Nachdem ich diese Kleinmünze bereits mit viel Fragezeichen bei "geht es noch filigraner" gezeigt habe, hat mich der heutige Besuch in der Bibliothek etwas wissender gemacht.
Prägestätte: Athen
Nominal: Hemiobol (Athena / Eule)
Prägejahr: nach Hoover um 454-404 v.Chr. / nach Seltman um 478-430 v.Chr.
Durchmesser: 5,98 mm
Gewicht: 0,33 g
Referenz: HGC 4.1681, Seltman "Greek Coins" (2. Auflage, 1955) Seite 109 und Tafel XVI Nr. 6
Avers: Behelmter Kopf der Athena, Helm mit 3 Olivenblättern, Helmzier (voll sichtbar) und durch Striche dargestellte Haare
Revers: AΘE, stehende Eule nach rechts, Kopf zugewandt, links Olivenzweig (zum Teil sichtbar)
Die Beschreibung zu diesen kleinen Nominalen im
Seltmann(*) hat mir sehr gut gefallen. Ich versuche diese einmal auf Deutsch wiederzugeben:
"In diesen Jahren des Wohlstands wurden große Mengen Athener Münzen verausgabt und die Zahl der unterschiedlichen Nominale war erheblich, denn zusätzlich zu den Tetradrachmen wurden Drachmen, Tribole (oder Halbdrachmen), Dibole (oder Drittel), Tri-Hemiobole (oder Viertel), Obole und letztendlich Hemiobole geprägt. Nicht weniger als 6 silberne Kleinmünzen, die alle mit kleinen Eulen in verschiedenen Haltungen geprägt wurden. Dies waren die bezaubernden kleinen Münzen die durch Aristophanes in im zweiten Akt seiner Vögel wie folgt beschrieben wurden:
"Niemals soll es euch an lauriotschen Eulen fehlen:
Ihr sollt sie überall an Euch finden, die fröhliche Brut sich vermehend, Nester in Euren Geldbeuteln bauend, viele kleine Silberlinge brütend." (**)
Der übliche Ort, an dem ein Athener diese kleinen Münzen bei sich trug, war jedoch nicht sein Geldbeutel, sondern sein Mund, denn er steckte sie sich in seine Wange. Es war diese Gewohnheit, die Anlass zu einer heiteren Passage in "Die Wespen" des Komödianten Aristophanes gab:
Zwei alte Männer, Philocleon und Lysistratus, hatten als Geschworene an den athenischen Gerichten gedient und hatten Anspruch auf ihren Tageslohn – einen Triobol –, denn der Lohn des Geschworenen, der in der Perikleischen Zeit einen Obol pro Tag betragen hatte, wurde um 425 v. Chr. auf drei erhöht. Beide hatten vom Zahlmeister ihren Lohn erhalten, zusammen eine Drachme oder sechs Obole.
Philocleon erzählt was dann passierte:
Einmal spielte mir Lysistratus, dieser Witzbold, den schlimmsten Streich. Zusammen erhielten wir eine Drachme, er wechselte diese bei einem Fischhändler ein und legte mir drei glänzende Fischschuppen hin. Und ich? Ich dachte es seien drei Obole und steckte mir sie in den Mund. Welch abscheulicher Geschmack! Ola! Ich spuckte Sie aus und packte ihm beim Kragen! Aber was sagte er, dieser Schlingel?!
Er sagte mir, ich hätte den Magen eines Hahnes. "Bald kackst du harte Münze aus," so sagte er.(***) "
(*) = Charles Seltman: Greek Coins - A History of Metallic Currency and Coinage down to the Fall of the Hellenistic Kingdoms, 2. Ausgabe, 1955, Seite 109
(**) = Anmerkung: Text frei übersetzt, die offizielle deutsche Übersetzung war für diese Ausführung wenig sinnig.
(***) = Anmerkung: Text für diese Zwecke frei übersetzt.