1 Mark 1873-1916 Gewichtsunterschiede?

1871-1945/48
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goldschatz
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1 Mark 1873-1916 Gewichtsunterschiede?

Beitrag von goldschatz » Fr 22.02.08 07:02

Hallo zusammen,
sowohl im "money trend" als auch in der "Münzenrevue" liegt das Gewicht eines Markstücks bei 5,55g.In Klammern steht dahinter 5,0g.
1. Ist die Angabe in Klammern der reine Silbergehalt oder gab es auch Prägungen mit 5,0g?
Logisch wäre für mich,dass die letzten Ausgaben der Kaiserreich-Mark aufgrund der Kriegswirren leichter geprägt wurden.
2. Gibt es nur die Prägungen mit 5,55g und alles Abweichende ist eine Fälschung?
Würde mich über eure Meinungen freuen.

goldschatz

memyself
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Beitrag von memyself » Fr 22.02.08 10:45

Hallo Goldschatz,

die Silbermünzen wurden bis zum Kriegsende mit dem gleichen Gewicht geprägt (da dies gesetzlich festgelegt war). Allerdings gab es herstellungsbedingt (SEHR enge) Toleranzen. Die 1/2-Mark Stücke wurden in den letzten Kriegsjahren chemisch geschwärzt, um ein Horten zu verhindern. Trotzdem hatten sie alle das selbe Gewicht und denselben Feingehalt wie die älteren Silbermünzen, um dem Gesetz Genüe zu tun.

Bei einem Feingehalt von durchgängig 900/1000 entspricht die Angabe in Klammern dem Gewicht des enthaltenen Silbers. Der Restanteil von 10% ist übrigens Kupfer.

Gruß
MMS
Zuletzt geändert von memyself am So 02.03.08 15:00, insgesamt 1-mal geändert.

goldschatz
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Beitrag von goldschatz » Sa 01.03.08 01:57

Hallo memyself,
danke für die Nachricht.Mir sind schon des öfteren Exemplare dieses Typs mit teils stark abweichendem Gewicht (5g, 5,2g...) untergekommen.
Es könnte ja durchaus sein,dass dieses Fälschungen aus der Zeit sind.Moderne Fälschungen würde ich ausschließen,da sich diese im Prinzip nur bei teuren Jahrgängen und Prägebuchstaben lohnen.
Du sagtest etwas von "herstellungsbedingte Toleranzen",könntest du eventuell sagen,wie viel Gewichtsabweichung noch zugelassen war?

Grüße goldschatz

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Beitrag von memyself » So 02.03.08 14:17

Hallo Goldschatz,

nein tut mir leid, darüber weiss ich nichts.

LG
MMS

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helcaraxe
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Beitrag von helcaraxe » So 02.03.08 14:52

Das nach unten abweichende Gewicht könnte natürlich auch durch Abnutzung entstanden sein.
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von memyself » So 02.03.08 15:02

Lieber helcaraxe,

ich glaub nicht, dass normale Abnutzung messbare Gewichtsunterschiede hervorbringt - lasse mich aber gern eines Besseren belehren.

LG
MMS

goldschatz
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Beitrag von goldschatz » So 02.03.08 16:22

Hallo memyself,

du hast recht.Ich habe mal mit einem 20 Centstück experimentiert.Mit einer Feile habe ich die Oberfläche ein wenig abgeschliffen.
Die Münze hatte danach nur 0,08g weniger Gewicht.
Die Oberfläche müsste schon komplett auf beiden Seiten abgerieben sein,damit ein deutlicher Gewichtsverlust erkennbar werden würde.

Grüße goldschatz

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navada
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Beitrag von navada » Di 04.03.08 09:56

ich glaub nicht, dass normale Abnutzung messbare Gewichtsunterschiede hervorbringt
In der Münzenrevue vom Juni 1990 schreibt Franz. J. Zylka, wie er Markstücke von Kaiserreich mit unterschiedlicher Erhaltung gewogen hatte und kam darauf zu folgenden Unterschieden:
bfr = 5,55(6)g = 100%
vz = 5,54g = 99,8%
vz- = 5,53g = 99,6%
ss-vz = 5,52g = 99,4%
ss+= 5,51-5,45g = 98,1%
ss = 5,44-5,29g = 95,3%
s = (nicht aufgelistet)

Umlauf hat demnach doch größere Auswirkungen auf das Gewicht als das Befeilen frischer Münzen. War es deswegen von so großer Dringlichkeit bei Silbermünzen den Kerbrand zu haben?

Grüße,
/nav
sehr schön ist mir am liebsten!

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Beitrag von memyself » Di 04.03.08 10:11

Das ist schon interessant, aber ich denke, dass bei der Einstufung der Erhaltungsgrade eine gutes Stück Subjektivität eine Rolle gespielt hat. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Gewichtsunterschied z.B. zwischen vz und vz- bzw. st und vz messbar ist. Das "Minus" wird immer subjektiv bleiben.

Interessant wäre zu erfahren, auf welche statistisch relevanten Mengen sich die zitierte Arbeit beruft. Kannst du uns mal ein .pdf- oder .jpg-Link auf die Zylka-Arbeit einstellen?

LG
MMS

goldschatz
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Beitrag von goldschatz » Di 04.03.08 12:57

Die Stücke,die ich schon mal hatte,wichen stark vom eigentlichen Gewicht ab (bis zu 0,5g).Die Erhaltung war dennoch ss-vz,was nicht mit der Auswertung von Zylka übereinstimmen würde.
Plausibel wäre für mich,dass
den letzten Jahrgängen dieses Typs absichtlich,aufgrund des Kriegsnotstandes und fehlender Ressourcen,unedle Metalle wie z.B. Nickel beigemischt wurden.

Grüße goldschatz

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navada
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Beitrag von navada » Di 04.03.08 20:40

Du sagtest etwas von "herstellungsbedingte Toleranzen",könntest du eventuell sagen,wie viel Gewichtsabweichung noch zugelassen war?
Bei Silbertalern betrugen sie bis zu +/-0,4g (1); bei den Silbermarkstücken des Kaiserreichs war die erlaubte 0,3% (2), bei den bundesdeutschen 5DM-Silberstücken 1,25% (1). Eine weitere Quelle (3) besagt für Silbermünzen allgemein 1%. Das sind die herstellungsbedingten Toleranzen. Durch den Umlauf bedingt, wurden die Münzen allmählich immer leichter (4): "[...] Reichs-Silber-, Nickel- und Kupfermünzen, welche in Folge längerer Circulation und Abnutzung an Gewicht oder Erkennbarkeit erheblich eingebüßt haben, werden zwar noch in allen Reichs- und Landeskassen angenommen, sind aber auf Rechnung des Reichs einzuziehen." (5)
Interessant wäre zu erfahren, auf welche statistisch relevanten Mengen sich die zitierte Arbeit beruft. Kannst du uns mal ein .pdf- oder .jpg-Link auf die Zylka-Arbeit einstellen?
Ich habe keine Ahnung wie man das macht. Auf PN übersende ich den Leserbrief gerne per eMail. Eine genaue Anzahl n hat er nicht genannt, aber er hat von seinem "Bestand" gesprochen. Als alteingessener Händler dürften das nicht wenige sein. Notfalls bei ihm selber nachfragen (6).
Plausibel wäre für mich,dass
den letzten Jahrgängen dieses Typs absichtlich,aufgrund des Kriegsnotstandes und fehlender Ressourcen,unedle Metalle wie z.B. Nickel beigemischt wurden.
Möglich, aber nicht sinnvoll, weil Nickel ein kriegswichtiges Material war, mit dem man keine Silbermünzen streckt. Und für die Prägestätte selbst sah ich in dieser Zeit keine Notwendigkeit, sich dem Reichsgesetz absichtlich zu widersetzen. Die Arbeitplätze waren den Menschen damals bestimmt wichtiger.
Es könnte ja durchaus sein,dass dieses Fälschungen aus der Zeit sind.
Möglich. Aber nach den Gewichts- und anderen Toleranzen müssten es Millionen sein! Ich selbst habe an vielen Markstücken erhebliche Differenzen am Durchmesser festgestellt. Einige Stücke waren einfach größer. Vergleicht man die Toleranzangaben von 1873 (2) mit der von 1951 (1), fällt auf, dass es, gelinde gesagt, sehr schwierig gewesen sein müsste, die für die Markstücke geforderten Toleranzen eingehalten zu haben.
Ein sehr (!) umfangreiches Literaturverzeichnis über Fälschungen (zum Schaden der Sammler als auch des Staates) ist auch in (1) zu finden.

Zitierte Literatur:
(1) Weege - Münzfälschungen
(2) RGBl S. 233 (9. Juli 1873), Art 3, §1
(3) transpress Lexikon - Numismatik
(4) Leserbrief von Zylka in der MünzenRevue 06/90 S. 571
(5) RGBl S. 233 (9. Juli 1873), Art 4, §10
(6) www.muenz-zylka.de

Grüße,
/nav
sehr schön ist mir am liebsten!

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Beitrag von goldschatz » Di 04.03.08 21:54

Sehr interessante Ausführungen,navada!
Vielen Dank auch für die Literaturhinweise.

Gruß goldschatz

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navada
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Beitrag von navada » Di 04.03.08 22:51

Hallo goldschatz,

die RGBls (Reichsgesetzblätter) zum Thema Münzen sind in dem Buch von Seidel, "Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871" zusammengefasst und beantwortet eine Fülle von generellen Fragen. Wird bei eBay zeitweise ziemlich günstig angeboten. Der Weege ist freilich etwas teurer, aber lässt zum Thema Fälschungen zur Täuschung von Sammlern kaum Fragen offen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Kaiserreich und da werden etliche Fälschungen in Großformat dargestellt.

Viele Grüße,
/nav
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Beitrag von chicko » Sa 15.03.08 18:34

Hallo!
Auf Grund des Themas habe ich bei mir nachgewogen.
1914 und 1915 haben die Stücke in ST 5,52 bis 5,57 Gramm.
Stücke von J.9 in schön haben etwa 5,22 bis 5,30 Gramm. Die Aussagen von Zylka kann ich nur bestätigen.
Welchen Toleranzbereich hat deine Waage?? Mein Waage hat 0,01 Gramm.
Gruß
chicko
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