Plakette, Anhänger?

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heini
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Plakette, Anhänger?

Beitrag von heini » Mo 21.09.09 14:31

@ wissende

habe hier noch eine alte Plakette,
hat da jemand ggf. Ahnung und kann mir etwas dazu schreiben?

größe ca. 4,5 x 5,5 cm

hatte es schon in einer anderen rubrik geschrieben, denke aber es gehört hier her!?

sorry

gruss heini
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Beitrag von coinsman » Mo 21.09.09 14:58

Moin moin Heini,
dies dürfte ein Taufmedaillon zur Geburt der vierten Tochter, Barbara Sybille, des Herrn Tobias Scheckhen ausgestellt vom Stadtschreiber Alda aus dem Jahr 1654 sein.
Gruß
Holger
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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 21.09.09 14:59

Ein Taufmedaillon, wohl gegossen. Das Motiv ist wohl die Darstellung Jesu im Tempel. Eingraviert gewissermassen die Taufurkunde, das ganze wohl ein Geschenk des Waiblinger Stadtschreibers Joh. Friedrich Volmar an den Täufling: Barbara Sybille Faber, vierte Tochter des Waiblinger Hauptzolleinnehmers Joh. Georg Faber. Taufpate war der fürstl. württembergische Expeditions-Visitationsrat Tobis Scheck aus Stuttgart. Ein spannendes Stück. Grüße, KarlAntonMartini
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Beitrag von heini » Mo 21.09.09 15:03

Danke Euch beiden erstmal!

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coinsman
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Beitrag von coinsman » Mo 21.09.09 15:11

Na ja, lag ich ja nicht ganz falsch.
Namen sind sowieso nur Schall und Rauch :D
Gruß
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 21.09.09 16:04

Die barocke Sprache hat so ihre Besonderheiten: der Taufpate wurde so umschrieben: "Hat aus der Heiligen Taufe gehoben", weil er wirklich den Täufling aus dem Wasserbecken hob. Hier wurde offenbar Stellvertretung praktiziert, der Stuttgarter Taufpate, der nicht da war, ließ sich vertreten, deshalb heißt es "Im Namen des Herrn Tobias Scheckh..." Ich hatte Im Namen ... erst als Übersetzung von In nomine Domini gedeutet, aber dann wäre der Genitiv Tobiae Scheckhen sinnlos. Der Stadtschreiber Volmar war also der stellvertretende Pate.
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 21.09.09 16:18

Und noch eine überflüssige Anmerkung: auch das Datum 10. Januar 1654 kann nicht so ohne Weiteres für bare Münze genommen werden. Denn Waiblingen war württembergisch und damit evangelisch, die hatten die gregorianische Kalenderreform erst 1700 eingeführt. Aus heutiger Sicht fand die Taufe am 20.01.1654 statt.
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Beitrag von coinsman » Mo 21.09.09 16:39

Gehabt Euch wohl für die erbauliche Auskunft.
Man lernet nie aus in seines Lebenslaufe.
Gott zum Gruße
Holger
PS: Verdammich noch mal, fast hab ich mir einen Knoten in die Finger geschrieben :D
Schöne Grüße
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 21.09.09 16:45

Sind wir froh, daß das Teil nicht mittelhochdeutsch beschriftet war... :-)
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Beitrag von chinamul » Mo 21.09.09 18:23

Nun muß ich auch noch meinen unmaßgeblichen Senf dazutun. Die Widmung auf dem Stück drückt sich durch die Schreibung SIBILLA um die korrekte Reihenfolge von I und Y im Namen der klassischen Sibylle von Cumae, einer Orakelpriesterin. Diese dürfte die Namensgeberin für alle späteren Sibillen, Sybillen, Sibyllen (kennt jemand noch andere Schreibweisen?) gewesen sein. Legt man bei der Namensgebung für ein zu taufendes Mädchen also Wert auf eine philologisch richtige Orthografie, muß man wohl SIBYLLE schreiben, denn ΣΙΒΥΛΛΑ ist nun mal das griechische Wort für Seherin.

Gruß

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Beitrag von clarino » Di 22.09.09 21:05

wie wäre es mit dieser Deutung der Gravur ?

IN NAMEN HERN
Im Namen des Herrn
TOBIAE SCHECKHEN FW EXBEDITIONS VISITATIONS RATH ZU SuttG:
Tobias Scheckhen fürstlich württembergischer Expeditions.- und Visitationsrat zu Stuttgart
HAT HERN JOH GEORG FABERN HAUBT ZOLLER ZU WAIB
Hat von Herrn Johann Georg Fabern, Hauptzöllner von Waiblingen (?)
DAS VIERT DÖCHTERLIN BARBARA SIBILLA
Die vierte Tochter Barbara-Sibilla
AUS DEM H TAUFF GEHABEN
Die heilige Taufe gegeben (oder getauft, aus der Taufe gehoben)
STATT=SCHREIBER ALDA
Stadtschreiber als Zeuge (zugegen, allhier,allda)
JOHANN FRIED VOLMAR
Johann Friedrich Volmar
DEN 10. JANUARI 1654

Dabei kann ich nicht genau klären ob der Stattschreiber Taufzeuge oder Taufpate gewesen ist.
Ein Expeditions.- und Visitationsrat könnte ein Geistlicher (mit Taufamt gewesen sein, der die Aufgabe hatte, im Namen des Bischoffs die Kirchenspiele bzw. Klöster zu kontrollieren)

Ein schönes Stück aus der Frühzeit der Paten.- und Taufmedaillen. (fehlt mit leider noch)
Diese Medaillen wurden für den Verkauf in Guss oder Prägung als Taufgeschenke hergestellt.
Avers Darstellung einer Taufszene in einer mittelalterlichen Kirche.
Priester tauft Kind im Hintergrund Eltern und Paten, mit am Taufbecken die Allegorie der Liebe.
Die Rückseite blieb zur nachträglichen Gravur leer und wurde später für eine bestimmte Person mit den nötigen Namen und Daten versehen.
Die Form erinnert an einen Gnadenpfennig.
An der unteren Öse hing meistens noch ein Silbertropfen oder ein gefasster Stein.

da ich der altdeutschen und regionaler Schriftdeutung auch nicht mächtig bin bitte ich bei Fehldeutungen meinerseits um allergnädigste Nachsicht.

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Beitrag von clarino » Do 24.09.09 12:23

Liebe Ratefreunde,
in Numispedia-Taufmedaille ist ein Text auf der Rückseite eingraviert, welcher auch mit einigen Rätseln versehen ist.
Wie würdet ihr den Text interpretieren, bin gespannt welches Ergebnis diese Frage ergibt.

http://www.numispedia.de/Taufmedaille

Ao: 1641. Den ii Aug. Ist Hans Casparus Bartel Schuemans Söhnlein, zue Dambach,
er: durch H: Hans Georg Meggerern von Mergentheim, Im nahmen H: Caspar Adams, von Nördling aus der Hey. Tauff erhaben


Mit Grüßen CLARINO
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Beitrag von KarlAntonMartini » Do 24.09.09 13:29

Sicher ist der Pate Caspar Adam aus Nördlingen. (war vermutlich Protestant). Er ließ sich durch den Mergentheimer Hans Georg Meggerer vertreten. Der Täufling hieß dann Hans Caspar und war der Sohn von Bartholomäus Schuemann. Entweder war die Familie Schuemann in Dainbach (so müßte es wohl heißen, das ist heute ein Gemeindeteil von Bad Mergentheim) ansässig, oder die Ortsangabe bezieht sich auf den Taufort. Dainbach war ritterschaftlich, gehörte den Reichsgrafen von Hatzfeld, da konnte evangelisch getauft werden. 1641 war das in Mergentheim selbst nicht mehr möglich. - Nochmal etwas zu der heute ungewöhnlichen Stellvertretung: Der Taufpate sollte als Reservevater zur Absicherung des Täuflings dienen, wenn der Vater verstarb, quasi eine frühe Form der Risikolebensversicherung. Deshalb nahm man gern wen Wohlhabenden. Da aber aus religiösen Gründen und wegen der hohen Kindersterblichkeit die Taufe eine eilige Sache war, konnte der in Aussicht genommene Pate oft selbst nicht schnell genug anreisen und deshalb nahm man einen Stellvertreter. Grüße, KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Do 24.09.09 13:42

Bei dem Taufpaten handelt es sich höchstwahrscheinlich um den hier: http://209.85.129.132/search?q=cache:4V ... clnk&gl=de

(Schon erstaunlich, was das Netz so alles hergibt.)
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Beitrag von clarino » Fr 25.09.09 22:57

noch eine kleine Aufgabe,
in der fünften Zeile komme ich nicht weiter.
Hinter den Namen kommt eine Abkürzung die "ist Gevatterin" heißen könnte, wie seht ihr das ?
Avers ist das Abbild des Antonius von Padua. Vermutlich der Namensvetter des 2. Namens des Getauften.
Sonst habe ich herausbekommen:

In Jahre 1740
den 2. Hornung
ist getauft
Franzisikus Antonin
Schärtler ist XXXXXX?
Anna Maria
Gigerin


bin gespannt auf eure Ausdeutung. Gruß CLARINO
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Patenmedaillon.jpg

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