Michel Houellebecq

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Moderator: Locnar

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stampsdealer
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Michel Houellebecq

Beitrag von stampsdealer » Di 20.01.15 09:57

Michel Houellebecq

Unterwerfung Roman

Da dieser Autor auch stets Kontakte zu den Machern von Charlie Hebdo unterhalten hat, habe ich zunächst überlegt, ob ich einen neuen Thread eröffne. Ja, denn wir schweifen im anderen Thread einschließlich mir selbst schon mächtig vom Thema ab (Aldi Süd).
Der Autor scheint überaus gebildet zu sein (bzw. hat möglicherweise externen Rat von Spezialisten erhalten). Für mich als deutscher Durchschnittsleser ist für mich jetzt in Hinblick auf die französische Literaturgeschichte einige Nacharbeit erforderlich, insbesondere werde ich auch mal selbst ein Buch von Joris-Karl Huysmans, dem Autor aus dem 19. Jh., auf den sich die Romanfigur ständig bezieht, lesen.
Ich werde das Buch noch ein zweites Mal lesen. Denn momentan sehe ich mich noch nicht in der Lage den Autor richtig einzuschätzen. Also was ist bei ihm Ironie und Sarkasmus und wann beschreibt er sich in der Romanfigur des Literaturprofessors François möglicherweise auch selbst?
Wie man auch bei manch anderen Schriftstellern, die älter geworden sind, beobachten kann, wird das Thema Sexualität mit der Zeit mehr in den Vordergrund gerückt. Die technischen Beschreibungen sexueller Handlungen, die ständig in die Romantexte eingerückt werden, widern mich eindeutig an, wirken auf mich abstoßend.
Die Romanhandlung, der Roman bietet überhaupt keine Munition für sogenannte Islamfeinde.
Vielleicht sage ich zu diesem Buch noch mehr, wenn ich dieses ein zweites Mal gelesen und kulturgeschichtliche Punkte nachgearbeitet habe.
Wenn es um den Vertrieb von Büchern geht, wird oftmals ein riesiger Wirbel veranstaltet und sehr hohe Erwartungen erweckt, so dass ich überhaupt nicht abwarten konnte das Buch zu besitzen und schnellstmöglich online geordert habe.
Oftmals werden diese überaus hohen Erwartungen dann beim Lesen allerdings nicht komplett erfüllt. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang auch an das Buch von Thilo Sarrazin Deutschland schafft sich ab. Sarrazin selbst wollte laut eigener Aussage überhaupt gar nicht diesen scharfen Titel. Vielmehr sei dieser vom Vertrieb ausgewählt worden, um ein im Grunde genommen dröges Statistikbuch überhaupt verkaufbar zu machen.

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KarlAntonMartini
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Re: Michel Houellebecq

Beitrag von KarlAntonMartini » Di 20.01.15 12:21

Ja, berichte mal! - Die Kombination der Darstellung einer politischen Utopie mit hartem Sex gibt es in Frankreich schon seit de Sade (Philosophie im Baudoir). Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Michel Houellebecq

Beitrag von stampsdealer » Di 20.01.15 14:02

Diese Sexhandlungen bzw. deren ausführliche, detailreiche Beschreibungen, wirken oftmals auf mich wie eingeschoben, wie montiert, also sind für den roten Faden der Romanhandlung überhaupt nicht erforderlich.

Also könnte es möglicherweise auch noch um das Marketing eines Skandalautors gehen, der seinem Ruf ständig gerecht werden muß.

Romanprofessor François lernt zeitweilig jedes Semester eine neue Studentin kennen und beendet seine Beziehungen wieder zum Semesterende.

Und der Romanprofessor beschreibt auch sehr ausgiebig das Verhältnis zu seiner jüdischen Freundin, die in Anbetracht der politischen Umwälzungen mit ihren Eltern nach Israel ausgewandert ist.

Beim Besuch des neuen Unirektors Rediger in seinem Palais, dieser versucht François mit einem Jobangebot, mit der Wiederannahme einer Professur (einhergehend mit der Konvertierung zum Islam) zu locken (auch die mögliche Polygamie wird als Lockmittel eingesetzt), bemüht sich der Autor Houellebecq sichtlich zu schokieren, so dass ich als Leser in diesem Moment auch an den politischen Slogan "Todesstrafe für Kinderschänder" denken mußte, als ich auf Seite 217 folgendes gelesen habe:

"Ich wartete seit zwei oder drei Minuten, als sich links eine Tür öffnete und ein ungefähr fünfzehnjähriges Mädchen in einer tief sitzenden Jeans und einem Hello-Kitty-T-Shirt den Raum betrat; ihre offenen langen schwarzen Haare fielen ihr über die Schultern. Als sie mich erblickte, stieß sie einen Schrei aus, versuchte ungeschickt mit ihren Händen ihr Gesicht zu verbergen und lief wieder heraus. Im selben Augenblick erschien Rediger auf dem oberen Treppenabsatz und kam zu mir herunter. Er hatte den Zwischenfall mitbekommen..........
>>Das ist Aïcha, meine neue Ehefrau. Sie wird sich sehr schämen, weil Sie sie nicht unverschleiert hätten sehen sollen.<<......."

Ich werde bestimmt zu einem späteren Zeitpunkt nochmals etwas zu diesem Buch sagen können, zumal ich diesbezüglich jetzt in eine Phase des Nachdenkens eingetaucht bin und es bald nochmals lesen werde.

Gruß

Jürgen

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Re: Michel Houellebecq

Beitrag von KarlAntonMartini » Di 20.01.15 16:55

Angespielt wird da offenbar auf Mohammeds jüngste Ehefrau Aischa, die bei der Verehelichung 6 und beim Vollzug der Ehe 9 gewesen sein soll. Mohammed der Kinderschänder ist ein in bestimmten Kreisen gepflegter Kritik-Topos, der allerdings weder die Quellenlage berücksichtigt, noch den Umstand, daß im siebten Jahrhundert so frühe Heiratsalter auch in Europa vorkamen. Im Jemen ist das Mindestalter derzeit bei zehn Jahren. Andere Länder, andere Sitten; wenn also der Islam sich hier etablierte, dürfte sich auch Etliches im Sexualstrafrecht ändern. Na, wir werden es nicht mehr erleben. ;-) Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Michel Houellebecq

Beitrag von Peter43 » Di 20.01.15 21:02

Über Islam lernen und konvertieren mit Direkthilfe per Chat:

http://www.islamreligion.com/de/article ... tAodIBEAtg

Na dann mal Prost!
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Re: Michel Houellebecq

Beitrag von stampsdealer » Mi 21.01.15 00:01

Zum Ende des Besuchs bei Rediger bekommt François ein von von Rediger verfasstes Büchlein mit dem Titel Zehn Fragen zum Islam zugesteckt.

Zitat von Seite 232/233:

">>Ich quäle Sie hier drei Stunden lang mit meinem religiösen Bekehrungseifer, und dabei habe ich doch ein Buch über diese Frage geschrieben.............. Aber vielleicht haben Sie schon davon gehört?<<

......................... Das Bändchen hatte 128 Seiten mit zahlreichen Abbildungen - im Wesentlichen Fotos islamischer Kunst; es würde mich in der Tat nicht viel Zeit kosten. Ich steckte das Buch in meinen Rucksack."

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Re: Michel Houellebecq

Beitrag von stampsdealer » Do 22.01.15 06:40

Jetzt erstelle ich für den Gastleser mal ein Linkverzeichnis zu anderen Threads des Forums mit Bezug auf die aktuelle Islamdiskussion.

Neue Weltmünzen des "Islamischen Staates"
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 30&t=51466
Islamistischer Anschlag auf Charlie Hebdo
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 17&t=51828
Karikaturenschau: Der Beinahe-Sieg der Terroristen in Hanau
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 17&t=51922

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Re: Michel Houellebecq

Beitrag von fareast_de » Do 22.01.15 18:00

Auch die unglaublichen Vorgänge in Rotherham / Großbritannien sollten Erwähnung finden.
Der gute Michel hatte mit dem Zeitpunkt seiner Neuerscheinung aus marketingtechnischer Sicht unheimliches Glück. Ich habe das Buch bei der Buchhandlung meines Vertrauens heute mal quergelesen und mich entschieden, es nicht zu kaufen.
Das Ganze erinnerte mich in Teilen an Werke von Charles Bukowski, nur das die Einschübe von Sexualphantasien bei Houellebecq sehr gewollt wirken. Wie Du ja schon richtig angemerkt hast.
Der Mann scheint mir sowohl psychisch als auch physisch ziemlich heruntergekommen. Ist aber nur meine persönliche Ansicht :wink: .

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Re: Michel Houellebecq

Beitrag von stampsdealer » Do 22.01.15 18:26

Hallo fareast_de,

bleibe bei Deiner Entscheidung. Außerdem ist das bei Büchern wie mit Münzneuausgaben. Wenn Du im Jahr 2003 wie ein damaliger Kunde von mir 1050 Euro für ein Vatikan-Starterkit bewilligt hättest (mein EK dürfte um 900 Euro gewesen sein)..........

Irgendwann wird im Zweithandel eBay mit dem Buch überschwemmt.

Harten Sex mit politischer Utopie zu vermengen, wie KAM geschrieben hat, scheint tatsächlich französische Tradition zu sein. In diesem Moment habe ich wieder das Gespräch mit einem meiner früheren Oberstufenlehrer aus meiner Schulzeit in Erinnerung, und zwar über Marquis de Sade. Ich meine der Roman heißt Juliette.

Das ist im Vergleich zu dem Roman Unterwerfung noch um Lichtjahre abstoßender, so dass ich hierzu keine Einzelheiten, ich erinnere mich jetzt wieder sehr gut an das damalige Gespräch, preisgeben werde, nur das man diesen Typen eingesperrt und dieser dann weiter geschrieben hat.

http://de.wikipedia.org/wiki/Juliette_%28de_Sade%29

Gruß Jürgen

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Re: Michel Houellebecq

Beitrag von stampsdealer » Di 27.01.15 13:20

faz.net vom 27.01.2015

Michel Houellebecq im Gespräch
Man braucht mehr Mut

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b ... 88768.html

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