Absurd?!

Kulturgutschutzgesetz

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Di 28.07.09 20:18

Das mit dem Einfrieren hätte aber den Vorteil gehabt, daß man sie eines Tages auch wieder hätte auftauen können! Da gibt es doch eine Gesellschaft, die das für viel Geld mit Menschen macht. :D

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Di 28.07.09 21:00

Menschen oder Tiere einzufrieren ist nicht das große Problem, das schaffe ich auch noch. Nach dem Auftauen wieder lebendig machen, das ist das Problem.

Homer
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chinamul
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Beitrag von chinamul » Mi 29.07.09 10:55

Die schonendste und mit entsprechendem Aufwand notfalls sogar reversible Methode der Aus-dem-Verkehr-Ziehung wäre wohl, die Stücke an einer mittels GPS genau festzuhaltenden Stelle in so großer Meerestiefe zu versenken, daß Raub-Hobbytaucher nicht mehr drankommen können. Allerdings müßte man sie (die Münzen, nicht die Taucher! :wink: ) vorher noch seewasserfest verpacken und sinnvollerweise auch noch mit einem Peilsender versehen oder zumindest mit einem Unterwasserradarechoreflektor. Das alles wird sicher nicht ganz billig zu machen sein, aber Kosten scheinen bei diesem Thema ja ohnehin eine eher untergeordnete Rolle zu spielen.
Der römische Satiriker Juvenal (ca. 65 - ca. 128) läßt aus grauer Vorzeit grüßen (Sat., I, 30): difficile est satiram non scribere = "Es ist schwierig, (hierzu) keine Satire zu schreiben."
Wenn Lächerlichkeit wirklich tötete, wie scherzhaft behauptet wird, müßten inzwischen in verschiedenen Behörden etliche Menschen leblos aus ihren Drehsesseln gekippt sein. Man darf also auf entsprechende Presseberichte gespannt sein.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 29.07.09 18:05

Würd ich mich nicht drauf verlassen, daß das funktioniert. Guckst du: Jimi Hendrix ist tot, und Dieter Bohlen lebt...

Homer
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Lemur
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Beitrag von Lemur » Mi 29.07.09 20:08

Ich kann Euch versichern daß selbst ich bei mehreren Details dieser Posse mir das Lachen nicht verkneifen konnte!
...das ganze Mee`volle`´öme`.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg » Fr 14.08.09 21:15

In der Zeitung "Kunst und Münzen" (rechts ganz unten)

vom 31. Juli gibt es den Bericht eines juristisch versierten Zuschauers über die Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht Fürstenfeldbruck am 22. Juli d.J. über den Einspruch gegen einen Strafbefehl über 1.200,- Euro gegen einen Vater, der für seinen 13-jährigen Sohn über eBay bei Herrn XXX 10 römische Bronzemünzen zum Preis von insgesamt 6,- Euro gesteigert hatte. Die Verhandlung endete wie bekannt mit einem fulminanten Freispruch.

Dieser äußerst interessante Artikel liegt mir als PDF vor, leider kann ich ihn mit 369 Kb nicht verlinken, stelle ihn wenn gewünscht gerne zur Verfügung.

Noch besser wäre es, hätte jemand eine Idee für eine Direktverlinkung.

Netten Abend noch

Zwerg
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areich
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Beitrag von areich » Fr 14.08.09 21:26

Tatsächlich ein Freispruch, nicht eingestellt wegen Geringfügigkeit?

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg » Fr 14.08.09 21:33

Die Bombe platzte dann (bildlich
gesprochen), als die ermittelnde Beamtin
der Kripo Fürstenfeldbruck vernommen
wurde. Die Frage, ob sie etwas
zur Herkunft der Münzen sagen könne
und ob der Verkäufer bekannt sei, muss -
te sie verneinen. Man habe „eine Anzeige
aus Usingen“ bekommen und weiterbearbeitet,
aus der diesbezüglich nichts
zu entnehmen gewesen sei. Zur Frage der
strafbaren Vortat habe man weiter keine
Nachforschungen angestellt.
Damit war der Anklage jede Grundlage
entzogen, denn eine Verurteilung wegen
Hehlerei hätte – vom fehlenden Nachweis
des Vorsatzes und der Bereicherungsabsicht
ganz abgesehen – selbstverständlich
nur dann erfolgen können,
wenn der Nachweis für eine strafbare
Vortat geführt wäre! Die Sitzung wurde
unterbrochen, die Vertreterin der Staatsanwaltschaft
erhielt Gelegenheit zur
Rücksprache mit ihrem Dienstvorgesetzten,
um sich nach oben abzusichern, und
dann beantragte sie konsequenterweise,
den Angeklagten freizusprechen. Das
darauf folgende Urteil (Freispruch ohne
Wenn und Aber) war dann nur noch
Formsache.
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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Fr 14.08.09 21:45

Habe ich doch beim Überfliegen dieses Artikels anstelle von 'eine Anzeige aus Usingen' 'eine Anzeige aus Unsinn' gelesen! Da war wohl mal wieder Freud am Werk.

Mit freudlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

n.......s
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Beitrag von n.......s » Fr 14.08.09 21:51

Peter43 hat geschrieben:Habe ich doch beim Überfliegen dieses Artikels anstelle von 'eine Anzeige aus Usingen' 'eine Anzeige aus Unsinn' gelesen! Da war wohl mal wieder Freud am Werk.

Mit freudlichem Gruß
nein nein, Unsinn ist schon richtig - Mr.Unsinn aus Hessen! Hoffentlich bekommt der **** mal richtig eine auf die Mütze!!! Der vergeudet mit seinem Unsinn wertvolle Zeit und Steuergelder - diese sollte er für die Aufklärung und Bekämpfung von Straftaten einsetzen!

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Beitrag von Zwerg » Fr 14.08.09 22:02

Da muß ich wohl doch noch einmal zitieren
In der Hauptverhandlung, die
am 22. Juli 2009 vor dem Amtsgericht
Fürstenfeldbruck stattfand, wurde dann
ein geradezu fatales Zusammenwirken
von überzogenem Verfolgungseifer, fehlender
Sachkenntnis, mangelnder Sorgfalt
bei der Behandlung der Angelegenheit
und rechtlicher Fehleinschätzung offenbar.
Eingangs des erwähnten Artikels im
NNB heißt es, „die hessische Polizei“ habe
sich den Kampf gegen die Raubgräberei
auf die Fahnen geschrieben. Tatsächlich
scheint es sich allerdings eher
um eine Art Privatfeldzug eines einzelnen
hessischen Kriminalbeamten zu handeln,
der u. a. stellvertretender Vorsitzender
des Geschichtlichen Vereins e.V. im
hessischen Usingen ist. Begleitet wird
sein sicherlich von ehrenwerten Motiven
geleitetes Engagement für den Kulturgüterschutz
in seiner Funktion als Polizeibeamter
von gleichgerichteten Aktivitäten
des Referatsleiters für Denkmalschutz,
Kulturgutschutz usw. im hessischen
Kultusministerium. Dieser wiederum
lässt sich ausweislich eines von ihm
veröffentlichten Artikels (R. Dietrich:
Antiken, Recht und Markt. In: Kunstrechtsspiegel
04/08, S. 174 –181, Fußnote
*) beraten durch den am Römisch-
Germanischen Zentralmuseum in Mainz
tätigen Archäologen Müller-Karpe, der
sich – als Wissenschaftler bisher nicht
nenneswert in Erscheinung getreten –
zum Thema „Raubgrabungen“ schon
wiederholt öffentlich zu Wort gemeldet
und dabei heftig gegen den Handel mit
antiken Kunstgegenständen polemisiert
hat.
Entgegen der derzeitigen Rechtslage
wird von den genannten Kulturgutschützern
beharrlich behauptet, grundsätzlich
sei jeder antike Fundgegenstand, für den
es keinen Herkunftsnachweis gibt, verdächtig,
aus einer illegalen Raubgrabung
zu stammen. Der Käufer derartiger Stücke
mache sich der Hehlerei verdächtig,
da ein rechtmäßiger Erwerb eines solchen
„belasteten Gegenstands“ von Gesetzes
wegen nicht möglich sei. Diese
These hat Niederschlag gefunden in einem
„Informationsblatt zum Besitz/Erwerb
von Kulturgut unter Berücksichtigung
bestehender Kulturschutzgesetze“,
unter Numismatikern als „Lauferpapier“
bekannt, welches die Leitlinien für die
derzeit stattfindende Kriminalisierung
von Sammlern als angebliche Hehler
vorgibt und wohl auch Grundlage für die
hier besprochene Strafanzeige war. Namhafte
Wissenschaftler haben die von Dietrich
und Müller-Karpe vertretene Rechtsauffassung
allerdings in überzeugender
Weise widerlegt
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Beitrag von Peter43 » Fr 14.08.09 22:54

wurde dann ein geradezu fatales Zusammenwirken
von überzogenem Verfolgungseifer, fehlender Sachkenntnis,
mangelnder Sorgfalt bei der Behandlung der Angelegenheit
und rechtlicher Fehleinschätzung offenbar.
Das kenne ich doch! Erinnert mich an die Wormser Prozesse, einen der größten Skandale der bundesdeutschen Rechtsgeschichte!

Mit freundlichem Gruß
Zuletzt geändert von Peter43 am So 16.08.09 11:40, insgesamt 1-mal geändert.
Omnes vulnerant, ultima necat.

vMadai
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Beitrag von vMadai » Sa 15.08.09 09:46

Wie seht Ihr das eigentlich:

Ich überlege gerade, ob ich eine Rechtsschutzversicherung abschließen soll.
Nützt das gegen uniformierte Münzenräuber?

Einen schönen Tag wünscht

vMadai

alexander20
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Beitrag von alexander20 » So 16.08.09 09:42

Hallo Peter43,
Du hast natürlich recht, die Wormser Prozesse waren wahrlich keine Glanzlichter bundesdeutscher Rechtsgeschichte. Der Fürstenfeldbrucker Fall ist aber doch eher eine Bürokratieposse. Es ging mir beim Durchlesen so, dass ich mir das Lachen nicht verkneifen konnte ob einiger Details. Ich sage nur "Anklage wg. Hehlerei, obwohl eine strafbare Vortat nicht vorlag".

Gruß

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Lemur
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Beitrag von Lemur » So 16.08.09 17:20

Zwar kann ich das voll und ganz verstehen,versichere aber daß es Menschen gibt welchen das Lachen in der Angelegenheit auch immer wieder mal im Halse steckenbleibt!
...das ganze Mee`volle`´öme`.

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