Silbersud

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

B.A.
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Silbersud

Beitrag von B.A. » Di 07.12.04 14:25

Moin Moin,

ich habe eine Frage, welche mir schon geraume Zeit nicht mehr aus dem Kopf geht:
Wie genau wurde die Silbersud aufgetragen???

Ich meine es muss doch viel Arbeit gewesen sein, jede einzelne Münze in eine Silbersud zu geben, oder gab es Gerätschaften mit deren Hilfe man gleich mehrere Münzen parallel versilbern konnte?

Wie ging dieser Arbeitsschritt vor sich, denn wenn man die Münze eintaucht, müsste dann nicht ein Bereich der Münze blank, oder zumindest dünner "glassiert" sein??? Dort wo man die Münze festhielt?!

Vieleicht ist die Antwort ja ganz einfach, und ich Denke nur zu kompliziert, aber trotzdem bitte ich in diesem Fall um Auskunft :D

Mfg
SCheibe
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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Di 07.12.04 20:16

Hallo Scheibe!

Der Silbersud wurde nicht aufgetragen, sondern man stellte eine Kupferlegierung mit einem geringen Silberanteil her. Tauchte man jetzt eine Münze, die aus dieser Legierung bestand, in ein Bad aus einer schwachen Säure, z.B. Zitronensäure, dann löste sie aus der Münzoberfläche das unedlere Kupfer heraus und hinterließ eine feine, glänzende Oberfläche aus Silber. Diese hielt allerdings nicht lange. Da sie nur Bruchteile eines Millimeters dick war, wurde sie beim Gebrauch schnell abgegriffen, und die Münze wurde wieder unansehnlich braun. Deshalb werden solche Münzen, bei denen die silbrige Oberfläche noch erhalten ist, teurer bezahlt.
Die Bearbeitung mit Säure - die wurde dabei erhitzt - nannte man Sieden. Daher kommt der Ausdruck Silbersud!
Vielleicht kann man da auch noch nachhelfen? Das wäre dann allerdings eine Verfälschung!

Eine andere Art der Verfälschung bereits in der Antike, war das 'Füttern'. Dabei wurde ein Kern aus unedlem Metall, z.B. aus Kupfer, das Futter, mit einer dünnen Schicht aus Silber- oder Goldblech umgeben, und die Münze dann geprägt. Die Fälschung kann man nur entdecken, wenn man die Münze wiegt, oder wenn die oberste Schicht aus edlerem Metall beschädigt oder abgenutzt wird. Dann erkennt man darunter das unedlere Metall. Diese Münzen werden 'gefüttert' genannt; sie heißen auch 'Fouree(s)'.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

B.A.
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Beitrag von B.A. » Di 07.12.04 20:46

Moin Moin,

danke für die Information, habe ich wieder was gelernt :D

Hier noch ein Beispiel aus meiner Sammlung zum Thema Gefüttert:

[ externes Bild ]
(Leider ein schlechtes Foto)

Mfg
SCheibe
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Beitrag von donolli » Di 07.12.04 20:46

Peter43 hat geschrieben: Vielleicht kann man da auch noch nachhelfen? Das wäre dann allerdings eine
da hast du sicher recht.

ineressant fände ich es aber, das mal auszuprobieren. habe eine reihe von münzen, die eh nur noch"schrottwert" haben. eigige davon müssen mal silbersud besessen gehabt haben. müsste ja dann theoretisch möglich sein, das ganze durch erhitzen in zitronensaft über einen entsprechenden zeitraum wieder hinzuzaubern, oder?

cheers donolli

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Beitrag von Peter43 » Di 07.12.04 20:53

Ja donolli, genau das meine ich! Müßte eigentlich auch nach so langer Zeit noch möglich sein. Vielleicht sind so auch einige von den Münzen entstanden, die heute noch silbrig aussehen?

Mit freundlichem gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von donolli » Di 07.12.04 22:44

@Peter43:

das könnte durchaus sein, dass so der ein oder andere "perfekte" silbersud zustande gekommen ist. allerdings wäre es mir viel zu riskant, meine münzen dadurch eventuell zu versauen (ich meine gut erhaltene, die ihren silbersud aber eingebüßt haben)

nee, aber ich werde es vielleicht mal an den geringerhaltenen ausprobieren. dann habe ich vielleicht "gering erhalten bis flache scheibe, mit intaktem silbersud" :mrgreen:
sollte ich diesen gedanken in die tat umsetzen, stelle ich die ergebnisse des experiments hier ein :wink:


cheers donolli

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Beitrag von Peter43 » Di 07.12.04 22:54

@donolli:

Es müssen aber Münzen sein mit einem - wenn auch geringen - Silberanteil!
So kommen die AES des späten Reiches nicht in Frage! Aber die späteren Antoniniani z.B.

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von B.A. » Di 21.12.04 21:13

Moin Moin,

habe zu diesem Thema gerade im "Kampmann" etwas gefunden, Seite 297 bei Valerianus I. "Zur Münzgeschichte"

Mfg
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Beitrag von Xanthos » Di 21.12.04 23:07

Nach ein paar Recherchen im Internet habe ich folgendes Rezept zum Silbersud gefunden: Gemisch aus 30 g Weinstein, 60 g Kochsalz und 1 L Wasser. Zur Anwendung und der Dauer der Anwendung habe ich nichts gefunden. Da ist jetzt wohl Experimentieren angesagt ;-)

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Beitrag von Xanthos » Mi 22.12.04 10:01

Als Alternative ist auch 10%ige Schwefelsäure geeignet.

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Beitrag von Susat » Mi 22.12.04 11:28

@donolli,
wenn du es ausprobieren willst, versuche es mit der 10%igen Schwefelsäure. Erhitze die Münze auf ca 200 Grad (Backofen) und dann ab in die Säure, achtung jeder Tropfen an der Kleidung macht sich durch ein Loch bemerkbar. Das Ergebnis wird eine mehlig aussehende Münze sein, die man dann unter fließendem Wasser und einer Messingbürste zu einer glänzenden Silbermünze bekommt. Der Sud verdickt sich je öfters man wiederholt.
mit freundlichen Grüßen aus der alten Hansestadt Soest, susat

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@susat und romancoinart

Beitrag von donolli » Mi 22.12.04 14:03

@susat und romancoinart:

danke für die tips. schwefelsäure habe ich aber nicht. müsste doch auch mit essigsäure klappen, ich dachte da an essigessenz...?

nachfolgend noch das versuchskaninchen. es ist ein aurelianus, rv: IOVI CONSER(VATORI). die münze ist schlecht erhalten, verbogen und zudem hat sie ihre patina eingebüßt. habe sie in einem lot "ungereinigter" gefunden. ich denke, dass sie eh nur noch schrottwert hat und man sie guten gewissens für das experiment benutzen kann.

wenn ich ein ergebnis erzielt habe, berichte ich mit foto :wink:

cheers donolli
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versuchsobjekt.jpg

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Beitrag von donolli » Sa 08.01.05 14:36

hallo!

ich habe hier das ergebnis des experiments...nun ein toller silbersud ist es nicht geworden :?, aber prinzipiell scheint die methode zu funktionieren. ;)
gemacht habe ich folgendes: die münze bei 220°C 10 minuten im ofen gebacken. danach 10 minuten in kalte essigessenz. ergebnis: zunächst einmal gar nichts. dann wieder 10 minuten in den ofen. ergebnis jetzt doch ein leichter silberner schimmer. im bereich der legende kann man den vorher-nachher effekt meines erachtens am deutlichsten erkennen.

cheers donolli
Dateianhänge
ergebnis.jpg

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Beitrag von Pscipio » Sa 08.01.05 15:25

@ donolli

Toll, dass du das Experiment gemacht hast! Scheint ja wirklich prinzipiell zu funktionieren. Wahrscheinlich ist die Methode halt nicht beliebig wiederholbar, d.h. die Münze wurde ja schon in der Antike so behandelt, danach verlor sich der Silbersud jedoch durch Abnutzung, so dass es jetzt einfach zu wenig Silbergehalt hat, um ein zweites Mal einen vollständigen Silbersud hervor rufen zu können...

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von Torfstecher » So 09.01.05 11:47

Hallo,

wenn Du weitere Experimente in der Richtung machen willst, dann schlage ich folgendes vor:
Putze eine Münze so richtig brutal blank, so daß Du eine nackte, glänzende Kupferoberfläche hast.
Und dann nehme lieber Weinsäure als Essig, Essigsäure ist zum Lösen von metallischem Kupfer viel zu schlapp. Weinsäure ist zwar auch nicht stärker, rein als Säure betrachtet, aber sie bildet mit Kupferionen stabile Komplexe, die das Lösen sicherlich unterstützen.
Und ich denke, etwas mehr Zeit als zehn Minuten solltest Du Dir schon nehmen, ich schätze, da wird mindestens ein Tag nötig sein, eher mehr.

Ist aber alles nur kluges Geschwätz, selber ausprobiert hab ich das alles nicht. ;)
Aber das Ergebnis würde mich schon interessieren.


Gruß,
Torfstecher

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