Keltengalerie

Keltische Münzen

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biatec
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Beitrag von biatec » Di 06.05.08 10:56

Ist natürlich auch denkbar

Allerdings spricht die offene Darstellung und der kugelige Abschluss dagegen, die eher auf ein Torquespaar hindeuten.

Gerade bei der keltischen Symbolik wird man auf den Hintergrund eines so manchen Beizeichens nie wirklich kommen und muss sich mit einer möglichst allgemeinverständlichen Beschreibung des Bildinhaltes begnügen.

LG

biatec

taurisker
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Beitrag von taurisker » Di 06.05.08 11:06

:-)
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harald
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Beitrag von harald » Di 06.05.08 15:09

Historisch hochinteressantes Exemplar!

Danke Herfried, für die ausführlichen Erläuterungen der historischen Zusammenhäge.
Da hab ich wieder einiges dazugelernt.
Die Münzen der englischen Kelten sind im Moment für mich besonders interessant, da ich immer mehr Parallelen zu den Prägungen unserer Kelten feststellen kann.

Im gleichen Zeitraum wurde im nördlichen Niederösterreich der Prager Typ geprägt, welcher einige Parallelen in der Auflösung des Apollokopfes in geometrische Ornamente, vor allem in Striche und Punkte, aufweist.

Grüße

Harald

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harald
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Beitrag von harald » Di 06.05.08 16:35

Als Beispiel eine frühe Darstellung eines Apollokopfes nach rechts auf einer boischen Drachme des Typs Leier Stern, geprägt Ende des dritten vorchristlichen Jahrhunderts.
Dabei ist das Griechische Vorbild fast 1:1 übernommen.

Der Quinar des Prager Typs wird ebenfalls den Boiern zugeschrieben und zeigt einen nach rechts gerichteten Apollo- oder Athenakopf in geometrischer Auflösung ähnlich der Münze von Taurisker.
Datierung: 80-50v.Chr.

Zum Vergleich ein nach links gerichteter, aufgelöster Kopf auf einem Büschelquinar der Vindeliker.
Datierung 100-50v.Chr.

Grüße
Harald
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harald
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Beitrag von harald » Di 06.05.08 16:56

Aus dem gleichen Zeithorizont eine seltene Lokalprägung aus der Slowakei.
Dabei ist die Stilisierung fast bis zum reinen Ornament fortgeschritten.

Quinar Typus Divinka

Kolnikova Taf.29
Gew: 1,98Gramm

Av: Stilisiertes Pferd links, darüber mehrere Punkte.

Rv: Um ein zentrales Viereck ein neunstrahliger Stern mit Punkten in den Feldern und Balken.

Viele Grüße

Harald
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taurisker
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Beitrag von taurisker » Di 06.05.08 17:30

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harald
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Beitrag von harald » Mo 07.07.08 19:09

Diesmal zeige ich Euch eine vorzüglich erhaltene ostkeltische Tetradrachme des Typs Puppenreiter mit Triskeles.

Dieser Typ hat seine Verbreitung in nordwest- Ungarn und der südwest- Slowakei.
Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung des Audoleon-Typs.

Der bärtige Zeuskopf weist mit Ausnahme der Augendarstellung einen feinen Stempelschnitt auf.

Das trabende Pferd Pferd ist mit übertriebenem Hals- Brustbereich dargestellt.
Darauf befindet sich ein Reiterstumpf mit Mondgesicht und sowohl in den Feldern darüber, als auch vor dem Pferd eine Scheininschrift, der Rest der Philipper- Legende des Vorbildes.
Unter dem Pferd ist über einer punktierten Grundlinie ein Triskeles mit punktförmigen Enden dargestellt.

Gewicht: 12,57Gramm.

Da von diesen Tetradrachmen in den letzten Jahren eine größere Menge stempelgleicher Stücke im Handel war, kann man wohl von einem Schatzfund in unbekannter Anzahl ausgehen.

Datierung: 220-190v. Chr.

Dembski 1350 ident mit: Pink 434

Grüße
Harald
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Beitrag von pixxer » Mo 07.07.08 20:27

Sehr feines Stück Harald, Glückwunsch!

Interessant dass bei diesem fein geschnittenen Portrait gerade auf die Augen so wenig Wert gelegt wurde. Oder denkst du, dass da vielleicht der Stempel nach- umgeschnitten wurde?

Grüße
Pixxer

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harald
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Beitrag von harald » Di 08.07.08 13:32

Michael, da bin ich vollkommen mit Dir einer Meinung.

Dieser Typ wurde von mehreren verschiedenen Stempeln über einen längeren Zeitraum geprägt.

Die vorgestellte Münze stammt aus der Phase des ersten Umschnittes des Aversstempels.
Wie Du richtig bemerkt hast, wurde lediglich das Auge umgeschnitten und der restliche Teil, vor allem im Bereich des Lorbeerkranzes, stark nachgeschnitten.

Grüße
Harald

loron
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Beitrag von loron » Di 08.07.08 20:09

Eine Frage eines Laien:
Wieso werden bei den Kelten die Stempelumschnitte auf's Genaueste beobachtet und beschrieben, während bei Stempelstudien von Römern und Griechen meist eher von unterschiedlichen Stempeln ausgegangen wird?

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harald
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Beitrag von harald » Di 08.07.08 21:15

Hallo Ioron!

Bei den Kelten sind Stempelvergleiche neben anderen Möglichkeiten wie Gewichtsvergleichen, ein Hilfsmittel für die Datierung durch die Erstellung einer relativen Chronologie.

Ganz einfach ausgedrückt:

Da die keltischen Münzen im Gegensatz zu den römischen keinem Herrscher, bzw. Kaiser mit historischen Daten zugeordnet werden können, muß man auf andere Hilfsmittel zurückgreifen.
Nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz an keltischen Münzen wurde im Zuge einer archäologischen Grabung innerhalb einer Schicht oder in einem Grab durch Beifunde wie Fibeln, Keramik, oder organisches Material genau datiert.

Die römischen Prägestempel wurden im Gegensatz zu den keltischen zum Großteil nach deren Abnutzung nicht mehr nachgeschnitten.
Die keltischen Stempel wurden ursprünglich vom Stempelschneider, welcher von Ort zu Ort zog, angefertigt.
Nach deren Abnutzung durch andauernde Prägung wurden diese Stempel vom örtlichen Dorfschmied nachgeschnitten.
Die Menge der Münzen, die aus einem Stempel bis zu dessen Nachschnitt geschlagen werden konnte, betrug bei Tetradrachmen eine beachtliche Anzahl von mehreren tausend Stücken, abhängig davon, wie stark die Schrötlinge vor deren Prägung erhitzt wurden und wie gut das Stempeleisen gehärtet war.

Nach mehrmaligem Nachschnitt und teilweise auch mechanischen Beschädigungen der Stempel wurden diese, oft in Unkenntnis des Erstbildes umgeschnitten, was oft zu völlig neuen Bildinhalten führte.
Ab der Mitte des 2. Jh.v.Chr. kamen auch Bildpunzen zur Anwendung.

Diese Veränderungen der Stempel, aber auch Stempelschäden wie Risse sind ein Mittel zur Erstellung einer Stempelfolge und damit einer relativchronologischen Datierung innerhalb eines Münztyps.

Grüße
Harald

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Beitrag von harald » Sa 19.07.08 11:23

Dieser äußerst seltene Obol stammt mit hoher wahrscheinlichkeit aus dem Gebiet der Boier, worauf vor allem der Dreizack als Beizeichen hinweist.

Die Prägung weist eine hohe Qualität des Stempelschnittes auf und erfolgte in hochwertigem Silber.

Av. Kopf mit gewelltem Haar und Nackenrolle l.
Rv. trabendes Pferd l. darüber Dreizack.
Über dem Dreizack befindet sich ein winziger stilisierter Vierbeiner nach links.

0,81Gramm

De la Tour 10045 Var.
OTA Taf. 33, 415/7 Var. (Rev.)

ca. 200v.Chr.

Gruß
Harald
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taurisker
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Beitrag von taurisker » So 20.07.08 12:32

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Beitrag von harald » So 20.07.08 16:14

Herfried, da bin ich ganz Deiner Meinung.

Auch ich bin immer wieder überrascht, mit welcher Qualität und auch Detailreichtum die Keltischen Stempelschneider ihre eisernen Prägestempelntempel schnitten und das ohne die Zuhilfenahme einer Lupe.

Da haben sie wohl den Griechen einiges abgeschaut.

Grüße
Harald

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Beitrag von taurisker » So 17.08.08 20:25

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