Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

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usen
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Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von usen » So 13.11.11 17:13

Hallo zusammen,
vor Kurzem erhielt ich folgende Medaille und frage mich nun:
a) wer hat sowas ausgegeben?
b) gilt das Jahr 1791 auch für die entstehung meiner Medaille? (Das Stück wirkt auf mich irgendwie neuer...)

Die Rückseite ist blank, lediglich der Rand ist erhaben.

Vielen Dank im voraus und mfG
Frederik

P.S.: Sollten Durchmesser und Gewicht von interesse sein, kann ich die Stücke gerne messen und wiegen.
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Med.1a.jpg

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Lutz12
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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von Lutz12 » So 13.11.11 19:51

Ich habe jetzt nicht recherchiert wer Ignaz Leopold de Pauli ist, die Medaille jedenfalls scheint auf den 100. Todestag ausgegeben worden zu sein. Wahrscheinlich gab es zu diesem Anlass eine Feierlichkeit zu dem das Stück gertagen wurde. Nach meiner Kenntnis sind es aber oft frei verkäuliche Souvenirs (die aber auch gern gekauft wurden).
Die blanke RS ist eher ungewöhnlich, vielleicht ist es eine einseitige Fertigung für Werbezwecke. Um genaueres zu sagen sollte erstmal die regionale Zuordnung geklärt werden
Gruß Lutz
"Wenn Sie glauben, mich verstanden zu haben, dann habe ich mich falsch ausgedrückt" ( Alan Greenspan)

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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von usen » So 13.11.11 19:54

Vielen Dank Lutz für deine Infos und Gedanken zu dieser Medaille!
Da weiss ich ja was ich kommende Woche zutun habe (Recherchieren).
1891 passt auch eher zu dem Eindruck den dieses Stück auf mich macht.

Nochmals Danke und mfG
Frederik

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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von KarlAntonMartini » So 13.11.11 21:30

de Pauli lebte in Wien an der Wollzeile. Er gründete eine Schulstiftung. Was aus der wohl nach 1918 geworden ist?
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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von usen » Mo 14.11.11 13:48

Hallo,
hier wird das Gebäude schon als Wohn-und Geschäftsdhaus genannt.. http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_ ... Stadt/So–Z
Mehr habe ich leider momentan noch nicht rausgefunden.
Danke dir KAM für die hintergrund Info über die Stiftung!
MfG
Frederik

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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von Claudia123 » So 02.08.15 09:40

Hallo :) ,

ich weiß, ich bin fast vier Jahre hinterher, aber ich bin durch Zufall auf deinen Beitrag gestossen und habe mich dafür extra hier angemeldet. Es geht hier um die Stiftungsmünze des de Pauli aus Österreich. Hast du denn diese Münze noch?

Lg
Claudia

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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von Numis-Student » Mo 03.08.15 14:08

Inzwischen hab ich auch eine, falls das von Interesse sein sollte :D

MR

PS: es ist keine Münze, sondern eine Medaille... Münzen sind oder waren Geld.
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von Claudia123 » Mi 05.08.15 10:02

Hallo :-)

okay, ich bin keine Numismatikerin oder wie man das nennt, also verzeih mir meine falsche Ausdrucksweise *g*, aber wenn du eine hast, also so eine Medaille .... ist das schon von Interesse, also für mich .... ich hätte nämlich auch gerne eine ... wo bekommt man so eine Medaille?
Ich hoffe du hast inzwischen mehr über die Medaille herausgefunden, denn die Angaben, die hier dazu gemacht wurden sind entweder falsch oder nur teilweise richtig ;-)

Lg
Claudia

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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 05.08.15 10:58

Claudia123 hat geschrieben:Hallo :-)

okay, ich bin keine Numismatikerin oder wie man das nennt, also verzeih mir meine falsche Ausdrucksweise *g*, aber wenn du eine hast, also so eine Medaille .... ist das schon von Interesse, also für mich .... ich hätte nämlich auch gerne eine ... wo bekommt man so eine Medaille?
Ich hoffe du hast inzwischen mehr über die Medaille herausgefunden, denn die Angaben, die hier dazu gemacht wurden sind entweder falsch oder nur teilweise richtig ;-)

Lg
Claudia
Laß uns doch an deinen Kenntnissen teilhaben! Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von Claudia123 » Mi 05.08.15 17:05

hallöle KarlAntonMartini :-)

hast du denn auch so eine Medaille?

Lg
Claudia

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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 05.08.15 21:09

Nein, aber ich bin seit langem am Personal der josefinischen und leopodinischen Epoche des Habsburger Reiches interessiert (wie aus meinem Nick unschwer zu erkennen ist.) Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von Claudia123 » So 09.08.15 23:19

Okay, dann erzähl ich einmal, was ich weiß. Ignaz Leopold de Pauli zu Enzenbühl war k.k. Hofkriegs-Buchhalterei-Registrator in Wien. Er war das vierte von insgesamt fünf Kindern des Georg Adam Josef de Pauli zu Enzenbühl (Beamter der Hofkriegsbuchhalterei), welcher mit seinen zwei Brüdern, Johann Franz Josef und Christoph Lorentz Josef (Apotheker der Apotheke rother Krebs in Wien) durch Johann Nivrad Sutori in den Adelsstand erhoben wurde. Gebürtig waren die drei Brüder aus Heinrichsgrün bei Tachau in Böhmen.
Und nun zum Testator Ignaz Leopold de Pauli. Seine Stiftung wurde 1794 ins Leben gerufen, allerdings anscheinend nie richtig bestätigt, obwohl sie ausgeführt wurde. 1918 passierte der "de Paulischen Stiftung" nichts. Allerdings meinte der Stillhaltekommissar 1939, etwas verändern zu müssen. Er bestätigte diese Stiftung als juristische Person, allerdings änderte er ihren Namen in die "Allgemeine Armenstiftung für Niederdonau" und fügte ihr weitere 33 Stiftungen, welche er teilweise auflöste bei. Nach dem Krieg wurden zwar einige Stiftungen wieder hergestellt, allerdings nicht die "de Paulische Stiftung". Sie wurde umbenannt in die "Allgemeine Armenstiftung für Niederöstereich" und existiert bis heute.
Und nun zu der "Medaille". Laut Stiftsbrief des Testators haben die Nutznießer der Stiftung einige Auflagen zu erfüllen. Auszug: "Zur Aufnahme und Genuß dieses Stipendii sollen primo loco alle sich zu seiner Freundschaft legitimierende arme Kinder, secundo solche, deren wahrhaftg arme Aeltern bei ihm gedient ..... Jedes der aufnehmenden Kinder müsse der römisch katholischen Religion zugethan seyn und nach dem erreicht fähigen Alter ... fünf Vater Unser und Ave Maria nebst dem Glauben, und dem Psalm: Aus der Tiefe rufe ich zu Dir, o Herr ...
Damit aber jedem Stiftling des Stifters Name sowohl, als dessen Sterbetag unvergesslich sey, so sollen hinlänglichst messingene Pfennige verfertigt werden mit der Aufschrift: Stifter Ignaz Leopold de Pauli, so gestorben den 19. April 1791; welche Pfennig jeder Stiftling an der linken Brustseite zu tragen schuldig seyn sollte." Auszug Ende.

Das ist die Geschichte dieses Stiftspfennigs :-) ... ich nehme an, dass die Pfennige dann direkt nach der Bekanntmachung der Stiftung um 1794 hergestellt worden sind, denn die Anzahl an zu Unterstützenden wurde auf 62 festgelegt.

Lg
Claudia

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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von Numis-Student » So 09.08.15 23:54

Hallo Claudia,
das ist eine wirklich gut recherchierte und umfassende Information!
Danke für deine Mühen.

Dieser Beitrag war jetzt Anlass für mich, das Stück nochmals mir vorzunehmen... Also nach Art der Gestaltung, nach der Prägetechnik etc entstammen diese Stücke meines Erachtens nicht der Zeit um 1800. Wenn diese Verpflichtung für alle geförderten Kinder bestand, eine solche Medaille zu tragen, müsste diese Verpflichtung bis 1939 gelten, oder ?
Denn die zwar weiter bestehende Einrichtung führt den Herrn de Pauli ja nicht mehr im Namen... Beruft sie sich dennoch auf diese Tradition und hält seinen Namen in Ehren, oder ist er schon "vergessen" ?
Demnach könnte man annehmen, dass kurz nach 1791 eine erste Auflage hergestellt wurde, und 1891 zum 100. Todestag eine zweite Auflage, deren Vertreter wir hier sehen.

Ich werde auf jeden Fall in Wien die Augen offenhalten nach einem zweiten Stück ;)

Schöne Grüße,
MR
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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von Claudia123 » Mo 10.08.15 18:01

Hallo MR,

Also, der Stillhaltekommissar 1939 hat die Stiftung als juristische Person bestätigt und ihren Grundgedanken beibehalten, allerdings war dem NS-Regime der kirchliche Touch natürlich ein Dorn im Auge, dieser Inhalt wurde zu Gunsten ihrer Propaganda entfernt und natürlich waren nur rein arische Kinder förderungswürdig. Ich glaube nicht, dass damals die Münze noch ausgegeben wurde. Auch nach 1945 bis heute nicht.
Und zu dem Prägedatum ... ich bin keine Fachfrau auf diesem Gebiet, wie bereits erwähnt, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob man seinen Todestag gefeiert hat, denn schon im 19. Jahrhundert (1847) existiert Schriftverkehr (ich habe einen dicken Ordner darüber), dass den Nachfahren der de Paulis zu Enzenbühl der Adelstitel abgesprochen wird, da deren Adelnder, Johann Nivrad Sutori, gar nicht zum adeln befugt gewesen sei, sondern nur Wappen vergeben durfte, da widerum seine Adelung durch das Geschlecht der Sforzas aus Mailand angezweifelt wurde. Man unterstellt den Sforzas da viel böses *g*. Dieser Schriftverkehr mit seiner Hochwohlgeborenen Kayserliche Hoheit zieht sich von 1847 bis 1876. Das Ende vom Lied ist dann, dass der k. u. k. den Adelstitel leider nicht bestätigen kann, aber man den bereits Toten ihn auch nicht weg nimmt und den Antragstellern wird er als Österreichischer Adelstitel gegen eine hohe Gebühr an die zuständige Cassa gerne erteilt ;-) ... damals schon "es lebe die Bürokratie und ihre große Phantasie der Geldeintreibung" *gg*.
Und recherchiert habe ich gerne *g*, ich bin nämlich mit dem netten alten Herrn um ein paar Ecken verwandt *gg*.

Hälst du für mich die Augen auf???? Das wäre super lieb von dir, kannst dir ja vorstellen, dass sich bei mir so ein Stiftungspfennig gut bei meinem Stiftungsbrief machen würde :-) :-)

LG
Claudia

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Re: Medaille Todestag Ignaz Leopold de Pauli 1791

Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 10.08.15 22:06

Danke, Claudia, für die ausführliche Darstellung. Im Österreich des 18. Jahrhunderts gab es zwei Kategorien des Adels. Einmal den landständischen niederen Adel und dann den reichsständischen Adel. Die Verleihungen gingen vom Monarchen aus. In den Adelsdiplomen sind dann oft Notare etc. benannt, die die Urkunden ausgefertigt haben. Reichsadel konnte dann noch im Fall der Erledigung des Kaiseramtes von einem Reichsvikar verliehen werden. Das kommt hier eher nicht in betracht, weil der Titel vermutlich ein erbländischer Titel war. Hast du hierzu eine Verleihungsurkunde gefunden? Grüße, KarlAntonMartini
Tokens forever!

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