40 Nummi - in Gold??

Münzen des alten Byzanz

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40 Nummi - in Gold??

Beitrag von Oystein » Mo 29.05.06 00:12

Hallo Leute,
hier kommt ein vollkommen Fachfremder, der hat ne Bekannte, die hat ne Münze...

Ich habe jetzt fleißig gewikipediat und mich von Link zu Link geklickt und finde haufenweise Bestätigungen, dass es ein 40 Nummis Stück aus dem 12. Jahre Justinians, geprägt in Constantinopel, ist.

Indes - das Stück sieht so perfekt aus - entweder Gold, oder Fälschung neueren Datums, denn was ich gesehen habe war doch immer Bronze (evtl. Kupfer?) und entsprechend patiniert.

Was meint ihr - Gold-Nummis, oder Fälschung? Und was wäre jeweils der Wert - Hausnummer, meine ich?

Danke schon mal!!
Gruß
Erich
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Wurzel
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Beitrag von Wurzel » Mo 29.05.06 00:35

Hallo Oystein,

ich fürchte fast, daß da jemand einen normalen Follis mit Goldfarbe angemalt hat, an der Hand die den Kreuzglobus hält sieht man noch die das Kupfer durchscheinen.
Außerdem kenne ich keinen Follis in Gold.
Schade denn wenn es sich so verhält ist eine eigentlich gut erhaltene Münze versaut worden.
Ich möchte Dich aber noch bitten auf eine Aussage der "alten Hasen " hier im Forum zu warten, da ich selbst ganz blutiger Anfänger in Sachen Byzanz bin.


Liebe Grüße Wurzel
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Beitrag von Oystein » Mo 29.05.06 00:45

Sie sagt sie hat die Münze im Feld gefunden, beim Umgraben einer Weide. Mir fehlt die Vorstellung, wie eine gold angemalte Bronzemünze auf eine Weide kommt...
Ich habe das Ding leider noch nicht selber gesehen. Ich geb ihr mal den Tipp - was, wenn man mit nem Fingernagel kratzt, oder mit üblichen Farblösungsmitteln rangeht - schadet das der Substanz?

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Beitrag von Wurzel » Mo 29.05.06 00:54

Wie gesagt,
ich bin blutiger Anfänger.

Ansonsten findest Du hier einen Follis wie er aussehen sollte:

http://www.wildwinds.com/coins/sb/sb0163.9.jpg
http://www.wildwinds.com/coins/sb/sb0163.html

Andererseits hätte ich so eine Münze hätte ich sie vermutlich auch in einem Feld weggeworfen......

Hier die Bestimmung nach Sear Byzantine Coins

JUSTINAUS I 527-565
Münzstätte Konstantinopel Offizin 5 ( E)
Regierungsjahr 12 ( 538/39)
Sear 163
Von einer goldenen Prägung steht da nichts.
Würde mich auch sehr wundern wenn so eine Münze die damalige Münzstätte verlassen hätte, da währen vermutlich diverse Köpfe gerollt.

Bitte nicht an der Münze kratzen, oder sie in Terpentin legen, es besteht auch die Möglichkeit das sie vergoldet wurde.

Wie gesagt wirklich schade.......

Liebe Grüße Wurzel
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Beitrag von Oystein » Mo 29.05.06 01:03

Wertminderung durch Vergolden??
Das ist wie Tod durch Bonga-Bonga! :D

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Beitrag von Wurzel » Mo 29.05.06 01:10

Ziel eines Münzsammlers ist es eine Münze im Originalzustand zu sammlen, eine wie auch immer veränderte Münze ist für eine Sammlung wertlos.
Die Nachfrage bestimmt den Preis, und nach einem vergoldeten Follis wird es bei einem erfahrenen Münzsammler keine Nachfrage geben.

Ich würde sie so jedenfalls nicht wollen, im Originalzustand hätte ich sie aber genommen.
Ist übrigens bei modernen Münzen das selbe, vergoldet gleich wertlos, da verlieren die Münzen sogar per Gesetz den offiziellen Status als Zahlungsmittel.

In meinen Augen ist da ein fast 1500 Jahre alter historischer Gegenstand total verändert worden.

Die Franzosen würden sich sicherlich auch nicht über eine vergoldete Mona Lisa freuen.

Liebe Grüße Wurzel
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Beitrag von Oystein » Mo 29.05.06 01:30

Das verstehe ich beinahe - ich will auch nicht durch Bonga-Bonga sterben, sondern ich will Bonga-Bonga, und später in Ruhe sterben ;)

Bleibt die Frage: Wer vergoldet eine byzantinische Münze und wirft sie auf eine deutsche Weide?
Gibt es für das Vergolden Gründe, Vorbilder? War das irgendwann mal Mode?

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Beitrag von Wurzel » Mo 29.05.06 01:39

Diese Frage wird sich nicht klären lassen,

vorrausgestzt ich habe Recht, gibt es folgende möglichkeiten:

1. Jemand hat sie vergoldet mit der Hoffnung sie dann für teures Geld bei Ebay verkaufen zu können, und es hat nicht funktioniert.
2. Irgendeinjemand fand die Münze so schöner, bis er sich`s anders überlegt hat.
3. Irgendjemand hatte langeweile..
usw.

Nebenbei, wenn Du dir den Link oben genau anschaust sind da auch die Verkaufspreise zu sehen, die gut erhaltenen Münzen sind für viel Geld weggegangen eine Sogar für 400 USD.

Übrigens wird beim vergolden dieser Münze höchsten Gold im Wert von 1 - 2 Euro draufgegangen sein also auch nicht wirklich mehr Materialwert.

Deine Einstellung zu Bonga Bonga kann ich gut nachvollziehen.

Liebe Grüße Wurzel
Zuletzt geändert von Wurzel am Mo 29.05.06 01:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Oystein » Mo 29.05.06 01:44

Klar, da müsste jetzt Detektivarbeit vor Ort ran - genauer Fundort, Schicht usw., um zu bestimmen, wie lange die Münze mindestens dort war. Dann jemand, der sich mit so was auskennt und ein Mikroskop hat oder was weiß ich...
Vielleicht ist sie schon in der Spätantike vergoldet worden? Eine Art Glückspfennig für einen byzantinischen Handelsmann?
Ich geh pennen und träume mal drüber!

Danke dir herzlich bis hierher - ich hab echt nicht mit so schneller Antwort gerechnet!

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Beitrag von Marc » Mo 29.05.06 01:47

Hat sie eine abgebrochene Öse, Lötstelle oder so.

Vieleicht diente sie als Schmuck, und wurde dort verlohren.

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Beitrag von Oystein » Mo 29.05.06 01:48

@ Marc - siehe Foto: Nein.

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Beitrag von Wurzel » Mo 29.05.06 01:49

Bitte,
gern geschehen.
Eine antike Vergoldung halte ich für eher Unwahrscheinlich.

Ich hoffe das sich noch einer unserer erfahrenen Sammler zu Wort meldet, wie gesagt ich bin blutiger Anfänger.
Also nicht gleich im Klo runterspülen :wink:

Gute Nacht

Wurzel
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Beitrag von Scheleck » Mo 29.05.06 02:41

Hallo Oystein,
Der Follis = 40 Nummi ist eine Kupfermünze. Es gibt keinen Follis aus Gold.
Hier könnte auch durch Fehlbelichtung (Kunstlicht ? als Lichtquelle eine normale Glühlampe verwendet ?) beim fotografieren der Eindruck entstanden sein, dass eine Goldmünze vorliegt, auch durch äußere chemische Einwirkung könnte das Kupfer eine fast hellgelbe Färbung angenommen haben.
Der farbige Hintergrund (rot) verstärkt den Eindruck und verändert auch die Farbgebung des Objektes. Auf weißem oder grauem Hintergrund wird die Münze realistischer zu sehen sein.
Gruß Scheleck
Das Auge schläft, bis es der Geist mit einer Frage weckt.

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Beitrag von Scheleck » Mo 29.05.06 12:56

Liebe Byzanzfreunde, Hallo Oystein,
aufgrund eines Hinweises eines Kenners unserer Materie, habe ich im Sear Seite 493 nachgesehen. Unter der Nr. F 17 ist dort eine Fälschung gerade dieses Stückes abgebildet (Follis des Justinianus I. aus der Münzstätte Constantinopel, Jahr 12) mit dem Hinweis auf eine gut gemachte Fälschung, die in größerer Anzahl verkauft wurde.
...
Sie sagt sie hat die Münze im Feld gefunden, beim Umgraben einer Weide. Mir fehlt die Vorstellung, wie eine gold angemalte Bronzemünze auf eine Weide kommt...
Der Hinweis auf einen Ackerfund ist fragwürdig, es sei denn der Vorbesitzer hat die Fälschung erkannt und das Stück auf diese Weise entsorgt.
Mit besten Grüßen Scheleck
Das Auge schläft, bis es der Geist mit einer Frage weckt.

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Beitrag von Oystein » Mo 29.05.06 22:31

Was es nicht alles gibt - Ihr seid klasse! :)

Zum Bildhintergrund: Auf dem unteren Bild kann man erkennen, dass sie die Münze in der Handfläche hält. Auf dem oberen hat offensichtlich der Weißabgleich der Digicam versagt und die Hand orange gemacht und die Münz auch entsprechend sonniger aussehen lassen. Das untere ist realistischer gefärbt.

Ich habe keinen rechten Grund, an ihrer Fundgeschichte zu zweifeln, sie arbeitet im weiteren Sinne landwirtschaftlich nicht weit von Xanten weg.

Waren byzantinische Münzen im der Spätantike auch außerhalb des oströmischen Reiches gebräuchlich und im Umlauf?

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