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von Peter43 » Mi 30.03.05 00:27
Ich hoffe Pscipio ist mir nicht böse, daß ich so schnell nach seiner schönen Münze mit dem Solkopf auch eine Münze zeige! Aber es hatte mich schon länger gedrängt sie zu zeigen, weil eine Vielzahl von Einzelheiten auf ihr zu sehen ist. Es ist ein Follis des Maxentius, 306-312, Sohn des Maximian.
AE - Follis (AE 2), 6.42g, 24mm, geprägt in Aquileia, 3. Offizin,
Spätsommer 307
Av.: IM C MAXENTIUS PF AVG
belorbeerter Kopf mit Unterkinnbart n.r.
Rv.: CONSERV - VRB SVAE
drapierte, behelmte Roma sitzt in einem tetrastylen Tempel mit 3
Stufen auf Thron(?), Rundschild neben ihr, hält in der li Hand
Langzepter, und überreicht dem Kaiser mit der ausgestreckten re
Hand Globus. Kaiser steht li vor ihr in kurzer Tunika und Chlamys, li
Fuß auf Thronpodest, hält in der li Hand Zepter und streckt re
Hand nach Globus aus. Vor ihnen sitzt ein Gefangener mit spitzer
Mütze, die gefesselten Hände auf dem Rücken. Im Tympanon Lupa,
die die Zwillinge säugt. Kranzgesims geschmückt mit einer
Wellenlinie und Punkten. Als Akroterien re und li auf den Giebelecken
Viktorien, die jede einen Kranz emporhält. Auf der Giebelspitze eine
Kugel.
im Abschnitt: AQ Gamma
RIC VI, Aquileia 113; C.42; fast SS für €60 erstanden
Maxentius war bekanntermaßen der Gegenspieler des Constantin, der 312 in der berühmten Schlacht an der Milvischen Brücke unterlag und bei ihrem Zusammensturz ertrank. Im Gegensatz zu Constantin war er kein Anhänger des Christentums, sondern der alten römischen Religion, was man auf dieser Münze schön sehen kann. Er war allerdings sehr tolerant.
Auf dem TYMPANON, dem Giebelfeld, sieht man die LUPA, die römische Wölfin, mit Remus und Romulus aus der Ursprungsmythologie Roms (Lupa hat übrigens den Nebensinn Prostituierte. Deshalb gibt es ja auch einige Wissenschaftler, die glauben, daß Remus und Romulus von einer solchen aufgezogen worden seien!). Übrigens wird in englischen Texten das Giebelfeld als PEDIMENT bezeichnet. Das hatte mir eine Zeit lang Kopfschmerzen bereitet!
Falls es jemand interessiert: Der Fachausdruck für den Kranzsims ist GEISON. Er ist hier mit der Wellen-Punkt-Linie geschmückt.
AKROTERIEN. Über den Ecken und auf der Giebelspitze griechischer Tempel stand je ein Akroterion, ein ornamentales Gebilde vegetabilen oder figürlichen Charakters, iIn der römischen Baukunst oft als umfangreiche Figurengruppe. Hier findet man die kranzhaltenden Viktorien.
Bei den Tempelbildern dieser Serien findet man die Bezeichnung TETRASTYL und HEXASTYL. Das bedeutet einfach, der Tempel hat 4 Säulen oder der Tempel hat 6 Säulen.
Maxentius entfaltete noch einmal eine große Bautätigkeit in Rom. Erhalten sind heute noch der Tempel für seinen gestorbenen Sohn Romulus auf dem Forum, der jetzt die Eingangshalle der Kirche SS. Cosma e Damiano bildet, und dann die Reste der riesigen Basilica nova auf dem Forum, die als Maxentius- oder Konstantinsbasilika bekannt ist. Sie war das größte Bauwerk des alten Rom und diente als Vorbild für die großen christlichen Basiliken. Er war zunächst bei der Plebs und den Prätorianern sehr beliebt. Das änderte sich erst, als durch die Usurpation des Domitius Alexander in Africa die Getreideversorgung zu leiden begann.
Zu dieser Münze habe ich allerdings auch einige Fragen und hoffe, daß jemand die Antwort weiß:
1. Was ist der runde Gegenstand, den der Kaiser auf der Rückseite am
Gürtel trägt?
2. Was bedeuten die Verzierungen am Zepter, den der Kaiser auf dem
Revers in der Hand hält? Es erinnert mich etwas an die Schlange des
Äskulapstabes. Für Finger halte ich sie aus anatomischen Gründen eher
nicht.
Mit freundlichem Gruß
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Dateianhänge
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Omnes vulnerant, ultima necat.