Historisch interessante Münzen
Moderator: Homer J. Simpson
- Peter43
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Du hast recht, unter Tiberius gibt es ebenfalls einen As und einen Quadrans mit dem ROM ET AVG Motiv. Aber während der Claudius-Quadrans wahrscheinlich eine Geburtstagsausgabe war - sie erschien am 1.August 41, zum 50.Geburtstag von Claudius - habe ich über den Anlaß der Tiberiusmünzen nichts gefunden. Sie wurden von 14-21 n.Chr. geprägt. Mattingly nimmt an, daß ihre Ausgabe auf Grund des Gallischen Aufstandes von Julius Florian und Julius Scrovir gestoppt wurde.
Der As, Tiberius RIC I, 31 ist übrigens äußerst selten (R4) und nicht im BMC gelistet!
Mit freundlichem Gruß
Der As, Tiberius RIC I, 31 ist übrigens äußerst selten (R4) und nicht im BMC gelistet!
Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.
- Pscipio
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Weg mit den Schulden, herbei mit der Liebe der Untertanen!
Es scheint mir wieder einmal Zeit für einen neuen Beitrag in diesem meinem Lieblingsthread zu sein. Heute möchte ich euch einen Sesterzen von Hadrianus vorstellen, der leider nicht mir gehört und von dem ich wohl auch nie ein solches Prachtstück besitzen werde.
Hadrianus Orichalcum-Sesterz, geprägt 119-121 n. Chr. in Rom.
Av: IMP CAESAR TRAIANVS HADRIANVS AVG P M TR P COS III, belorbeerte und drapierte Büste nach rechts.
Rev: RELIQVA VETERA HS NOVIES MILL ABOLITA, Lictor nach links stehend, hält Fasces links und verbrennt mit der Rechten ein Bündel Dokumente, ihm gegenüber drei Bürger nach rechts stehend.
Ø 34 mm, 26.42 g.
RIC 592b, BMC 1208, C. 1282 var.
Nach dem Tode Traians 117 n. Chr. in Kilikien auf der Rückreise von seinem Partherfeldzug, übernahm der Gouverneur von Syrien und offizielle (?? ) Nachfolger Hadrian sein Amt. Nach Überwinterung in Kleinasien und einem Abstecher an die Donau kehrte der neue Princeps wohl im Juli 118 n. Chr. nach Rom zurück. Um seine Beliebtheit zu steigern und seinen Herrschaftsantritt zusätzlich zu legitimieren, veranstaltete er einen Thriumph zu Ehren des verstorbenen Traians, unterstütze arme Kinder in Italien und verteilte grosszügige Geschenke. Die wohl wichtigste Handlung aber war die Erlassung aller unter Traian angelaufenenen Steuerschulden; öffentlich liess der Princeps die Steuerdokumente verbrennen und stellte damit das Vertrauen in den Staat wieder her, während dieser Schritt (natürlich) auch seine Beliebtheit im Volk steigern sollte.
Zum Gedenken an diesen Steuererlass bei Amtsantritt wurde in den folgenden Jahren eine Reihe von Sesterzen geschlagen (RIC 590-593). Die Legende "RELIQVA VETERA HS NOVIES MILL ABOLITA" lässt sich sinnesgemäss etwa wie folgt übersetzen: "ausstehende Schulden von neun mal hunderttausend Sesterzen erlassen". Da HS eine römische Standardabkürzung für eine variable Summe an Sesterzen war (ein einzelner Sesterz, eine Einheit von 1000 Sesterzen oder eine Einheit von 100'000 Sesterzen), wurde aber von verschiedener Seite argumentiert, dass das HS im Zusammenhang mit den tausend (MILL(E)) steht, man also eher von "neun mal hunderttausend Einheiten von tausend Sesterzen" ausgehen müsste: 900 Millionen Sesterzen. Diese Zahl erscheint, auf die Grösse des Imperiums und die offensichtliche Wichtigkeit der Handlung bezogen, wahrscheinlicher, denn eine Summe von nur 900'000 Sesterzen wirkt für einen allgemeinen Steuererlass doch eher bescheiden. Vielleicht kann chinamul dazu noch einige grammatikalische Überlegungen beisteueren (sorry, dass immer du herhalten musst ).
Die Darstellung der Verbrennung der Steuerdokumente vor drei offensichtlich erfreuten (wer kann es ihnen verdenken?) Bürgern ist eine der interessantesten Bildnisse, die ich bis anhin auf einer römischen Münze gesehen habe. Bemerkenswert und selten ist auch die Nennung von Sesterzen auf einer Münze, noch dazu auf einem Sesterzen selbst!
Gruss, Pscipio
Es scheint mir wieder einmal Zeit für einen neuen Beitrag in diesem meinem Lieblingsthread zu sein. Heute möchte ich euch einen Sesterzen von Hadrianus vorstellen, der leider nicht mir gehört und von dem ich wohl auch nie ein solches Prachtstück besitzen werde.
Hadrianus Orichalcum-Sesterz, geprägt 119-121 n. Chr. in Rom.
Av: IMP CAESAR TRAIANVS HADRIANVS AVG P M TR P COS III, belorbeerte und drapierte Büste nach rechts.
Rev: RELIQVA VETERA HS NOVIES MILL ABOLITA, Lictor nach links stehend, hält Fasces links und verbrennt mit der Rechten ein Bündel Dokumente, ihm gegenüber drei Bürger nach rechts stehend.
Ø 34 mm, 26.42 g.
RIC 592b, BMC 1208, C. 1282 var.
Nach dem Tode Traians 117 n. Chr. in Kilikien auf der Rückreise von seinem Partherfeldzug, übernahm der Gouverneur von Syrien und offizielle (?? ) Nachfolger Hadrian sein Amt. Nach Überwinterung in Kleinasien und einem Abstecher an die Donau kehrte der neue Princeps wohl im Juli 118 n. Chr. nach Rom zurück. Um seine Beliebtheit zu steigern und seinen Herrschaftsantritt zusätzlich zu legitimieren, veranstaltete er einen Thriumph zu Ehren des verstorbenen Traians, unterstütze arme Kinder in Italien und verteilte grosszügige Geschenke. Die wohl wichtigste Handlung aber war die Erlassung aller unter Traian angelaufenenen Steuerschulden; öffentlich liess der Princeps die Steuerdokumente verbrennen und stellte damit das Vertrauen in den Staat wieder her, während dieser Schritt (natürlich) auch seine Beliebtheit im Volk steigern sollte.
Zum Gedenken an diesen Steuererlass bei Amtsantritt wurde in den folgenden Jahren eine Reihe von Sesterzen geschlagen (RIC 590-593). Die Legende "RELIQVA VETERA HS NOVIES MILL ABOLITA" lässt sich sinnesgemäss etwa wie folgt übersetzen: "ausstehende Schulden von neun mal hunderttausend Sesterzen erlassen". Da HS eine römische Standardabkürzung für eine variable Summe an Sesterzen war (ein einzelner Sesterz, eine Einheit von 1000 Sesterzen oder eine Einheit von 100'000 Sesterzen), wurde aber von verschiedener Seite argumentiert, dass das HS im Zusammenhang mit den tausend (MILL(E)) steht, man also eher von "neun mal hunderttausend Einheiten von tausend Sesterzen" ausgehen müsste: 900 Millionen Sesterzen. Diese Zahl erscheint, auf die Grösse des Imperiums und die offensichtliche Wichtigkeit der Handlung bezogen, wahrscheinlicher, denn eine Summe von nur 900'000 Sesterzen wirkt für einen allgemeinen Steuererlass doch eher bescheiden. Vielleicht kann chinamul dazu noch einige grammatikalische Überlegungen beisteueren (sorry, dass immer du herhalten musst ).
Die Darstellung der Verbrennung der Steuerdokumente vor drei offensichtlich erfreuten (wer kann es ihnen verdenken?) Bürgern ist eine der interessantesten Bildnisse, die ich bis anhin auf einer römischen Münze gesehen habe. Bemerkenswert und selten ist auch die Nennung von Sesterzen auf einer Münze, noch dazu auf einem Sesterzen selbst!
Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.
- chinamul
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Hallo Pscipio!
Zur Grammatik gibt es nicht so viel zu sagen, außer daß diese Legende mal nicht im Ablativ steht. Das erkennt man an VETERA. Damit sind wohl alle drei a-Endungen Neutrum Plural und beziehen sich wohl auf die genannte Summe ("die Zahlungen der bereits länger aussstehenden 900.000.000 Sesterzen sind nunmehr erlassen").
Ich teile Deine Schlußfolgerung, daß es sich hier tatsächlich nicht um die Summe von nicht einmal einer Million Sesterzen gehandelt haben kann, da das zur damaligen Zeit "peanuts" waren, die nie und nimmer zur Herausgabe einer Münze geführt hätten.
Gruß
chinamul
Zur Grammatik gibt es nicht so viel zu sagen, außer daß diese Legende mal nicht im Ablativ steht. Das erkennt man an VETERA. Damit sind wohl alle drei a-Endungen Neutrum Plural und beziehen sich wohl auf die genannte Summe ("die Zahlungen der bereits länger aussstehenden 900.000.000 Sesterzen sind nunmehr erlassen").
Ich teile Deine Schlußfolgerung, daß es sich hier tatsächlich nicht um die Summe von nicht einmal einer Million Sesterzen gehandelt haben kann, da das zur damaligen Zeit "peanuts" waren, die nie und nimmer zur Herausgabe einer Münze geführt hätten.
Gruß
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Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- donolli
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du schreibst, dass nur bis caracalla die sesterzen aus orichalcum bestanden. welche legierung wurde danach verwendet?Pscipio hat geschrieben:Hallo Bastard-Ratte
Orichalcum ist eine messingähnliche Legierung, aus der die Schrötlinge der Sesterzen und Dupondien bestanden (jedenfalls bis zu Caracalla, Irrtum vorbehalten). Asse hingegen sind aus Kupfer.
Gruss, Pscipio
cheers donolli
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@donolli
Eine kurze Durchsicht von Coinarchives und vcoins zeigt, dass auch nach Caracalla anscheinend noch Orichalcum-Sesterzen geprägt wurden, viele werden aber nicht angezeigt. Allerdings scheinen viele Verkäufer keinen Unterschied zwischen AE und Orichalcum zu machen, weshalb dieses Bild verzerrt sein mag. Wenn du den RIC für die Zeit nach Caracalla besitzt, kannst du das verwendete Material ja nachschlagen.
Gruss, Pscipio
Eine kurze Durchsicht von Coinarchives und vcoins zeigt, dass auch nach Caracalla anscheinend noch Orichalcum-Sesterzen geprägt wurden, viele werden aber nicht angezeigt. Allerdings scheinen viele Verkäufer keinen Unterschied zwischen AE und Orichalcum zu machen, weshalb dieses Bild verzerrt sein mag. Wenn du den RIC für die Zeit nach Caracalla besitzt, kannst du das verwendete Material ja nachschlagen.
Gruss, Pscipio
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@donolli
@Pscipio
Orichalcum (griech. für "Bergerz"), oder volksetymologisch wegen seiner Goldfarbe auch Aurichalcum genannt, ist eine Legierung aus Kupfer und Zink, entspricht also unserem Messing. Der Zinkanteil betrug dabei zu Beginn der Kaiserzeit ca. 15 - 20 %, nahm aber wegen der Knappheit an Zink allmählich ab und wurde nach und nach durch Zinn ersetzt. Die Legierung änderte sich also in Richtung auf Bronze. Dadurch verloren die Sesterzen und Dupondien ihre ursprünglich goldgelbe Farbe und wurden eher bräunlich (etwa ab der Mitte des 2. Jahrhunderts). Sesterzen und Dupondien aus reinem Kupfer scheint es hingegen nicht gegeben zu haben.
Diese Ausführungen stützen sich auf Robert Göbl, Antike Numismatik, Bd. I, München 1978, pp. 36/37
Gruß
chinamul
@Pscipio
Orichalcum (griech. für "Bergerz"), oder volksetymologisch wegen seiner Goldfarbe auch Aurichalcum genannt, ist eine Legierung aus Kupfer und Zink, entspricht also unserem Messing. Der Zinkanteil betrug dabei zu Beginn der Kaiserzeit ca. 15 - 20 %, nahm aber wegen der Knappheit an Zink allmählich ab und wurde nach und nach durch Zinn ersetzt. Die Legierung änderte sich also in Richtung auf Bronze. Dadurch verloren die Sesterzen und Dupondien ihre ursprünglich goldgelbe Farbe und wurden eher bräunlich (etwa ab der Mitte des 2. Jahrhunderts). Sesterzen und Dupondien aus reinem Kupfer scheint es hingegen nicht gegeben zu haben.
Diese Ausführungen stützen sich auf Robert Göbl, Antike Numismatik, Bd. I, München 1978, pp. 36/37
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chinamul
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