Historisch interessante Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

B.A.
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Beitrag von B.A. » Do 24.02.05 17:35

Entschuldigt bitte, nach wiederholtem durschauen der Beiträge sah ich das Peter43 schon eine Münze zu diesem Ereigniss vorgestellt hat, auf Seite 5.
Allerdings ist seine Münze RIC 86a.
Dann versteht diesen Beitrag bitte als Ergänzung. :oops: :oops: :oops:
Demonax wurde kurz vor seinem Tode gefragt:"Wer sorgt für dein Begräbnis?" Seine Antwort:"Mein Gestank!"

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Do 24.02.05 18:41

Hallo Bastard-Ratte!

Trotzdem ein sehr informativer Beitrag! Besonders die Sache mit dem Brustpanzer ist interessant.
Jetzt nur noch etwas sorgfältiger beim Zitieren sein! Sowohl der lateinische Auszug aus den Res Gestae des Augustus als auch dessen Übersetzung enthält kleinere Ungenauigkeiten.

Unten ein Denar des Augustus, der den Tempel des Mars Ultor mit dessen darin stehender Statue (wie auf Deinem Denar) zeigt.

AUGUSTUS 27 v. Chr. - 14 n. Chr.
AR Denar „Ungesicherte Münzstätte 2“ in Hispania (Colonia Patricia?) ca. 19 v. Chr.
Av.: CAESAR AVGVSTVS - Kopf rechts barhaupt
Rv.: Viersäuliger Rundtempel mit gewölbtem Dach; darin Statue des Mars; in der Rechten Legionsadler, in der Linken geschultertes Tropaion; im Abschnitt: MART VLT (RIC 70a; BMC 370)

Gruß

chinamul
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B.A.
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Beitrag von B.A. » Do 24.02.05 20:58

Schön das mein Beitrag trotzdem ankommt. :D
Die zitierten Stellen habe ich aus einer Ausgabe des Tatenberichtes "übersetzt, kommentiert und herausgegeben von Marion Giebel" von "Reclam" in Latainisch, Griechisch und Deutsch. Diese Ausgabe ist zwar von 1983 aber ich dachte eigentlich zumindest der Lateinische und Griechische Text stimmt. Na ja, man kann ja nicht alles haben .... :wink:

Mfg
SCheibe
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Beitrag von chinamul » So 06.03.05 20:26

Eine weitere Restitutionsmünze

Diesmal geht es um eine Restitutionsmünze des Titus für Tiberius. Offensichtlich hatten die Flavier ein Faible für die Frühzeit des julisch-claudischen Hauses, wie sonst ließe sich die Vielzahl der Restitutionen durch die Flavier erklären? Sicher hat dabei eine Rolle gespielt, daß sie nach einer Phase erheblicher politischer Wirren (Nero, Bürgerkriege, Galba, Otho, Vitellius) die stabilen Verhältnisse besonders unter Augustus, aber auch unter seinem Nachfolger Tiberius beschwören wollten, um sich dadurch als Garanten einer auf den alten Werten basierenden staatlichen Neuorientierung zu empfehlen. So ist es immer wieder interessant und aufschlußreich zu beobachten, welcher Kaiser für welchen Vorgänger Restitutionsmünzen prägen ließ.

TIBERIUS 14 – 37
AE As Rom 80/81 Restitution durch Titus
Av.: TI CAESAR DIVI AVG F AVGVST IMP VIII - Kopf links barhaupt
Rv.: IMP • T • CAES DIVI VESP AVG REST • um großes S • C
RIC 211 (Titus); C. 73 – 9,31 g

Gruß

chinamul
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Beitrag von Peter43 » Mo 07.03.05 00:18

Endlich wieder eine Münze in diesem interessanten Thread! Danke, Chinamul! Daß die Flavier an die augusteische Zeit anknüpfen wollten, belegen auch die vielen Münztypen die sie der augusteischen Zeit entlehnen. Ich hatte hier einmal eine Münze mit einer Columna rostrata vorgestellt. Dann gibt es Rückseiten mit dem Capricorn, dem Symbol des Augustus, mit der Quadriga der Ceres oder mit Venus an einer Säule lehnend. Dazu gehören auch Wiederholungen von republikanischen Motiven.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von chinamul » So 13.03.05 13:49

Still ruht mal wieder der See, und das seit einer ganzen Woche.

Deshalb komme ich Euch heute mal so: Ihr werdet Euch vielleicht fragen, was eine Münze wie die folgende in diesem Thread zu suchen hat, in dem wir doch historisch interessante Münzen vorstellen wollten. Nun, wenn man den Begriff „historisch“ etwas großzügiger auslegt, dann gehört dieses abgelutschte Stück durchaus hierher. Ich habe es nämlich im Jahre 1954 zum damaligen Wahnsinnspreis von fünf DM erworben, und es war seinerzeit nach mehreren Jahren des Universalsammelns meine erste römische Münze, also gewissermaßen die Initialzündung für eine jahrzehntelange Leidenschaft!

MARCUS AURELIUS 161 – 180
AR Denar Rom 169/170
Av.: M ANTONINVS AVG TR P XXIIII - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: SALVTI AVG COS III - Salus nach links stehend; aus Patera in der Rechten Schlange fütternd, die sich von Altar erhebt; in der Linken Füllhorn
RIC 222; C. 546; BMC 525 (2,66 g)

Natürlich ist ein solcher Denar mir in der Zwischenzeit in weit besserer Erhaltung noch etliche Male im Handel begegnet, aber irgendwie habe ich es nie übers Herz gebracht, ihn gegen ein schöneres Exemplar auszutauschen.
Wie seht Ihr das?

Gruß

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Beitrag von Pscipio » So 13.03.05 15:29

Hallo chinamul

Ich finde es absolut verständlich, dass sich deine erste römische Münze noch immer in deinem Besitz befindet, ungeachtet ihrer vielleicht nicht berauschenden Erhaltung. Bei einer solchen Münze handelt es sich um ein Erinnerungsstück, welches man nicht loswerden sollte!

Im Anhang meine erste selbständig einem Kaiser zugeordnete römische Münze, gefunden in einem Lot Ungereinigter. Auch dieses Stück ist nicht von überragender Qualität, doch verbinde ich mit seinem Anblick die Erinnerung an den Einstieg in unser geliebtes Hobby. Niemals werde ich es hergeben, es wird immer seinen Ehrenplatz in meiner Sammlung behalten!

AE 4 von Constantius II.
Av: DN CONSTANTIVS P F AVG, Büste mit Perlendiadem nach rechts
Rev: VOT XX MVLT XXX in Lorbeerkranz
Ex: ..S(T) (wohl Prägestätte Constantinopel)
Ø 14-15 mm, 1.20 g

Gruss, Pscipio

PS: meine Erinnerung an das "Einstiegsstück" ist noch etwas jünger als deine, und zwar um fünfzig Jahre!
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Beitrag von soggi » Mo 14.03.05 00:24

ohne selber eine münze hintendran zu hängen möchte ich sagen, daß es mir schon bei vielen stücken so gegangen ist, daß ichs kaum übers herz gebracht habe sie wegzugeben...nicht nur bei münzen...und ich kann heute noch zu vielen münzen und anderen sachen sagen, wie ich diese bekommen habe...man gibt immer ein stück von sich selber weg, wenn man solche "treuen gefährten" weggibt...manchmal muß es aber auch sein, denn man kann nicht alles aufheben. aber bei einigen dingen sollte man das sehr wohl tun...ist es nicht schön manchmal in erinnerungen zu schwelgen!? auch wenn ich erst 20 bin, so habe ich doch auch meine fast eben so alten erinnerungen.
:morning: [url=http://soggi.gmxhome.de/Tauschliste.xls]Tauschliste[/url] | [url=http://www.numismatikforum.de/ftopic21383.html]Münzbewertungen[/url]

[b]Ihr seid so wie sie wollen, daß ihr seid.
Und sie wollen, daß ihr bleibt wie ihr seid alle Zeit![/b]

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Beitrag von chinamul » Sa 26.03.05 17:25

Weltwunder: Der Dianatempel von Ephesos auf einem Cistophor des Claudius

Von den sieben Weltwundern der Antike sind heute nur noch die Pyramiden übriggeblieben. Von zweien der anderen gibt es aber immerhin noch numismatische Zeugnisse. So habe ich an anderer Stelle eine Münze aus Alexandria vorgestellt, auf der der Pharos abgebildet ist, jener berühmte Leuchtturm, der den Schiffen in der Antike den Weg nach Alexandria wies (unter dem schon etwas zurückliegenden Thread „Isis und der Pharos von Alexandria“).

Heute geht es um das andere im Münzbild dokumentierte Weltwunder, nämlich den heute nur noch als Trümmerrest vorhandenen Tempel der Diana (oder Artemis) von Ephesos. In der abgebildeten Form ist er bereits ein Neubau des ursprünglichen Weltwundertempels mit seinen 127 Säulen, von denen 36 reliefgeschmückt waren. Nachdem er im Jahr 356 v. Chr. angeblich vom inzwischen sprichwörtlich gewordenen Herostratos angezündet worden war, hatten ihn die Epheser anschließend wieder aufgebaut. Herostratos gestand unter der Folter, den Brand gelegt zu haben, um berühmt zu werden. Auch heute gibt es Menschen, die aus demselben Grunde etwa weltbekannte Gemälde in Museen zerschneiden oder auch möglichst viele Menschen umbringen. Weil wir solche Taten als herostratisch bezeichnen, ist es den Ephesern offenbar nicht gelungen, den Namen des Brandstifters wie geplant aus dem kollektiven Gedächtnis zu tilgen.

Im Tempelinnern sehen wir das Kultbild der Diana Ephesia. Im Gegensatz zur geläufigen Vorstellung einer Diana, die als Jagdgöttin mit Pfeil und Bogen leichtgeschürzt und flinkfüßig durch den Wald springt, ist sie hier eine Fruchtbarkeitsgottheit. Das wird deutlich an den beutelartigen Attributen, mit denen sie über und über behängt ist und die entweder als Brüste oder als Stierhoden gedeutet werden, auf jeden Fall aber als Fruchtbarkeitssymbole.

CLAUDIUS I 41 – 54
AR Cistophor Rom
Av.: TI CLAVD CAES • AVG - Kopf links barhaupt
Rv.: Links und rechts im Feld: DIAN - EPHE
Viersäuliger ionischer Tempel mit figurengeschmücktem Dreieckgiebel; im Tempel das Kultbild der Diana Ephesia
RIC 118; BMC 229 - 10,98 g

Gruß

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Zuletzt geändert von chinamul am Sa 26.08.06 13:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von spider » Sa 26.03.05 20:08

chinamul hat geschrieben: Natürlich ist ein solcher Denar mir in der Zwischenzeit in weit besserer Erhaltung noch etliche Male im Handel begegnet, aber irgendwie habe ich es nie übers Herz gebracht, ihn gegen ein schöneres Exemplar auszutauschen.
Wie seht Ihr das?

Gruß

chinamul

Mir geht es so bei diesem Denar des Lepidus(?).
Auch wenn ich ihm(noch) nicht wieder begegnet bin.
Ein besseres Exemplar würde ich mir schon zulegen aber dieser wird immer einen Platz in der ersten Reihe behalten.

AV:bloßer Kopf n.r.
III V R P C LEPIDVS PONT MAX

RV:bloßer Kopf des Oktavianus
VIR R C CAESAR IMP III
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Beitrag von chinamul » Mo 28.03.05 17:18

Wie einige Beiträge in unserem Forum zeigen, schauen immer mal wieder auch Nicht-Romsammler bei uns herein, und einige scheinen sogar inzwischen Feuer gefangen zu haben. Eine bessere Werbung für unser Sammelgebiet ist ja wohl kaum denkbar.
Ich würde mir deshalb wünschen, daß in diesem Thread ständig neue Münzen vorgestellt werden, damit sich ein Besuch auch lohnt. Dabei muß es sich ja nicht in jedem Fall um numismatische Juwelen handeln, und auch eine begleitende hochwissenschaftliche Abhandlung ist nicht unbedingt erforderlich. Auch ganz gewöhnliche Stücke mit einer ordentlichen Beschreibung können Appetit machen, besonders wenn man vielleicht noch einen Hinweis auf den normalen Kaufpreis hinzufügt. Eventuell sollte man sogar besonders häufige und deshalb preiswerte, aber dennoch eindrucksvolle Münzen zeigen.
Also, macht diesen Thread durch rege Teilnahme zu unserem Schaufenster für alle Münzinteressierten, die Experten wie die Anfänger, die Romsammler wie auch diejenigen, die es noch nicht sind!!!!!

Gruß

chinamul
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Beitrag von Pscipio » Di 29.03.05 17:34

Lieber chinamul, du sprichst mir aus dem Herzen! Die numismatisch tiefschürfenden Diskussionen in diesem Thread sind sehr interessant, können aber, wenn man sich nur darauf beschränkt, auch abschreckend auf Gäste und/oder Neueinsteiger wirken. Deine Idee, hier zusätzlich auch "normale" Münzen vorzustellen, quasi als Appetithäppchen und zur Illustrierung, dass die römische Numismatik nicht NUR schwierig und teuer sein muss, finde ich toll und werde mich deswegen bemühen, ab und zu schöne und nicht allzu teure Münzen aus meiner Sammlung inkl. dem Kaufpreis beizusteuern.

Als erstes möchte ich hier einen Follis von Constantinus I. Magnus vorstellen, von dem mir nach längerer Suche ein ansprechendes Stück in guter Erhaltung in die Hände fiel:

Follis von Constantinus I. Magnus, geprägt 310-313 in Treveri/Trier
Av: IMP CONSTANTINVS AVG, kürassierte und belorbeerte Büste nach rechts.
Rev: SOLI INVICTO COMITI, Büste des Sol mit Strahlenkrone nach rechts.
Ø 22-23 mm, 5.60 g.
Trier RIC VI 892.

Kaufpreis: 48 $.

Die Vorderseite weist in der Legende einige Stempelfehler auf, doch ist das Porträt von sehr guter Qualität. Die Rückseite ist flau geprägt, aber in guter Erhaltung. Solche Stücke kosten bei Händlern in vz-Erhaltung bis zu 150 Euro oder mehr, weshalb ich die 48 $ für eine doch ansehnliche Erhaltung gerne bezahlt habe. In meinen Augen ein schönes Beispiel für eine attraktive und nicht allzu häufige Münze, die man mit etwas Glück zu einem anständigen Preis erwerben kann.

Gruss, Pscipio
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Beitrag von Peter43 » Di 29.03.05 21:28

@Pscipio:

Diese Münze ist zudem relativ selten. Mir ist sie bisher nicht untergekommen. Man kann Dich nur beglückwünschen! Hier kommt mir natürlich wieder die Frage in den Sinn, ob sich etwa Mithras auf dem Revers verbirgt. Allerdings hat Sol hier viel Ähnlichkeit mit dem Porträt des Constantin, sodaß hier wohl auf eine Identität gezielt wird.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Peter43 » Mi 30.03.05 00:27

Ich hoffe Pscipio ist mir nicht böse, daß ich so schnell nach seiner schönen Münze mit dem Solkopf auch eine Münze zeige! Aber es hatte mich schon länger gedrängt sie zu zeigen, weil eine Vielzahl von Einzelheiten auf ihr zu sehen ist. Es ist ein Follis des Maxentius, 306-312, Sohn des Maximian.

AE - Follis (AE 2), 6.42g, 24mm, geprägt in Aquileia, 3. Offizin,
Spätsommer 307
Av.: IM C MAXENTIUS PF AVG
belorbeerter Kopf mit Unterkinnbart n.r.
Rv.: CONSERV - VRB SVAE
drapierte, behelmte Roma sitzt in einem tetrastylen Tempel mit 3
Stufen auf Thron(?), Rundschild neben ihr, hält in der li Hand
Langzepter, und überreicht dem Kaiser mit der ausgestreckten re
Hand Globus. Kaiser steht li vor ihr in kurzer Tunika und Chlamys, li
Fuß auf Thronpodest, hält in der li Hand Zepter und streckt re
Hand nach Globus aus. Vor ihnen sitzt ein Gefangener mit spitzer
Mütze, die gefesselten Hände auf dem Rücken. Im Tympanon Lupa,
die die Zwillinge säugt. Kranzgesims geschmückt mit einer
Wellenlinie und Punkten. Als Akroterien re und li auf den Giebelecken
Viktorien, die jede einen Kranz emporhält. Auf der Giebelspitze eine
Kugel.
im Abschnitt: AQ Gamma
RIC VI, Aquileia 113; C.42; fast SS für €60 erstanden

Maxentius war bekanntermaßen der Gegenspieler des Constantin, der 312 in der berühmten Schlacht an der Milvischen Brücke unterlag und bei ihrem Zusammensturz ertrank. Im Gegensatz zu Constantin war er kein Anhänger des Christentums, sondern der alten römischen Religion, was man auf dieser Münze schön sehen kann. Er war allerdings sehr tolerant.

Auf dem TYMPANON, dem Giebelfeld, sieht man die LUPA, die römische Wölfin, mit Remus und Romulus aus der Ursprungsmythologie Roms (Lupa hat übrigens den Nebensinn Prostituierte. Deshalb gibt es ja auch einige Wissenschaftler, die glauben, daß Remus und Romulus von einer solchen aufgezogen worden seien!). Übrigens wird in englischen Texten das Giebelfeld als PEDIMENT bezeichnet. Das hatte mir eine Zeit lang Kopfschmerzen bereitet!

Falls es jemand interessiert: Der Fachausdruck für den Kranzsims ist GEISON. Er ist hier mit der Wellen-Punkt-Linie geschmückt.

AKROTERIEN. Über den Ecken und auf der Giebelspitze griechischer Tempel stand je ein Akroterion, ein ornamentales Gebilde vegetabilen oder figürlichen Charakters, iIn der römischen Baukunst oft als umfangreiche Figurengruppe. Hier findet man die kranzhaltenden Viktorien.

Bei den Tempelbildern dieser Serien findet man die Bezeichnung TETRASTYL und HEXASTYL. Das bedeutet einfach, der Tempel hat 4 Säulen oder der Tempel hat 6 Säulen.

Maxentius entfaltete noch einmal eine große Bautätigkeit in Rom. Erhalten sind heute noch der Tempel für seinen gestorbenen Sohn Romulus auf dem Forum, der jetzt die Eingangshalle der Kirche SS. Cosma e Damiano bildet, und dann die Reste der riesigen Basilica nova auf dem Forum, die als Maxentius- oder Konstantinsbasilika bekannt ist. Sie war das größte Bauwerk des alten Rom und diente als Vorbild für die großen christlichen Basiliken. Er war zunächst bei der Plebs und den Prätorianern sehr beliebt. Das änderte sich erst, als durch die Usurpation des Domitius Alexander in Africa die Getreideversorgung zu leiden begann.

Zu dieser Münze habe ich allerdings auch einige Fragen und hoffe, daß jemand die Antwort weiß:
1. Was ist der runde Gegenstand, den der Kaiser auf der Rückseite am
Gürtel trägt?
2. Was bedeuten die Verzierungen am Zepter, den der Kaiser auf dem
Revers in der Hand hält? Es erinnert mich etwas an die Schlange des
Äskulapstabes. Für Finger halte ich sie aus anatomischen Gründen eher
nicht.

Mit freundlichem Gruß
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maxentius_113.jpg
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Beitrag von Pscipio » Mi 30.03.05 00:40

Peter43 hat geschrieben:Ich hoffe Pscipio ist mir nicht böse, daß ich so schnell nach seiner schönen Münze mit dem Solkopf auch eine Münze zeige!
Keineswegs! Erst recht nicht bei einer so tollen Münze, die einem nur schon durch deine ellenlange Beschreibung der Rückseite ins Staunen versetzt! Bei diesem Stück sieht man sehr schön, wie viele Informationen die Stempelschneider auf kleinstem Raum unterbringen konnten, ohne das Bild überladen wirken zu lassen.
Peter43 hat geschrieben:1. Was ist der runde Gegenstand, den der Kaiser auf dem Revers am Gürtel trägt?
Könnte es sich um einen Teil des Panzers handeln, gewissermassen der Bauchpanzer?

Gruss, Pscipio
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