Heraklios

Münzen des alten Byzanz

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Katja
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Heraklios

Beitrag von Katja » Fr 05.12.14 17:04

Hi,
zu diesem Follis
Herklios, Jahr III = 612/13 (oder IIII = 613/14 ???), Constantinopel,
überprägt auf einem Justinus II (Justin & Sophia), Jahr U = 570/71?, Prägestätte ???

wieder eine Frage:
Weiß jemand Näheres über diese Heraklios-Überprägungen?
Etwa Beginn & Ende dieser Maßnahme der Überprägung?
Einzig und allein unter Heraklios oder noch von anderen Kaisern bekannt?
Kommt sowas nur bei AE vor?
MfG
Katja
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Numis-Student
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Re: Heraklios

Beitrag von Numis-Student » Fr 05.12.14 17:30

Hallo,
allgemein lässt sich sagen, dass Überprägungen bei der Kupferprägung immer wieder vorkommen und nichts besonderes darstellen. Ich fürchte, darum wirst du nichts genaues zu einer Datierung einer "Überprägungsaktion" finden.

Im Anhang (hoffentlich) ein paar Beispiele meiner Sammlung:Ein Stück ist eine späte Kupferpräung, es handelt sich um eine Eigenüberprägung, also eigentlich einen Herstellungsfehler. Das andere Stück ist ein hübscher Constans II, überprägt auf einem geviertelten älteren Follis (aus 1 mach vier ;-) ). In meiner Sammlung habe ich aber noch mindestens 2 weitere, deutliche Beispiele, ich glaube ein Phokas und bei einem erinnere ich mich nicht; von diesen finde ich aber auf die Schnelle keine Bilder.

Schöne Grüße,
MR
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Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Posa
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Re: Heraklios

Beitrag von Posa » Fr 05.12.14 19:33

Hi Katja,
Überprägungen kommen quasi während der ganzen byzantinischen Prägungsgeschichte vor. Hauptsächlich aber im Kupfersegment, Gold wurde eher eingeschmolzen und neu ausgemünzt. Silber spielt für Byzanz ja eher eine kleinere Rolle.
Die Motivation, warum das geschah, ist recht unterschiedlich.
Ein Grund kann sein, das Bild des unter Umständen ungeliebten Vorgängers verschwinden zu lassen. So überprägte Phokas konsequent auf Mauricius Tiberius und Heraklius auf Münzen des Phokas. Das hat damit etwas zu tun, dass das Geld quasi den Herrscher selbst darstellte und er zudem der Garant für den Wert des Stückes war. Das galt besonders für Kupfer, was im Wert recht schwanken konnte. Die Folles (40 Nummi=M) waren unter Heraclius mehreren Auf- und Abwertungen unterworfen, wurden also größer und kleiner, mehr Kupfer und weniger Kupfer, schwankten zwischen 10 und 5g, waren aber immer 40 Nummi wert. Und für diesen Wert garantierte der Kaiser mit seinem Bild - oder mit einem Gegenstempel, auch das kam vor. Das Überprägen war also ein Zeichen dafür, dass der Souverän das Stück Metall in diesem und jenem Wert in seinem Herrschaftsbereich gelten ließ.
Das heißt aber nicht, dass Geldin der Bevölkerung nur dann Gültigkeit besaß, wenn es aktuell war. Gold war IMMER aktuell, aber auch Bronzen waren, vor allem in entlegenen und Krisengebieten lange "einfach so" im Umlauf. Ich besitze aus Sizilien ein ziemlich wüstes Stück, bei dem die unterste Schicht nicht mehr erkennbar ist, jedenfalls ist darüber ein Heraclius und darüber ist ein Leon III., der immerhin 70-100 Jahre nach Heraclius regierte. Das Stück wurde während seiner Verwendung mehrfach beschnitten und quasi unkenntlich - aber immerhin viele Jahrzenhte im Umlauf.
Die wildeste Überprägungszeit ist die finanziell katastrophale Epoche von Constans II. Da wurde geschnitten, überprägt, nochmals geschnitten und noch zweimal überprägt. Die Stücke sehen teilweise furchtbar aus... Ein Alptraum für Leute, die nur Exemplare mit voller Legende, vorzüglichem Portrait und klar erkennbarer Offizin und Jahreszahl sammeln. :lol:

Gruß Posa

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Re: Heraklios

Beitrag von Katja » Fr 05.12.14 23:53

Hallo Numis-Stundent und Posa,
danke für eure Beiträge.
Das hilft doch schon mal ein ganzes Stück weiter
:)
MfG
Katja

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Re: Heraklios

Beitrag von Katja » So 07.12.14 02:01

Noch eine Frage:
Ist die Lesung
dd NN hЄRACLIyS Єτ ЄRA CONSτ PP A
auf diesem meinen Stück richtig oder können für ANNO III / IIII noch andere Möglichkeiten in Betracht kommen?
Mfg
Katja

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Posa
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Re: Heraklios

Beitrag von Posa » So 07.12.14 07:19

Die Legenden werden in der Literatur oft in einem idealtypischen, oft konstruierten Zustand angegeben. Die indivudelle Realität sieht aber zumeist ganz anders aus. Du siehst ja selbst, dass deine Legende schon bei CON abbricht. Der Umgang mit den Legenden und Legendenpartikeln war viel freier (aber nicht falscher, das wäre ein falscher Maßstab) als bei den Römern, oder wie wir das machen würden. Da kann quasi jeder Buchstabe auch einfach mal fehlen usw. Recht uneins waren sich die (oft griechischsprachigen) Stempelschneider, wie ERA CONST am Anfang zu schreiben war H entspricht dem deutschen/lateinischen H aber auch dem griechischen ETA = E. Daher kommen oft Varianten wie hERA, ERA oder auch hRA vor. Bei Heraclius waren Sie sich da einiger... Man darf aber nicht Dudenmaßstäbe an die Zeit anlegen. Man liest oft "Legende fehlerhaft" oder "verderbt". Das gibt´s schon auch, hier aber ist alles ok.... Wenn der Name eh schon abgekürzt wird, ist es schließlich, Erkennbarkeit vorausgesetzt, völlig wurschd, wie das gemacht wird: hER CON, ERA CONST, hERA CONS... Im Übrigen wirst Du kaum eine Münze mit voll lesbarer Legende finden. Das DOC listet dutzende Münzen dieses Typs - alle ohne "vollständige" Legende.

Dein Stück ist übrigens ziemlich sicher aus dem Jahr III, bei IIII wäre das unterste I nicht auf Lücke zu den oberen gestellt.

Gruß Posa

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Re: Heraklios

Beitrag von Katja » So 07.12.14 11:35

Hallo Posa,
herzlichen Dank für deine kompetente und umfassende Erklärung!!!
Du bist mir eine große Hilfe!
MfG & noch einen schönen Sonntag
Katja

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Re: Heraklios

Beitrag von Posa » So 21.12.14 15:52

Hier habe ich mal den oben angesprochenen Leon III. Daneben ist der gleiche Münztyp, wie er nicht-überprägt aussieht. Allein der Größenunterschied ist schon irre...

Gruß Posa
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