NAC Auction Hildebad Münze

Münzen des alten Byzanz

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NAC Auction Hildebad Münze

Beitrag von Tejas552 » Do 21.04.16 15:35

In der neuen NAC Auktion ist eine interessante Münze (siehe unten). Die Viertelsiliqua im Namen des Iustinian wird dem ostgotischen König Hildebad (nicht Hildebard) zugewiesen. Diese Zuweisung ist allerding völliger Unfug. Stilistisch passt die Münze nicht in die Zeit 540/41. Sie wurde deutlich später geprägt. Die Lesung des Namens Iustinian scheint mir auch nicht eindeutig. Es könnte auch Iustinus II gemeint sein. Vermutlich handelt es sich um einen Beischlag oder eine zeitgenössische Fälschung. In jedem Fall bleibt es dabei, dass Hildebad in den wenigen Monaten seiner Regentschaft wohl keine Münzen prägen liess.

https://www.sixbid.com/browse.html?auct ... ot=2298009

Gruss
Dirk

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Re: NAC Auction Hildebad Münze

Beitrag von Posa » Do 21.04.16 18:05

Hmmm, ein schwieriges Rätsel, dieses Münzlein, lieber Dirk!

Ich kenne das Stück nur aus der Literatur und muss sagen, dass ich einige Schwierigkeiten damit habe. Das Monogramm gibt sowohl ILDIBADVS, als auch ALBOINVS her. Metlich schreibt es Alboin zu, Hahn ordnet es daher bei Iustinus II. ein.
Du weist zu Recht darauf hin, dass es zwischen den Münzen des Wittigis und des Baudila völlig fehl am Platze ist. Das würde ich unterschreiben.
Ob Hildebad prägte, weiß ich nicht, ich würde es aber nicht ausschließen. Wenn ich Ostgotenkönig mit Legitimationsproblem gewesen wäre, hätte ich geprägt wie der Teufel und verteilt, verteilt, verteilt.
Mit den Langobarden mag ich mich, ehrlich gesagt, aber stilistisch auch nicht so recht anfreunden.
Für eine Imitation frage ich mich nach der Monogrammvorlage. Kennst Du die im Verkaufsstext angesprochenen Vergleichsstücke?

Gruß Posa

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Re: NAC Auction Hildebad Münze

Beitrag von Tejas552 » Do 21.04.16 20:24

Hallo Marcus,

ich denke, Hildebad oder Ildebad hätte keine Sekunde gezögert und ebenfalls Münzen geprägt. Leider hatte er während seiner Regierungszeit keinen Zugriff auf eine Münzstätte. In den Monaten seiner Regentschaft war das Territorium der Goten auf einen Landstreifen zwischen Verona und Pavia geschrumpft. Die Münzstätten Ravenna, Pavia, Rom und Mailand waren alle unter der Kontrolle der Römer. Ich denke das dies die plausibelste Erklärung dafür ist, dass keine Münzen in seinem Namen, bzw. mit seinem Monogramm hergestellt wurden. Das gleiche gilt natürlich für seinen Nachfolger Eraric. Erst Totila-Baduila hatte wieder Zugriff auf die Münzen von Rom und Pavia.
Die Zuweisung zu Alboin ist theoretisch möglich, aber ich würde die Möglichkeit nicht ausser Acht lassen, dass es sich bei der Münze um eine moderne Fälschung handelt. Vielleicht ein Fabrikat aus dem 19. Jahrhundert. Die anderen genannten Beispiele kenne ich leider nicht.

Gruss
Dirk

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Re: NAC Auction Hildebad Münze

Beitrag von Posa » Fr 22.04.16 06:17

Mit der Fälschungstheorie könntest Du wohl recht haben, lieber Dirk. Für die Langobarden spricht die IVIV-Legende, aber dann hört´s schon auf. Der Portraitstil passt nicht und die unmittelbar folgenden Monogramme sind im Grunde viel einfacher gestrickt. Die Frage ist natürlich, warum ausgerechnet so ein streitbares Einzelstück so hervorragend erhalten ist :wink:

Gruß Marcus

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Re: NAC Auction Hildebad Münze

Beitrag von Tejas552 » Fr 22.04.16 08:18

Es wäre dann auch nicht die einzige moderne Fälschung in diesem Katalog. Ich habe mindestens acht eindeutige moderne Fälschungen gefunden. In der Gruppe der langobardischen Münzen halte ich noch so manches andere Stück für zumindest sehr zweifelhaft.

Diese Münze hier z.B. würde mir einige Bauchschmerzen verursachen:
https://www.sixbid.com/browse.html?auct ... ot=2298114

Gruss
Dirk

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Re: NAC Auction Hildebad Münze

Beitrag von Tejas552 » Fr 22.04.16 08:40

Die Zuweisung der Viertelsiliqua zu Hildebad ist ganz sicher falsch. Was auch überrascht, sind die schlechten, respektive falschen Kommentare im Katalog. Zur Hildebad (sie nennen ihn Hildebard) heisst es "When Belisarius occupied Ravenna and killed Witigis, the Ostrogoths raised Hildebard as king." Das ist bekanntlich Unsinn. Witigis ist nach dem Fall Ravennas nach Konstantinopel gereist und dort gestorben. In jedem Fall had Belisarius ihn nicht in Ravenna getötet. Dies ist nur ein Beispiel von vielen, die das Vertrauen in die Fähigkeiten der Macher dieses Katalogs untergraben.

Gruss
Dirk

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Re: NAC Auction Hildebad Münze

Beitrag von Posa » Sa 23.04.16 17:36

Naja, der Rückseitenstempel sieht doch ganz gut aus, AV hingegen... MIr fehlen zwar die Vergleichsstücke, würde mich aber glatt deiner Skepsis anschließen.

Gruß Posa

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Re: NAC Auction Hildebad Münze

Beitrag von Tejas552 » Mo 25.04.16 09:27

Hallo Marcus,

mir fehlen auch die direkten Vergleiche, aber Stil und Mache der Vorderseite scheinen sich doch erheblich von den Prägungen unter Aripert, Luitprand und Cunicpert abzuheben. Ich würde an die Echtheit der Münze erst glauben, wenn ein stempelgleiches Stück im Rahmen einer archaeologischen Ausgrabung zu Tage käme.

Die "Hildebad"- Münze wird auch in Metlichs Buch über die ostgotischen Münzen abgebildet. Dort wird sie Alboin oder einem anderen langobardischen Herzog zugewiesen. Dort heisst es, dass das Stück dem Masera Hort stammt. Damit dürfte es sich wohl um ein Original handeln.

Gruss
Dirk

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