Verfasst: Mo 07.05.07 00:14
Hylas - der Liebling des Herakles
Es war zunächst schwierig, diese Münze zu bestimmen. Es gelang dann aber doch über die Historia Numorum von Barcley Head, die uns Ed Snible zur Verfügung gestellt hat unter
http://www.forumancientcoins.com/numisw ... %20Numorum
Münze:
Bithynien, Kios, Geta als Augustus, 209-212
AE 24, 7.42g
Av.: AYT.KP.CE - GETAC AY
Büste, mit Schuppenpanzer, belorbeert, n.r.
Rv.: K - IA - NW - N
Der junge Hylas, mit wehender Hüftkleidung, n.l. gehend, hält mit der li Hand Trinkgefäß
an den Mund
Ref.: ANS -; cf. SNG von Aulock 518 (Rs., für Volusian), zitiert Rec.Gen. S.225, 125 (Volusian); wahrscheinlich unpubliziert in den größeren Werken
Sehr selten, S+, braune Patina
Mythologie:
Hylas, wörtlich 'aus dem Walde', war der Sohn des Theodamas, des Königs der Dryoper in Thessalien. Herakles kam nach Trachis und traf Theodamas, der mit seinem Ochsengespann die Felder umpflügte. Da er hungrig war und Streit mit den Dryopern anfangen wollte, verlangte er einen Ochsen von ihm. Als Theodamas dies verweigerte, erschlug er ihn und entführte Hylas noch als Säugling. Er verliebte sich in ihn und Hylas wurde sein Favorit.
Nachdem Herakles den Erymanthischen Eber gefangen hatte, verließ er Erichtheus und begab sich mit Hylas zu den Argonauten, um mit ihnen das Goldene Vlies aus Kolchis zu holen. Als sie nach den Abenteuern in Kyzikos an der Küste von Kios in Mysien landen mußten, weil Herakles die Ruder zerbrochen hatte, wurde Hylas ausgeschickt, um für Herakles Wasser zu holen. Als er zu einer Quelle kam, waren die Quellnymphen so entzückt von seiner Schönheit, daß sie ihn ins Wasser zogen, um ihn bei sich zu behalten, und er wurde niemals wieder gesehen. Herakles machte sich auf, ihn zu suchen, aber vergeblich. Nur den Wasserkrug am Ufer der Quelle fand er. Dreimal rief er den Namen des Hylas, aber sein Schrei ging im Wasser der Quelle verloren. Nur wie ein weit entferntes Echo kam die Stimme des Hylas aus der Tiefe herauf. Herakles drohte, das ganze Land zu verwüsten, falls man Hylas nicht fände, tot oder lebendig.
In einer Vision soll Hylas, gekleidet in Seegras, noch einmal dem Herakles erschienen sein mit folgenden Worten: "Warum, Vater, verschwendest Du Deine Zeit mit nutzlosem Gejammer? Mein Heim, das mir das Schicksal zugewiesen hat, ist nun dieser Wald, weil die Nymphen auf Befehl der grausamen Hera mich gestohlen haben. Jetzt,
da ich die Ströme des Zeus und der himmlischen Götter begleite, teile ich mit ihnen ihre Liebe und die Verehrung der Quelle" (Valerius Flaccus, Argonautica 4.22)
Am Morgen kamen günstige Winde auf, und da sich Herakles nicht zeigte, gab Jason den Befehl, die Fahrt auch ohne Herakles fortzusetzen. Es gibt allerdings auch die Meinung, daß die Argonauten die Suche nur als Vorwand nahmen, um Herakles loszuwerden. Denn aufgrund seiner übermenschlichen Stärke zerbrach er ständig die Ruder und die Argonauten mußten diese wieder reparieren.
Schol. Apollon. ad I.c.v. 533&1163
Es heißt, daß die Einwohner von Kios, um Herakles zu besänftigen, immer noch jedes Jahr auf die Suche nach Hylas gehen. Sie schwärmen dabei aus in die Wälder und auf die Berge. Ihre Priester rufen dreimal den Namen des Hylas und dreimal antwortet das Echo. Wahrscheinlich waren es diese Zeremonien, die Anlaß zu der Sage von Hylas gaben (Theocrit. xiii. 72; Strab. p. 564.). Aber obwohl diese Mythe erst in Alexandrinischer Zeit erzählt wurde, war der sogenannte 'Schrei des Hylas' lange vorher bekannt als 'Mysischer Schrei' und wurde erwähnt von Aischylos in den 'Persern' (1054) und von Aristophanes in 'Plutos' (1127). 'Hylas schreien' wird sprichwörtlich benutzt für 'etwas vergeblich suchen'.
Hintergrund:
Hylas, wie Adonis und Hyakinthos, verkörpert die neue Vegetation des Frühlings oder das Wasser einer Quelle, die unter der Hitze des Sommers austrocknet. Es wird angenommen, daß Hylas eine Erntegottheit war, und daß die Zeremonie, die von den Kianern durchgeführt wurde, eine Erntefeier war, bei der ein Junge ins Wasser geworfen wurde, als Symbol für den mit der Ernte sterbenden Vegetationsgott oder den Jahreskönig. Die damit verbundenen schwermütigen Weisen waren schon Aischylos bekannt.
Die Verbindung des Herakles zu Hylas ist zweifellos homoerotisch gefärbt. Er war sein 'Lustknabe'. So erscheint Hylas bereits in der Antike als Beispiel für die Homoerotik der Heroen und wird dann entweder gepriesen oder verdammt.
Kios:
Kios (lat. Cius), später auch Prusias ad Mare genannt, war eine griechische Stadt in Bithynien am Ufer der Propontis (Marmarameer) und hatte eine lange Geschichte. Sie wurde erwähnt bereits von Homer, von Aristoteles und Strabo. Kios war eine Kolonie der Milesier und wurde schnell zu einem bedeutenden Handelsplatz. Es trat der Aetolischen Liga bei und wurde von Philipp III. von Makedonien zerstört. Wieder aufgebaut von Prusias I. von Bithynien erhielt es nach ihm seinen neuen Namen. Als wichtiger Punkt der Seidenstraße wurde es als reiche Stadt berühmt.
Kunstgeschichte:
Zahlreiche literarische Erwähnungen und Kunstdarstellungen bezeugen die Beliebheit der Sage. Hylas erscheint in der hellenistischen und besonders der römischen Kunst, zumal in der Malerei Pompejis (Haus der Epheben). Einen Krug in der Hand, sucht sich der Jüngling an der Quelle dem Zugriff der Nymphen zu entziehen. Giulio Romano (1499-1546) hat sich mit dem Thema befaßt, wie eine Zeichnung in Wien (1530) für ein nicht mehr vorhandenes Gemälde bezeugt. Ferner gibt es eine Skulptur von Thorwaldsen (1768-1844) in Kopenhagen (1831) und mehrere Gemälde von J.W.Waterhouse (1849-1917).
Ausgesucht habe ich zusätzlich
(1) ein Mosaik, (Grenoble, Musée de Saint-Romain-en-Gal)
(2) ein Gemälde von Francesco Furini (1603-1646), Hylas und die Najaden (1638; Firenze, Palazzo Pitti)
(3) und ein Gemälde von J.W.Waterhouse (1896/8; Manchester, CAG)
Quellen:
(a) Originalliteratur:
Strabo, Geography 12.4.3
Strabo XII, 564
Apollonois Rhodios, Argonautika I, 1207-1357
Apollodor. I, 117
Vergil, Bucolica 6, 44ff.
Theokrit Idyll. XIII
(b) Sekundärliteratur:
Der Kleine Pauly
Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
G . Turk in Breslauer Philologische Abhandlungen, VII (1895)
W . Mannhardt, Mythologische Forschungen (1884) .
Robert von Ranke-Graves, griechische Mythologie
Karl Kerenyi, Griechische Heroengeschichten
http://www.theoi.com/Nymphe/NymphaiMysiai.html
http://www.androphile.org/DE/Library/My ... /Hylas.htm
Wikipedia
Aghion/Barbillon/Lissaraue, Reclams Lexikon der antiken Götter und Heroen
(c) Bilder:
http://www.affinities.net/states/forum/ ... rumId=1985
http://www.culture.gouv.fr/culture/arcn ... mosa17.htm
Mit freundlichem Gruß
Es war zunächst schwierig, diese Münze zu bestimmen. Es gelang dann aber doch über die Historia Numorum von Barcley Head, die uns Ed Snible zur Verfügung gestellt hat unter
http://www.forumancientcoins.com/numisw ... %20Numorum
Münze:
Bithynien, Kios, Geta als Augustus, 209-212
AE 24, 7.42g
Av.: AYT.KP.CE - GETAC AY
Büste, mit Schuppenpanzer, belorbeert, n.r.
Rv.: K - IA - NW - N
Der junge Hylas, mit wehender Hüftkleidung, n.l. gehend, hält mit der li Hand Trinkgefäß
an den Mund
Ref.: ANS -; cf. SNG von Aulock 518 (Rs., für Volusian), zitiert Rec.Gen. S.225, 125 (Volusian); wahrscheinlich unpubliziert in den größeren Werken
Sehr selten, S+, braune Patina
Mythologie:
Hylas, wörtlich 'aus dem Walde', war der Sohn des Theodamas, des Königs der Dryoper in Thessalien. Herakles kam nach Trachis und traf Theodamas, der mit seinem Ochsengespann die Felder umpflügte. Da er hungrig war und Streit mit den Dryopern anfangen wollte, verlangte er einen Ochsen von ihm. Als Theodamas dies verweigerte, erschlug er ihn und entführte Hylas noch als Säugling. Er verliebte sich in ihn und Hylas wurde sein Favorit.
Nachdem Herakles den Erymanthischen Eber gefangen hatte, verließ er Erichtheus und begab sich mit Hylas zu den Argonauten, um mit ihnen das Goldene Vlies aus Kolchis zu holen. Als sie nach den Abenteuern in Kyzikos an der Küste von Kios in Mysien landen mußten, weil Herakles die Ruder zerbrochen hatte, wurde Hylas ausgeschickt, um für Herakles Wasser zu holen. Als er zu einer Quelle kam, waren die Quellnymphen so entzückt von seiner Schönheit, daß sie ihn ins Wasser zogen, um ihn bei sich zu behalten, und er wurde niemals wieder gesehen. Herakles machte sich auf, ihn zu suchen, aber vergeblich. Nur den Wasserkrug am Ufer der Quelle fand er. Dreimal rief er den Namen des Hylas, aber sein Schrei ging im Wasser der Quelle verloren. Nur wie ein weit entferntes Echo kam die Stimme des Hylas aus der Tiefe herauf. Herakles drohte, das ganze Land zu verwüsten, falls man Hylas nicht fände, tot oder lebendig.
In einer Vision soll Hylas, gekleidet in Seegras, noch einmal dem Herakles erschienen sein mit folgenden Worten: "Warum, Vater, verschwendest Du Deine Zeit mit nutzlosem Gejammer? Mein Heim, das mir das Schicksal zugewiesen hat, ist nun dieser Wald, weil die Nymphen auf Befehl der grausamen Hera mich gestohlen haben. Jetzt,
da ich die Ströme des Zeus und der himmlischen Götter begleite, teile ich mit ihnen ihre Liebe und die Verehrung der Quelle" (Valerius Flaccus, Argonautica 4.22)
Am Morgen kamen günstige Winde auf, und da sich Herakles nicht zeigte, gab Jason den Befehl, die Fahrt auch ohne Herakles fortzusetzen. Es gibt allerdings auch die Meinung, daß die Argonauten die Suche nur als Vorwand nahmen, um Herakles loszuwerden. Denn aufgrund seiner übermenschlichen Stärke zerbrach er ständig die Ruder und die Argonauten mußten diese wieder reparieren.
Schol. Apollon. ad I.c.v. 533&1163
Es heißt, daß die Einwohner von Kios, um Herakles zu besänftigen, immer noch jedes Jahr auf die Suche nach Hylas gehen. Sie schwärmen dabei aus in die Wälder und auf die Berge. Ihre Priester rufen dreimal den Namen des Hylas und dreimal antwortet das Echo. Wahrscheinlich waren es diese Zeremonien, die Anlaß zu der Sage von Hylas gaben (Theocrit. xiii. 72; Strab. p. 564.). Aber obwohl diese Mythe erst in Alexandrinischer Zeit erzählt wurde, war der sogenannte 'Schrei des Hylas' lange vorher bekannt als 'Mysischer Schrei' und wurde erwähnt von Aischylos in den 'Persern' (1054) und von Aristophanes in 'Plutos' (1127). 'Hylas schreien' wird sprichwörtlich benutzt für 'etwas vergeblich suchen'.
Hintergrund:
Hylas, wie Adonis und Hyakinthos, verkörpert die neue Vegetation des Frühlings oder das Wasser einer Quelle, die unter der Hitze des Sommers austrocknet. Es wird angenommen, daß Hylas eine Erntegottheit war, und daß die Zeremonie, die von den Kianern durchgeführt wurde, eine Erntefeier war, bei der ein Junge ins Wasser geworfen wurde, als Symbol für den mit der Ernte sterbenden Vegetationsgott oder den Jahreskönig. Die damit verbundenen schwermütigen Weisen waren schon Aischylos bekannt.
Die Verbindung des Herakles zu Hylas ist zweifellos homoerotisch gefärbt. Er war sein 'Lustknabe'. So erscheint Hylas bereits in der Antike als Beispiel für die Homoerotik der Heroen und wird dann entweder gepriesen oder verdammt.
Kios:
Kios (lat. Cius), später auch Prusias ad Mare genannt, war eine griechische Stadt in Bithynien am Ufer der Propontis (Marmarameer) und hatte eine lange Geschichte. Sie wurde erwähnt bereits von Homer, von Aristoteles und Strabo. Kios war eine Kolonie der Milesier und wurde schnell zu einem bedeutenden Handelsplatz. Es trat der Aetolischen Liga bei und wurde von Philipp III. von Makedonien zerstört. Wieder aufgebaut von Prusias I. von Bithynien erhielt es nach ihm seinen neuen Namen. Als wichtiger Punkt der Seidenstraße wurde es als reiche Stadt berühmt.
Kunstgeschichte:
Zahlreiche literarische Erwähnungen und Kunstdarstellungen bezeugen die Beliebheit der Sage. Hylas erscheint in der hellenistischen und besonders der römischen Kunst, zumal in der Malerei Pompejis (Haus der Epheben). Einen Krug in der Hand, sucht sich der Jüngling an der Quelle dem Zugriff der Nymphen zu entziehen. Giulio Romano (1499-1546) hat sich mit dem Thema befaßt, wie eine Zeichnung in Wien (1530) für ein nicht mehr vorhandenes Gemälde bezeugt. Ferner gibt es eine Skulptur von Thorwaldsen (1768-1844) in Kopenhagen (1831) und mehrere Gemälde von J.W.Waterhouse (1849-1917).
Ausgesucht habe ich zusätzlich
(1) ein Mosaik, (Grenoble, Musée de Saint-Romain-en-Gal)
(2) ein Gemälde von Francesco Furini (1603-1646), Hylas und die Najaden (1638; Firenze, Palazzo Pitti)
(3) und ein Gemälde von J.W.Waterhouse (1896/8; Manchester, CAG)
Quellen:
(a) Originalliteratur:
Strabo, Geography 12.4.3
Strabo XII, 564
Apollonois Rhodios, Argonautika I, 1207-1357
Apollodor. I, 117
Vergil, Bucolica 6, 44ff.
Theokrit Idyll. XIII
(b) Sekundärliteratur:
Der Kleine Pauly
Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
G . Turk in Breslauer Philologische Abhandlungen, VII (1895)
W . Mannhardt, Mythologische Forschungen (1884) .
Robert von Ranke-Graves, griechische Mythologie
Karl Kerenyi, Griechische Heroengeschichten
http://www.theoi.com/Nymphe/NymphaiMysiai.html
http://www.androphile.org/DE/Library/My ... /Hylas.htm
Wikipedia
Aghion/Barbillon/Lissaraue, Reclams Lexikon der antiken Götter und Heroen
(c) Bilder:
http://www.affinities.net/states/forum/ ... rumId=1985
http://www.culture.gouv.fr/culture/arcn ... mosa17.htm
Mit freundlichem Gruß