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Drei Chinesen (?)

Verfasst: Di 27.12.05 21:06
von Pscipio
Diese drei Stücke habe ich heute von einer Freundin erhalten - da ich aber von solchen Münzen etwa gleich viel Ahnung habe wie eine Kuh vom Fliegen, erhoffe ich mir von chin-amul (ich las es früher immer als china-mul und zerbrach mit den Kopf darüber, wofür "mul" wohl stehen könnte!) oder auch jemand anderem eine ungefähre oder gar exakte Einordnung. Die Münzen sind in echt nicht so leuchtend goldfarben, das liegt nur an der künstlichen Beleuchtung.

Nr. 1: Ø 37 mm, 13.54 g.

Nr. 2: Ø 24 mm, 4.84 g.

Nr. 3: Ø 26 mm, 2.45 g.

Vielleicht (wohl sogar wahrscheinlich) habe ich die Münzen verkehrt herum fotographiert - ich entschuldige mich also schon im vornherein für verrenkte Hälse oder für den Zeitaufwand, den ihr zum Bearbeiten der Bilder benötigt.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Di 27.12.05 21:32
von Afrasi
1. Links: Tang-shih Pao-che (Wert 10, Mst. Chekiang) Rechts: Hsien-feng t'ung-pao (gültiges Geld des Kaisers Hsien Feng)
10 Cash aus der Zeit des Kaisers Kuang-hsü, 1875-1908, Hsien-feng war sein späterer Regierungsname
2. L:Chia-ch'ing t'ung-pao R: Pao-chüan (Mst. Finanzmin.)
Chia-ch'ing war der Regierungsname von Jen Tsung (1796-1820)
3. L: Pao-chüan R: K'ang-hsi t'ung-pao
K'ang-hsi war der Regierungsname von Scheng-tsu (1662-1722)

Verfasst: Di 27.12.05 21:36
von Pscipio
Ich danke dir!

Gruss, Pscipio

Verfasst: Mi 28.12.05 13:26
von chinamul
Es tut mir sehr leid, aber ich muß an Afrasis Kommentar eine Korrektur anbringen.
Die Beschreibung der ersten Münze (linkes Bild steht auf dem Kopf) enthält einige Unrichtigkeiten. Sie ist eine des Kaisers Wen Zong (1851 - 1861), der den Regierungstitel Xian-feng (die Transkription Hsien-feng ist veraltet) führte. Die Legende der Vorderseite lautet (Reihenfolge oben, unten, rechts, links): "xian feng zhong bao" = " Schwere (= mehrwertige, hier zehnwertige) Münze der Regierungsperiode Xian-feng". Die Zeichen auf der Rückseite sind oben und unten: "tang shi" = "Wert zehn" in chinesischer Schrift, während die Zeichen rechts und links in mandschurischer Schrift sind, da die Kaiser der letzten Dynastie, der Qing (1644 - 1912), Mandschus waren.
Zur Erläuterung: Die eigentlichen Namen der Kaiser wurden aus Tabugründen auf Münzen nie erwähnt. Stattdessen wählten sie eine Regierungsdevise (nian hao) für einen Teil ihrer Regierungszeit oder deren ganze Dauer, wie es die Qing-Kaiser taten. Erst nach dem Tode eines Kaisers erfuhren die Untertanen dessen tatsächlichen Namen.
Bei der letzten Münze steht das rechte Bild auf dem Kopf.
@Pscipio: Bei deiner ursprünglichen Lesung meines Nicks "china-mul" habe ich ja noch Glück gehabt, daß du ihn nicht mit lat. mulus (= Maultier) in Verbindung gebracht hast, so daß etwa ein "Maultier aus China" daraus hätte werden können. Dafür bin ich dir immerhin dankbar.

Gruß

chinamul

Verfasst: Mi 28.12.05 17:21
von Pscipio
Danke für die zusätzlichen Informationen, lieber CHIN-amul.
chinamul hat geschrieben:@Pscipio: Bei deiner ursprünglichen Lesung meines Nicks "china-mul" habe ich ja noch Glück gehabt, daß du ihn nicht mit lat. mulus (= Maultier) in Verbindung gebracht hast, so daß etwa ein "Maultier aus China" daraus hätte werden können.
Niemals :D

Verfasst: Mi 28.12.05 20:16
von Afrasi
Ups! Asche über mein Haupt! Ich hatte auf die Schnelle im Schjöth geblättert, bei dem die "supplementary coins" nicht eben übersichtlich geordnet sind. Das bei der ersten Münze aber "schweres Geld" steht, hätte ich sehen müssen ...
Nun aber eine Frage an chinamul, die vielleicht auch andere interessiert:
Ich benutze gern und ohne schlechtes Gewissen die alte Umschrift, wie sie z. B. der Schjöth verwendet; an die habe ich mich gewöhnt. Sollte ich mich aber irgendwann doch entscheiden "modern zu werden", wo finde ich die ganzen Begriffe in der neuen Umschrift "in epischer Breite". Wenn, dann möchte ich mich auch komplett umstellen.
Tschüß, Afrasi

Verfasst: Do 29.12.05 11:40
von chinamul
Die alte Transkription zu benutzen ist ja durchaus zu vertreten, da sie bis in die 50er Jahre gebräuchlich war. Inzwischen hat man sich aber fast ausschließlich auf Pinyin geeinigt, und alle modernen Werke verwenden es. Als ich nun mein Buch geschrieben habe, meinte ich, die neue Transkription benutzen zu sollen. Desgleichen habe ich mich auch dazu entschlossen, die vereinfachten Zeichen zu verwenden. So blieben Zeichen und Umschrift in meinem Buch kompatibel mit denen in den anderen neueren Amulettkatalogen, was mir u. a. auch aus Vermarktungsgründen ratsam schien.
Es gibt in wohl allen neueren Wörterbüchern ausführliche Tabellen, die in alphabetischer Reihenfolge die alte Transkription jeweils der neuen gegenüberstellen, so daß man dort nachschlagen kann, daß beispielsweise "hsien" in Pinyin zu "xian" geworden ist.

Gruß

chinamul

Verfasst: Do 29.12.05 23:46
von Peter43
Darf man jetzt auch nicht mehr Mao Tse Tung oder Peking sagen?

Verfasst: Fr 30.12.05 11:25
von chinamul
Das ist wohl kein strafwürdiges Vergehen, für das man ins Gefängnis kommen kann, aber man sollte schon wissen, worum es sich handelt, wenn man von Mao Zedong oder Beijing liest. Ich habe lediglich meine private Entscheidung zu Protokoll gegeben und darauf hingewiesen, daß inzwischen sowohl die Pinyin-Transkription als auch die vereinfachten Zeichen (es sind deren gar nicht so sehr viele!) international üblich geworden sind.

Gruß

chinamul