"Sammeln". Eure bizarrsten Erlebnisse in dem Zusammenhang

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Reinhard Wien
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"Sammeln". Eure bizarrsten Erlebnisse in dem Zusammenhang

Beitrag von Reinhard Wien » Mi 22.05.24 12:40

Ich mach' den Anfang:

In den 1990er-Jahren fuhr ich erstmals nach New York. Grund der Mission: Ein Termin bei Jerry Eisenberg (Inhaber v. Royal Athena Galleries), da ich für ihn zahlreiche Objekte aus seinen Beständen in Europa anbieten und nach Möglichkeit verkaufen sollte. Es handelte sich hauptsächlich um griechische und römische Artefakte mit gesicherter Provenienz.

Beabsichtigt war, dass wir die Preise besprechen, Gegenstände auswählen. Danach der Besuch eines Restaurants in der Nähe und abschließend eine Einladung ins Haus seiner Familie, wo er mir seine Privatsammlung zeigen wollte.

Bei vielen Gegenständen waren die Preisvorstellungen völlig unrealistisch, bei anderen konnten wir uns auf einen Kommissionsverkauf einigen. Bei einer kurzen Pause erwähnte ich, dass dies mein erster Aufenthalt in Manhattan sei. Ich fragte, da man soviel über die hohe Kriminalitätsrate und Gefährlichkeit zu hören bekäme, worauf man besonders achten müsse. Er beschwichtigte lachend, dass dies schon lange nicht mehr zuträfe. Der Centralpark bei Nacht und U-Bahnfahrten könnten mitunter problematisch sein und so manche Bahnstation. "Aber eher nichts, wo Sie hinkommen werden."

Ziemlich genau um 18:00 Uhr versperrte er seine Galerie und wir spazierten in Richtung des Restaurants. Es regnete leicht, ich hielt in der einen Hand einen aufgespannten Schirm und in der anderen meinen Aktenkoffer.

An einer Engstelle stand ein SUV halb auf dem Gehsteig, wir mussten hintereinander vorbei, Jerry ging voran. Im Vorbeigehen schlug er mit der flachen Hand auf das Fahrzeugheck, wahrscheinlich um sein Missfallen über das falsch geparkte Fahrzeug auszudrücken.

Plötzlich sprang die Fahrertüre auf und eine kernige Stimme schrie "Hey!". Jerry beschleunigte und ich ebenfalls. Nochmals "Hey!" und man hörte sich rasch nähernde Schritte. Ich wurde von einem ca. zwei Meter großen Schwarzen überholt, der sich mit grimmigem Blick und ausgebreiteten Armen vor mir aufbaute. Noch bevor eine weitere Reaktion erfolgte erkannte er wohl, dass ich gar keine freie Hand hatte, also nicht auf sein Auto eingeschlagen haben konnte.

Er drehte sich um und stürzte sich mit einem lauten Schrei auf Jerry, der von einem kräftigen Schlag getroffen, gefühlt drei Meter weit durch die Luft segelte, bevor er auf dem Asphalt aufschlug. Der Schläger setzte nach und wollte ihm noch einen Tritt verpassen. In dem Moment schrie ich, etwas anderes fiel mir nicht ein "Stop!!! We are foreigners!!". Der Täter war verdutzt, inzwischen erschien ein zweiter Schwarzer, der auf seinen Freund einredete und ihn wegführte.

Ich half dem reglos am Boden liegenden und nach Luft schnappenden Jerry Eisenberg auf, er war kreidebleich aber unverletzt - der dicke Mantel hatte den Schlag gedämpft.

Beim Abendessen machte ich ihm Vorwürfe "Und Sie sagen mir noch, es wäre hier völlig ungefährlich", seine Antwort "Stimmt, aber ich war ja selbst schuld". :x

Später erzählte er seiner Frau davon und stellte fest, dass er seit dem Jahr 195? das erste Mal in eine derartige Auseinandersetzung verwickelt worden sei. Seine Frau darauf: "Weil du auch immer auf die Autos losgehen musst..." :)
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Arthur Schopenhauer (Mi 22.05.24 12:52) • Lackland (Mi 22.05.24 15:28)
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