Zur Herkunft byzantinischer Schüsselmünzen
Verfasst: So 23.11.03 09:05
Im Sear-Katalog ist der Ursprung der mysteriösen schüselförmigen Schrötlingsform der späten byzantinischen Münzen wie folgt beschrieben:
Während der Regierungszeit des BASIL II (976-1025) nahm der altehrwürdige konstantinische Solidus (seit Jahrhunderten d i e Goldwährung zu 1/72 röm. Pfund) langsam neue Formen an. Der bisher kompakte, kleine Schrötling wurde immer breiter und flacher, behielt dabei aber sein Gewicht.
Während seiner Feldzüge im Osten war sein Vorgänger NIKEPHOROS II (963-969) mit den Gold-Dinar der Fatimiden in Berührung gekommen. Um den Handel zu erleichtern, begab er parallel zum Solidus, der inzwischen auch HISTAMENON NOMISMA genannt wurde eine um 1/12 leichtere Goldnomination mit dem Gewicht des Dinar, den TETARTERON NOMISMA.
HISTAMENON und TETARTERON liessen sich oft nur durch das Gewicht unterscheiden. Aus diesem Grund fügte BASIL II ein optisches Unterscheidungsmerkmal hinzu: Der "westliche" traditionelle HISTAMENON bekam eine leicht gewölbte Form, während der "östliche" TETARTERON flach und dick wie sein fatimidisches Äquivalent blieb.
Soweit David R. Sear
Die Vorteile lagen klar auf der Hand: Einerseits wurden DINAR und TETARTERON 1:1 konvertibel, andererseits vermittelte das neue, leichtgewichtige Gold den Eindruck des guten alten Solidus und der damit verbundenen "Solidität" - vermutlich profitierte davon am meisten die Finanzkasse, die ihre "Soldaten" in minderwertigen "Solidi" ihren gewohnten "Sold" auszahlen konnte, sowie die Händler im östlichen Grenzgebiet.
Der große HISTAMENON-Schrötling ermöglichte um die Jahrtausendwende eine unglaubliche künstlerische Steigerung in der bildlichen Darstellung. So entstanden z.B. unter BASIL II und seinen Nachfolgern CONSTATINUS VIII (1025-1028), ROMANOS III (1028-1034), MICHAEL IV (1034-1041) usw. einige der prächtigsten ikonografischen Kunstwerke in schüsselförmiger Münzform.
Mit der Münzreform des ALEXIOS I wurde dann die Schüsselform zum Kennzeichen des "guten alten" byzantinischen Geldes indem es für die Prägungen in (schlechtem) Gold und (schlechtem) Silber zum Standard wurde, während das Kupferkleingeld weiterhin auf kleinen, dicken, flachen Schrötlingen geschlagen wurde.
Um eine Vorstellung von dem Ausmaß der damaligen Inflation zu bekommen reicht es, sich vor Augen zu führen, daß das Kupfernominal den Namen des leichtgewichtigen DINAR-SOLIDUS annahm: Der TETARTERON war als Kupfer-Scheidemünze zum "Klingelgeld" geworden.
Ob diese Argumentationskette wissenschaftlich standhält vermag ich nicht zu beurteilen. Jedenfalls erscheint sie mir von allen diskutierten Varianten am plausibelsten.
@nikephoros - Du sammelst doch im Gegensatz zu mir Gold und Silber aus jener Zeit. Kannst Du nicht mal ein paar ergänzende Fotos zu diesem Beitrag einstellen ????
Schönen Sonntag der treuen Byzanz-Gemeinde und allen interessierten Gästen.
Den heutigen Einwohnern von Byzanz wünsche ich nach traurigen Tagen aus ganzem Herzen eine lange Zeit ohne menschenverachtendem Terror!!!!
petzlaff
Während der Regierungszeit des BASIL II (976-1025) nahm der altehrwürdige konstantinische Solidus (seit Jahrhunderten d i e Goldwährung zu 1/72 röm. Pfund) langsam neue Formen an. Der bisher kompakte, kleine Schrötling wurde immer breiter und flacher, behielt dabei aber sein Gewicht.
Während seiner Feldzüge im Osten war sein Vorgänger NIKEPHOROS II (963-969) mit den Gold-Dinar der Fatimiden in Berührung gekommen. Um den Handel zu erleichtern, begab er parallel zum Solidus, der inzwischen auch HISTAMENON NOMISMA genannt wurde eine um 1/12 leichtere Goldnomination mit dem Gewicht des Dinar, den TETARTERON NOMISMA.
HISTAMENON und TETARTERON liessen sich oft nur durch das Gewicht unterscheiden. Aus diesem Grund fügte BASIL II ein optisches Unterscheidungsmerkmal hinzu: Der "westliche" traditionelle HISTAMENON bekam eine leicht gewölbte Form, während der "östliche" TETARTERON flach und dick wie sein fatimidisches Äquivalent blieb.
Soweit David R. Sear
Die Vorteile lagen klar auf der Hand: Einerseits wurden DINAR und TETARTERON 1:1 konvertibel, andererseits vermittelte das neue, leichtgewichtige Gold den Eindruck des guten alten Solidus und der damit verbundenen "Solidität" - vermutlich profitierte davon am meisten die Finanzkasse, die ihre "Soldaten" in minderwertigen "Solidi" ihren gewohnten "Sold" auszahlen konnte, sowie die Händler im östlichen Grenzgebiet.
Der große HISTAMENON-Schrötling ermöglichte um die Jahrtausendwende eine unglaubliche künstlerische Steigerung in der bildlichen Darstellung. So entstanden z.B. unter BASIL II und seinen Nachfolgern CONSTATINUS VIII (1025-1028), ROMANOS III (1028-1034), MICHAEL IV (1034-1041) usw. einige der prächtigsten ikonografischen Kunstwerke in schüsselförmiger Münzform.
Mit der Münzreform des ALEXIOS I wurde dann die Schüsselform zum Kennzeichen des "guten alten" byzantinischen Geldes indem es für die Prägungen in (schlechtem) Gold und (schlechtem) Silber zum Standard wurde, während das Kupferkleingeld weiterhin auf kleinen, dicken, flachen Schrötlingen geschlagen wurde.
Um eine Vorstellung von dem Ausmaß der damaligen Inflation zu bekommen reicht es, sich vor Augen zu führen, daß das Kupfernominal den Namen des leichtgewichtigen DINAR-SOLIDUS annahm: Der TETARTERON war als Kupfer-Scheidemünze zum "Klingelgeld" geworden.
Ob diese Argumentationskette wissenschaftlich standhält vermag ich nicht zu beurteilen. Jedenfalls erscheint sie mir von allen diskutierten Varianten am plausibelsten.
@nikephoros - Du sammelst doch im Gegensatz zu mir Gold und Silber aus jener Zeit. Kannst Du nicht mal ein paar ergänzende Fotos zu diesem Beitrag einstellen ????
Schönen Sonntag der treuen Byzanz-Gemeinde und allen interessierten Gästen.
Den heutigen Einwohnern von Byzanz wünsche ich nach traurigen Tagen aus ganzem Herzen eine lange Zeit ohne menschenverachtendem Terror!!!!
petzlaff