Heimatloser Retter

Griechische Münzen des Altertums

Moderator: Numis-Student

Altamura2
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Heimatloser Retter

Beitrag von Altamura2 » Sa 26.04.14 20:34

Unter den Münzen, die ich mir in letzter Zeit zugelegt habe, befindet sich ein Typ, den ich auch nach längerem Suchen nicht zuordnen kann :| . Es wurde auf eBay etwa ein halbes Dutzend Exemplare angeboten (vielleicht hab' ich aber auch nicht alle mitbekommen), ganz so häufig scheint dieser Typ also nicht zu sein.
Dios_Sotero_01a.JPG
Auf dem Avers ist der Kopf eines bärtigen Mannes nach rechts abgebildet, umgeben von einem Perlkreis.
Auf dem Revers steht ein nach links gewandter Adler mit halb geöffneten Flügeln auf einem Blitzbündel. Rechts und links des Adlers steht ΔΙΟΣ ΣΩΤΗΡΟ, damit müsste der Bärtige auf der anderen Seite dann Zeus sein.
Die Münzen sind knapp 12 mm groß und wiegen etwa 2 Gramm.

Die Recherche in den üblichen mir zugänglichen Quellen ergab nun rein gar nichts Konkretes über die Herkunft dieser Münzen :( (sonst würde ich hier auch nicht fragen :wink: ).

Münzen, auf denen nicht (nur) der Name einer Stadt, sondern der einer Gottheit steht, gibt es ja nun auch andere, also hab' ich mich da mal auf die Suche gemacht.
Der erste Fund ist eine Gruppe von seltenen Tetradrachmen aus Klazomenai, von denen insgesamt nur etwa eine Handvoll bekannt ist.
Klazomenai.jpg
Diese haben die aus Sicht meines Problems sympathische Eigenschaft, dass sie als Legende ΔΙΟΣ ΣΩΤΗΡΟΣ ΕΠΙΦΑΝΟΥΣ ΚΛΑZΟ tragen, also den Namen von Zeus, zusätzlich aber auch ein Ethnikon. Der Zeuskopf auf diesen Münzen kommt dem auf meiner stilistisch durchaus nahe. Die kürzere Legende auf meiner Münze könnte man mit dem geringen verfügbaren Platz erklären.

Etwas unklar ist auch, ob es auf den Kleinbronzen ΔΙΟΣ ΣΩΤΗΡΟ oder ΔΙΟΣ ΣΩΤΗΡΟΣ heißt. Auf manchen Exemplaren ist klar erkennbar, dass hinten kein Sigma mehr steht, da das Omikron unmittelbar vor dem Blitzbündel steht. Auf anderen Exemplaren meine ich ein Sigma zu erkennen, aber so glasklar ist das auch nicht :? .

Ein Artikel von Andrew Meadows, der auch diese Tetradrachmen behandelt, ist 2009 erschienen: https://www.academia.edu/243037/The_Hel ... Clazomenae
Dort wird, wenn man es auf den Punkt bringt, die Ausgabe dieser Tetradrachmen auf einen Konflikt zwischen Klazomenai und Temnos zurückgeführt, der grob zwischen 170 und 151 BC bestanden haben soll. Die Tetradrachmen dienten dazu, die militärischen Kosten dieses Konflikts zu decken.
Für meine kleine Bronze ist diese Erklärung schlecht, denn zur Bezahlung von Söldnern wäre sie sicher zu mickrig gewesen :? .

Es gibt aber auch eine von Thibaut Boulay ebenfalls 2009 veröffentlichte Gegenthese :D (wobei dieser Begriff nicht ganz stimmt, denn keiner von beiden bezieht sich auf den Artikel des anderen, offenbar sind die Papiere parallel und unabhängig voneinander entstanden): http://www.persee.fr/web/revues/home/pr ... 6_165_2870
Boulay führt die Ausgabe der Tetradrachmen auf eine wie auch immer geartete Erscheinung des Zeus im Rahmen kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Prusias II und Attalos II zurück. Durch diese Erscheinung (Epiphanie) sei verhindert worden, dass klazomenäischem Eigentum durch die Truppen des Prusias Schaden zugefügt worden wäre. Im Angedenken daran habe es regelmäßige Festivitäten gegeben (Panegyrien, die aber wohl auch den Charakter einer Messe hatten, also einer kommerziellen Veranstaltung), zu deren Anlass diese Tetradrachmen geprägt worden seien. Während dieser Feste seien nennenswerte Zahlungen sogar ausschließlich mit diesen speziell geprägten Münzen zulässig gewesen.
Diese Theorie wäre für meine Kleinbronze günstiger, denn während solcher Feste hat man bestimmt auch etwas Kleingeld für den Pausenimbiss oder den Klingelbeutel benötigt :wink: .

Gute Bilder dieser Tetradrachmen aus Klazemonai findet man hier:
http://www.acsearch.info/record.html?id=540367
http://numismatics.org/collection/2008.30.1 (das ist die oben gezeigte)
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8 ... m%C3%A8nes
http://www.alphanumismatics.gr/alphacoins/index.htm (das Exemplar der Alpha Bank, da muss man ein bisschen weitersuchen)
http://www.acsearch.info/record.html?id=35157 (dies ist ein weiteres, bei Meadows nicht erwähntes Exemplar)

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es auch Münzen aus Agrigent gibt mit Zeus und Adler und ΔΙΟΣ ΣΩΤΗΡΟΣ:
http://www.magnagraecia.nl/coins/Area_I ... C_123.html
Die liegen aber sowohl stilistisch als auch geografisch zu weit weg von meiner Münze.


Bohrt man weiter, dann findet man noch andere Münzprägungen, auf denen Namen von Gottheiten stehen. Sie werden in der Regel Panegyrien zugeschrieben, also religiösen und kommerziellen Veranstaltungen zu Ehren einer Gottheit, die von einer ggf. städteübergreifenden Vereinigung veranstaltet wurden und für die dann auch spezielle Münzprägungen herausgegeben wurden. (Da gibt es auch allerlei Artikel dazu, hab' ich aber bislang nur ansatzweise gelesen :? .)

Schöne Beispiele dafür sind für Athena Nikephoros:

http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b85055292/f1.item
Pergamon.jpg
(in London und Kopenhagen gibt es wohl noch je ein besser erhaltenes Exemplar; siehe dazu auch Georges Le Rider, „Un tétradrachme d'Athéna Niképhoros“: http://www.persee.fr/web/revues/home/pr ... _6_15_1042 )
Dazu gibt es auch die bekannten Bronzemünzen aus Pergamon mit ATHNAS NIKHΦOPOY.

Für Artemis Pergaias:

http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=177761
Perge.jpg
Auch hier existieren Bronzemünzen mit der Legende ΑΡΤΕΜΙΔΟΣ ΠΕΡΓΑΙΑΣ.

Das Erstaunlichste, das ich in diesem Zusammenhang gefunden habe, ist eine singuläre Münze der dionysischen Techniten:

http://www.acsearch.info/record.html?id=460902
Techniten.jpg
(dazu siehe C. Lorber and O. Hoover, "An unpublished tetradrachm issued by the Artists of Dionysos": https://www.academia.edu/2181464/C._Lor ... _pp._59-68 )

Ich bin jetzt noch nicht allen Spuren gefolgt und auch nicht sicher, ob ich das alles im richtigen Zusammenhang sehe, man verliert da schnell etwas den Überblick :? .
Mein Verdacht wäre aber, dass meine Münze aus Klazomenai stammt und im Rahmen der Panegyrien zu Ehren des Zeus Soter Epiphanes geprägt wurde.
Und bis zum Beweis des Gegenteils werde ich das erstmal glauben müssen :wink: .

Gruß

Altamura

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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von Iulia » So 27.04.14 14:41

Da muss ich ja jetzt wohl was dazu sagen :wink: :

Erst einmal Glückwunsch zu der interessanten Münze, Altamura!
Hier meine Überlegungen dazu:
Münzen, die im Namen einer Gottheit herausgegeben wurden, sind wahrscheinlich nicht im Auftrag einer Stadt geschlagen worden, sondern von einem Tempel finanziert, bei Deiner Münze offensichtlich von einem Zeustempel. Geprägt wurden diese Münzen sicherlich in der Regel in derselben Werkstatt, in der auch die Prägungen der Stadt, in der sich der Tempel befand, hergestellt wurden. Von der Herstellungstechnik, stilistisch und eventuell auch typologisch müssten diese Münzen also den entsprechenden Stadtprägungen irgendwie ähnlich sehen. Das sehe ich in Deinem Fall, was Klazomenai betrifft, aber leider überhaupt nicht (lauter Schwäne und von Adlern keine Spur). Die Zuweisung nach Klazomenai hast Du ausschließlich über die Ähnlichkeit der Legende ΔΙΟΣ ΣΩΤΗΡΟΣ hergeleitet. Nur ein Kriterium ist dafür jedoch in meinen Augen zu wenig, denn, wie Du festgestellt hast, ist diese Legende auch auf Münzen von Agrigent belegt.
Mich erinnert der Stil Deiner Münze nicht an ionische, sondern an lydische und phrygische Prägungen. Bei ISEGRIM wird zum Beispiel der gleiche Vorder- und Rückseitentyp – dort leider ohne Legenden- und Größenangabe – unter Dioshieron in Lydien angeführt (SNG Fitzwilliam 4855). Den habe ich leider nicht zum Nachschlagen zu Hause, aber dieser Spur würde ich mal nachgehen.
Ansonsten gehe ich davon aus, dass die Münze sehr wahrscheinlich im pergamenischen Reich im 2. Jh. v. Chr. geprägt worden ist, da es, wie Du aufgeführt hast, sehr viele Parallelbeispiele von Prägungen ohne Ethnikon in diesem Zeitraum gibt. Dass diese Münzen alle im Rahmen von Panegyrien geprägt worden sein sollen, halte ich für eine reine Hypothese, die ich erst glaube, wenn es dazu epigraphische oder literarische Belege geben sollte. Festprägungen kann ich mir bei den überaus seltenen von Dir angeführten Tetradrachmen vorstellen, aber die ungeheuer große Menge an Bronzen für Athena Nikephoros und für Asklepios wird meiner Meinung nach sukzessive von den Tempeln in Pergamon zur Deckung des Kleingeldbedarfs geprägt worden sein.
Das schließt natürlich nicht aus, dass Deine Münze eine Festprägung war :D !

Gruß
Iulia

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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von Altamura2 » Sa 03.05.14 10:17

Inzwischen hab' ich mir noch ein bisschen Literatur zu dem Thema „Festmünzen“ besorgt (dieser Begriff stammt wohl schon aus dem Artikel von Hans von Fritze zur Münzprägung Pergamons aus dem Jahr 1910), und zwar zwei Artikel von Selene Psoma:
„Panegyris coinages“, American Journal of Numismatics, 2008, vol. 20, p. 227-255 und
„Profitable Networks: Coinages, Panegyris and Dionysiac Artists“, Mediterranean Historical Review, 2007, vol. 22, no. 2, p. 237-255.

Vor allem im ersten setzt sich Psoma das Ziel „to present an almost complete list of the silver and bronze coinages issued in the name of a god in pre-Roman times.“ Das ist ja schonmal was :D .
Die wichtigsten Punkte daraus sind in Kürze die folgenden:
  • Sie schließt aus ihrer Betrachtung zunächst alle Münzen aus, auf denen neben dem Namen einer Gottheit auch ein Ethnikon steht. Dies sind für sie normale Stadtprägungen, die Tetradrachmen aus Klazomenai gehören da auch dazu :? .
  • Die hellenistischen Münzen mit dem Namen einer Gottheit und ohne Ethnikon sind für Psoma alles Festmünzen (festival coinages), die während und zwischen den Panegyrien zu Ehren einer lokalen Gottheit herausgegeben wurden. Ihr Zweck war die Abwicklung des Zahlungsverkehrs durch ein „internationales“ Publikum sowie die Erwirtschaftung eines Gewinns durch den (teilweise wohl erzwungenen) Geldumtausch.
  • Vorreiter dieser Bewegung sei Athen mit den Prägungen für die Mysterien von Eleusis gewesen (das sind die mit den netten Schweinchen: http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=108159 , wir hatten hier auch mal einen Thread dazu: http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 49&t=44315 ). Dies habe dann Nachahmer andernorts gefunden.
  • Es wird eine ganze Liste an solchen Festprägungen aufgeführt, die teilweise extrem selten sind. Zu jeder dieser Ausgaben liefert Psoma eine mehr oder weniger umfangreiche Reihe an literarischen und epigraphischen Quellen für entsprechende Panegyreis (denen ich aber nicht nachgegangen bin :wink: ). Sie geht davon aus, dass diese Festprägungen häufig nur in kleinen Auflagen und nur kurze Zeit geprägt wurden.
  • Die Festmünzen stammen überwiegend aus hellenistischer Zeit.
  • Die Bronzen dieser Art seien fast alle von einer Stadt für die entsprechenden Festivitäten geprägt worden. Ausnahme ist Pergamon, dort finden sich auf den Festmünzen unterschiedliche Monogramme, die auf verschiedene Städte hinweisen, die diese Münzen gemeinschaftlich herausgegeben haben (geprägt worden sei aber komplett in Pergamon). Bei Silberprägungen habe es die Herausgeberschaft durch eine Städtegemeinschaft häufiger gegeben (Athena Ilias, Artemis Pergaia).
  • Insgesamt seien die Festprägungen eine eher seltene Erscheinung, da fast jede Stadt jährlich eine Festivität zu Ehren der Lokalgottheit veranstaltet habe, aber nur wenige dafür Münzen prägten.
  • Meine Münze kommt nicht vor :? , wäre ja auch zu schön gewesen :wink: .
Das passt insgesamt gut mit dem zusammen, was Du, Iulia, oben geschrieben hast.
Iulia hat geschrieben:... Das sehe ich in Deinem Fall, was Klazomenai betrifft, aber leider überhaupt nicht (lauter Schwäne und von Adlern keine Spur). ...
Das würde mich jetzt nicht stören, denn auf den pergamenischen Stadtprägungen finden sich z.B. die Eule oder das Tropaion von den Festmünzen auch nicht. Da kann man, glaube ich, nicht von der Verwendung gleicher Motive ausgehen. Vielleicht hat man ja zur Abgrenzung mit voller Absicht andere Motive verwendet.

Meine Zuweisung zu Klazomenai hab' ich natürlich aufgrund der Legende vorgenommen, kann schon sein, dass dies etwas zu wenig ist. Zumal die Tetradrachmen als Festprägung jetzt wegfallen :? (zumindest laut Psoma).
... Bei ISEGRIM wird zum Beispiel der gleiche Vorder- und Rückseitentyp – dort leider ohne Legenden- und Größenangabe – unter Dioshieron in Lydien angeführt (SNG Fitzwilliam 4855). ...
Das ist dieser hier: http://www.s110120695.websitehome.co.uk ... =0406_4855
So richtig passen will der mir aber nicht :wink: .
... Dass diese Münzen alle im Rahmen von Panegyrien geprägt worden sein sollen, halte ich für eine reine Hypothese, die ich erst glaube, wenn es dazu epigraphische oder literarische Belege geben sollte. ...
Belege stehen, wie oben erwähnt, bei Psoma eine ganze Menge, denen könnte man ja mal nachgehen :wink: . Bei den Bronzen ist aber schon auffällig, dass es diejenigen aus Pergamon in Unmengen gibt, alle anderen aber ziemlich selten sind.

Bleibt für mich (wenn auch alles etwas vage :? ): Die Münze wird wohl in einem momentan nicht näher bestimmbaren religiös-kommerziellen Zusammenhang in Kleinasien in hellenistischer Zeit geprägt worden sein.

Gruß

Altamura

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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von Stater » Sa 03.05.14 15:30

Hallo Altamura,

ich hätte da vielleicht einen neuen Ansatz. Gleichzeitig bin ich mir aber nicht sicher ob das weiter hilft, aber diesen Perlenkreis kenne ich nur von den Seleukiden.

Gruß

Stater

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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von Arminius » Sa 03.05.14 16:52

Hallo,

ich pflichte "Stater" bei.
Es erinnert mich stark an die Adlerrevers-Bronzen des Antiochos IV. Epiphanes.
Dort steht, wie wir alle ja wissen, der Adler aber fast immer nach rechts - bis auf die stilistisch sehr abweichende und seltene Prägung aus Hierapolis-Kastabala (Kilikien) http://www.acsearch.info/record.html?id=2413

Eventuell auch eine seltene Emission unter Antiochos IV. Epiphanes aus einer rel. unbedeutenden Münzstätte :?:

Gruß
meine Zahlungsmittel-Dateien

Ich lasse mich durch Ansichts- und Glaubensfragen nicht in einen Empörungsmodus bringen.

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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von Altamura2 » Sa 03.05.14 20:23

Stater hat geschrieben:... aber diesen Perlenkreis kenne ich nur von den Seleukiden. ...
Porträts mit Perlkreis drumrum gibt es ja nun verschiedene, ich seh' nicht, was an diesem so besonders seleukidisch sein soll 8O . Oder wie hast Du das gemeint?
Arminius hat geschrieben:... Eventuell auch eine seltene Emission unter Antiochos IV. Epiphanes aus einer rel. unbedeutenden Münzstätte :?: ...
Der Adler besitzt schon eine gewisse Ähnlichkeit, das ist dann aber auch schon alles :? . Ich hab' den Hoover (The Handbook of Syrian Coins) nochmal durchgeblättert und nichts gefunden, was passen könnte. Für eine seleukidische Prägung erschiene mir außerdem die Legende dann doch etwas seltsam :| .

Trotzdem besten Dank für die Hinweise,

Gruß

Altamura

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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von Stater » Sa 03.05.14 20:44

Entschuldige bitte Altamura, ich hätte gleich mit Beispielen kommen müssen. :)
Die Perlen die ich meinte sehen mehr aus wie Striche, diese sind mir bis jetzt von den Prägungen der Seleukiden bekannt. Hier ein Paar Beispiele:
http://www.acsearch.info/record.html?id=713563

Gruß

Stater
Dateianhänge
demdrachm95zx2.jpg

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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von Altamura2 » Sa 03.05.14 21:15

Jetzt versteh' ich, was Du meinst :D . Ja, das könnte gut das Randmuster auf meiner Münze sein.

Ob das aber spezifisch seleukidisch ist, weiß ich nicht. Man findet es durchaus auch auf anderen Münzen:
http://www.acsearch.info/record.html?id=712904
http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=231095
http://www.asiaminorcoins.com/gallery/d ... play_media

Gruß

Altamura

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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von Stater » Sa 03.05.14 21:25

Danke Altamura. Vielleicht kann man die Suche doch wenigstens räumlich eingrenzen?
Gruß

Stater

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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von Iulia » So 04.05.14 11:41

Kleiner Exkurs über das Wollband (filleted border):
Diese spezielle Umrandung des Münzbildes, die Stater vor Augen hat, ovale Elemente abwechselnd mit Strichelementen, ist das geknotete Wollband, mit dem der Omphalos des Apolls netzförmig umgeben ist:
http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=208103
Wolle wird eine reinigende Wirkung zugeschrieben. Opferstieren wird es um die Hörner gebunden, der Artemis von Ephesos um die Hände.
Diese reinigende und schützende Wirkung sollte das Band offenbar auch für die seleukidischen Könige entfalten:
http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=60851
Zeusköpfe kann es auch umgeben:
http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=76253
http://www.acsearch.info/record.html?id=423522
Kilikien gehörte auch noch im 2. und Beginn des 1. Jh. v. Chr. zum Seleukidenreich. Also ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch hier das Wollband statt des Perlkreises um manche Aversdarstellungen gelegt wurde.

Dieses geknotete Wollband kann ich allerdings leider nicht auf Altamuras Münze klar erkennen. Hier könnte es sich genauso gut um einen ausgeschlagenen Perlkreis handeln.

Gruß
Iulia

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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von Dapsul » Di 06.05.14 09:46

Frau Liampi möchte auch diese stets dem mygdonischen Apollonia zugeschriebene Münze als Festmünze aus Kassandreia deuten: http://www.acsearch.info/record.html?id=429049
Sie kündigt dazu einen noch nicht erschienenen Aufsatz an; s. vorerst K. Liampi, Die Einführung des Kultes des Zeus Eleutherios in Makedonien. Die numismatischen Zeugnisse aus dem Hortfund von Serres, Athenische Mitteilungen 117, 2002, 203–220; 212 Anm. 27.
Gruß - Frank

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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von Altamura2 » Mi 07.05.14 19:47

Iulia hat geschrieben:... Diese spezielle Umrandung des Münzbildes, die Stater vor Augen hat, ovale Elemente abwechselnd mit Strichelementen, ist das geknotete Wollband, mit dem der Omphalos des Apolls netzförmig umgeben ist: ...
Das wusste ich noch nicht, wieder was dazugelernt :D .
... Dieses geknotete Wollband kann ich allerdings leider nicht auf Altamuras Münze klar erkennen. ...
Auf meinem Exemplar kann man das wirklich nicht mehr erkennen (auch wenn Münzen "in der Hand" ja immer viiiel besser aussehen :wink: ). Bei den Münzen dieses Typs, die sonst angeboten wurden (ich hatte mir da ein paar weggespeichert) ist aber eine dabei, bei der man diese Art Umrandung eindeutig erkennen kann.
Dapsul hat geschrieben:Frau Liampi möchte auch diese stets dem mygdonischen Apollonia zugeschriebene Münze als Festmünze aus Kassandreia deuten: http://www.acsearch.info/record.html?id=429049 ...
Interessant. Ich höre aus Deiner Formulierung aber einen gewissen Zweifel heraus, kann das sein? :wink:

Gruß

Altamura

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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von Dapsul » Mi 07.05.14 20:03

Nein nein, ich will nur erst ihre Argumente sehen.

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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von divus » Fr 09.05.14 16:07

Hallo!

Vielleicht gehört diese Prägung aus Tralleis auch in den Kreis dieser "Festprägungen"? http://www.acsearch.info/record.html?id=672148

Gibt es eigentlich zeitgenössische Quellen, die explizit von solcherlei "Festprägungen" berichten, oder ist das allein ein neuzeitliches Konstrukt?

Diese Münze habe ich gerade noch im Netz entdeckt. Erst dachte ich, der Kopf wäre bartlos, aber er scheint doch auch bärtig zu sein, nur schlecht erhalten oder schwach ausgeprägt. Das Stück wurde ohne Begründung oder Zitat nach Akragas gelegt. Leider ist die Bildqualität unterirdisch: https://diva.sfsu.edu/collections/sfsum/bundles/220269

Grüße!

Altamura2
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Re: Heimatloser Retter

Beitrag von Altamura2 » Sa 10.05.14 10:53

divus hat geschrieben:... Vielleicht gehört diese Prägung aus Tralleis auch in den Kreis dieser "Festprägungen"? http://www.acsearch.info/record.html?id=672148 ...
Psoma erwähnt zwar Münzen aus Tralleis (mit Legenden ΔΙΟΣ ΛΑΡΑΣΙΟΝ und ΔΙΟΣ ΛΑΡΑΣΙΟΝ ΚΑΙ ΔΙΟΣ ΕΥΜΕΝΟΥ), aber nicht diesen Typ.
... Gibt es eigentlich zeitgenössische Quellen, die explizit von solcherlei "Festprägungen" berichten, oder ist das allein ein neuzeitliches Konstrukt? ...
Wenn ich da nichts übersehen habe, dann bezeugen die zeitgenössischen Quellen, die von Psoma zitiert werden, nur die Existenz von Panegyrien an sich (zu Ehren der auf den Münzen benannten Gottheiten), nicht aber ganz konkret die Prägung von spezifischen Münzen zu einem solchen Anlass :? . Insofern ist das schon eine heutige Schlussfolgerung, die mir aber nicht ganz unwahrscheinlich vorkommt. (Wobei ich dann keine Unterscheidung machen würde, ob die Münzen zeitpunktgenau zur Eröffnung einer solchen Festivität herausgegeben wurden oder auch mal zwischendrin.)
... Diese Münze habe ich gerade noch im Netz entdeckt. Erst dachte ich, der Kopf wäre bartlos, aber er scheint doch auch bärtig zu sein, nur schlecht erhalten oder schwach ausgeprägt. Das Stück wurde ohne Begründung oder Zitat nach Akragas gelegt. ...
Dann haben wir hier noch ein Exemplar :D . Die Zuweisung nach Akragas kommt wohl daher, dass dort die einzige in der Literatur zitierte Bronzemünze mit dieser Legende geprägt wurden (siehe auch schon oben):
http://www.magnagraecia.nl/coins/Area_I ... C_123.html
http://46.137.91.31/web/catalogazione/s ... D=1814&g=5

Gruß

Altamura

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