Qualität von Spätrömern
Moderator: Homer J. Simpson
- Pscipio
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Qualität von Spätrömern
Hallo liebe Gemeinde
Oftmals werden spätrömische Prägungen stiefmütterlich behandelt, man beklagt die Häufigkeit der Stücke, die fehlende künstlerische Qualität etc. Auch ich selber sammle eigentlich eher frühere Münzen, doch finden hie und da auch Münzen des 4. oder 5. Jahrhunderts den Weg in meine Sammlung. Hier möchte ich eine Bronze von Constantius II. vorstellen, als Beispiel dafür, dass auch in späterer Zeit zum Teil begnadete Künstler am Werke waren:
Centenionalis von Constantius II., geprägt 350-355 n. Chr.
Av: DN CONSTANTIVS P F AVG, drapierte und kürassierte Büste mit Perlendiadem nach rechts. Doppelprägung erweckt den Anschein einer zweiten Stirn, Legende verwackelt.
Rev: FEL TEMP REPARATIO, behelmter Soldat mit Schild in der linken, ersticht mit Speer in der rechten Hand einen Reiter, rechts unten Schild. Gamma im Feld. Doppelprägung lässt die Prägestätte doppelt erscheinen.
Ex: ANBI = Prägestätte Antiochia.
Ø 23.5 mm, 6.15 g.
Antiochia RIC VIII 135
Die Detailtreue bei der Darstellung der Büste und ihrem Schmuck, die feinen Haarsträhnen, aber auch die Eleganz der Bewegung beim Reitersturz und die genaue Darstellung der Soldatenkleidung auf der Rückseite lassen mein Herz höher schlagen, wenn ich die Münze in meinen Händen halte. Es handelt sich um eines meiner liebsten Gepräge und ich hoffe, dass sich auch andere an seinem Anblick erfreuen können. Vielleicht möchten an dieser Stelle auch andere Sammler ähnlich schöne Spätrömer vorstellen?
Viele Grüsse
Pscipio
Oftmals werden spätrömische Prägungen stiefmütterlich behandelt, man beklagt die Häufigkeit der Stücke, die fehlende künstlerische Qualität etc. Auch ich selber sammle eigentlich eher frühere Münzen, doch finden hie und da auch Münzen des 4. oder 5. Jahrhunderts den Weg in meine Sammlung. Hier möchte ich eine Bronze von Constantius II. vorstellen, als Beispiel dafür, dass auch in späterer Zeit zum Teil begnadete Künstler am Werke waren:
Centenionalis von Constantius II., geprägt 350-355 n. Chr.
Av: DN CONSTANTIVS P F AVG, drapierte und kürassierte Büste mit Perlendiadem nach rechts. Doppelprägung erweckt den Anschein einer zweiten Stirn, Legende verwackelt.
Rev: FEL TEMP REPARATIO, behelmter Soldat mit Schild in der linken, ersticht mit Speer in der rechten Hand einen Reiter, rechts unten Schild. Gamma im Feld. Doppelprägung lässt die Prägestätte doppelt erscheinen.
Ex: ANBI = Prägestätte Antiochia.
Ø 23.5 mm, 6.15 g.
Antiochia RIC VIII 135
Die Detailtreue bei der Darstellung der Büste und ihrem Schmuck, die feinen Haarsträhnen, aber auch die Eleganz der Bewegung beim Reitersturz und die genaue Darstellung der Soldatenkleidung auf der Rückseite lassen mein Herz höher schlagen, wenn ich die Münze in meinen Händen halte. Es handelt sich um eines meiner liebsten Gepräge und ich hoffe, dass sich auch andere an seinem Anblick erfreuen können. Vielleicht möchten an dieser Stelle auch andere Sammler ähnlich schöne Spätrömer vorstellen?
Viele Grüsse
Pscipio
Nata vimpi curmi da.
- Peter43
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Du hast recht, diese Münze ist wunderschön!
Ich habe hier auch eine von Constantius II. mit demselben Revers zum Vergleich. Es ist RIC VIII, Antiochia 132.Ich zeige sie einmal in verschiedenen Aufnahmetechniken:
Zunächst eingescannt mit Avers und Revers.
Anschließend mit Digitalkamera aufgenommen (allerdings nicht von mir!).
Hier sieht man das kleinste Detail: Einmal über dem Rücken des gestürzten Reiters die 3 Stopper, die verhindern sollen, daß der Speer zu tief in den Körper eindringt (und dann beim Herausziehen Schwierigkeiten macht!), und am anderen Ende die Schlaufe, mit der der Speer in der Hand gesichert wird, damit er beim Erstechen der Feinde nicht verlorengeht. Er wird also, wie man sieht, nicht geworfen!
Mit freundlichen Grüßen
Ich habe hier auch eine von Constantius II. mit demselben Revers zum Vergleich. Es ist RIC VIII, Antiochia 132.Ich zeige sie einmal in verschiedenen Aufnahmetechniken:
Zunächst eingescannt mit Avers und Revers.
Anschließend mit Digitalkamera aufgenommen (allerdings nicht von mir!).
Hier sieht man das kleinste Detail: Einmal über dem Rücken des gestürzten Reiters die 3 Stopper, die verhindern sollen, daß der Speer zu tief in den Körper eindringt (und dann beim Herausziehen Schwierigkeiten macht!), und am anderen Ende die Schlaufe, mit der der Speer in der Hand gesichert wird, damit er beim Erstechen der Feinde nicht verlorengeht. Er wird also, wie man sieht, nicht geworfen!
Mit freundlichen Grüßen
- chinamul
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Genau! Und deshalb ist es auch kein Speer (pilum), sondern ein Spieß bzw. eine Lanze (hasta). Und die Schlaufe am Handgelenk hat wohl außerdem noch die Funktion gehabt, daß die Hand beim Stoß nicht am Schaft hinabglitt und so die Wucht minderte. Das gleiche Prinzip wird ja heute noch bei Skistöcken verwendet. Sowohl der Stopper, übrigens ebenfalls und mit gleicher Funktion an Skistöcken zu finden, als auch die Schlaufe waren mir bisher unbekannt, weil meine Stücke diese hochinteressanten Details leider nicht zeigen! Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Militärhistoriker davon wissen.Peter43 hat geschrieben:Er wird also, wie man sieht, nicht geworfen!
Beide Münzen sind für diesen Typus von herausragender künstlerischer Qualität und Erhaltung. Da ist es dann auch kein Wunder, daß Pscipio so begeistert ist. Und weil die Münze von Peter43 ganz besonders schön ist, fand ich es schade, daß sein Scan so versackt ist, und habe mir deshalb erlaubt, ihn etwas aufzuhellen.
Gruß
chinamul
Zuletzt geändert von chinamul am Fr 18.03.05 20:44, insgesamt 1-mal geändert.
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- Peter43
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@chinamul:
Vielen Dank für die militärhistorischen Erläuterungen. Dies wäre dann wohl wieder ein Beitrag für 'Fehler in RIC'!
Deine Erlaubnis vorausgesetzt werde ich das von Dir aufgehellte Bild in meine Datei übernehmen.
@Pscipio:
Dieses Reversmotiv ist auch historisch interessant. Im Thread 'Historisch interessante Münzen' auf S.5 ist eine kurze Information dazu zu finden. Der Autor Konrad Kraft vertritt in seinem Artikel die Auffassung, daß die 4 verschiedenen FEL TEMP REPARATIO Typen einen zusammengehörigen Komplex bilden, der die Taten von Constans und Constantius II als Herrscher über das West- und das Ostreich verherrlicht und konkrete historische Ereignisse darstellt
Mit freundlichen Grüßen
Vielen Dank für die militärhistorischen Erläuterungen. Dies wäre dann wohl wieder ein Beitrag für 'Fehler in RIC'!
Deine Erlaubnis vorausgesetzt werde ich das von Dir aufgehellte Bild in meine Datei übernehmen.
@Pscipio:
Dieses Reversmotiv ist auch historisch interessant. Im Thread 'Historisch interessante Münzen' auf S.5 ist eine kurze Information dazu zu finden. Der Autor Konrad Kraft vertritt in seinem Artikel die Auffassung, daß die 4 verschiedenen FEL TEMP REPARATIO Typen einen zusammengehörigen Komplex bilden, der die Taten von Constans und Constantius II als Herrscher über das West- und das Ostreich verherrlicht und konkrete historische Ereignisse darstellt
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@Peter43
Eine interessante Theorie! Ich hatte den Artikel nicht mehr im Kopf, habe ihn aber gleich nochmals gelesen. Es wirkt durchaus wahrscheinlich, dass man mit den Darstellungen zur FEL TEMP REPARATIO-Legende auf konkrete Ereignisse anspielen wollte. Wenn man die Häufigkeit dieser "Propagandamünze" betrachtet, so erscheint es fast zwingend, den Bildnissen eine tiefere Bedeutung als nur eine allgemeine Verherrlichung römischer Waffentaten beizumessen.
Gruss, Pscipio
Eine interessante Theorie! Ich hatte den Artikel nicht mehr im Kopf, habe ihn aber gleich nochmals gelesen. Es wirkt durchaus wahrscheinlich, dass man mit den Darstellungen zur FEL TEMP REPARATIO-Legende auf konkrete Ereignisse anspielen wollte. Wenn man die Häufigkeit dieser "Propagandamünze" betrachtet, so erscheint es fast zwingend, den Bildnissen eine tiefere Bedeutung als nur eine allgemeine Verherrlichung römischer Waffentaten beizumessen.
Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.
- Peter43
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Carson/Hill/Kent in LRBC unterscheidet 4 Typen des Reitersturzes je nach der Position des gestürzten Reiters. In RIC werden sie bezeichnet als
FH1 kneeling: Reiter kniet neben dem Pferd
FH2 sitting: Reiter sitzt neben dem Pferd
FH3 stretching: Reiter dreht sich um und streckt Arm gegen den Soldaten
aus
FH4 clutching: Reiter fällt nach vorne und umarmt Pferdehals
(FH = Fallen Horseman)
Die Münze von Pscipio zeigt den Typ FH4.
Meine Münze gehört zum Typ FH3.
Hier habe ich noch eine Münze mit FH2. Dieser Typ ist etwas seltener.
Damit haben wir hier 3 der 4 Typen versammelt.
Allerdings habe ich bisher noch nie eine Münze mit dem Typ FH1 gesehen. Vielleicht kann ja jemand diesen Typ hier einstellen! Ich bin sehr neugierig!
Mit freundlichem Gruß
FH1 kneeling: Reiter kniet neben dem Pferd
FH2 sitting: Reiter sitzt neben dem Pferd
FH3 stretching: Reiter dreht sich um und streckt Arm gegen den Soldaten
aus
FH4 clutching: Reiter fällt nach vorne und umarmt Pferdehals
(FH = Fallen Horseman)
Die Münze von Pscipio zeigt den Typ FH4.
Meine Münze gehört zum Typ FH3.
Hier habe ich noch eine Münze mit FH2. Dieser Typ ist etwas seltener.
Damit haben wir hier 3 der 4 Typen versammelt.
Allerdings habe ich bisher noch nie eine Münze mit dem Typ FH1 gesehen. Vielleicht kann ja jemand diesen Typ hier einstellen! Ich bin sehr neugierig!
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- spider
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Der Kaiser etwas heller.
Das Detail mit der Schlaufe ist ja wohl der absolute Hammer!
Und die von chinamul angesprochenen Militärhistoriker dürften davon wohl auch noch nichts gehört haben.
Anders kann ich es mir nicht erklären,daß ich weder in Büchern noch in Funk und Fernsehen etwas darüber erfahren habe.
Obwohl ich sicher kein Maßstab bin.
Das Detail mit der Schlaufe ist ja wohl der absolute Hammer!
Und die von chinamul angesprochenen Militärhistoriker dürften davon wohl auch noch nichts gehört haben.
Anders kann ich es mir nicht erklären,daß ich weder in Büchern noch in Funk und Fernsehen etwas darüber erfahren habe.
Obwohl ich sicher kein Maßstab bin.
- Peter43
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Links hinter dem sitzenden Reiter sieht man den Kopf des gestürzten Pferdes, der allerdings stark gebeugt ist. Der Reiter sitzt einfach auf seinem Hintern, die Beine nach rechts, und streckt die Arme zum Soldaten aus. Von seiner Hand gehen zwei Zügel(?) nach rechts.
MfG
Links hinter dem sitzenden Reiter sieht man den Kopf des gestürzten Pferdes, der allerdings stark gebeugt ist. Der Reiter sitzt einfach auf seinem Hintern, die Beine nach rechts, und streckt die Arme zum Soldaten aus. Von seiner Hand gehen zwei Zügel(?) nach rechts.
MfG
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