Endlich ist was los in diesem thread
Vielen Dank für die rege Diskussion !
Zunächst: Dieser thread ist ja schon 7 (!) Jahre alt und ich hänge auch nicht mehr so an der Dolch-Theorie wie früher. Diese stammt ja ursprünglich von Frank Berger, dem Bearbeiter der Münzen von Kalkriese. Ich habe 3 dieser Münzen in meiner Sammlung und habe ein paar Detailfotos angehängt. Diese Stiche sind durchaus unterschiedlich. Es gibt runde Punzen (Berger nennt sie Bohrungen) dreieckig längliche und dreieckig gedrungene Formen, andere sind eher oval. Um das ganze noch zu verkomplizieren sind teilweise mehrere Werkzeuge an einer Münze zu erkennen, teilweise sogar auf derselben Seite. Manche Stiche sind m.E. mit Dolchen kompatibel, andere sind es nicht.
Die Frage bleibt. Was sollte das Ganze ?
Ich fasse nochmal die bisher geäußerten Thesen zusammen:
1. Soldaten im Heeresverband des Varus äusserten spontan durch "Dolchstiche" ihr Missfallen am Herrscher (Berger).
Frage: Sind das wirklich Dolchstiche ? Warum nur spontan und nicht kollektiv ? (Kehne)
2. Die Dolchstiche wurden anlässlich der Meuterei der Legionen am Niederrhein 14 n. Chr. beim Tod des Augustus angebracht (Kehne).
Frage: Warum findet man sie nicht auf Münzen mit frühtiberischen Gegenstempeln (CAESAR in Ligatur), warum tauchen sie in Haltern und in Waldgirmes auf,
die (vermutlich) bereits 9 n. Chr. aufgegeben wurden ?
3. Es handelt sich um demonetarisierte (geopferte) Münzen.
Frage: Warum wird der Großteil der Münzen in Militärlagern und auf einem Schlachtfeld (Kalkriese) gefunden ?
Die Münzen werden durch die Stiche nicht unbrauchbar.
Wurden geopferte Münzen wieder in den Umlauf gebracht ?
4. Es handelt sich um Relikte von Geschicklichkeitsspielen mit Dolchen oder Messern.
Frage: Warum ist das Phänomen so selten ? Es tritt bislang nahezu ausschließlich auf Lugdunum I Assen in den spätaugusteischen Lagern auf (und in Kalkriese)
Wie sind die runden Punzen zu erklären, diese stammen definitiv nicht von Dolchen oder Messern.
Ich gebe zu: Mehr Fragen als Antworten
VG
Quinctilius