Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Griechische Münzen des Altertums

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Iulia
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Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Beitrag von Iulia » Fr 09.09.11 18:01

Auf einen offenbar im Handel verstreuten Fund von frühen Billon Münzen aus Lesbos wurde anscheinend der folgende Diobol-Typ hinzu gefälscht. Es handelt sich um einen muldengleichen Guss, gut zu erkennen an den jeweils an der gleichen Stelle befindlichen zwei Randkerben. Da Billon als Legierung in der Bodenlagerung häufig rau wird, schöpft man angesichts der löchrigen Oberflächenbeschaffenheit erst einmal keinen Verdacht, wenn man lediglich ein einzelnes Exemplar sieht. Aber angesichts dieser vier muldengleichen Stücke sollte der Schwindel jetzt aufgeflogen sein. Das erste mir bekannte Exemplar wurde von Lanz in der Auktion 149, 2010 versteigert und das zweite vor einer Woche bei ebay. Die beiden anderen Stücke werden zur Zeit von zwei verschiedenen Händlern bei Vcoins angeboten.
Dateianhänge
Lanz 149,10,181.1,17 g.jpg
Lanz Aukt. 149, 10, 181; 1,17 g
Lanz,ebay,it.230662220353, 1,18g.jpg
Lanz ebay, it. 230662220353; 1,18 g
Vcoins FNG, 1,2 g.jpg
Vcoins FNG; 1,2 g
Vcoins Grotjohann, 1,2 g.jpg
Vcoins, Grotjohann; 1,2 g

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Re: Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Beitrag von areich » Fr 09.09.11 18:47

Sehr gut aufgepaßt, da bin ich froh, daß ich bei der einen Lanz-Münze überboten wurde. Ich hatte angenommen, die Grotjohann-Münze wäre dasselbe Exemplar (die kam später auf Vcoins, oder?) von den anderen beiden wusste ich nichts. Einzeln sehen sie tatsächlich völlig unverdächtig aus.

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Re: Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Beitrag von Iulia » Fr 09.09.11 19:03

areich hat geschrieben: Ich hatte angenommen, die Grotjohann-Münze wäre dasselbe Exemplar
Das habe ich anfangs auch geglaubt. Der Diobol von Lanz wurde am 29.8. versteigert und Grotjohann hat seinen ab 6.9. bei Vcoins angeboten. Als dann aber FNG einen weiteren stempelgleichen gestern bei Vcoins hineinsetzte, wurde ich misstrauisch und begann zu recherchieren. Und bei aller Gussgleichheit unterscheiden sich alle vier Exemplare eben doch in Kleinigkeiten wie unterschiedlichen winzigen Gusslöchern und Verfärbungen.

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Re: Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Beitrag von areich » Sa 10.09.11 20:13

Hmm, was ist denn mit der hier:

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Re: Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Beitrag von Zwerg » Sa 10.09.11 20:50

Der ist häßlich und echt - nach Foto!

Stil stimmt, Oberflächenstruktur sieht auch gut aus.
Ein Gutachten geb ich aber nach Vorlage des Originals ab!

Grüße
Zwerg
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Re: Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Beitrag von Iulia » So 11.09.11 11:18

Hallo Areich,
Ich verstehe Dein Misstrauen, weil sich auf dem Revers die beiden Randkerben in der gleichen Position befinden wie auf den falschen Diobolen. Aber die Struktur des Incusum ist verschieden und weder in Vcoins noch acsearch sind ähnliche Exemplare mit den Stempeln Deines Stückes zu finden. Von dieser Analyse her ist an der Echtheit erst einmal nicht zu zweifeln. :D
@Zwerg: Nach Stil und Oberflächenbeschaffenheit können wir hier eben nicht mehr urteilen, sondern die Fälschung ist lediglich deshalb aufgeflogen, weil es sie mehrfach gibt. Ich glaube auch nicht, dass die entsprechenden Stücke in der Hand falsch wirken und dass am Rand eine Naht oder einzelne Angussstelle zu finden ist. Ich vermute, die Angussstelle ist raffiniert im Incusum verborgen.

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Re: Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Beitrag von tilos » Mo 12.09.11 12:41

Genau das ist zunehmend (bzw. bislang unerkannt) das Problem. Auch hier muss man vermutlich sehr genau schauen, u.a. ob die Schrötlingsrisse mit abgegossen wurden, also nicht - wie normalerweise - bis in die Tiefe gehen. Das nützt aber nur etwas im Falle der "normalen" Replikate.
Mittlerweile existieren so hochauflösende Replikationsverfahren, dass man selbst mit der Lupe nicht weiterkommt. Und metallurgische Gutachten wird man sich als "Otto-Normal-Münzensammler" kaum leisten können. :cry:

Gruß
Tilos

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Re: Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Beitrag von DFGrotjohann » Mi 21.09.11 21:26

@ Iulia,

vielen Dank für diesen Thread. Wir haben sofort diese Münze von unseren Shops genommen. Ohne Vergleichsexemplare wie in diesem Fall wäre es sicher schwer diese Münze als eine Fälschung zu erkennen, da diese nicht die typischen Merkmale einer Gussfälschung vorweist. Anhand der vergleiche fliegen diese "Besseren Fälschungen" Gott sei Dank auf. Dies ist eine sehr gute Fälschung die mich leider genarrt hat.

Um alle Missverständnisse vorab aus dem Weg zu räumen: Wir bieten sicherlich nicht bewusst Fälschungen an, leider kommt es vor das mal eine durchrutscht und somit ins Angebot mit aufgenommen wird wie in diesem Fall. Um Verständnis wird gebeten. Die Bilder der Münze werde ich einem "Forgerie-Network" zukommen lassen, damit sie in deren Database manifestiert wird, um größeren schaden für die Allgemeinheit zu vermeiden.

Ich würde es begrüßen wenn man mich in Zukunft direkt per email kontaktiert, wenn jemanden so etwas auffällt. Den es ist sehr wichtig für mich einen guten Ruf zu bewahren und den seriösen Münzhandel weiterhin zu unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen aus München.

D.F. Grotjohann

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Re: Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Beitrag von Altamura » Do 01.12.11 21:59

Und noch einer :( : http://www.ebay.de/itm/HELIOS-Lesbos-Di ... 415fe22f16

Ich hab' den Verkäufer angeschrieben, mal sehen, was passiert.

Gruß

Altamura

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Re: Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Beitrag von zauberer_jackl » Do 01.12.11 23:17

Da wurden wohl die Münchener Münzhändler systematisch mit diesen Stücken bedient ...

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Re: Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Beitrag von Altamura » Fr 02.12.11 17:26

Und schon ist sie nicht mehr zu haben :D .

Gruß

Altamura

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Re: Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Beitrag von tilos » Fr 02.12.11 19:16

Aber er hat sich sehr für die Hinweise bedankt und prompt reagiert! Das finde ich recht seriös, ist aber leider die Ausnahme bei ähnlich gelagerten Fällen anderer Ebayhändler.

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Re: Falsche Diobole aus Lesbos im Handel

Beitrag von divus » Mi 15.01.14 09:36

Jetzt hat's mich auch erwischt... :(
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