Wenn Du einen guten Überblick über die Archäologie der Chernyakhovsk-Sintana-de-Mures-Kultur in deutscher Sprache möchtest, empfehle ich dir:
Volker Bierbrauer "Archäologie und Geschichte der Goten vom 1.-7. Jahrhundert: Versuch einer Bilanz. Frühmittelalterliche Studien 28, 1994". Dies ist ein Standardwerk in dem Bierbrauer die Abgrenzung und Kontinuität dieser Kulturkreise untersucht. Der Fokus liegt natürlich auf Objekten wie Fibeln, Keramik und Gürtelschnallen. Zu imitativen Aurei und Solidi findet man bei Bierbrauer soweit ich weiss nichts.
Damit sind wir wieder bei der Literatur in russischer Sprache. Ein Standardwerk hier ist: Boris Magomedov "Chernayakhovskaya kultura - Problema etnosa, Tom I". Es ist als Pdf auf dem Internet verfügbar. Auf Seite 73 erwähnt Magomedov römische Goldmünzen und deren Imitationen unter der Rubrik Schmuck. Er sagt, dass diese Objekte vor allem im südwestlichen Teil der Chernyakhovsk-Kultur auftreten und nennt verschiedene Begräbnisorte.
Am aktuellsten ist Oksana Gopkalo, die ich dir schon samt Link zu Academia.edu genannt habe. Im Artikel "Male and female Dress accessories in the Chernyakhiv culture" der auf Academia.edu in englischer Sprache erhältlich ist, erwähnt sie, dass Münzamulette typischerweise von Männern getragen wurden. Ich habe mir die Mühe gemacht dir einige Zitate aus dem Artikel heraus zu suchen:
S. 68 "Buckles (for belt, one or two pieces, and for footwear), fingerrings, awls, needles,knives and coins were found mostly in male burials, though two fibulae, beads, amulet pendants, temple pendants, spindle whorls, scissors and pincers mostly in female.
S. 70 " The fact that flat rectangular ornaments and coin pendantswere worn by men is confirmed by burials, the gender of which is rather securely identified by gravegoods (Kosanovo 1961/14, Bârlad Valea Seacă 501 and 507)."
S 71
Hence, men preferred flat rectangular metal ornaments and pendants made of coins, while women liked glass claw/fangshaped pendants, metal basketshaped, rosetteshaped and triangular artefacts, as well as those made of Cypraea and Bolinus brandaris shells, horn pyramidal and animal teethpendants.
S. 77
"Male ornaments are of metal, silver or bronze, flat rectangular, as well as coin pendants, and also fine bucketshaped Pendants****."
S. 78
"Flat rectangular metal pendants and pendants made of coins are typical of men."
In Gopkalos, sehr viel umfangreicheren Literatur in russischer und ukrainischer Sprache tritt dieser Punkt noch deutlicher zutage. Römische Aurei und Solidi, sowie deren Imitationen wurden ausschliesslich von Männern getragen (Silbermünzen finden sich auch in Frauengräbern). Die Goten stellten ab etwa 200 Kontingente für die römische Armee. Dadurch kamen Krieger in den Besitz römischer Goldmünzen. Da der Dienst in der römischen Armee häufig eine Erhöhung des Status mit sich brachte, versuchte man diesen durch das Tragen römischer Goldmünzen sichtbar zu machen. Schnell wurden diese Münzen zum Statussymbol eines jeden Kriegers und da die römischen Originale nicht ausreichten wurden sie von örtlichen Goldschmieden imitiert - je nach Geldbeutel in purem Gold oder als fourree.
Gruss
Dirk
***Kurz zu den bucket-shaped Pendants: Diese Eimer-Anhänger werden "Aromatitsa" genannt. Sie bestehen meistens aus Gold. In diese kleinen "Eimer" wurden duftende Salben gefüllt und um den Hals oder auch im Haar getragen. Eine Art frühes Deo.