alte, leider schlecht erhaltene Medaille - Bestimmungshilfe

Diskussionen rund um Medaillen, Medailleure, Jetons, Rechenpfennige

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Lutz12
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alte, leider schlecht erhaltene Medaille - Bestimmungshilfe

Beitrag von Lutz12 » Mi 08.02.06 18:22

Hallo,
leider ist die unten abgebildete Medaille kaum noch lesbar. Vielleicht kann jemand anhand der Umschriften-Fragmente das Stück dennoch bestimmen.
Angaben zum Stück:
Bronze, 58,4 mm, 69,7 g, Signatur nicht vorhanden oder nicht mehr zu erkennen
VS: Hundegespann, Umschrift: PECUNIA VI VEL ASTU., im Abschnitt 3 Zeilen Schrift (nicht lesbar)
RS: rundes Feld ohne erkennbare Strukturen (Erdball?), Umschrift: INDUCLAS INTERRUMPENTIBUS GERMANIA SPOLIAT GALLIS
Viel Spass beim Suchen :wink: und Danke für Eure Hilfe
Lutz12
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chinamul
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Beitrag von chinamul » Mi 15.02.06 18:01

Hallo Lutz12!

Da sich von den Medaillenexperten bisher niemand zu Wort gemeldet hat, möchte ich als Außenseiter zu diesem Stück in aller Bescheidenheit einige Gedanken äußern:
PECUNIA VI VEL ASTV = "Geld mit Gewalt oder auch mit List"
Das Gespann sieht mir so aus, als ob es aus einem Hund (für Gewalt) und einem Fuchs (für List) besteht. Die Wagenlenkerin könnte dann dazu passend die Personifikation des räuberischen Frankreich sein, die sich hier mit prallgefülltem Geldbeutel davonmacht.
Die (hier korrigierte) Inschrift der Rückseite lautet
INDUCIAS INTERRUMPENTIBUS GERMANIA SPOLIAT GALLIS (wobei die Legende vielleicht mit einem anderen Wort beginnt), was wohl etwas flapsig zu übersetzen ist mit "Die Germania reißt den gallischen Störenfrieden die Klamotten vom Leib." (Ähnlich wie die Lederhosen, die laut Schachtgesang im Stadion den Bayern ausgezogen werden sollen)
Meine Vermutung ist, daß diese hochpatriotische Medaille unmittelbar nach dem Ende der napoleonischen Ära geprägt wurde.
Weiteren Aufschluß könnte eventuell die Inschrift im Abschnitt geben.
Ich hoffe sehr, daß ich Dir hiermit einige Anregungen geben konnte.

Gruß

chinamul
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Lutz12
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Beitrag von Lutz12 » Mi 15.02.06 19:06

Hallo chinamul,
Danke für die Übersetzungen der Umschriften und Deine Deutungen, hilft schon mal ein ganzes Stück weiter. Von der Zeitzuordnung hätte ich das Stück früher eingeordnet. Im Abschnitt ist, so glaube ich, auch eine römische Jahreszahl angegeben, aber leider überhaupt nicht zu deuten.
Gruß Lutz12
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mumde
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Beitrag von mumde » Mi 15.02.06 19:13

Hallo,
dem Stil nach gehört die Medaille ins 18. und nicht ins 19. Jahrhundert. Ich hatte schon in der Slg. Fieweger, Satyrische Medaillen, gesucht, aber das Stück nicht gefunden. Ich vermute genau wie Chinamul, daß im Abschnitt der Vorderseite ein Hinweis auf einen Sieg oder wenigstens eine Jahreszahl steht, kann dort aber nichts lesen.
Gruß mumde

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Re: alte, leider schlecht erhaltene Medaille - Bestimmungshi

Beitrag von Lutz12 » Do 10.05.18 13:49

Das Rätsel konnte ich jetzt lösen:
Das Stück ist von 1688.

Auf die Belagerung und Einnahme der Stadt Phillipspurg (Baden-Württemberg) durch die Franzosen, INDUCIAS INTERRUMPENTIBUS GERMANIA SPOLIAT. GALLIS, Ansicht des Kriegsschauplatzes, darüber 1688 / PECUNIA. VI. VEL. ASTU, auf einem Triumphwagen, der von einem Tiger und einem Fuchs gezogen wird, sitzt ein behelmter Krieger, der in der rechten Hand einen Beutel hält. Im Abschnitt: PHILIPSBURGUM CAPTUM LUDOVICO AUDACE MDC.LXXXVIII
Literaturnachweis: v. Loon T. III, S. 362, August Freiherr von Berstett, Münzgeschichte des Zähringen-Badischen Fürstenhauses ... Nr. 524

Lutz
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Re: alte, leider schlecht erhaltene Medaille - Bestimmungshi

Beitrag von KarlAntonMartini » Do 10.05.18 15:12

Immer wieder schön, wenn sich Rätsel nach vielen Jahren auflösen. Das ist das Salz in der Suppe des Sammelns. Grüße, KarlAntonMartini
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