China - Münzschwert

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klaupo
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China - Münzschwert

Beitrag von klaupo » Mo 12.04.04 12:51

Durch eine Frage in einem anderen Forum bin ich auf die Bestimmung eines Teils gestoßen, das ich schon lange habe - ein Schwert aus Cash-Münzen. Das Teil ist 47 cm lang, die Klinge besteht aus 50 Cash Stücken, der Knauf aus 45 (möglicherweise fehlen einige), die Parierstange ist aus 20 Cash Stücken gebildet und das Schmuckgehänge aus 24 Stück - alles in allem also 139 Münzen. Von einem Tauschpartner in China erfuhr ich lediglich, daß es sich um eine Art Amulett handeln sollte. Dazu habe ich nun folgende weitere Informationen gefunden, die Richtigkeit allerdings noch nicht überprüfen können.

Im 19. Jh. und vermutlich früher band man Cash-Münzen mit Schnur auf beide Seiten eines ca. 2 Fuß langen Eisenstabs. Am einen Ende ließ man die Münzen ausfächern in Form einer Art Dreieck, darüber steckte man sie durch das Mittelloch gestapelt auf. Dieser Stapel bildete den Knauf des Schwerts. Gelegentlich wurden aufwendigere Verzierungen angebracht wie z.B. eine Kugel aus Münzen.

In den USA heißt es oft, diese Münzschwerter seien als Geschenke für Offiziere gefertigt worden, wenn sie aus dem Dienst ausschieden, das ist aber nicht richtig. Das Münzschwert war ein Amulett, das man Jungvermählten überreichte. Es wurde über das Bett gehängt, um böse Geister fernzuhalten. Diese Angaben stammen aus ein paar englischsprachigen Büchern aus dem 19. Jh. In den letzten 20 Jahren sind Imitationen dieser Cashschwerter auf dem Sammlermarkt aufgetaucht. Sie kommen anscheinend aus Indonesien, wo man auch Figuren und andere Objekte mit Cash-Münzen und Schnur umkleidet. Die alten Cash-Schwerter haben als Kern einen handgeschmiedeten eckigen Stab, der häufig mit Gold- oder rotem Papier umwickelt ist. Die Schnüre sind in der Regel rot oder grün. Moderne Imitationen haben in der Regel als Kern einen runden, glatten, maschinell gefertigten Stab, der meistens nicht mit Papier umwickelt ist. Die Schnüre können farbig oder farblos sein.

Ein Buch, in dem ein Cash-Schwert beschrieben und abgebildet wird, ist Social Life of the Chinese von Justis Doolittle, erschienen 1868. Doolittle war von 1850 - 1873 als amerikanischer Missionar in Foochow in der Provinz Fukien tätig. Das Cashschwert könnte also zum lokalen Brauchtum im Gebiet von Fukien gehören, das ist aber nicht gesichert. Zu diesem Thema gibt es keinerlei Untersuchungen. *** Nach Bruce W. Smith, 14. Juni 2003.


Ob mein Teil nun ein Original oder eine Imitation ist, kann ich nicht mit letzter Sicherheit entscheiden (ausgehen sollte man von letzterem, bis das Gegenteil erwiesen ist!). Der Stab ist eckig, ausgebleichte Papierreste sind unter dem Knauf zu sehen, grüne (Schmuckgehänge) und rote Schnur sind vorhanden, aber daneben auch weiße Schnur, was dann eher Richtung Imitation weisen würde. die Menge der Münzen spricht für die Häufigkeit der Cash-Typen, die auch heute noch reichlich im Handel zu finden sind: sie stammen alle vom Central Board of Revenue in Beijjing aus der Regierungszeit des Kaisers Gaozong, Herrschertitel Qian-Long (1736 - 1795). Die Infos habe ich übersetzt von einer Seite, die mir einen sehr seriösen Eindruck macht und vermutlich auch für den fortgeschrittenen China-Sammler interessant sein dürfte.

http://www.charm.ru/

Gruß klaupo
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payler
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Beitrag von payler » Mo 12.04.04 13:04

bei e-bay wird gerade eines angeboten:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... gory=37085

klaupo
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Beitrag von klaupo » Mo 12.04.04 13:47

Danke für den Tip - aber meins genügt mir ... :D zumal es nicht mal die Hälfte gekostet hat und ich grade nach genauerer Untersuchung feststellen konnte, daß der eckige Stab mit rotem Papier umwickelt ist und die Schnur, die ich für farblos gehalten habe, ein ausgebleichtes Grün ist - das angebotene hat einen Holzgriff und wird leider trotz der vielen schönen Geschichten zum Boxeraufstand nicht vollständig gezeigt!

Gruß klaupo

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Canadian Coins
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Beitrag von Canadian Coins » Di 13.04.04 10:32

Hallo klaupo,

sehr hübsches Objekt. :!:
Auf der letzten Börse in Kerkrade hat ein Händler solch ein Exemplar unter dem Tisch hervorgezaubert - der Griff war ebenfalls aus Holz und die Verziehrung (Kugel) fehlte.
Es sollte 149,-- Euro kosten und es verschwand daraufhin wieder unter dem Tisch .

Dafür hat sich mein Cash-Drachen vermehrt - sie wachen nun zu zweit darüber, dass sich keine bösen Geister einschleichen.

Schöne Grüße.
CC

P.S. Man sieht zwar nur einen kleinen Ausschnitt - aber auch der persische Gabbeh schaut sehr gemütlich aus. Schöne Farbe und Struktur.

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Beitrag von fred888 » Mi 14.04.04 07:31

Dieses Cash Schwert ist mit grosser Sicherheit eine moderne Arbeit. Ich lebe ja in China und kann also diese und viele andere Modelle hier kaufen oder auch die Fertigung Dokumentieren. Ja einige werden wirklich aus alten aber sehr haeufig vorkommende cash Muenzen gebunden. Aber die meisten werden mit modernen Nachpraegungen hergestellt. Der Marktpreis ist hier bei 10 - 20 Euro.

Fuer Details stehe ich immer gern zur Verfuegung.

Fred

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Beitrag von klaupo » Mi 14.04.04 15:15

Hallo fred888,

deine Einschätzung wird wohl richtig sein, ich habe ja oben selbst meine Bedenken geäußert. Immerhin steht aber die Fertigung meines Stücks - anders als bei dem ebay-Exponat - bis in die Details in der oben beschriebenen Tradition, auch für die Cash sind originale Stücke verwendet. Und da das Teil preislich nur um 10 über deiner Obergrenze lag, hab ich damit wohl kaum mehr als die handwerkliche Arbeit und die Versandspesen honoriert, wenn auch nicht nach hiesigem Standard! :D Ich finde deshalb das Teil nach wie vor interessant.

Nach meinen Infos ist übrigens in China bzw. Hongkong das Sammeln von älteren, besonders den selteneren Cash, Spaten, Messern etc. immer ein Drahtseilakt zwischen Echt und Falsch, weil Güsse noch leichter zu fälschen sind als die neueren Maschinenprägungen - auch die werden ja in Mengen auf den Markt gebracht. Aber das ist ein anderes Thema und sollte den Spaß an der Sache nicht trüben ... :wink:

Gruß klaupo

P.S. @CC: Teppiche sammelst du also auch ... ? :wink:

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Beitrag von fred888 » Do 15.04.04 05:01

Nein Teppiche sammle ich nicht, kann man hier auch gut kaufen.

Noch einiges zu den cash Schwertern. Die Qualitaet ist wirklich sehr unterschiedlich und auch die Art der Bindungen. Viele junge Bindungen haben als Basis einen 3-4mm dicken Stahldraht. Ich habe hier nicht nur Schwerter sondern auch noch viele andere Gebilde gestehen. Diese Art von budistischen Gebinden werden auch in Tempeln fuer verschiedene Rituale, die mir nicht bekannt sind verwendet.
Die Schwerter die heute an vielen Stellen zum Verkauf angeboten werden, sind mehr fuer Touristen und Liebhaber angefertigt. Die Menge der echten Muenzen ist aber auch hier begrenzt und somit ist die Masse aus Nachguessen oder Praegungen hergestellt.
Muenzstempel die in den letzten Jahren besonders fuer das Nachpraegen von Silbermuenzen gebraucht wurden, kann ich hier auch kaufen. Habe schon einiges, da es fuer mich fuer den Bereich Faelschungen und Nachpraegungen sehr interessant ist.

Wer kann Hilfe oder noch Ideen anbieten. Ich habe einige Kupfer Muenzen die durch lange Lagerung im Boden regelrecht zusammengewachsen sind. Das Patina und die Mineralien im Boden haben eine sehr harte Schale gebildet. Bin mir unsicher ob beim Aufbrechen nicht wertvolles beschaedigt wird. Oel und andere Waschungen haben keine Erfolge gebracht.

Fred

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Re: China - Münzschwert

Beitrag von Krlfdhnd » Sa 18.04.20 17:38

bei Wikipedia habe ich übrigens folgende Ethymologische Begriffsklärung gefunden:

Das Wort „Käsch“ leitet sich von dem Sanskrit-Begriff कर्ष karsha (kleine Münze mit bestimmtem Gewicht) und dem Tamil-Wort kasu (kleines Geldstück) her. Es besteht trotz der Wortgleichheit im Englischen keine Verwandtschaft mit englisch cash im Sinne von Bargeld. Letzteres ist von altfranzösisch caisse oder italienisch cassa abgeleitet, was Geldkiste oder Kasse bedeutet.

Ich habe ein altes Münzschwert vom Großvater geerbt, der es aus seiner Zeit in China (1909 bis 1912) mitgebracht hat.
Inzwischen ist das Garn morsch und die Münzen fallen auseinander. Es ist dringend eine Restauration erforderlich. Wer macht so was, was kostet das, kann man es selbst machen? Wenn ja, wo findet man eine Anleitung zum Knüpfen?

Danke

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