Judenpfennige ... und ein merkwürdiger Vogel
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Judenpfennige ... und ein merkwürdiger Vogel
Ich möchte hier ein paar kleine Stücke vorstellen, über die ich gern mehr wüßte. Bei drei Stücken bin ich so weit, daß es sich bei ihnen um sogenannte Judenpfennige aus Frankfurt handelt, die im Craig unter die Token gezählt werden. Wie sind diese Stücke zu ihrem Namen gekommen? Ghettogeld war es vermutlich nicht, unterwertig schon - also eine diskriminierende Bezeichnung? Und dann ist da noch dieser seltsame Vogel. Ein Brachvogel oder eine Bekassine, eher wohl wg. des Monogramms eine kleine Medaille oder Spielmarke als ein Stück für den Zahlungsverkehr. Der paßt nun gar nicht zu den anderen - wo läßt er sich unterbringen?
Gruß klaupo
Gruß klaupo
Hallo klaupo,
Quelle: www.muenzen-lexikon.deFrankfurter Judenpfennige
Bezeichnung für illegale Kupfermünzen, die zu Beginn des 19. Jh.s im Währungsbereich des rheinischen Guldens, vor allem wohl im Frankfurter Raum in großen Mengen zirkulierten. Die Benennung hat sich durch die Vermutung eingebürgert, die Scheidemünzen seien in der Umgebung Frankfurts von Juden geprägt worden, ein Teil des Kleingelds stammt auch aus privaten Prägeanstalten und könnte aus den Niederlanden oder England eingeschmuggelt worden sein. Die tatsächliche Herkunft ist bis heute ungeklärt. Sicherlich herrschte zu dieser Zeit in Frankfurt und Umgebung ein erheblicher Mangel an Kupferscheidemünzen. Den Münzberechtigten schien die Prägung von kleinen Kupferstücken nicht lohnend, umso erstaunlicher ist der hohe Gewinn, den die Privatleute aus der Prägung der "Pseudomünzen" gezogen haben sollen.
Die Gepräge der Stücke tragen auf einer Seite meist Kränze, Phantasiewappen oder an heraldische Objekte erinnernde Darstellungen; auf der anderen Seite Jahreszahlen (1703, 1740, 1807-1821) und die Bezeichnung Heller oder Pfennig, aber auch Phantasienamen wie "Atribuo", "Theler" oder "Halbac". Es gab mehr als 20 Typen der Scheidemünzen, die im Laufe der zwanziger Jahre des 19. Jh.s aus dem Verkehr gezogen wurden.
- hotzenplotz
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Hallo,
zum ersten Exemplar kannst Du auch noch interessante Infos finden unter:
http://www.duiten.nl/ => De catalogus => Gelderland en Steden => Bleyensteinse duit
Gruß
hotzenplotz
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http://www.duiten.nl/ => De catalogus => Gelderland en Steden => Bleyensteinse duit
Gruß
hotzenplotz
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Hallo Hotzenplotz,
eine interessante Geschichte zum Duit aus Hessen, wenn auch etwas schwierig zu lesen. Auch mit Kleingeld ließen sich also Geschäfte machen! Mittlerweile hab ich in einer alten Ausgabe der Zs. ‘Die Münze’ noch etwas gefunden: auch dort wird der gewinnträchtige Export dieser Pfennige in die Niederlande angesprochen, vorgebliches Ziel waren allerdings die Kolonien. Und so kommt auch der Hahn nicht von ungefähr auf die Münzen - als Kolonialgeld (s. unten) war er den Niederländern vertraut, und wer konnte damals schon lesen? Der Ärger mit diesen Pfennigen begann, als sie nach Deutschland zurückfließen sollten und dort nicht akzeptiert wurden - da wurde ein Sündenbock gesucht, und so bekamen sie wohl ihren Namen.
@mumde: Mit dem Begriff „Schnepfenheller“ war’s nun nicht mehr schwierig, das Stück zuzuordnen. eine Isenburger Jagdmedaille des Grafen Ernst Casimir also! Aber interessant ist es schon, was sich die Serenissimi damals alles einfallen ließen, um ihre Untertanen bei Laune zu halten! Vielen Dank für den Tip - und dem PC gute Genesung!
Gruß klaupo
eine interessante Geschichte zum Duit aus Hessen, wenn auch etwas schwierig zu lesen. Auch mit Kleingeld ließen sich also Geschäfte machen! Mittlerweile hab ich in einer alten Ausgabe der Zs. ‘Die Münze’ noch etwas gefunden: auch dort wird der gewinnträchtige Export dieser Pfennige in die Niederlande angesprochen, vorgebliches Ziel waren allerdings die Kolonien. Und so kommt auch der Hahn nicht von ungefähr auf die Münzen - als Kolonialgeld (s. unten) war er den Niederländern vertraut, und wer konnte damals schon lesen? Der Ärger mit diesen Pfennigen begann, als sie nach Deutschland zurückfließen sollten und dort nicht akzeptiert wurden - da wurde ein Sündenbock gesucht, und so bekamen sie wohl ihren Namen.
@mumde: Mit dem Begriff „Schnepfenheller“ war’s nun nicht mehr schwierig, das Stück zuzuordnen. eine Isenburger Jagdmedaille des Grafen Ernst Casimir also! Aber interessant ist es schon, was sich die Serenissimi damals alles einfallen ließen, um ihre Untertanen bei Laune zu halten! Vielen Dank für den Tip - und dem PC gute Genesung!
Gruß klaupo
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Na ja, dem Mann könnte ja geholfen werden, wenn er bereit sein sollte, 30 Euronen für 18 Seiten zu zahlen:
Gruß klaupo
Mir ist das ein bißchen heftig für den hübschen kleinen Vogel. Ich könnte mir vorstellen, diese Ehrengabe ging seinerzeit eher an die mehr oder minder freiwilligen Treiber, wenn es den hohen Herrn nach Krammetsvögeln gelüstete. Für die Jagdgesellschaft hatte er vermutlich Anspruchsvolleres parat.ZILCH, Adolf:
"Schnepfenheller" - Schnepfenpfennige. 18 S. In: 75 JAHRE FRANKFURTER NUMISMATISCHE GESELLSCHAFT [1906 - 1981]. Festgabe der Frankfurter Numismatischen Gesellschaft an ihre Mitglieder zum 75jährigen Bestehen; mit Beiträgen über "Francofurtensien".
Gruß klaupo
- hotzenplotz
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Hallo Hotzenplotz,
deine PN ist leider irgendwo, aber nicht bei mir gelandet. Aber ich hab für dich die Scans vom Artikel zu den Pfennigen vorbereitet (den zum Schnepfenheller habe ich selbst nicht). Jetzt kriegst du also von mir eine PN und - wenn wir dann Kontakt haben - die Scans. Mal sehen, ob es in dieser Richtung klappt ...
Gruß klaupo
deine PN ist leider irgendwo, aber nicht bei mir gelandet. Aber ich hab für dich die Scans vom Artikel zu den Pfennigen vorbereitet (den zum Schnepfenheller habe ich selbst nicht). Jetzt kriegst du also von mir eine PN und - wenn wir dann Kontakt haben - die Scans. Mal sehen, ob es in dieser Richtung klappt ...
Gruß klaupo
- hotzenplotz
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Da im Gästeforum noch einige interessante Hinweise zum Schnepfenheller beigetragen wurden, ist es vielleicht ganz sinnvoll von hier aus einen Link zu legen, um den Zusammenhang zu erhalten, zumal sich dort ein Gast zu Wort gemeldet hat, dem anscheinend der o.a. Beitrag von A. Zilch aus der Ausgabe der Frankfurter Numismatischen Gesellschaft vorliegt.
http://www.numismatikforum.de/ftopic6955.html#60115
@hotzenplotz: Von hier aus 'Danke!' für die Ausführungen zum Schnepfenheller im Numismatischen Lexikon. Erwähnenswert wäre hier immerhin, daß - wie oben vermutet - diese kleinen Medaillen in unterschiedlicher Qualität ausgebracht und verteilt wurden - in Bronze für die Treiber, in Silber für die Schützen.
In diesem Sinne allen Jägern und Sammlern der Schnepfen „Waidmannsheil“!
Gruß klaupo
http://www.numismatikforum.de/ftopic6955.html#60115
@hotzenplotz: Von hier aus 'Danke!' für die Ausführungen zum Schnepfenheller im Numismatischen Lexikon. Erwähnenswert wäre hier immerhin, daß - wie oben vermutet - diese kleinen Medaillen in unterschiedlicher Qualität ausgebracht und verteilt wurden - in Bronze für die Treiber, in Silber für die Schützen.
In diesem Sinne allen Jägern und Sammlern der Schnepfen „Waidmannsheil“!
Gruß klaupo
- KarlAntonMartini
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wenn auch mit einiger Verspätung: mit den "Judenpfennigen" habe ich mich auch schon ein wenig befaßt, v.a. deshalb, weil ich versuchte der Spur nachzugehen, daß ein Teil der Produktion in Birmingham hergestellt wurde. Dazu fiel mir auf, daß das Hahnmotiv auch auf den etwa gleichzeitig entstandenen Kepings für den malaiischen Raum vorkommt, auch die Größe der Stücke stimmt etwa überein. Bekannt ist, daß in Birmingham während der napoleonischen Kriege auch Geld der Kriegsparteien gefälscht wurde, von dort stammen auch andere Phantasiemünzen, wie die "Columbia-Token". Eine zusammenfassende Darstellung dieser illegalen Produktion in Birmingham gibt es aber leider nicht.
Tokens forever!
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