich gewesen wären. Seine Reformen in Finanzen und Verwaltung waren wegbereitend, in der Hinwendung zum Sonnengott knüpfte er möglicherweise an Elagabal an – mit einem „Schuß“ Monotheismus. Der Geburtstag des „Sol Invictus“ fiel auf den 25. Dezember. Aurelian beendete das Zwischenspiel des Gallischen Sonderreiches und der Herrschaft Zenobias in Palmyra.
Naturgemäß machte man sich bei solchen großen Strukturänderungen auch große Feinde – vor allem im Senat. Eine kleine Niederlage gegen die Germanen hatte Aurelians Ansehen ein wenig geschwächt, jetzt gab es den Aufstand der „Münzer“ (warum auch immer), dem sich einige Senatoren nur zu gerne anschlossen. Aurelian konnte diesen Aufstand relativ schnell, wenn auch unter größeren Verlusten, niederschlagen. Im Prinzip war dies eine Nebensächlichkeit im Verhältnis zu den Gefahren an den Reichsgrenzen – aber große Politik wurde immer noch in Rom gemacht.
Dies in aller Kürze
Grüße
Zwerg
Naturgemäß machte man sich bei solchen großen Strukturänderungen auch große Feinde – vor allem im Senat. Eine kleine Niederlage gegen die Germanen hatte Aurelians Ansehen ein wenig geschwächt, jetzt gab es den Aufstand der „Münzer“ (warum auch immer), dem sich einige Senatoren nur zu gerne anschlossen. Aurelian konnte diesen Aufstand relativ schnell, wenn auch unter größeren Verlusten, niederschlagen. Im Prinzip war dies eine Nebensächlichkeit im Verhältnis zu den Gefahren an den Reichsgrenzen – aber große Politik wurde immer noch in Rom gemacht.
Dies in aller Kürze
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Zwerg
ΒIOΣ ΑΝЄΟΡΤAΣΤΟΣ ΜΑΚΡΗ ΟΔΟΣ ΑΠΑNΔΟKEYTOΣ
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