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Verfasst: Di 16.08.05 19:22
von curtislclay
Pscipios Postumus "Dupondius" mit Schiff ist Bastien 237, Taf. XLI, Atelier II, stempelgleich, Exemplare in Berlin und München. Vs.Legende endet P F G, das AV von AVG fehlt.

Verfasst: Do 18.08.05 10:02
von Fridericus
Ich selber besitze ebenfalls Exemplare der gezeigten Großbronzen von Aurelianus und Severina. Ich frage mich nun, um was für ein Nominal es sich eigentlich handelt - Sesterz oder As? In älterer Literatur (z.B. dem berühmt-berüchtigten Kankelfitz) werden die gezeigten Stücke als As bezeichnet, während der Sesterz des Aurelianus ganz anders aussieht (Sol auf der Rückseite). Kann jemand bei mir für Erhellung sorgen?

Verfasst: Do 18.08.05 10:17
von Pscipio
@Curtis: danke fürs Nachschlagen!

@Fridericus

An den Nominalen dieser Grossbronzen scheinen sich die Geister zu scheiden. RIC spricht von As und Sesterz, in den Auktionskatalogen werden Grossbronzen mit Aurelianus auf der Vorder- und Severina auf der Rückseite oft als Doppelsesterz beschrieben, die kleineren Stücke wie meines als Asse oder Sesterzen. Eigentlich müsste man aufgrund des Strahlenkrones bzw. des Lorbeerkranzes sowie der Gewichtsunterschiede konsequenterweise von Dupondius und As oder aber von Doppelsesterz und Sesterz sprechen, wobei ich letzteres bevorzuge. Während die Doppelsesterzen meist 15-18 g auf die Waage bringen, sind es bei den Sesterzen 7-9 g, also so ziemlich die Hälfte. Natürlich, vergleicht man es mit dem 1. Jahrhundert n. Chr., dann nehmen sich 7-9 g für einen Sesterzen ziemlich mickrig aus, aber um diese Zeit ist das keine Besonderheit mehr; sieht man einmal von den Doppelsesterzen des Traian Decius sowie den zum Teil riesigen Bronzen von Postumus ab, so findet man bereits unter den Vorgängers des Aurelianus erheblich verringerte Gewichte. Schaut man sich dann die Grossbronzen seiner Nachfolger an, so bestätigt sich das Bild.

Das ist jedenfalls meine Meinung dazu, aber ich bin gespannt, wie andere es sehen.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Fr 19.08.05 12:49
von chinamul
Sesterz Maximinus Thrax als Germanicus

Dieses zu den weniger häufigen Sesterzen des Maximinus Thrax zählende, leider aber nicht sehr schön erhaltene Stück nimmt auf beiden Seiten Bezug auf die Germanensiege des Kaisers in der Limesregion. Das Münzbild der den Kaiser bekränzenden Victoria als solches ist ebenfalls eher selten. Meine Sammlung enthält dementsprechend im Gegensatz zu vielen anderen Münzbildern nur wenige derartige Beispiele.

MAXIMINUS I THRAX 235 – 238
AE Sesterz Rom 236 – 238
Av.: MAXIMINVS PIVS AVG GERM - Geharnischte, drapierte und belorbeerte Büste rechts
Rv.: VICTORIA GERMANICA S C (im Abschnitt) - Maximinus nach links stehend; die Rechte erhoben, in der Linken Kurzzepter; links zu seinen Füßen sitzend gefangener Germane; hinter ihm Victoria, die ihn mit Lorbeer bekränzt
RIC 93; C. 114 (19,38 g)

Gruß

chinamul

Verfasst: Fr 19.08.05 14:26
von beachcomber
hallo chinamul,
soo schlecht erhalten ist dieser sesterz ja nun wieder auch nicht, gerade die details der rückseite kommen doch gut 'rüber!
gibt es denn diese darstellung noch unter einem anderen kaiser?
grüsse
frank

Verfasst: Fr 19.08.05 16:21
von chinamul
Hallo Frank!

Na ja, wenn es sich um seltenere Stücke handelt, bin ich auch schon mal zu Konzessionen bei der Erhaltung bereit, weil sich sonst die Preise in für mich unerreichbare Höhen verabschieden. Das gilt auch für diesen Sesterz:

DOMITIANUS 81 – 96
AE Sesterz Rom 90/91
Av.: IMP CAES DOMIT AVG GERM COS XV CENS PER P P - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: Ohne Legende; im Abschnitt S C - Domitianus nach links stehend; in der Rechten Kurzspeer (Telum), in der Linken Langspeer (Hasta); hinter ihm Victoria, die ihn mit Lorbeer bekränzt
RIC 390; C. 513 (23,23 g)

Gruß

chinamul

Verfasst: Fr 19.08.05 16:22
von chinamul
Hallo Frank!

Na ja, wenn es sich um seltenere Stücke handelt, bin ich auch schon mal zu Konzessionen bei der Erhaltung bereit, weil sich sonst die Preise in für mich unerreichbare Höhen verabschieden. Das gilt auch für diesen Sesterz:

DOMITIANUS 81 – 96
AE Sesterz Rom 90/91
Av.: IMP CAES DOMIT AVG GERM COS XV CENS PER P P - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: Ohne Legende; im Abschnitt S C - Domitianus nach links stehend; in der Rechten Kurzspeer (Telum), in der Linken Langspeer (Hasta); hinter ihm Victoria, die ihn mit Lorbeer bekränzt
RIC 390; C. 513 (23,23 g)

Gruß

chinamul

Domitian wird von Viktoria bekränzt.

Verfasst: Fr 19.08.05 18:19
von numisnumis
Viktoria- mit Nike eng verwandte römische Siegesgöttin. Name: zu vincere, doch eher Verbalabstraktum als Fem. eines Adjektivs victorius, abgeleitet von victor mit Bedeutung "Kraft des Siegers",
da Viktoria keine "Eigenschaftsgottheit" war, die zum Sieg verhalf, sondern Personifikation des "errungenen Sieges". Kulturgeschichtlich gehört Victoria mit Fides, Honos, Salus u.a. zur Gruppe der Kulte von Wertbegriffen, die zwischen Ende des 4. und Ende des 3. Jahrhundert vor Christus in Rom entstanden. Wie so oft in der römischen Religion dieser Zeit, steht auch am Anfang des Viktoria - Kultes die Tempelstiftung: 294 errichtet der Konsul L. Postumius Megellus im Samniterkrieg einen Victoria - Tempel auf dem Palatin am sogenannten clivus Victoriae . Die erste Victoria - Statue auf dem Forum ist für 296 bezeugt. Auf dem Capitol erhielt Anfang 216 die von Hieron II. geschenkte Victoria aurea Sitz und Kult. (aus: Der kleine Pauli)

Als Pendant zum Sesterz von "chinamul" stelle ich gerne die interessante Reversdarstellung nochmals ein.
Gruss
numisnumis

Verfasst: Fr 19.08.05 19:38
von Peter43
Die Victoria Germanica Darstellung des Domitian interessiert mich seit langem. Er hat zwar nicht Germanien besiegt - geschweige denn erobert, aber immerhin hat er einen Teil Germaniens - etwa vom heutigen Mainz schräg nach Südosten bis an die Donau - dem Römischen Reich hinzufügen können. Das war der Teil, der agri decumati genannt und dann später durch den Rhätischen Limes geschützt wurde. Dort wohne ich nämlich heute.

Noch eine Bemerkung zur Victoria: Am Ende der Antike wurde die Victoria der Kurie im sog. Streit um den Victoria-Altar zum 'Symbol des Heidentums'. Constantin II. ließ erstmals 357 n.Chr. den Altar entfernen, weil 'sein Anblick ihn beflecke', dann - nach Wiedereinsetzung durch Julian II. - 382 erneut Gratian. Kontrahenten im Altarstreit waren besonders Ambrosius und Symmachus, der 384 Valentinian II. beschwor, ut aram Victoriae non requirat. Doch kehrte der Altar erst 392 wieder zurück, wurde indessen dann 394 durch Theodosius I. entweder allein oder mit der Victoria-Statue aufs neue entfernt.
(ebenfalls aus dem 'kleinen Pauly')

Ich möchte hier noch kurz die 'Nike von Samothrake' vorstellen, die nicht nur für mich das Sinnbild der Klassik ist. Sie wurde 1863 gefunden (Teile später!) und steht heute im Louvre.

Mit freundlichen Grüßen

Verfasst: Sa 20.08.05 13:08
von beachcomber
hallo,
nach den geschwisterpaaren der letzten woche, möchte ich euch heute die sesterzen eines ehepaares des 3.jh vorstellen.
es handelt sich um einen sesterz des des unglücklichen valerian I,( der einzige römische kaiser der vom feind gefangengenommen wurde, in der gefangenschaft starb, und angeblich dem könig shapur I ausgestopft als fussbänkchen gedient haben soll) sowie seiner ehefrau mariniana, die wohl schon vor amtsantritt des kaisers verstorben war, weswegen von ihr fast nur consecrations-prägungen existieren.

sesterz des valerian, geprägt in rom 255-56 n.chr.,RIC V 152

av: IMP C P LIC VALERIANUS PF AVG
belorbeerte, kürassierte büste nach rechts

rv: APOLINI CONSERVA. SC.
apollo steht nach links, hält õlivenzweig und stützt sich mit leier auf felsen

sesterz der mariniana, geprägt 256 in rom, RIC V 9

av: DIVAE MARINIANAE
verschleierte büste mit diadem nach rechts (RIC fügt noch 'on crescent' hinzu, bildet dann aber auf seiner tafel I die münze ohne mondsichel ab, wohl ein fehler)

rv: CONSECRATIO S. C.
pfau mit gezpeiztem gefieder nach rechts schauend


grüsse
frank

Verfasst: Sa 20.08.05 15:47
von Peter43
@Chinamul:

Der Pfau ist ja auch ein Attribut der Juno. Aber ich habe mich schon oft gefragt, warum er auch als Symbol der Consecration dient. Phönix ist klar, aber Pfau? Weißt du etwas darüber?

MfG

Verfasst: Sa 20.08.05 16:14
von chinamul
@Peter43

Wie der Adler der Vogel des Jupiter ist, so ist der Pfau derjenige der First Lady im Götterhimmel. Bei den Consecrationsmünzen der kaiserlichen Herren spielt der Jupitervogel eine entscheidende Rolle und bei den verblichenen Damen eben der Junovogel. Der Phönix ist nur Symbol für die ständige Erneuerung der Zeit, ist also nicht geschlechtsspezifisch. Außerdem war der mit dem Phönixsymbol zwangsläufig verbundene Gedanke an die Erneuerung des individuellen Menschen, also dessen Wiedergeburt oder Auferstehung, dem römischen Denken wohl eher fremd.
Ich bin hier dem weisen Rat des Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier gefolgt, der ja folgendes feststellte: "Was man nicht selber weiß, das muß man sich erklären."
Falls Dir Tegtmeier kein Begriff ist, hier noch ein Link für Dich. Viel Spaß damit!!
http://www.aliaflanko.de/bogi/tegtmaier/

Gruß

chinamul

Verfasst: Sa 20.08.05 20:35
von Peter43
@chinamul:

Danke! Tegtmeier war zu unserer Studentenzeit so bekannt, daß einige seine Stücke auswendig koannten. Und Sätze wie 'und dann hab ich sie jesägt' usw. waren stehende Redensarten.

MfG

Verfasst: Sa 27.08.05 18:45
von chinamul
Maximus, Sohn des Maximinus Thrax

Im Gegensatz zu seinem Vater soll er ein recht ansehnlicher junger Mann gewesen sein.

MAXIMUS (Caesar; gest. 238)
AE Sesterz Rom 236 – 238
Av.: MAXIMVS CAES GERM - Drapierte, barhäuptige Büste rechts
Rv.: PIETAS AVG S C - Priestergerätschaften (von links: Lituus, Securis, Patera, Krug, Simpuvium und Aspergillum)
RIC 11; C. 7 (18,00 g)

Gruß

chinamul

Verfasst: Sa 27.08.05 20:05
von Pscipio
chinamul hat geschrieben:Im Gegensatz zu seinem Vater soll er ein recht ansehnlicher junger Mann gewesen sein.
Auf deiner Münze scheint er auch ein leicht markantes Kinn zu haben, wenngleich nicht so extrem wie bei seinem Vater. Könnte hier eine bewusste Angleichung des Sohnes an den Vater vorliegen oder sehe ich nur Gespenster?

Hübsche Münze übrigens!

Gruss, Pscipio