Anastasius Viertel-Siliqua

Münzen des alten Byzanz

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Tejas552
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Anastasius Viertel-Siliqua

Beitrag von Tejas552 » Sa 09.07.16 09:03

Diese Viertel-Siliqua des Anastasius habe ich in der letzten Naumann Auktion gekauft. Das Stück wurde dort Sirmium (unter den Gepiden) zugeordnet. Sirmium mag stimmen, aber die Münze wurde sicher vor 535 n.Chr. geprägt, also in einer Zeit, als Sirmium zum Machtbereich der Ostgoten gehörte.
Allerdings bin ich nicht einmal sicher, ob die Münze wirklich in Sirmium geprägt wurde. Ich denke es könnte sich auch um eine Ausgabe aus Mailand handeln.

Gruss
Dirk
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Posa
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Re: Anastasius Viertel-Siliqua

Beitrag von Posa » Sa 09.07.16 18:48

Das ist wirklich ein tolles Stück, lieber Dirk! Angesichts des Portraits kann ich deine Überlegungen zu Mailand sehr gut nachvollziehen. Ich würde den Antrag unterstützen! :wink:

Gruß Posa

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Tejas552
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Re: Anastasius Viertel-Siliqua

Beitrag von Tejas552 » Mo 11.07.16 15:24

Hallo Marcus,

vielen Dank für Deine Einschätzung. Ich denke, dass der Übergang von den Siliquae von Mailand zu denen von Sirmium fliessend ist. Im Jahre 504 fiel Sirmium an die Ostgoten. Ich rechne nicht damit, dass die Gepiden vor 504 in Sirmium Münzen prägten. Die neue ostgotische Verwaltung brachte Münzen aus Mailand mit; vielleicht sogar Stempelschneider und begann mit der Prägung von Münzen nach Mailänder Vorbild. Die frühesten, eindeutig sirmensischen Gepräge zeigen das Münzzeichen für Mailand (MD). Die vorliegende Münze liegt irgendwie dazwischen und stellt vielleicht so etwas wie ein "missing link" dar: sie ist entweder noch ein Mailänder Vorbild oder schon eine sirmensische Imitation. Offenbar gab es zwischen Mailand und Sirmium keinen regelmässigen Warenverkehr der den Austausch dieser Siliquae erforderte. Die Prägungen von Sirmium gehen ihren eigenen Weg; das MD wird bald fallengelassen. Nur auf den Halbsiliquae erscheint das Münzzeichen SMR.

Gruss
Dirk

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Posa
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Re: Anastasius Viertel-Siliqua

Beitrag von Posa » Fr 05.08.16 08:22

Hallo Dirk,

sorry, ich bin geistig kurzfristig etwas ausgestiegen, was aber kein Desinteresse bezeugen soll. Ist vielleicht ne blöde Frage, ausgerechnet an dich: Kennst Du das gute alte Büchlein "Die Münzstätte Sirmium unter den Ostgoten und Gepiden: ein Beitrag zur Geschichte des germanischen Münzwesens in der Zeit der Völkerwanderung" Friedrich Stefan, Graz, 1925?
Stefan geht - natürlich ohne es belegen zu können - von einer Prägetätigkeit vor 504 aus.
Der Balkanraum ist in frühbyzantinischer Zeit quasi ein geschlossener Wirtschaftsraum mit eigener Münzproduktion und auch einem eigenen, niedrigeren Preisgefüge, was das Fehlen großer Nominale und die enorme Häfung von Kleinmünzen belegen. Sirmium, egal unter wem dürfte tatsächlich eher an diesen Wirtschaftsraum angeglidert gewesen sein, als größeren Austausch mit Italien gehabt zu haben.
Stefan geht davon aus, dass die Goten eine Münze vorgefunden haben müssen, um so reibungslos den Betrieb aufnehmen zu können. Dieses Argument platzt natürlich, wenn man davon ausgeht, dass die Goten ihr Know-how aus Italien importierten.

Gruß Posa

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Tejas552
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Re: Anastasius Viertel-Siliqua

Beitrag von Tejas552 » So 07.08.16 10:19

Hallo Marcus,

die Studie von Friedrich Stefan kenne ich. Die Hypothese, dass in Sirmium die Münzprägung bereits vor 504 wieder aufgenommen wurde ist sicher eine Überlegung wert. Von ca. 480 bis 504 war die Stadt ein Aussenposten des Gepiden-Reiches.
Es gibt zwei Typen von Silbermünzen: 1. die extrem seltenen sogenannten Halbsiliquae. Dies sind eigenständige Prägungen im Namen des Anastasius und mit Münzzeichen SMR und 2. die viel häufigeren Viertelsiliquae. Diese sind mittlerweile schon viel häufiger anzutreffen als die ostgotischen Viertelsiliquae aus Italien. Dies sind imitative Münzen, die offensichtlich die ostgotischen Prägungen aus Milan zum Vorbild hatten. Sie wurden unter Anastasius, Justin I, Justinian und Justin II geprägt.
Vielleicht wurden die Halbsiliquae vor 504 (also unter der ersten Gepidenherrschaft geprägt). Ich denke die imitativen Siliquae im Namen des Anastasius und Justinus I wurden nach 504 geprägt, als Sirmium ostgotisch war. Warum hätten die Gepiden die Prägung mit Imitationen aus Italien beginnen sollen? Die Prägungen im Namen des Justinian und Justinus II gehören in die Zeit nach ca. 530 als Sirmium dann wieder zum Gepidenreich gehörte. So stelle ich es mir zumindest vor. In meiner Schublade liegt ein angefangener Artikel zu dem Thema.

Gruss
Dirk

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Re: Anastasius Viertel-Siliqua

Beitrag von Truben » Di 30.08.16 23:25

Hallo Dirk,
sendest Du mir eine PN, wenn Dein Artikel fertig ist oder irgendwo erscheint?
Alles gute und vielen Dank!
Truben

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Re: Anastasius Viertel-Siliqua

Beitrag von Tejas552 » Fr 07.10.16 21:33

Wenn der Artikel fertig ist, bzw. jemals fertig wird, dann lasse ich es allen auf diesem Forum wissen.

Gruss
Dirk

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