Verfasst: Sa 05.08.06 02:00
Eine interessante Darstellung des Zeus-Ammon
Diese Münze will ich zum Anlaß nehmen, einmal über Zeus-Ammon zu schreiben. Bisher hatte ich immer gedacht, daß Zeus-Ammon erst nach dem Besuch des Alexander III. des Großen in der Oase Siwa in Griechenland bekannt geworden ist. Dem ist aber nicht so!
Münze:
Makedonien, Kassandreia, Macrinus 217-218
AE 19, g
Av.: [...] C M OPEL SEV[.] MACRINVS
Büste, cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: CO[...]L A - VG CASS[...]
Zeus-Ammon, in Himation, mit lockigem Haar und Vollbart, n.r. stehend, hält im li Arm
Kleiderbausch und in der erhobenen re Hand ein Weintraubenbündel über seine re
Schulter; [Adler re zu sein Füßen]
Ref.: AMNG III.2, 16
selten, gutes S
Der vollständige Name von Kassandreia war COLONIA IVLIA AVGVSTA CASSANDRENSIS. Heute ist Kassandra ist der westlichste der 3 'Finger' der Chalkidike. Dort an der Küste bei Kallithea, dem antiken Aphytis, stand ein großer Tempel des Zeus-Ammon. Er ist der einzige noch erhaltene Tempel des Zeus-Ammon in Europa. Allerdings sind heute nur noch seine Fundamente zu sehen. Interessant ist, daß zusammen mit Zeus -Ammon auch Dionysos in diesem Tempel verehrt wurde!
Ammon war ein berühmter Orakelgott in der Oase Siwa in Libyen. Die Verehrung des Zeus-Ammon begann in Griechenland bereits im 5.Jh. v.Chr., sehr wahrscheinlich mitgebracht durch griechische Kolonisten in der Kyrenaika. Der Tempelbau in Kallithea begann in der 2. Hälfte des 4.Jh., nach seiner Zerstörung wurde er im 3.Jh. wieder aufgebaut.
Das wohl bekannteste Ereignis war der historische Besuch Alexander des Großen. Er besuchte das Ammoneion in der Oase Siwa vor seinem Kriegszug gegen die Perser. Die Fragen mußten den Priestern vorher mitgeteilt werden, die Antworten des Gottes bestanden darin, daß er sich entweder vorwärtsbewegte (bejahend), oder zurückwichwich (ablehnend). Die Auskunft, die Alexander erhielt, scheint ihn zufriedengestellt zu haben, wird berichtet. Die Priester begrüßten ihn als 'Sohn des Ammon'. Dies war der übliche Gruß für große Könige. Alexander aber war von da ab der Meinung, er sei tatsächlich der Sohn des Gottes. Dazu paßte, daß seine Mutter behauptete, sie habe ihn von einer Schlange empfangen, einer Inkarnation des Zeus. Seine Abbildungen erhielten jetzt die berühmten Ammonshörner, die man auf den Münzen des Lysimachos sehen kann. Andere berühmte Personen, die sein Orakel besuchten, waren u.a. Hannibal, Alkibiades und der Spartanerkönig Lysander
Ursprünglich war Ammon ein äthiopischer Hirtengott, der ihren Herden beschützte. Von dort kam er nach Ägypten und wurde in Theben in Oberägypten heimisch. Ammon ist die griechische Form des Namens des Gottes Amana. Der Name bedeutet der 'Verborgene', da er als unsichtbarer Lufthauch gedacht wurde. Er tritt auf in der 11. Dynastie (20.Jh. v.Chr.) und wurde durch die überragende politische Stellung Thebens als Residenz im Neuen Reich zum Reichsgott und Götterkönig. Als Gattin galt die Geiergöttin Mut, als Sohn der Mondgott Chonsu. Theologisch zerfällt er in 3 Gestalten: den in Medinet Habu begrabenen Urschöpfer Kneth, der als Schlange dargestellt wure, den Götterkönig in Karnak, den 'Stier der Mutter' in Luxor. Die jährliche Prozession nach Luxor war das Hauptfest des Landes. In der Spätantike tritt Ammon hinter Osiris zurück. Der Ammon in Siwa war libyscher Herkunft, wahrscheinlich ein Quellgott. Die Griechen identifizierten ihn als Zeus-Ammon mit Zeus, die Römer als Jupiter-Ammon mit Jupiter. .
Griechische Mythologie:
Da Ammon bereits so lange in Griechenland bekannt war, ist es nicht verwunderlich, daß es Verknüpfungen mit der griechischischen Mythologie gibt. Die überschneidet sich verständlicherweise mit der des Zeus.
Ammon soll demnach ein libyscher König gewesen sein und verheiratet mit Rhea, der Schwester des Saturns. Einstmals begegnete er der Amalthea, mit der er den Dionysos zeugte. Aus Angst vor seiner Frau brachte er ihn heimlich nach Nysa. Da Dionysos sich dort hervortat, wollte Rhea ihn gefangennehmen, doch Ammon ließ das nicht zu. Da trennte sich Rhea von Ammon und verheiratete sich wieder mit ihrem Bruder Saturn. Den brachte sie dazu, gegen Ammon in den Krieg zu ziehen. Ammon unterlag und wurde aus seinem Königreich verjagt. Ammon floh nach Kreta, wo er von den Titanen verfolgt wurde.
Nachdem Hera Dionysos aus Rache an Zeus mit Wahnsinn geschlagen hatte, zog Dionysos durch die ganze Welt, begleitet von Satyrn, Mainaden und seinem Lehrer Silen. Mit einer Fuhre Wein segelte er nach Ägypten. Dort wurde er von König Proteus herzlich empfangen. Bei den Libyern im Nildelta herrschten zu der Zeit Amazonen. Dionysos fordete sie auf, mit ihm gegen die Titanen zu ziehen und König Ammon wieder in sein Königreich einzusetzen. Der Sieg des Dionysos über die Titanen und die Wiederereinsetzung des Ammon war die erste seiner zahlreichen militärischen Erfolge.
Eigentlich war Wein beim Kult des Ammon verboten. Bevor man das Orakel aufsuchen durfte, mußte man sich eine Woche des Alkohols enthalten. Ob das allerdings auch für Alexander galt, weiß ich nicht. Das Weintraubenbündel auf dieser Münze ist ein Hinweis auf Dionysos. Die Darstellung auf der Rs. dieser Münze ist eine typisch pantheistische Darstellung. Sie zeigt Ammon, Zeus (kenntlich durch den Adler) und Dionysos (mit dem Wein) alle in einer einzigen Gestalt!
Hinzugefügt habe ich
a) ein Bild einer der berühmten Tetradrachmen des Lysimachos mit der Darstellung des
Alexanders mit den Ammonshörnern. Man sieht auch, daß der Blick zum Himmel nicht
von Constantin erfunden wurde!
b) ein Bild des heutigen Kallithea. Die Reste des Zeus-Ammon-Tempels befinden sich li vor
dem großen Hotel im Hintergrund, das sinnigerweise Zeus-Ammon-Hotel heißt.
Quellen:
AMNG
Der kleine Pauly
Ranke-Graves, Griechische Mythologie
Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
MfG
Diese Münze will ich zum Anlaß nehmen, einmal über Zeus-Ammon zu schreiben. Bisher hatte ich immer gedacht, daß Zeus-Ammon erst nach dem Besuch des Alexander III. des Großen in der Oase Siwa in Griechenland bekannt geworden ist. Dem ist aber nicht so!
Münze:
Makedonien, Kassandreia, Macrinus 217-218
AE 19, g
Av.: [...] C M OPEL SEV[.] MACRINVS
Büste, cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: CO[...]L A - VG CASS[...]
Zeus-Ammon, in Himation, mit lockigem Haar und Vollbart, n.r. stehend, hält im li Arm
Kleiderbausch und in der erhobenen re Hand ein Weintraubenbündel über seine re
Schulter; [Adler re zu sein Füßen]
Ref.: AMNG III.2, 16
selten, gutes S
Der vollständige Name von Kassandreia war COLONIA IVLIA AVGVSTA CASSANDRENSIS. Heute ist Kassandra ist der westlichste der 3 'Finger' der Chalkidike. Dort an der Küste bei Kallithea, dem antiken Aphytis, stand ein großer Tempel des Zeus-Ammon. Er ist der einzige noch erhaltene Tempel des Zeus-Ammon in Europa. Allerdings sind heute nur noch seine Fundamente zu sehen. Interessant ist, daß zusammen mit Zeus -Ammon auch Dionysos in diesem Tempel verehrt wurde!
Ammon war ein berühmter Orakelgott in der Oase Siwa in Libyen. Die Verehrung des Zeus-Ammon begann in Griechenland bereits im 5.Jh. v.Chr., sehr wahrscheinlich mitgebracht durch griechische Kolonisten in der Kyrenaika. Der Tempelbau in Kallithea begann in der 2. Hälfte des 4.Jh., nach seiner Zerstörung wurde er im 3.Jh. wieder aufgebaut.
Das wohl bekannteste Ereignis war der historische Besuch Alexander des Großen. Er besuchte das Ammoneion in der Oase Siwa vor seinem Kriegszug gegen die Perser. Die Fragen mußten den Priestern vorher mitgeteilt werden, die Antworten des Gottes bestanden darin, daß er sich entweder vorwärtsbewegte (bejahend), oder zurückwichwich (ablehnend). Die Auskunft, die Alexander erhielt, scheint ihn zufriedengestellt zu haben, wird berichtet. Die Priester begrüßten ihn als 'Sohn des Ammon'. Dies war der übliche Gruß für große Könige. Alexander aber war von da ab der Meinung, er sei tatsächlich der Sohn des Gottes. Dazu paßte, daß seine Mutter behauptete, sie habe ihn von einer Schlange empfangen, einer Inkarnation des Zeus. Seine Abbildungen erhielten jetzt die berühmten Ammonshörner, die man auf den Münzen des Lysimachos sehen kann. Andere berühmte Personen, die sein Orakel besuchten, waren u.a. Hannibal, Alkibiades und der Spartanerkönig Lysander
Ursprünglich war Ammon ein äthiopischer Hirtengott, der ihren Herden beschützte. Von dort kam er nach Ägypten und wurde in Theben in Oberägypten heimisch. Ammon ist die griechische Form des Namens des Gottes Amana. Der Name bedeutet der 'Verborgene', da er als unsichtbarer Lufthauch gedacht wurde. Er tritt auf in der 11. Dynastie (20.Jh. v.Chr.) und wurde durch die überragende politische Stellung Thebens als Residenz im Neuen Reich zum Reichsgott und Götterkönig. Als Gattin galt die Geiergöttin Mut, als Sohn der Mondgott Chonsu. Theologisch zerfällt er in 3 Gestalten: den in Medinet Habu begrabenen Urschöpfer Kneth, der als Schlange dargestellt wure, den Götterkönig in Karnak, den 'Stier der Mutter' in Luxor. Die jährliche Prozession nach Luxor war das Hauptfest des Landes. In der Spätantike tritt Ammon hinter Osiris zurück. Der Ammon in Siwa war libyscher Herkunft, wahrscheinlich ein Quellgott. Die Griechen identifizierten ihn als Zeus-Ammon mit Zeus, die Römer als Jupiter-Ammon mit Jupiter. .
Griechische Mythologie:
Da Ammon bereits so lange in Griechenland bekannt war, ist es nicht verwunderlich, daß es Verknüpfungen mit der griechischischen Mythologie gibt. Die überschneidet sich verständlicherweise mit der des Zeus.
Ammon soll demnach ein libyscher König gewesen sein und verheiratet mit Rhea, der Schwester des Saturns. Einstmals begegnete er der Amalthea, mit der er den Dionysos zeugte. Aus Angst vor seiner Frau brachte er ihn heimlich nach Nysa. Da Dionysos sich dort hervortat, wollte Rhea ihn gefangennehmen, doch Ammon ließ das nicht zu. Da trennte sich Rhea von Ammon und verheiratete sich wieder mit ihrem Bruder Saturn. Den brachte sie dazu, gegen Ammon in den Krieg zu ziehen. Ammon unterlag und wurde aus seinem Königreich verjagt. Ammon floh nach Kreta, wo er von den Titanen verfolgt wurde.
Nachdem Hera Dionysos aus Rache an Zeus mit Wahnsinn geschlagen hatte, zog Dionysos durch die ganze Welt, begleitet von Satyrn, Mainaden und seinem Lehrer Silen. Mit einer Fuhre Wein segelte er nach Ägypten. Dort wurde er von König Proteus herzlich empfangen. Bei den Libyern im Nildelta herrschten zu der Zeit Amazonen. Dionysos fordete sie auf, mit ihm gegen die Titanen zu ziehen und König Ammon wieder in sein Königreich einzusetzen. Der Sieg des Dionysos über die Titanen und die Wiederereinsetzung des Ammon war die erste seiner zahlreichen militärischen Erfolge.
Eigentlich war Wein beim Kult des Ammon verboten. Bevor man das Orakel aufsuchen durfte, mußte man sich eine Woche des Alkohols enthalten. Ob das allerdings auch für Alexander galt, weiß ich nicht. Das Weintraubenbündel auf dieser Münze ist ein Hinweis auf Dionysos. Die Darstellung auf der Rs. dieser Münze ist eine typisch pantheistische Darstellung. Sie zeigt Ammon, Zeus (kenntlich durch den Adler) und Dionysos (mit dem Wein) alle in einer einzigen Gestalt!
Hinzugefügt habe ich
a) ein Bild einer der berühmten Tetradrachmen des Lysimachos mit der Darstellung des
Alexanders mit den Ammonshörnern. Man sieht auch, daß der Blick zum Himmel nicht
von Constantin erfunden wurde!
b) ein Bild des heutigen Kallithea. Die Reste des Zeus-Ammon-Tempels befinden sich li vor
dem großen Hotel im Hintergrund, das sinnigerweise Zeus-Ammon-Hotel heißt.
Quellen:
AMNG
Der kleine Pauly
Ranke-Graves, Griechische Mythologie
Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
MfG