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Schaukasten Nord- und Südamerika Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: Mo 06.08.12 15:25
von caspar1980
Sehr geehrte Sammlerkollegen,

gerne würde ich mit meinem Beitrag einen neuen Tread anregen, in dem schöne und auch historisch interessante amerikanische Münzen gezeigt werden können. Ich denke, dass da auch auf unserer Seite des "Grossen Teiches" einiges an Material existiert, das sicher interessant und ebenso eine Bereicherung für das ganze Forum sein könnte.

In der Hoffnung, dass dies überhaupt erlaubt ist, würde ich gerne mit einer meiner Lieblingsmünzen aus meiner Sammlung beginnen.

Zentralamerikanische Konföderation - 8 Reales - 1826

Material: Silber (.900)
Gewicht: 26.89 Gramm

Die "Confederacion de Centroamerica" war ein zentralamerikanischer Staatenbund, der zwischen 1823 und 1839 existierte. Er umfasste das Gebiet des heutigen Honduras, Guatemala, Nicaragua, El Salvador und Costa Rica. Von Anfang an hatte der nur sehr lose organisierte Bund erhebliche existentielle Probleme aufgrund innerer Machtkämpfe und Bürgerkriege zwischen den jeweiligen Territorien. Ab 1838 verliessen dann die einzelnen Mitglieder nach einander den Bund, so dass am Ende faktisch nur noch Guatemala dabei war :-).
Entsprechend war dem Lauf der über den Anden aufgehenden Sonne auf dem Avers des gezeigten 8-Reales-Stück kein sehr langer Weg vorbestimmt. Jedenfalls stand sie, mindestens numismatisch für ein geeintes Zentralamerika und ist ein schönes, schon fast wieder sehr modern anmutendes Zeugnis amerikanischer Geschichte.

Schon gespannt auf weitere Stücke verbleibe ich mit freundlichen Grüssen

Caspar

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: Mo 13.08.12 13:40
von caspar1980
Sehr geehrte Sammlerkollegen,

da bis anhin noch keine weiteren Münzen im Tread vorgestellt worden sind, würde ich als erneute Anregung gerne die Gelegenheit noch einmal nutzen und drei weitere, wie mir scheint interessante Stücke aus dem südamerikanischen Raum vorstellen und bei diesen einen speziellen Aspekt hervorheben.

Simón (José Antonio de la Santísima Trinidad) Bolívar (Palacios y Blanco) müsste eigentlich nicht weiter vorgestellt werden. Der am 24 Juli 1783 in Caracas geborene und am 17. Dezember 1830 in Santa Marta gestorbene Militär und Politiker ist in Südamerika gemeinhin als „Libertador“ von der spanischen Herrschaft bekannt und erfährt ebendort auch heute noch vielerorts grosse Verehrung.

Verständlicherweise hat gerade sein Abbild in Südamerika im 19. und auch noch im 20. Jahrhundert eine bedeutende Rolle in der Münzprägung gespielt.
Wenn man sich nun die drei abgebildeten Münzen anschaut, ist es augenfällig, dass sich das Portrait von Bolívar mit der Zeit erheblich verändert hat:

1. Bolivien – 8 Soles – 1827 / 27.03 Gramm / .900 Ag.
2. Bolivien – 4 Soles – 1855 / 13.36 Gramm / .660 Ag.
3. Venezuela – 5 Bolívares – 1936 / 24.89 Gramm / .900 Ag.

Auf der ersten, noch zu Lebzeiten Bolívars geprägen Münze (1.) begegnet uns das Bild eines Kreolen mit sehr ausgeprägten Gesichtszügen. 1827 wird Bolívar mit einem stark ausgeprägten Kinn, einer hohen, gefurchten Stirn, einer wulstigen Oberlippe und einer gewölbten Nase dargestellt. Das Bild wirkt auf eine „uneuropäische“ Art sehr individuell und lebensnah.

Ganz anders verhält es sich bereits 28 Jahre später. Auf dem 4 Soles –Stück aus dem Jahr 1855 (2.) wirkt das Portraits des „Libertador“ bereits „erstarrt“. Individuelle Gesichtszüge haben hier einem, beinahe schon in der Tradition römischer Kaiserabbildungen stehenden, klassischen Typus Platz gemacht. 25 Jahre nach dem Tod von Bolívar war er also auch in der Münzprägung schon zu einem (beinahe europäisch wirkenden) Idealtypus geworden. Kaum kann man sich hinter dem Bild auf der Münze eine reale Person vorstellen.

Auf der 5 Bolívares – Münze aus Venezuela (3.) aus dem Jahr 1936 begegnet uns dann wieder ein scheinbar lebensnaheres Bild von Bolívar. Aber obwohl die Gesichtszüge wieder etwas individueller gestaltet worden sind, erkennt man auch hier nicht mehr die gleiche Person wie auf der Münze von 1827. Von der wulstigen Oberlippe, dem ausgeprägten Kinn und der gewölbten Nase ist kaum noch etwas zu erkennen. Bolívar ist eigentlich auch hier ein „Idealtypus“ mit gemässigten Zügen geblieben.

Nicht nur in der Münzprägung begegnet uns dieser Typus von Bolívar. Auf zahllosen Bildern wird der grosse „Befreier“ stark idealisiert dargestellt. Gerade dadurch wird es letztlich sehr schwierig ein „authentischeres“ Portrait von ihm zu erhalten.

Zum 229. Geburtstag von Bolívar wurde nun vor kurzem in Venezuela ein neues Portrait von ihm veröffentlicht. Mit wissenschaftlichen Methoden konnte, aufgrund der von Hugo Chavez angeordneten Exhumierung des „Libertador“ ein sehr lebensnahes Bild des „Befreiers“ erstellt werden (4.). Gerade im modernen Venezuela, und speziell auch für die Politik von Hugo Chavez ist Bolívar und der Mythos um ihn von hoher, aber manchmal leider auch zweifelhafter Bedeutung.

Die Ähnlichkeit zum Bolívar auf dem 8 – Soles – Stück von 1827 (1.) erscheint mir doch erheblich.

Dass die Numismatik wichtige Beiträge zur Generierung „realer“ Portraits von historischen Personen enorme (oft die wichtigsten) Beiträge leistet ist sicher eine banale Erkenntnis. Dass man dabei aber auch oft fehlgeleitet werden kann, wird erst durch den Vergleich verschiedener Stücke erkenntlich. Sicher, auch das ist für viele wohl ebenso eine banale Erkenntnis. Vielleicht eignen sich die Abbildungen von Bolivar in der Münzprägung aber einmal mehr um dieses Phänomen aufzuzeigen.

Auf weitere Beiträge zu Münzen aus Nord- und Südamerika freue ich mich bereits jetzt.

Freundliche Grüsse

Caspar

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: So 12.03.23 21:59
von Numis-Student
Hallo,

wir haben in unserem schönen Forum doch (fast) alles ;-)

Schöne Grüße
MR

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: So 12.03.23 23:08
von Eric_der_Sammler
Ach hier versteckt sich der Schaukasten 😂

1 Escudo 1814
Popayan, Kolumbien
Ferdinand VII
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Das besondere an diesem Stück ist, dass die Münze unter Ferdinand VII geprägt wurde und auch seinen Namen in der Umschrift trägt. Jedoch wurde das Konterfei seines Vaters Karl dem IVen verwendet.
Laut meiner Internetrecherche, lag dem Graveur das Bild von Ferdinand nicht vor und so wurde das seines Vaters über mehrere Jahre benutzt.
Zusätzlich dazu wurde die Jahreszahl im Stempel umgeschnitten, von 1813 auf 1814.
Alles in allem gefällt mir die Münze, trotz mittelmäßiger Erhaltung, sehr. Besonders charmant der große Riss im Schrötling.

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: So 19.03.23 13:35
von Basti aus Berlin
Das Thema USA ist echt faszinierend. Millionenauflage, aber egal. Neuerwerb für 15 Euro.

USA
1 Dollar (Ag) 1921
Philadelphia
44.690.000 Ex.
KM# 110

Geschnitten von George T. Morgan, geprägt 1878–1921. Anbei meine Hauptorientierung USA:

Harper, David C.: 2017 North American Coins & Prices. A Guide to U.S., Canadian and Mexican Coins.
Iola XXVI 2016.

Kurze Frage: Über USA gebt es viele Kataloge. Ist dieses eigentlich das Standardwerk? Das ebenfalls erfasste Kanada ist im Charlton erfasst, wo Mexiko?

LG 😊

PS: In diesem Thread ist eine Lücke von 2012–2023? Elf Jahre? Schweiz und Habsburg mit sechs Jahren haben mich schon umgehauen. Ist das für 15.000 Leute so langweilig?

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: So 19.03.23 14:18
von Steffl0815
Hier ein Mercury Dime von mir. Ich dachte zuerst ich hätte nen Römer gefunden 😂 war anscheinend als Glücksbringer eines GI‘s mit im Gepäck, als es 1944 über den Atlantik ging (zumindest gefällt mir der Gedanke :wink: )
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MfG Stefan

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: Mo 20.03.23 14:52
von Chippi
Die US-Sammler orientieren sich nur am "Red Book", da sind nur US-Münzen drin. Dein Werk umfasst ja noch 2 Länder, ist also ein gutes Übersichtswerk. Dürfte aber nicht so in die Tiefe gehen wie erstgenanntes Buch.
https://www.amazon.com/Guide-Book-Coins ... 0794849628.

Gruß Chippi

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: Mo 20.03.23 14:54
von Chippi
Steffl0815 hat geschrieben:
So 19.03.23 14:18
Hier ein Mercury Dime von mir. Ich dachte zuerst ich hätte nen Römer gefunden 😂 war anscheinend als Glücksbringer eines GI‘s mit im Gepäck, als es 1944 über den Atlantik ging (zumindest gefällt mir der Gedanke :wink: )

MfG Stefan
Schöner Gedanke, aber der Abnutzung nach, sicher erst während der Besatzungszeit nach der BRD-Gründung verlustig gegangen.

Gruß Chippi

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: Mo 20.03.23 20:08
von Pfennig 47,5
Ich werde in den nächsten Tagen die paar Münzen der Staaten hier einfügen.
Hier mein einziger Morgan Dollar.
20230306_153513.jpg
20230306_153526.jpg

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: Mo 20.03.23 20:10
von Basti aus Berlin
Beim Umsortieren Mal wieder wunderschöne alte Münzen in Händen gehalten. Eine tolle Erhaltung und Stück der Anfangszeit. Von woher leider nicht mehr nachvollziehbar.

Kanada
Elisabeth II. (1952–2022)
50 Cent (Ag) 1958
Ottawa
2.957.266 Ex.
KM# 53

Eine wunderschöne Gestaltung. Ihr erstes Portrait ist meines Erachtens nach das beste ihrer langen Herrschaftszeit.

LG 😊

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: Mo 20.03.23 21:15
von Numis-Student
Mir persönlich gefällt das dritte Portrait am besten, aber das ist nur persönlicher Geschmack...

https://www.royalmint.com/our-coins/ran ... -portraits

MR

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: Mo 20.03.23 21:18
von KarlAntonMartini
Ja, das junge Porträt von Mary Gillick ist wirklich schön. Die Rückseite von George Kruger Gray ist aber meines Erachtens nicht gut gelungen was die Wertangabe betrifft. Die 5 ist ohne Not anders gestaltet als die aus der Jahreszahl und die CENTS sind hingequetscht. Ein geringfügige Verkleinerung des Wappens hätte oben Platz gelassen für HALF DOLLAR oder FIFTY CENTS entsprechend dem CANADA 1958 unten. Grüße, KarlAntonMartini

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: Mo 20.03.23 21:49
von Pfennig 47,5
One Cent Indian Head 1862
1862 1.jpg
1862 2.jpg

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: Mo 20.03.23 21:49
von Basti aus Berlin
Australien, Kanada und USA haben keine klassische Vergangenheit, wie zB Ungarn, Litauen oder Iran, um nur willkürliche Beispiele zu nennen.

Das Gute eben ist, dass dort so stark idealistische und liberale Abbildungen verwendet werden. Das macht die Länder auch sehr sympathisch.

Nur die Fülle von Gedenkmünzen, welche alle Themata bedienen sollen, macht das unsympathisch. Eine Fülle, welche das Idielle durch das Kommerzielle ersetzt.

Re: Zeigt mal eure "Amis" :-)

Verfasst: Mo 20.03.23 22:01
von Wurzel
Basti aus Berlin hat geschrieben:
Mo 20.03.23 21:49
Australien, Kanada und USA haben keine klassische Vergangenheit, wie zB Ungarn, Litauen oder Iran, um nur willkürliche Beispiele zu nennen.
Die Geschichte der australischen Ureinwohner reicht 40.000 bis 60.000 Jahre zurück und ist vor allem spirituell enorm reichhaltig

Ähnliches dürften die indigenen Stämme in Kanada und USA von sich sagen.

Ganz allgemein und ohne Angriff gemeint: bei verschiedenen Kulturen stellt sich Vergangenheit durchaus anders dar, man muss aufpassen "seine" Vorstellungen nicht dorthin zu übertragen. Passiert mir auch schnell :-)