Pflanzen und Münzen

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Pflanzen und Münzen

Beitrag von Peter43 » So 16.03.14 22:18

Hallo!

Im letzten Jahr habe ich zahlreiche Streifzüge in unsere Umgebung unternommen und aufmerksam die Wegränder beobachtet. Dabei habe ich von allem, was mir nur irgendwie auffiel, Photos gemacht. Insbesondere haben es mir dabei die Wildpflanzen angetan. Einige, die einen Bezug zu Münzen haben, will ich hier vorstellen.

(1) Acker-Hellerkraut (Thlaspi arvense)
"Heller" nach der Form der Schötchen. Findet sich oft am Rand von Rüben- oder
Kohlfeldern.

(2) Pfennigkraut (Lysimachia nummularia)
Der deutsche Name und der Artname "nummularia" nach der Form der Blätter. Die
Gattungsbezeichnung Lysimachia soll sich - angeblich nach Plinius - auf den antiken
Feldherrn Lysimachos, den Alexander der Große als einen der Diadochen einsetzte,
beziehen. Lysimachos soll der Legende nach als Erster diese Pflanzengattung entdeckt
haben. Wahrscheinlich ist dies aber nicht wahr, sondern "lysimachos" bedeutet griechisch
"Streit schlichtend". Allerdings ein seltsamer Name!

(3) Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea)
Der deutsche Name ist eine Fehlinterpretation des botanischen Namens. Das
Tausendgüldenkraut ist eine alte Heilpflanze. Und die Zentauren waren als heilkundig
bekannt. Ihr berühmtester, Cheiron, soll selbst einmal durch dieses Kraut geheilt worden
sein. Und darauf weist der botanische Name hin. Im 15. Jh. wurde dieser Name
fälschlicherweise als Hundertgüldenkraut übersetzt (lat. centum = hundert, und aureus
= golden). Dem Volksmund war dies nicht genug, er machte daraus dann das
Tausendgüldenkraut.
Entdeckt bisher nur 1x an einem Waldweg bei Königsfeld im Schwarzwald.

(4) Ausdauerndes Silberblatt (Lunaria rediviva)
Heißt im Volksmund auch Judaspfennig, und erinnert an die 30 Silberlinge des
Judaslohns. Wir Numismatiker aber wissen, daß dies tatsächlich Thyrische Schekel
gewesen sind. Meine Art, die sehr selten ist, hat längliche Schoten. Besser passen noch
die runden Schoten des Garten-Silberblattes.
Bisher nur 1x entdeckt im Schlichemtal/ Kreis Rottweil.

Zum Schluß noch ein kleiner Pilz, den die meisten nicht kennen werden. Er ist zwar sehr häufig, wird aber wegen seiner Kleinheit in der Regel übersehen, weil er nur ca. 5 mm hoch ist:

(5) Tiegel-Teuerling (Cyathus crucibulum)
Er besteht aus einem Becher, in dem wie kleine Münzen die Peridiolen liegen, die die
Sporenmasse bilden. Aus der Anzahl der Peridiolen hat die abergläubische Bevölkerung in
früheren Zeiten geweissagt, wie Teuerung oder Ernte ausfallen würde. Bei
bevorstehender Teuerung sollten also entsprechend wenige Peridiolen im Becher liegen.

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
(1) Acker-Hellerkraut.JPG
Acker-Hellerkraut
(2) Pfennigkraut.JPG
Pfennigkraut
(3) Tausendgüldenkraut.JPG
Tausendgüldenkraut
(4) Silberblatt.JPG
Ausdauerndes Silberblatt
(5) Tiegel-Teuerling.JPG
Tiegel-Teuerling
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Re: Pflanzen und Münzen

Beitrag von Numis-Student » Mo 17.03.14 10:13

Hallo,
danke für diesen interessanten Beitrag. Besonders freue ich mich über das Silberblatt: meine Oma hatte davon einen Trockenstrauss auf dem Schrank stehen... Daran erinnerte ich mich, als ich letztens die Reste einiger Pflanzen davon fand, erinnerte mich aber nicht mehr an den Namen.

Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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