Ich hab' mir das nochmal in Ruhe angeschaut, vielleicht hast Du doch recht.
Dass die Naumann-Münze falsch ist, hab' ich nicht bezweifelt, mir ging es darum, ob die Rückseite wirklich identisch mit der auf der Münze von Andreas ist.
Am deutlichsten sieht man das (die Nicht-Authentizität der Naumann-Münze) am Datum auf dem Revers. Da steht I P, was als Zahl so wie es dasteht 110 bedeuten würde. Im Jahr 110 der verwendeten Ära gab es aber noch keinen Nikomedes, diese Tetradrachmenprägungen fingen erst bei 150 an. Kann man sehen in Théodore Reinach, "Trois royaumes de l'Asie Mineure: Cappadoce, Bithynie, Pont", Paris 1888:
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k ... f135.image
Zwischen dem I und dem P wäre zwar noch Platz für ein weiteres Zahlzeichen, angesichts der scharf ausgeprägten anderen Buchstaben auf der Münze wäre das aber nicht erklärbar, warum gerade da einer verschwunden sein sollte.
Amentia hat geschrieben:... Buchstaben und Monogramm sind exakt auf einer Linie bei beiden Stücken was kein Zufall sein kann. ...
Da geb' ich Dir Recht, vor allem die Machart einzelner Buchstaben ist gleich (z.B. das merkwürdig verbogene Sigma von ΕΠΙΦΑΝΟΥΣ oder das etwas eigenartige M in ΝΙΚΟΜΗΔΟΥ).
... Bei Silbermünzen kann es auch dazu kommen, dass durch das Abschleifen des Reliefs bestimmte Bereiche breiter wirken. ...
Das ist zwar richtig, aber breiter als an der Stelle, wo eine Form sozusagen in der "Münzhintergrundebene" endet, kann es nicht werden. Und den linken Unterarm des Zeus halte ich da immer noch für breiter als auf der Naumann-Münze.
... es wäre daher naheliegend diese Münze mit Säure zu übergießen um diese Problem auf dem Revers zu verstecken ...
Ob sich der Zustand der Münze von Andreas in allen Details (auch auf dem Avers) mal schnell mit Säureübergießen herstellen lässt, weiß ich nicht, hab' aber Zweifel
.
Die andere Frage ist hier auch, ob sich das dann für den Fälscher denn noch lohnt, solche Ruinen zu verkaufen. Auch da hab' ich Zweifel.
... die Haare, besonders der Mund sind bei beiden Stücken extrem ähnlich was für denselben Künstler spricht ...
Das liegt im Auge des Betrachters, ist mir ein bischen zu weit hergeholt. Sehr charakteristisch finde ich hier z.B. auch das Glubschauge, das findet man aber sehr ähnlich auch auf Tetradrachmen des Lysimachos:
https://www.acsearch.info/search.html?id=5660051
https://www.acsearch.info/search.html?id=5660052
... Das Monogramm ist anders! ...
Da haben wir wohl etwas aneinander vorbei geredet
.
Ich hab' Monogramme gesucht, die dem Rest davon entsprechen können, der auf der Münze von Andreas noch sichtbar ist. Und da hab' ich welche gefunden
.
Bei Reinach gibt es auch eine Aufstellung aller Monogramme, die er damals kannte:
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k ... f227.image
Wie man sieht, gibt es ein paar, die passen könnten, und zwar die Nummern 9, 9bis, 9ter, 16, 16bis, 16ter und 19.
Für die Münze von Andreas ergibt sich daraus leider nichts, diese Monogramme kommen alle auf Münzen der 100er-Jahr vor, also mit einem P rechts.
Das Monogramm auf der Naumann-Münze passt nun zu keinem der bei Reinach aufgeführten Monogramme völlig exakt, irgendwo fehlt immer ein Stück Strich
.
... Bei den echten Münzen ist kein richtiges p (RHO) sondern ein Runder Kreis in der Mitte, ...
Bei denen, die Du kennst. Wenn man etwas nicht findet, dann heißt das noch lange nicht, dass es das nicht gibt
. Bei seleukidischen Münzen ist es beispielsweise gang und gäbe, dass immer wieder neue Monogramme oder Monogrammkombinationen auftauchen.
Bei Reinach ist das Monogramm Nummer 16bis auch eines, bei dem oben kein zentrierter Kreis steht, sondern eher ein Rho (eine dazu passende Münze hab' ich leider nicht gefunden
). Das scheint es also prinzipiell schon zu geben.
Fazit für mich: Die Münze von Andreas scheint wohl doch eher eine Fälschung zu sein. Ihren Zustand kann ich mir allerdings nicht erklären
.
Gruß
Altamura