„Besondere Geschichten rund um Eure Münzen…“

Wie zahlten unsere Vorfahren? Was war überhaupt das Geld wert? Vormünzliche Zahlungsmittel

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Lackland
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„Besondere Geschichten rund um Eure Münzen…“

Beitrag von Lackland » Fr 10.05.24 20:12

Hallo Zusammen,

ich starte heute einen neuen Thread, in dem ihr „Besondere Geschichten rund um Eure Münzen“ erzählen könnt.

Auf welche abenteuerliche Weise seid ihr zu einem bestimmten Stück gekommen? Wie viele Jahre habt ihr gesucht?
Oder habt ihr ein besonderes Bietergefecht siegreich beendet? Oder habt ihr eine Münze an einem besonderen Ort ergattert?

Ich fange mal gleich mit einem meiner Erlebnisse an…

Viele Grüße

Lackland
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Re: „Besondere Geschichten rund um Eure Münzen…“

Beitrag von Lackland » Fr 10.05.24 21:08

Also dann erzähle ich mal eines meiner numismatischen Erlebnisse…

Die ganze Sache ereignete sich im März 1991 während der Numismata in München. Übrigens einer besonders lebhaften Börse, da ungewöhnlich viele Händler aus den ehemaligen Ostblockländern und der ehemaligen DDR anwesend waren. Irgendwie herrschte eine Art ‚Goldgräberstimmung‘.

Und obwohl es bereits meine fünfte oder sechste Numismata war, war auch ich etwas aufgeregt. Schließlich war ich mit einem meiner numismatischen Brieffreunde (ja, so etwas gab es damals noch) verabredet.
Hans-Dieter (Gesell) kam extra aus Köln. Ein rheinisches Original, das mühelos die ganze Messehalle unterhielt.
Leider ist Hans-Dieter schon lange, lange nicht mehr unter uns…

Aber um Hans-Dieter geht es hier im weiteren Sinne. Offensichtlich hatte er überhaupt keine Ambitionen, selbst nach Münzen zu suchen, obwohl er ein leidenschaftlicher Sammler Habsburger Münzen war. So wollte er von mir wissen, nach was ich denn aktuell besonders suchen würde. Meine Antwort war damals kurz und knapp: Königreich Böhmen.

Und was machte Hans-Dieter? Er zog mich in seinem enormen Tempo von Stand zu Stand und fing an, mit Händlern um besondere Stücke zu feilschen. Es kostete mich die größte Mühe, ihm klar zu machen, dass ich mir keinen Joachimstaler Dreikaisertaler für 3.000 DM oder Prager Zehnerdukaten für 10.000 DM leisten könne… Er verhandelte trotzdem munter weiter. Und eines musste ich ihm lassen: Er hatte durchaus ein sehr gutes Auge! Aber beirren ließ er sich nicht.
So verhandelte er plötzlich mit einem Münzhändler aus der ehemaligen DDR. Ich glaube er hieß Läsecke (oder ähnlich) und war aus Erfurt. Das Stück, das Gesell bei Läsecke entdeckte, war ein Kipper-Vierteltaler zu 24 Kreuzer des Winterkönigs Friedrich von der Pfalz aus der Münzstätte Joachimstal. Aber auch das war außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten. Ich hatte nämlich exakt 300 DM dabei (1991 kein Vermögen, aber ausreichend für eine gute Portion alter Kleinmünzen) und der Vierteltaler sollte 1.000 DM kosten!
Aber das Unglaubliche geschah: Mein Kölner Begleiter quasselte den Händler buchstäblich in Grund und Boden und bekam das Stück tatsächlich für 300 DM!!!
Ich wusste gar nicht wie mir geschehen war und bezahlte. Meine Geldbörse war leer und ich hatte durchaus gemischte Gefühle. (Immerhin lud mich Hans-Dieter nach der Messe zum Abendessen ein. Ich war ja pleite.)

Die wirklich große Freude kam dann am Folgetag zu Hause! Ich hatte schon immer ein Faible für numismatische Literatur und verfügte schon damals über eine gutsortierte Numismatische Bibliothek. Und so entdeckte ich MEINE Münze als ‚unediertes Unikat‘ beschrieben in der berühmten Auktion Winterstein (Prag 1936)! Nr. 345 der Auktion - und meine einzige Münze mit wirklicher Provenienz.

Dazu eine Bemerkung ex Künker:
„Diese Auktion ließ Gerhard Hirsch unter dem Namen seines Mitarbeiters Georg Winterstein laufen, da dieser gemäß Tietjen den Katalog so fehlerhaft in die tschechische Sprache übersetzt hatte. Der Katalog beinhaltete die Sammlung Niklovits.“

Mittlerweile weiß ich übrigens, dass es kein Unikat ist. Ein weiteres Exemplar liegt im Wiener Münzkabinett und ich sah die Münze in der Zwischenzeit mehrmals.

Trotzdem ist dieser Joachimstaler Vierteltaler des Winterkönigs nach wie vor eines meiner Lieblingsstücke. Auch und besonders WEGEN seiner Geschichte…

Viele Grüße

Lackland
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Re: „Besondere Geschichten rund um Eure Münzen…“

Beitrag von Pfennig 47,5 » Fr 10.05.24 21:08

Lackland hat geschrieben:
Fr 10.05.24 20:12
Hallo Zusammen,

ich starte heute einen neuen Thread, in dem ihr „Besondere Geschichten rund um Eure Münzen“ erzählen könnt.
Eine Geschichte aus dem Leben Februar 2002, der Euro war zirka 6-7 Wochen im Umlauf.
Ich stand im Edeka an der Kasse, vor mir eine ältere Frau, zirka 80 Jahre alt und zahlte mit einem zwanzig Euro Schein den Einkauf. Die Kassiererin legte das Wechselgeld auf den Zahlteller, als die alte Dame stutzte, mit dem Finger auf eine 1 Euro Münze zeigte und scharf fragte was das ist?!
Die Kassiererin schaute sich den Euro an und sagte: "eine 1 Euro Münze aus Italien". Darauf forderte die alte Dame einen sofortigen Umtausch in einen deutschen Euro mit den Worten, "Ich habe nicht vor nach Italien zu fahren".
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Re: „Besondere Geschichten rund um Eure Münzen…“

Beitrag von Chippi » Fr 10.05.24 22:19

Eine kuriose Geschichte kann ich auch erzählen. Für wenige Euros verkaufte ich ein paar Kleinmünzen des Kaiserreiches online an einen anderen Sammler.

Der Brief kam nie an, natürlich geklaut. Soweit normal, aber nach 6 Wochen bekam der Empfänger einen anonymen Brief aus Amsterdam und darin waren immerhin noch zwei, der vier geklauten Münzen.

Wir haben uns nie einen Reim darauf machen können.
Keine der geklauten Münzen war besonders, weder selten noch wertvoll. Es ergibt keinen Sinn, die Hälfte doch noch dem Empfänger zu schicken...

Gruß Chippi

PS: An mich verlorene Sendungen kann ich schon recht viel beklagen. Die Gründe sind da aber vielfältig.
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Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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