Sear 1853?

Münzen des alten Byzanz

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Anastasius_I
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Sear 1853?

Beitrag von Anastasius_I » So 04.11.18 18:17

Hallo zusammen,
ich wollte euch mal nach eurer Meinung fragen zu einem Stück meiner Sammlung (s.u.):

Meiner Meinung nach handelt es sich um Sear 1853 bzw. Sommer 52.6
Sehr dafür spricht z.B. die noch zu erkennende, ausladende Rechte zum Segensgruß auf dem Avers, oder?

Leider ist es kein besonders gut erhaltenes Stück, hat aber eine wunderbare Patina und außerdem einen sehr persönlichen Wert für mich. Ich habe es als Teenager in einer in unserer Stadt ansässigen Münzhandlung für damals 10 DM gekauft. Es ist der erste Byzantiner, den ich erworben habe. :D Konnte mich deswegen auch bisher noch nicht von ihm trennen :wink:

Bin gespannt auf eure Meinungen!
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20180825_204337.jpg
Avers Sear 1853?

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Anastasius_I
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Re: Sear 1853?

Beitrag von Anastasius_I » So 04.11.18 18:27

...und hier noch das Revers:
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20180825_204410.jpg

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Posa
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Re: Sear 1853?

Beitrag von Posa » Mo 05.11.18 10:34

Lieber Anastasius,

willkommen hier im Forum. Richtig bestimmt, das ist ein Sear 1853, eine extrem häufige byzantinische Münze, die deshalb aber noch lange nicht uninteressant ist. Dazu gibt es zwei ganz interessante GEschichten, eine macht dein Stück schon fast wieder etwas schöner und besonderer.

Auf dem RV der Münze ist das Kaiserpaar dargestellt. Nach der üblichen Rangfolge - und so was war den Byzantinern extrem wichtig - müsste eigentlich links die Hauptperson (Kaiser) und rechts die rangniederere Figur (Kaiserin) stehen. Bei Sear 1853 ist das umgekehrt. Daraus könnte man nun schließen, dass Konstantin X. ein Pantoffelheld oder extrem verliebt war. Das mag zwar auch stimmen, die GRund für die vertauschte Position ist aber das Labarum zwischen den beiden, das Christus von AV quasi verdinglicht repräsentiert. Und bei Dreifigurendarstellungen sagt das byzantinische Hofzeremoniell: Chef in der Mitte (Labarum-Christus), Vize rechts (Kaiser) und Vize-Vize links (Kaiserin).

Eine andere Sache ist der Zustand der Münze. Da die Münze extrem häufig geschlagen wurde und es daher schnell gehen musste, wurde ganz viel auf bestehende Münzen überprägt. Das geht, führt aber nur dann zu guten Ergebnissen, wenn die Trägermünze heiß (weich) gemacht wird. Dieser Vorgang des Erhitzens wurde auch wegrationalisiert und dardurch wurde es nötig, das Prägebild durch oft 2-3 Schläge zu bilden. Dadurch erscheint das Münzbild oft versetzt und das Labarum erhält dadurch meistens einen Knick.
Sieht man ganz gut hier: http://wildwinds.com/coins/byz/constant ... 1853_2.jpg
oder hier: https://www.ma-shops.de/zufahl/item.php?id=7805

Deine Münze haben sie dabei ganz offenbar gut hingekriegt. Also: Glückwunsch! :wink:

Der Preis hat sich übrigens nicht wesentlich verändert, auf ebay gibts die Stücke zwischen 1-10€, für mehr als 20€ sollte man schon etwas Besseres bekommen.

Gruß Posa

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Re: Sear 1853?

Beitrag von Anastasius_I » Mo 05.11.18 19:47

Hallo Posa,
vielen lieben Dank für die ausführliche und äußerst interessante Antwort! :fadein:
In der Tat hatte ich mich schon des Öfteren insgeheim gefragt, warum Eudocia hier links steht. Jetzt habe ich, ohne zu fragen, die Antwort darauf, vielen Dank! :D
Beste Grüße,
A.

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