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Verfasst: Sa 22.03.08 19:05
von quisquam
Es ist allerdings äußerst problematisch zu sagen, welche Münzen konkret mit Maiorina und welche mit Centenionalis gemeint waren. Dies ist zumindest mein Schluss nach Lektüre der allgemeinen Einführungen zu RIC VIII und RIC IX.

Laut Kent in RIV VIII waren die Pecuniae maiorinae wahrscheinlich die schweren bis etwa 353/4 geprägten AE2 (hauptsächlich Reitersurz) und die Centenionales communes wahrscheinlich die konstantinischen Billon-Münzen von 318-348. Pearce hält es in RIC XI für wahrscheinlich, dass beide Namen dieselben Münzen bezeichnen, der eine Ausdruck offiziell, der andere umgangssprachlich. Jitta/van Es scheinen dies wiederum anders zu sehen. Jeder Numismatiker hat da seine eigene Ansicht.

Beide RIC Bände verzichten übrigens aus guten Günden im Katalogteil auf diese Nominalbezeichnungen.

Grüße, Stefan

Verfasst: Sa 22.03.08 19:18
von Numis-Student
Hallo Stefan,
das stimmt schon, dass es faglich ist, welches Nominal in der Antike welchen Namen hatte, allerdings ist es für den modernen Numismatiker üblich, das größere Nominal als Maiorina und das kleinere als Centenionalis zu bezeichnen. Es ist doch ähnlich wie mit dem Antoninian: jeder heutige Numismatiker weiss, wovon geredet wird, obwohl es sich um ein modernes Kunstwort handelt. Da haben Maiorina und Centenionalis noch den Vorteil, dass es überlieferte antike Namen sind.
Schöne Grüße,
MR

Verfasst: Sa 22.03.08 19:20
von richard55-47
Nach meinem Gegoogele ist die maiorina etwas größer und schwerer als der centenionalis. Dies galt aber nur für kurze Zeit, dann erfolgte die Angleichung, so dass man die Münzen nicht mehr voneinander unterscheiden konnte.
http://www.numispedia.de/Maiorina
http://www.muenzen-lexikon.de/lexikon/m/pm022.html

Verfasst: Sa 22.03.08 20:59
von quisquam
Ja, Maiorina ist das größere Nominal, wie auch schon der Name vermuten lässt, während der Centenionalis als der 1/100 Teil von "was auch immer" das kleinere Nominal ist. Meines Wissens bezieht sich der Codex Theodosianus auf das Verbot, das in der Legierung enthaltene Silber aus den Münzen zu extrahieren. Maiorina und Centenionalis bezeichnen deshalb wohl silberhaltige Münzen, also vermutlich die frühen, silberhaltigeren FEL TEMP-Æ2 (wohl aber schon nicht mehr die etwas späteren, geringfügig kleineren Æ2) sowie die konstantinischen Billon-Münzen ab 318. Für Münzen mit so geringem Silbergehalt, dass sich die Extraktion nicht lohnt (dazu zählt auch obiger, sehr viel späterer Theodosius) sollten diese Bezeichnungen eigentlich nicht verwandt werden, denke ich. Sollten Maiorina/Centenionalis tatsächlich den Follis abgelöst haben (wovon ich nicht überzeugt bin, da dann alle Münzen vor 348 keine Centenionales sein könnten), so waren diese beiden Nominale recht kurzlebig.

Grüße, Stefan

Verfasst: Sa 22.03.08 21:46
von quisquam
Die oben erwähnten silberhaltigeren Æ2 werden im RIC als 'large Æ2' Billon maiorinae bezeichnet und wogen im Schnitt 5,25 g und hatten mit etwa 2,5% mehr als den doppelten Silbergehalt der 'Small Æ2' mit durchschnittlich 4,25 g. (RIC VIII Seite 61, untersucht wurde ein Hort ägyptischer Provenienz). Dass es lohnenswert war, das enthaltene Silber aus diesen 'large AE2' zu extrahieren, zeigt ein Gesetz vom Frühjahr 349 (CTh 9.21.6.), das genau dies verbat. Fälscherformen aus dieser Zeit haben meiner nicht repräsentativen Beobachtung nach praktisch immer Abdrücke dieser frühen 'large Æ2'. Diese Formen dienten offensichtlich dem Zweck, Münzfälschungen dieser an sich silberhaltigen Münzen zu giessen, evtl. mit dem vom Silber weitgehend befreiten Kupfer aus den eingeschmolzenen, offiziellen Münzen. 354 wurden Centenionalis und Maiorina anscheinend außer Kurs gesetzt (CTh 9.23.1) (siehe auch RIC VIII Seite 64f), so dass es ab diesem Zeitpunkt keinen Grund mehr gab, diese Münzen zu fälschen.

Damit ist auch der Bogen zurück zu den (wenn auch antiken) Fälschungen gefunden.

Grüße, Stefan

Verfasst: Sa 22.03.08 22:23
von drakenumi1
Hallo, Rupees,
an dem Livineus Regulus würde ich gerne noch etwas "knaupeln". Jedenfalls sind weder schön gerundete Randbereiche noch glinzendes Aussehen bei Denaren ein kennzeichnendes Merkmal für Fälschungen. Aber das Auflösungsvermögen der Fotos ist denkbar schlecht, man müßte scharfe und wesentlich größere Bilder haben. Falls per Scanner aufgenommen: Wesentlich mehr "pixel geben".
Allerdings weist der Preis (bei dieser Erhaltung) von einigen Tausend Euro wohl zu 99% auf eine Fälschung hin.
Auf dem Av. ist tatsächlich Caesar abgebildet.
Schöne Ostern wünscht

drakenumi1

Verfasst: Sa 22.03.08 22:24
von Numis-Student
Hallo Stefan,
sehr hübsche Fälscherförmchen. Meiner (bescheidenen) Erfahrung nach sind die einseitigen ja wesentlich seltener als die doppelseitigen. Ist ja auch logisch, da für eine komplette Gussform ja wohl über 20 zweiseitige und nur 2 einseitige Abdrücke genutzt wurden, aber im heutigen Marktvorkommen sind sie noch seltener, würde ich sagen.
Wenn ich meine finde, kann ich sie ja auch mal vorstellen.
Und ja, ich besitze Sachen, bei denen ich nicht weiß, wo sie liegen. :mad:
Schöne Grüße,
MR

Verfasst: So 23.03.08 11:29
von quisquam
Hallo MR,
besonders interessantest an der einseitigen Form ist in meinen Augen auch, dass man sieht wie die Rauchgase den leichten und gasdurchlässigen Ton vom Gussansatz aus schwarz gefärbt haben. Da die Außenseite noch komplett rot ist und die heißen Rauchgase vor allem nach oben ziehen denke ich, dass mein Endstück wohl unten im Stapel gesessen hat. Bei der beidseitigen Form ist gar nicht mehr zu erkennen, dass der Scherben ursprünglich rot war.

Viel Glück beim Suchen, ich würde Deine Formen gerne mal sehen.

Grüße, Stefan

Verfasst: So 23.03.08 11:41
von Numis-Student
Hallo Stefan,
ich habe gestern etwa 3 Stunden erfolglos gesucht, und im Bett noch weiter überlegt, wo sie denn sein könnten. Ich weiß, dass sie in einer kleinen Pergament-Tüte sind... Nur, wo ist die Tüte ???
Auch heute morgen habe ich schon eine Stunde gesucht.
Nun bin ich irgendwie etwas frustriert...
Ich hoffe, in den nächsten finde ich die Dinger noch.
Schöne Grüße,
MR

Verfasst: Di 25.03.08 12:35
von Numis-Student
Hallo Stefan,
nachdem ich in den hintersten Ecken und in allen Schränken gesucht habe, habe ich sie wiedergefunden :D :D
Sie lagen auf dem Schreibtisch, 20 cm tief unter "Zeug" begraben :roll:
Ich sollte den Schreibtisch anscheinend aufräumen... Vielleicht finde ich auch mein Aelius-As wieder :)
Bilder gibts heute nachmittag.
Schöne Grüße,
MR

Verfasst: Di 25.03.08 15:35
von Numis-Student
So, wie versprochen hier meine beiden Fälscherförmchen.
Schöne Grüße,
MR

Verfasst: Di 25.03.08 20:00
von payler

Verfasst: Di 25.03.08 21:06
von Numis-Student
Bei dieser Auktion wundere ich mich aber über die hohe Zahl der Gebote und den schon erreichten Preis...
Schöne Grüße,
MR

Verfasst: Di 25.03.08 21:53
von cepasaccus
Kann man eigentlich mit Auktionen Geld waschen?

Verfasst: Di 25.03.08 21:53
von heripo
... vielleicht sind die Bieter noch antiker als die Münze ...wer weiß