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Der Typ Unifom - Münzen für die Zukunft ?

Verfasst: Mo 02.10.17 21:38
von Mynter
2013 feierte der Typ Uniform sein hundertstes Jubiläum. Das war mir damals ein Anlass, mir diese Münzen einmal näher anzusehen und mich vor dem Hintergrund der Gepräge des Kaiserreiches seit der Jahrhundertwende mit der hypotetischen Frage zu beschäftigen, wie die deutschen Reichsmünzen hätten aussehen können, wäre das alte Europa 1914 nicht untergegangen.

Die Abkehr von der seit 1888 unveränderten Gestaltung der preussischen Münzen und der Reichsmünzen überhaupt war bereits seit Langen nachgefragt worden. Mit der Zeit waren Stimmen lautgeworden, die die monotone und als unzeitgemäss empfundene Formgebung der deutschen Münzen kritisierten. Frankreich beispielsweise hatte gegen Ende der 1890er Jahre eine jugendhaft wirkende Münzserie mit de ” la Semuse ” und dem Typ ” Marianne et le Coq ” aufgelegt. Baden gab zum ersten Mal 1902 Münzen aus, deren Avers in Bild und Schrifttypen einen Bruch mit dem strengen Kotyme der Reichsmünzen bildeten. Laut Helmut Caspar riefen diese Münzen zwar die Kritiker auf den Plan, die die Disharmonie zwischen den Schrifttypen avers und revers bemängelten und kritisierten, die neuem Münzen würden schnell schmutzig aussehen, aber auch die Wahl des seit der Thronbesteigung verwendeten Portraits des Kaisers auf den 1908 neugschaffenen Dreimarkstücken stiess nicht nur auf Gegenliebe.

1901 war es durch eine Änderung des Münzgesetzes wieder gestattet worden , Gedenkmünzen zu prägen, damit ging eine eine ganze Generation währende gedenkmünzlosen Zeit in einem Land zuende, in dem bis 1871 eine reiche Tradition dafür geherscht hatte, an besondere Ereignisse mit einer Denkmünze zu erinnern, hier seien besonders Bayern und seine schönen Geschichtstaler erwähnt.

Nachdem Berlin mit zwei Gedenkmünzen aus Anlass der 200.Erhebung von Preussen zum Königreich den Anfang gemcht hatte, brachten die meissten Bundesstaaten bis 1918 zusammen 61 silberne Gedenkmünzen zu 2, 3 und 5 Mark aus, wobei nach der Einführung des Dreimarkstückes der ” Taler ” als alleinige Ausgabe die Serien zu 2 und 5 Mark oft ablöste.

1913 erschienen in Preussen gleich vier Gedenkmünzen. MIt einem Satz zu 2 und 3 Mark wurde des hundertsten Jahresages der Befreiungskriege gedacht, der zweite Satz, ebenfalls ein Zweimarkstück und das Dreimarkstück umfassend, war dem silbernen Regierungsjubiläums des Kaisers gewidmet. Sie zeigen ein relativ lebensnah gestaltetes Portrait mit einem sehr plastisch gehaltenen Relief. Mit der hohen Auflageund durch den Verzicht auf einen Wert zu 5 Mark, stelle ich mir vor, dass diese Serien den Charakter dessen haben, was wir heute " Umlaufgedenkmünzen " nennen .

Insgesamt wurden 5 Münzen , die den Kaiser in der Uniform des Gardekorps zeigen geprägt. Neben demGedenksatz, erschienen ab 1913 Kursmünzen zu 5 und 20 Mark, 1914 auch zu 3 Mark. Von einem ebenfalls geplanten Zehnmarkstück existieren Probeabschläge , sowohl im Gewicht eines Zehnmarkstückes, als auch Dickabschläge im Gewicht von 20 Mark, von Vorbereitungen für die Ausbringung eines Zweimarkstückes ist nichts bekannt.Für die Umlaufprägungen hat man das Portrait überarbeitet und flacher ausgeführt. Vermutlich hätte der Medaillencharakter der Gedenkprägungen eine Massenproduktion erschwert, da ein erhöhter Prägedruck notwendig gewesen wäre, was den Stempelverschleiss beschleunigt hätte. Auffällig ist die völlig neue Schriftgestalltung auf dem Avers, deutlich beeinflusst vom Jugendstil.

Man kann nur spekulieren, wie sich die Reichsmünzen ohne Weltkrieg entwickelt hätten. Sicherlich hätte die Uniformierung auch auf die übrigen Bundesstatten übergegriffen. Aus Sachsen sind Probeabschläge zu 2, 3 , 5 und 20 Mark aus dem Jahr 1916 bekannt, die den König in der Uniform eines Generalfeldmarschals nach links blickend zeigen. Zu bemerken ist, dass das Zehnmarkstück fehlt. Das Revers zeigt den 1890 eingeführten grossen Reichsadler. Damit wirken diese Probeabschläge ebenso wie der preussische Typ Uniform im grossen und ganzen konventionell, das war auch nicht anders möglich, da das Münzgesetz eine alternative Gestaltung des Revers nur für Gedenkprägungen erlaubte.

Wie hätten die Münzen ausgesehen, wenn das Münzgesetz in diesem Punkte abgeändert worden wäre ? Sicherlich wäre man nicht so weit gegangen, wie Goetz in seinen Entwürfen oder wie Württemberg, das 1916 einen Adler mit württembergischen Insignien anstelle des Reichsadlers für die Gedenkprägung zum Jubiläum des Königs vorschlug.
Persönlich kann ich mir sehr gut die auf dem letzten Bild zusammengebastelte Kombination vorstellen. Vielleicht hätten die Taler und Füchse so ausgesehen, wenn man ein Jahr nach 1913 nicht zum Krieg getrommelt hätte.
Gedenkmünzen 25. Jahre Willi – Kopi.JPG
3, 5 und 20 Mk Uniform.JPG
Portraitvergleich.JPG
Zukunftstaler.JPG

Re: Der Typ Unifom - Münzen für die Zukunft ?

Verfasst: Di 03.10.17 14:05
von Adalrich
Wirklich interessant, darüber hab ich mir vorher noch gar keine Gedanken gemacht.
Gibt es von den Probeabschlägen Bilder?

Re: Der Typ Unifom - Münzen für die Zukunft ?

Verfasst: Di 03.10.17 17:18
von Mynter
Adalrich hat geschrieben:Wirklich interessant, darüber hab ich mir vorher noch gar keine Gedanken gemacht.
Gibt es von den Probeabschlägen Bilder?
Die meissten Proben sind im Schaaf abgebildet, das Zeh markstueck Typ Uniform auch im Jaeger. Die Proben von Goetz tauchen regelmaessig im Handel auf.

Re: Der Typ Unifom - Münzen für die Zukunft ?

Verfasst: Sa 07.10.17 09:19
von villa66
Interesting indeed! I had no idea of the c.30-year pause in commemorative coinage at the beginning of the united German state. Strikes me as very smart nation-building (cut down on some of the centrifugal messaging competing with the idea of a new central government).

;) v.

Re: Der Typ Unifom - Münzen für die Zukunft ?

Verfasst: Sa 07.10.17 15:52
von Mynter
villa66 hat geschrieben:Interesting indeed! I had no idea of the c.30-year pause in commemorative coinage at the beginning of the united German state. Strikes me as very smart nation-building (cut down on some of the centrifugal messaging competing with the idea of a new central government).

;) v.
The idea of the " commemorative- ban " was indeed to increase the recognosibility and thereby the acceptance of the new single currency. But when in 1888 the poupular hair to the prussian throne, Friedrich III died after only 99 days as Emperor and King his coinage started a maior hype, being collector- items from the very start. Even if they where intended for circulation they must have been put aside in large numbers, as they are quite common in topgrade today. The same applies for the 1888- dated 2- and 5- mark of Wilhem II wich were actually struck i 1889. Thosse issues are sometimes called " silent commemoratives ". They where followed by some more issues of the small states ( Anhalt 1896 ), beeing regular circulation coins , but struck to commemorate a certain event. I believe, when it came, the reform of 1901 was more than due.