Bei islamischen Münzen des Spätmittelalters und der Neuzeit ist das Ermitteln der Jahreszahl (JZ) sehr einfach.
Die JZ wird aus Ziffern gebildet, die wie üblich von rechts nach links geschrieben/gelesen werden. Da im Arabischen nicht nur die Schreibrichtung, sondern auch die Reihenfolge der Ziffern vertauscht ist (man schreibt z. B. nicht 1243, sondern 3421), lässt sich die Jahreszahl bequem von links nach rechts lesen.
Die Umrechnung von AH in AD erfolgt am besten mit folgender Näherungsformel: JZ (AD) = JZ (AH).32/33 + 622
Ungleich schwieriger gestaltet sich die Ermittlung der JZ von mittelalterlichen Münzen. Hier wurde (wie bereits erwähnt) die JZ
in Worten in die Stempel graviert. Dieser geht die Formulierung "
(Es wurde) geprägt (dieser Dirhem درهم / Dinar دينار) in - hier wird die Münzstätte genannt - (im) Jahr xyz" voraus. Das sieht dann z. B. folgendermaßen aus: Geprägt in Damaskus Jahr drei und siebzig und fünfhundert ضرن نرمشق سنة ثلث و سبعين و خمسمئة (Zuriba bi Dimishq sanat thelath wa seb'in wa khamsmi'at).
"Im Jahr" heißt "fi sanat" في سنة (Naqsh-Schrift). Der letzte Buchstabe - auch bei mi'at - nennt sich Ta marbuta und zeigt Feminina an. Auf frühen Münzen kann das في fehlen, wodurch sich der Kasus von سنة (Gen.) ändert. Da die niedrigen Ziffern maskulin oder feminin sein können, müssen die maskulinen Ziffern auf das feminine سنة angepasst werden. Eine Anpassung des Kasus (Gen./ Akk.) zeigt sich bei den höheren Zahlen darin, dass unterschiedliche Vokale zum Einsatz kommen. Da die kurzen Vokale i. A. nicht geschrieben werden - nur im Koran gibt es die sogenannten Vokalzeichen -, wirkt sich das im Schriftbild nur auf die langen Vokale (a, i, u) aus. Bei "Zwanzig" z. B. wird 'ishr
un zu 'ishr
in, also das stets gleich aussehende و zum ي, das nur isoliert bzw. am Wortende so aussieht. Es ist aber leicht an den beiden unteren Punkten zu erkennen.
An dieser Stelle gebe ich den Link zu einer genialen Website an
http://www.webstilzchen.ch/arabisch/index.html , die das Wichtigste knapp und verständlich erklärt. Außerdem hat man abgesehen von diversen Übungen auch die Möglichkeit mit einer virtuellen Tastatur zu schreiben, die ich auch für das Erstellen dieser Liste benutzt habe. Hier sieht man schön, wie sich die einzelnen Buchstaben ändern, wenn ein anderer daran gehängt wird. Nur das Alif und 5 weitere Buchstaben verändern niemals ihre Form.
Um nicht zwei gleiche Buchstaben nebeneinander schreiben zu müssen, kommt das Verdoppelungszeichen zum Einsatz, das über die entsprechenden Buchstaben gesetzt wird und wie ein kleines Omega aussieht.
Eine eigene Wissenschaft ist das korrekte Setzten des "Hamza", das wie auch das "
'in" als Apostroph in der Lautschrift wiedergegeben wird und eine Art Pausenzeichen (Glottaler Plosiv) darstellt (eine dt. Entsprechung wäre z.B. "Post'amt" oder "Ge'kicher").
In nachfolgender Liste (Naqsh-Schrift) sind (der Vollständigkeit halber) links die Nominativ-Formen und rechts - in einigen Fällen auch darunter - die auf den Münzen erscheinenden Gen.- bzw. Akk.- Formen dargestellt, die sich auf "fi sanat" beziehen.
Kufisch, das erst im 13. Jh durch Naqsh ersetzt wurde, ist wesentlich schwieriger zu lesen, da gewisse Buchstaben, wie ب ت ث ح خ ج keine Punkte zur Unterscheidung aufweisen. Die (eckigen) "Box-Buchstaben" können in unbestimmtem Ausmaß in die Länge (horizontal) gezogen erscheinen, wie es bei Münzen der Umayyaden, Abbasiden oder auch der Ilkhane der Fall ist.
Sowohl im Kufischen als auch in Naqsh bzw. Divani sehen sich die "Sieben" und die "Neun" (auch die "Siebzig" und die "Neunzig") zum Verwechseln ähnlich. Daher rühren auch die häufigen Fehler bei der Jahreszahlangabe der bilingualen Tram von Hetoum I. / Kay Khosrau II. von 637 bzw. 639 AH.
Nominativ Genitiv/Akkusativ
٠ 0 sifr صفر
١ 1 wahid واحد ihda احدى
٢ 2 ithnan إثنان ithnatain اثنتين
٣ 3 thalatha ثلاثة thelath ثلاث od. ثلث
٤ 4 arba’a أربعة arba' اربع
٥ 5 khamsa خمسة khams خمس
٦ 6 sitta ستة sitt ستّ
٧ 7 sab’a سبعة seb' سبع
٨ 8 thamaniya ثمانية theman تمان
٩ 9 tis’a تسعة tis' تسع
١٠ 10 ‘ashra عشرة 'ashr ءشر
١١ 11 ahada ‘ashar إحدى عشر
ihda 'ashrat احدى ءشرة
١٢ 12 ithna ‘ashar إثنا عشر
ithnatai 'ashrat اثنتي ءشرة
١٣ 13 thalatha ‘ashar ثلاثة عشر
thelath 'ashrat ءشرة ثلث
14-19 analog 13
٢٠ 20 ‘ishrun عشرون 'ishrin ءشرين
٢١ 21 wahed wa-’ishrun واحد و عشرون
ihda wa 'ishrin ءشرين و احدى
22-29 analog 21
٣٠ 30 thalathun ثلاثون thelathin ثلثين
٣١ 31 wahid wa-thalathun واحد و ثلاثون
ihda wa thelathin
32-39 analog 31
٤٠ 40 arba’un أربعون arba'in اربعين
٥٠ 50 khamsun خمسون khamsin خمسين
٦٠ 60 sittun ستون sittin ستّين
٧٠ 70 sab’un سبعون seb'in سبعين
٨٠ 80 thamanun ثمانون themanin ثمانين
٩٠ 90 tis’un تسعون tis'in تسعين
١٠٠ 100 mi'a مائة mi'at مائة od. مئة
101 ihda wa mi'at مئة و احدى
121 ihda wa 'ishrin wa mi'at
مئة و ءشرين و احدى
200 mi'atain مئتين
300 thelath mi'at مئة تلت
400 arba' mi'at مئة اربع
500 khams mi'at مئة خمس
600 sitt mi'at مئة ستّ
700 seb' mi'at مئة سبع
١٠٠٠ 1000 alf ألف