XXXX statt M
Moderator: Wurzel
- Invictus
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XXXX statt M
Hallo zusammen,
warum hat man bei den Folles des Phocas auf die bishrige (und später wieder einsetzende) griechischen Zahlendarstellung verzichtet und statt dessen die lateinische eingeführt?
Und ab welchem Regierungsjahr geschah das?
Im Voraus schon mal besten Dank für eure Antworten!
warum hat man bei den Folles des Phocas auf die bishrige (und später wieder einsetzende) griechischen Zahlendarstellung verzichtet und statt dessen die lateinische eingeführt?
Und ab welchem Regierungsjahr geschah das?
Im Voraus schon mal besten Dank für eure Antworten!
- Posa
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Re: XXXX statt M
Hallo Invictus,
die Sache beginnt bei Phokas im 2.Regierungsjahr. Man darf nicht vergessen, dass das byzantinische Reich zu diesem Zeitpunkt kein "griechisches" Reich war, sondern ein kulturelles Mischreich mit einer stark lateinisch geprägter Fraktion, das sich selbst als "römisches Reich" verstand. Die Byzantiner bezeichneten sich bis zum Schluss als "Römer". Latein wurde erst unter Heraclius als offizielle Amts- und Regierungsspreche durch Griechisch abgelöst und die Inschriften blieben bis ins hohe Mittelalter hinein Mischformen. Bereits unter Tiberius Constantinus gab es reichsweit römische Zahlzeichen und unter den anderen Kaisern zumindest lokal. Die westlichen Münzstätten (etwa Karthago, Rom, Neapel) haben bis nah ans 8.Jhdt mit diesen Wertzahlen operiert.
Gruß Posa
die Sache beginnt bei Phokas im 2.Regierungsjahr. Man darf nicht vergessen, dass das byzantinische Reich zu diesem Zeitpunkt kein "griechisches" Reich war, sondern ein kulturelles Mischreich mit einer stark lateinisch geprägter Fraktion, das sich selbst als "römisches Reich" verstand. Die Byzantiner bezeichneten sich bis zum Schluss als "Römer". Latein wurde erst unter Heraclius als offizielle Amts- und Regierungsspreche durch Griechisch abgelöst und die Inschriften blieben bis ins hohe Mittelalter hinein Mischformen. Bereits unter Tiberius Constantinus gab es reichsweit römische Zahlzeichen und unter den anderen Kaisern zumindest lokal. Die westlichen Münzstätten (etwa Karthago, Rom, Neapel) haben bis nah ans 8.Jhdt mit diesen Wertzahlen operiert.
Gruß Posa
- Invictus
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Re: XXXX statt M
Hallo Posa und Basil,
vielen Dank euch beiden für die hilfreichen und interessanten Infos
Es ist doch richtig, dass Phocas als erster byzantischer Kaiser den "Schulterschluss" mit der römischen Kirche in Italien vollzog, was seinen Vorgängern immer schwer gefallen war, oder? Ob diese Pro-Rom-Politik vielleicht auch ein Grund dafür war, die Münzgestaltung zu "lateinisieren"? Man denke in diesem Zusammenhang nur an die von den Römern errichtete Phocas-Säule auf dem Forum Romanum, solch eine Ehrung war anderen Byzantinern nicht gewährt worden.
vielen Dank euch beiden für die hilfreichen und interessanten Infos
Es ist doch richtig, dass Phocas als erster byzantischer Kaiser den "Schulterschluss" mit der römischen Kirche in Italien vollzog, was seinen Vorgängern immer schwer gefallen war, oder? Ob diese Pro-Rom-Politik vielleicht auch ein Grund dafür war, die Münzgestaltung zu "lateinisieren"? Man denke in diesem Zusammenhang nur an die von den Römern errichtete Phocas-Säule auf dem Forum Romanum, solch eine Ehrung war anderen Byzantinern nicht gewährt worden.
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Re: XXXX statt M
Phokas war in Rom lieber gesehen als seine Vorgänger und er war dort populärer als zuhause. Das ist wohl richtig. Das allerdings als Ursache für die Form seiner Münzprägung zu sehen, ist sicher schwer zu beweisen. Er orientiert sich bei der Münzprägung sehr stark am sehr populären Tiberius Constantinus. Das ist sicher kein Zufall. Sein Thronanspruch resultiert ja aus einer Revolte gegen Mauricius Tiberius, den er umbringen ließ. Da ist es ratsam sich den Schein einer anderen Legitimität zu stellen: Der Vorgänger war der Böse, der des Erbe des Vorvorgängers verraten hat, deshalb orientiert man sich an letzterem. Byzantinische Münzprägung war wie überall auch ein Politikum zwischen Erbe/Tradition und Neuerung:
Anastasius führte Neues ein.
Justinus I. setzte die Tradition fort
Justinian, tat zunächst ein Gleiches, brachte dann aber wiederum Neuerungen
Justinus II. und Tiberius Constantinus taten dasselbe
Mauricius Tiberius orientierte sich dann wieder stärker an Justinian
Phokas griff auf Tiberius Constantinus zurück
Heraclius griff zunächst auf Mauricius Tiberius zurück um dann seinerseits wieder Neuerungen zu bringen
Gruß Posa
Anastasius führte Neues ein.
Justinus I. setzte die Tradition fort
Justinian, tat zunächst ein Gleiches, brachte dann aber wiederum Neuerungen
Justinus II. und Tiberius Constantinus taten dasselbe
Mauricius Tiberius orientierte sich dann wieder stärker an Justinian
Phokas griff auf Tiberius Constantinus zurück
Heraclius griff zunächst auf Mauricius Tiberius zurück um dann seinerseits wieder Neuerungen zu bringen
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