Es war einmal ein Hase... - Jetzt mit Bildern

Griechische Münzen des Altertums

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antisto
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Es war einmal ein Hase... - Jetzt mit Bildern

Beitrag von antisto » So 21.10.18 18:25

... der hieß zwar nicht Augustin, findet sich aber auf verschiedenen Münzen aus Rhegion und Messina.
Mich würden plausible Spekulationen über Hintergründe dieses Symboltieres interessieren.
Laut Aristoteles findet sich der Hase deswegen etwa auf Tetradrachmen aus Messina, weil der Tyrann von Rhegion Anaxilas, der diese nordsizilische Stadt erobern ließ und ihr nach seiner Heimat auf der Peleponnes den Namen gab, dort bzw. auf Sizilien Hasen aussetzen ließ, die es bis dato dort nicht gab.
Eine Erklärung, die eher zum schmunzeln anregt...
Andernorts fand ich die kommentarlose Erklärung, der Hase sei ein Symbol des Gottes Pan. Unabhängig davon, dass ich nicht weiß, ob ein Kult dieses Hirtengottes auf Sizilien verbreitet war, könnte das vielleicht damit begründet werden, dass Pan in Gefolgschaft des Dionysos auch ekstatische Eigenschaften nachgesagt werden und Hasen seit jeher aus naheliegenden Gründen als Symbole der Fruchtbarkeit galten; besonders die männlichen Kollegen unter ihnen, wie ihre Bezeichnung bereits assoziiert.
Aber reicht das als Erklärung aus?
AS
Zuletzt geändert von antisto am Sa 27.10.18 13:53, insgesamt 3-mal geändert.
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Zwerg
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Re: Es war einmal ein Hase...

Beitrag von Zwerg » So 21.10.18 21:31

Ich kenne keine andere Erklärung als die der Erzählung des Aristotels.
Es hat wohl auch noch kein Numismatiker eine bessere Idee gehabt.

Schönen Abend

Zwerg
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Re: Es war einmal ein Hase...

Beitrag von klaupo » So 21.10.18 23:02

Es handelte sich bei der Einführung des Hasen wohl weniger um einen zoologischen Import.
"Dem steht entgegen, daß griechische Münzbilder in dieser frühen Zeit stets dem volkstümlichen oder Staatskult entnommen wurden. Anaxilas von Rhegion war peleponnesischen Ursprungs, und wenn er die "Hasen" in seinen Städten einführte, so bedeutete das ... vielmehr den Import seines heimatlichen Pankultes, welchen die Hasen symbolisieren. Bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts wird für die Tetradrachmen als Gegenbild zur Maultierbiga der Hase beibehalten. ... Dann erscheint Pan selbst als nackter gehörnter Jüngling auf einem ... Felsen sitzend. Seine Linke hält ein Lagobolon, ein Wurfgerät zum Aufschrecken der Hasen, mit der Rechten liebkost er einen vor ihm auf zwei Beinen stehenden Hasen."

Ex Maria und Leo Lanckoronski, Mythen und Münzen, Heimeran Verl. München 1958, p. 146
Dieser im Zitat zuletzt angesprochene Münztyp ist hier abgebildet ...

https://www.acsearch.info/search.html?id=2469009

... und stützt m.E. die Hypothese der Autoren.

Gruß klaupo

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Re: Es war einmal ein Hase...

Beitrag von antisto » So 21.10.18 23:22

Klingt plausibel, verbindet die eine Hypothese mit der anderen und erklärt vielleicht nicht nur visuell den Ursprung des Wortes "Panik", sondern auch die ethymologischen Wurzeln des westfälischen Gerichtes "Panhas". 8) :lol:
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Re: Es war einmal ein Hase... - Jetzt mit Bildern

Beitrag von antisto » Do 25.10.18 14:10

Anbei der objektive Anlass meiner Frage nach dem Hasen, eine Tetradrachme aus der Zeit des Anaxilas, Tyrann von Rhegion (500-476 v.C.), oder weniger Jahre nach seinem Tod, mit hübscher Patina und hohem Relief.
Mein Interesse wurde hier vor allem dadurch geweckt, dass die Vorderseite mit der Darstellung der Maultierbiga mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Sieg des Anaxilas bei den Olympischen Spielen im Jahr 480 v.C. Bezug nimmt.
Insofern dürfte es sich um die ziemlich älteste Münzprägung überhaupt handeln, die auf ein nachweisbar historisches Ereignis Bezug nimmt bzw. es darstellt.
Bei dem alienartigen Wesen unter dem Mautierbauch wird es sich um die Auswirkungen eines Stempelausbruchs auf dem Schrötling handeln.
Vermutlich erklärt das auch die Seltenheit dieser Münze, die nach Angaben des Auktionshauses in dieser Stempelkombination unediert ist: So könnte es sein, dass bald nachdem der Unterstempel (? Motiv Hase) ausgewechselt wurde, der Oberstempel (? Motiv Maultierbiga) brach und ebenfalls ausgewechselt werden musste, so dass mit dieser Kombination in der Tat nur wenige Münzen geprägt wurden.
AS
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Re: Es war einmal ein Hase... - Jetzt mit Bildern

Beitrag von Stater » Do 25.10.18 18:15

Sehr hübsch, Glückwunsch. Der Stempelbruch scheint bei diesen Münzen öfter vorkommen (siehe Link):

http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... na#p457269

Gruß

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Re: Es war einmal ein Hase... - Jetzt mit Bildern

Beitrag von antisto » Sa 27.10.18 13:07

Danke für die Würdigung.
Ja, ein feines Stück. (Das verlinkte besonders auf dem Avers aber auch. :wink: )
antisto

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