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Verfasst: Do 27.11.08 16:07
von pixxer
Nachdem ich gerade gesehen habe, dass Peter43 heute Geburtstag hat, möchte ich dem Chef-Mythologen hiermit recht herzlich gratulieren! :new-bday:

In Anlehnung daran ist es wieder einmal Zeit, dass ich dir mein größtes Lob ausspreche für die tolle Arbeit die du dir mit diesem und dem historischen Thread immer wieder machst! Kann man gar nicht oft genug sagen, aus diesem Grund: bitte weiter so!! :)

Liebe Grüße
Pixxer

Verfasst: Do 27.11.08 16:13
von Sulcipius
Ich darf mich "Pixxer" anschließen und Dir lieber Jochen, ebenfalls alles Liebe und Gute zu Deinem Geburtstag wünschen 8)
Liebe Grüße
Gerhard

Verfasst: Do 27.11.08 17:34
von harald
Lieber Jochen!

Auch von mir die besten Wünsche zu Deinem Geburtstag.

Viele Grüße
Harald

Verfasst: Do 27.11.08 17:50
von beachcomber
hallo jochen,
natürlich auch die besten wünsche aus dem sonnigen süden! :)
frank

Verfasst: Do 27.11.08 18:14
von Iotapianus
Dasselbe aus dem verregneten Norden!

Iotapianus

Verfasst: Do 27.11.08 18:31
von chinamul
Lieber Jochen!

Meine herzlichen Glückwünsche zum heutigen Geburtstag sage ich Dir als einem sehr geschätzten Forumsfreund, der mich immer wieder mit Literaturzitaten versorgt. Gleichzeitig möchte ich Dir an dieser Stelle als einer der drei Moderatoren des Römerforums für Deine gründlichen Ausarbeitungen zu mythologischen Themen danken. Dein Mythologiethread ist eine der tragenden Säulen unseres Tempels der numismatischen Weisheit und damit ein nicht zu unterschätzender Faktor für das Ansehen des Forums.

Beste Grüße und Wünsche sendet Dir

chinamul.

Verfasst: Fr 28.11.08 10:08
von taurisker
... ad multos annos ... herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Salü
taurisker

Verfasst: Fr 28.11.08 14:24
von Peter43
Allen herzlichen Dank für die Geburtstagsgrüße! Dies sind außerdem meine letzten Arbeitstage. Nach 30 Jahren als Anästhesist gehe ich nun in Rente. Nach den ganzen off. Verabschiedungen bin ich ganz schön gestreßt. Dem Forum werde ich treu bleiben. Hoffentlich reicht die Rente auch noch für die eine oder andere schöne Münze! :D

Mit freundlichem Gruß
Jochen

Verfasst: Fr 28.11.08 15:38
von drakenumi1
Auch von mir die herzlichsten Glückwünsche - und - willkommen im Club (der altershalber Arbeitslosen).
Eine stabile Gesundheit möge die Basis für Dein für uns so interessantes und nützliches Hobby sein, für das Du nun ja soooooo viel mehr Zeit findest. Also rundum: Alles Gute wünscht

drakenumi1

Verfasst: Fr 28.11.08 19:40
von hjk
. . . wenn ich mir so Jochens breit gefächertes Interessenspektrum und die Vielzahl seiner wertvollen Beiträge hier im Forum anschaue . . . frage ich mich, wie er bisher überhaupt noch in diesem anspruchsvollen Beruf arbeiten konnte :wink:. Auch aus Frankfurt - dienstreisebedingt ein etwas verspäteter - herzlicher Glückwunsch zum Geburtstag. Und die allerbesten Wünsche für die nächsten 30 Jahre, in denen Du Deinen Hobbies frönen und uns hoffentlich weiterhin bestens unterstützen kannst.

Schönen Gruß aus Frankfurt
hjk :)

Verfasst: Fr 28.11.08 21:48
von gutzufuß
.... auch von mir die Besten Wünsche zum Geburtstag und alles erdenklich Gute für die nächsten Jahre.
Deinen Worten ist zu entnehmen, dass Du Dich ja glücklicherweise nicht auch im Forum zur Ruhe setzt. So bleiben uns Deine exellenten Beiträge auch weiterhin erhalten.

Obwohl man ja sagt, das Rentner eigentlich nie so richtig Zeit haben ;)

Nochmals "Alles Gute" und eine feuchtfröhliche Feier

mit freundlichen Grüßen

gutzufuß :)

Verfasst: Do 18.12.08 18:43
von Peter43
Doros - Sohn des Poseidon

Phönikien, Dora, Trajan, 98-117
AE 29, 13.85g
geprägt 111/112 (Jahr 175)
Av.: [KAIC] NER TRAIANOC CEB GERM
Büste mit leichter Draperie auf der li. Schulter, belorbeert, n.r.
davor achtstrahliger Stern
Rv.: DWR IER ACVL AVTON NAVAR
Büste des Doros, bärtig, belorbeert, n.r.
davor Aphlaston
im Abschnitt ROE (Jahr 175)
Ref.: Rosenberger 26; BMC 30-1; Meshorer 'The coins of Dora', 33; Hendin 850

Dora, das heutige Tel Dor, ist eine sehr alte Stadt an der phönikischen Mittelmeerküste 30km von Haifa entfernt. Um 1100 war sie im Besitz der sog. Seevölker. In der Bibel wird sie mehrfach erwähnt:Josua 11, 1-2; Josua 12, 23; Josua 17, 11; Richter 1, 27; 1.Könige 4, 11; 1.Chronik 7, 29. Sie blieb aber gegenüber den einwandernden Israeliten selbständig. 734 v.Chr. war sie wohl assyrische Provinzhauptstadt unter dem Namen Duru. 63 v.Chr. wurde sie römisch. Bis heute fanden keine größeren Ausgrabungen statt.

Doros war ein Sohn des Poseidon. Man findet oft die Behauptung, daß Poseidon zwei verschiedene Söhne des Namens Doros hatte, einen griechischen und einen phönikischen. Dann fand ich jedoch dieses Zitat des Stephen von Byzanz (wahrscheinlich 5.Jh. n.Chr.):
Dicht bei Caesarea liegt Dor, eine sehr kleine Stadt, die von Phönikern bewohnt wird. Sie haben sich hier angesiedelt an einer Küste von etwas felsiger Natur mit einem Überfluß von Purpurschnecken. Als ihr Handel wuchs, teilten sie den Felsen und legten einen Hafen an mit guten und sicheren Ankerplätzen. In ihrer eigenen Sprache nannten sie diesen Ort Dor. Die Griechen jedoch, weil das ihren Ohren angenehmer klang, vereinbarten, ihn Dora zu nennen. Und einige behaupteten dann, daß Doros, der Sohn des Poseidon, ihr Gründer war.

Mit anderen Worten, diese Behauptung entsprang nur dem Gleichklang der Worte. Und tatsächlich ist nur von einem einzgen Poseidonssohn Doros die Rede! Diese Sitte, Gründermythen zu erfinden und den Gründer einer Stadt nach einem griechischen Gott oder Heroen zu benennen, war bei den Griechen weit verbreitet. Der Sinn war wahrscheinlich, wie bei den Griechen üblich, Besitzansprüche mythologisch abzusichern.

Ich glaube also nicht, daß es sich um zwei verschiedene Heroen handelt. Aber die Geschichte wird noch viel komplizierter, weil es einen weiteren Doros gab, der als Ahnherr der Dorer gilt, wobei es auch bei ihm viele Unklarheiten gibt. Ich hoffe, daß es mir gelingt, in gebotener Kürze einen Überblick zu geben.

Mythologie:
Unser Doros, hier Doros(2) genannt, war der Sohn des Poseidons und der Nymphe Ellepsis, von dem nicht nur die Landschaft Doris ihren Namen bekommen haben soll, sondern die Dorer ihren Ursprung und ihren Namen haben. Sie sind ein Teil der griechischen Nation, nach dem die dritte Sprache der Griechen dorisch genannt wird (Isidor von Sevilla: 9.2.80). Allerdings schreibt schon ein Kommentator zu Isidor (Servius Comm.in Aen.2.27): Doros sei der Sohn des Poseidon (erwähnt aber Ellepsis nicht). Dieser Doros habe Dora in Phoinikien gegründet; ein anderer sei der Ahnherr der Dorer gewesen, von dem gesagt werde, er sei ein Sohn des Apollo und der Phthia oder des Hellen und der Orseis.

Weil Doros(2) nach Meinung einiger zu Schiffe nach Doris gekommen war, so wird er daher für einen Sohn des Poseidons gehalten (Boccaccio. l. X. c. 2; Johannes Boccaccio, war ein gelehrter Italiener aus Certaldo in der Toscana, welcher 1375 gestorben ist. Er schrieb 15 Bücher De Genealogia Deorum, welche 1532 in Basel erschienen). Die Doris war eine antike Landschaft in Mittelgriechenland. Sie lag zwischen Phokis, Malis, Ätolien und dem ozolischen Lokris am Oberlauf des Kephisos. Die Ebene der Doris war bis auf den Osten von Gebirgen umgeben. Sie galt als Heimat der Dorer. Allerdings war sie dazu etwas zu klein (Prinz). Daneben gab es noch ein zweites Doris in Karien/Kleinasien. Dieses war von dorischen Einwanderern gegründet worden.

Der andere Doros, hier Doros(1) genannt, war der Enkel des Deukalion und der Pyrrha, und der Sohn des Hellen und der Nymphe Orseis. Deukalion selbst war ein Sohn des Prometheus, der ihn vor der Sindflut warnte und ihn einen wasserdichten Kasten bauen ließ. So war Deukalion so etwas wie der Noah der Bibel oder der Utnapischtim der Babylonier im Gilgamesch-Epos. Er war nach der Flut König in Thessalien. Sein berühmtester Sohn war Hellen, der zum Vater aller Griechen wurde, die sich nach ihm Hellenen nannten (Dio.4.60.2.; Hes.CWE.4, etc.). Mit der Nymphe Orseis zeugte Hellen den Aiolos, den Xuthos und den Doros. Xuthos mußte vor seinen Brüdern nach Athen fliehen, heiratete dort Kreusa, die Tochter des Erechtheus, die ihm Ion und Achaios gebar. So stammen die vier bedeutendsten griechischen Nationen, die Ionier, die Aioler, die Achaier und die Dorer alle von Hellen ab.

Bei der Teilung der väterlichen Länder bekam Doros(1) den Teil Griechenlands nördlich der Peloponnes, deren Einwohner er nach sich Dorer nannte (Apol. lin b.I. c.7.§2.b.). Nach anderen hatte sein Vater nur dem ältesten Sohn, Aiolos, sein Reich gelassen, und die anderen außer Landes geschickt. Doros nahm also seinen Sitz um den Parnaß (Strabo L.VII.p.383) oder in der Histiaiotis, einer Landschaft unterhalb von Ossa und Olymp (Herod. Clio seu L.I. s.56). Erst später wanderten sie in die Peleponnes, wo Sparta ihre bedeutendste Stadt wurde.

Hintergrund:
Die Dorer waren einer der großen griechischen Stämme, der aber später als alle übrigen nach Hellas einwanderte. Sie stammten wahrscheinlich aus dem dalmatinisch-albanischen Raum. Zur Zeit ihrer Einwanderung waren die mykenischen Burgen bereits zerstört, sodaß die mythologische Erinnerung an ihre Einwanderung, die Sage von der Rückkehr der Herakliden, hiervon nichts zu berichten weiß. Ihre charakteristische Phylenordnung brachten sie aus ihrer Urheimat mit und kultische und kulturelle Übereinstimmung bestand mit den Philistern, Venetern und Illyrern. Von der Argolis aus expandierten sie schrittweise in die Peleponnes. Erst allmählich konnten sie sich gegenüber dem ionischen Element durchsetzen. Die intensive Dorisierung der Megaris scheint das Ergebnis eines gescheiterten Angriffs auf Athen zu sein. Erste dorische Spuren in Sparta gibt es aus dem 10.Jh. v.Chr., aber erst in der 1.Hälfte des 8.Jh. scheinen sie das achaiische Königtum von Amyklai und Süd-Lakonien in die Hand bekommen zu haben. In Kleinasien gelangten sie bis Pamphylien. Wichtig wurden ihre Siedlungen Tarent, Kyrene und dann die Siedlungen auf Sizilien, Syrakus, Akragas und Messana, die immer ein Bollwerk des Dorertums waren (Pauly)

Die Rückkehr der Herakliden:
Bereits die alten Griechen hatten Schwierigkeiten, die Einwanderung der Dorer in ihre Mythologie einzugliedern. Die Dorer waren mythologisch eng mit Herakles verbunden:
1. Die Dorer glaubten, daß Herakles ihrem König Aigimios dreimal geholfen hatte, als sie noch nicht in die Peloponnes gewandert waren: einmal gegen die Lapithen, dann gegen die Dryopen und schließlich gegen König Amyntor von Ormenion - alles Bewohner von Thessalien und Trachis, in der Nähe des Berges Oita, auf dem Herakles seinen Flammentod fand.
2. Herakles war es nicht gelungen eine Dynastie zu begründen, so sehr auch Genealogen versuchten Könige und Völker auf ihn zurückzuführen. Alle Erzählungen von den Kindern, die er mit Deianeira hatte, stimmen darin überein, daß sie von der Peloponnes verschwunden waren. Nur so gelang es den Genealogen von der Rückkehr der Nachkommen der Herakliden zu erzählen, und sie mit der Ankunft der Dorer in Sparta zu verbinden (Kerenyi, Band II)
Prinz geht von der Existenz zweier verschiedener Sagen aus: der von Aigimios und den Dorern einerseits und der von der Rückkehr der Herakliden andererseits. Wenn die dorischen Königshäuser sich aber auf die Herakliden und damit auf Herakles zurückführen wollten, mußten die Dorer unter Aigimios zusammen mit den Herakliden auf die Peloponnes zurückgekehrt sein. Allerdings kommen sie in der Heraklidensage nicht vor und werden auch in der Ilias nicht erwähnt. Im sog. Schiffskatsalog werden alle Landschaften bis weit nach Thessalien benannt, die Doris aber wird regelrecht umgangen. Prinz meint dazu: Homer habe die Dorer natürlich schon gekannt und die Doris für ihre Heimat gehalten. Aber die dorische Sage hätte nicht zum trojanischen Sagenkreis gepaß. Wir kennen von ihr nur Andeutungen, z.B. bei Pindar, der von der Eroberung Aiginas durch Aigimios und Hyllos spricht, was allen aiginetischen Sagen widerspricht. Die Doris selbst kann zudem niemals die Heimat des dorischen Stammes gewesen sein. Dazu ist sie viel zu klein. Eher war sie eine Durchgangsstation bei den langen Wanderungen der Dorer.
Wahrscheinlich ist die Sage um Aigimios die ältere. Dafür spricht auch, daß es ein verschwundenes Aigimios-Epos gab. Erst später wurde die Heraklidensage künstlich an die Aigimiossage angefügt (Aufnahme der flüchtigen Herakliden und Adoption des Hyllos durch Aigimios).

Hinzugefügt habe ich ein Bild von der Küste des heutigen Tel Dor.

Quellen:
- Der Kleine Pauly
- Benjamin Hederich, Gründliche griechische Mythologie
- Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie
- Karl Kerenyi, Die Heroengeschichten
- Friedrich Prinz, Gründungsmythen und Sagenchronologie
- Axel Gebhardt, Imperiale Politik und Provinziale Entwicklung
- Isidore of Seville's Etymologies: Complete English Translation, Volume I:
The Complete English Translation of Isidori Hispalensis Episcopi Etymologiarum Sive Originum Libri XX

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Do 18.12.08 19:19
von Peter43
Ares und Aphrodite

Pontos, Amaseia, Marcus Aurelius, 161-180
AE 34, 19.6g
geprägt 163/4 (Jahr 165)
Av.: AVT KAIC M AVR A - TWNINOC CEB
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: ADR AMAC NEWK.K.MHT K.PRW PON / ET RZE (Jahr 165)
Links, Ares in Rüstung, frontal stehend, Kopf n.r., in der re Hand Speer haltend, die li Hand auf den Schild gestützt; rechts, Aphrodite, nackt, n.l. stehend, mit der re Hand ihre Brüste, mit der li Hand ihre Scham bedeckend.
SNG von Aulock 22; Rec. Gen. 18a; Imhoof-Blumer G.M. 560, 3

Ares verkörperte das eigentliche Wesen des Krieges, was ihm den Ruf eines grausamen Gottes einbrachte. Er war der Sohn des Zeus und der Hera, die nicht gerade stolz auf ihren Sohn waren. In der Schlacht wurde Ares von seinem Onkel Hades, dem Gott der Unterwelt, begleitet, seiner Schwester Eris, der Göttin der Zwietracht, deren Sohn Strife und seinen beiden Söhnen Phobos und Deimos (Schrecken und Furcht). Ares fuhr auf Seite der Trojaner in die Schlacht, in einem Streitwagen, der von seinen Pferden Feuer und Schrecken gezogen wurde. Er fuhr nieder, um Aphrodite zu helfen, ihren Sohn Aineas zu verteidigen, und rettete ihn vor dem sicheren Tod durch die Achaier. Während Ares Aineas mit seinem Schild deckte, floh Ahrodite auf den Olymp, wo sie ihe Wunden pflegte.

Ares hat niemals geheiratet, aber er hatte eine langdauernde Affäre mit Aphrodite, der Göttin der Schönheit und Liebe. Sie hatten zusammen drei Kinder, Phobos, Deimos und Eros.

Ares und Aphrodite:
Aphrodite war verheiratet mit Hephaistos, dem Gott der Schmiede. Hephaistos hinkte und war schmutzig und häßlich. Aphrodite war nicht sehr glücklich mit ihm. Sie hatte viele Liebhaber, aber ihr Favorit war Ares. Einmal lagen sie wieder scherzend beieinander, als ihr Intermezzo rüde unterbrochen wurde. Helios, der Sonnengott, vor dem wenig, wenn überhaupt etwas, geheimgehalten werden konnte, hatte das Paar eines Tages erspäht, wie es sich gerade aneinander freute. Unverzüglich überbrachte Helios die Nachricht von diesem Vorfall dem Hephaistos, der verständlicherweise wütend war. Hephaistos beschloß, das Pärchen in flagranti zu erwischen, und so verfertigte er ein Netz, um darin die unerlaubt Liebenden zu fangen. Zum richtigen Zeitpunkt warf er das Netz aus und fing Ares und Aphrodite umklammert in sehr intimer Umarmung.

Aber Hephaistos war mit seiner Rache noch nicht befriedigt - er lud die olympischen Götter und Göttinnen ein, das unglückliche Paar zu betrachten. Aus Gründen der Schamhaftigkeit erhoben die Göttinnen Einwände, aber die männlichen Götter kamen und wurden Zeugen der Sache. Einige machten Bemerkungen über die Schönheit der Aphrodite, andere meinten, sie würden nur zu gerne den Platz mit Ares tauschen, und alle lachten. Natürlich außer Ares, der außer sich war, und außer Aphrodite, die, falls Göttinnen noch erröten konnten wie Jungfrauen, es sicherlich getan hat.

Nur mit Mühe gelang es ihnen, sich aus dem Netz zu befreien, wobei Poseidon ihnen half. Und Aphrodite eilte nach Paphos und Ares in seine Heimat nach Thrakien.

Nicht einmal der Kriegsgott konnte der Liebe widerstehen. Wir haben gehört, daß nicht die Liebe durch Ares besiegt worden ist, sondern Ares durch die Liebe - durch Aphrodite. Und da immer der Sieger stärker ist als der Besiegte, und Ares über alle herrscht, die mächtiger sind als andere, muß sie die allermächtigste sein.

Hinzugefügt habe ich
(1) das Bild eines Wandmosaiks aus Pompeji und
(2) das Bild 'Venus und Mars im Netz des Vulkans' von Martin van Heemskerk, 1536.

Quellen:
Homer, Odyssee VIII 361
Ovid, Ars Amatoria, Buch II, XI, 585

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: So 28.12.08 14:05
von Peter43
Der gefesselte Ares

Wir haben in diesem Thread bereits mehrmals über Ares gesprochen:
1) Ares, der blutrünstige Schlächter in http://www.numismatikforum.de/ftopic11926-60.html und ein zweitesmal
2) Der Stimmstein der Athena in http://www.numismatikforum.de/ftopic119 ... tml#177173
3) Ares und Aphrodite in http://www.numismatikforum.de/ftopic11926-315.html

Doch der Inhalt dieses Beitrags ist nicht Ares, sondern der gefesselte Ares!

Kilikien, Syedra, Marcus Aurelius, 161-180
AE 31, 14.04g
Av.: AVT KAI M A - VR ANTWNINOC
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: C -V - E - DRE - WN
Ares, in Rüstung und mit korinthischem Helm und die re Hand auf seinen Schild
gestützt, steht n.l., zwischen Dike, in langem Gewand, auf der li Seite n.l. stehend,
den Kopf n.r. gewendet, und Hermes, nackt, mit Flügelschuhen und das
Kerykeion im li Arm haltend, auf der re Seite n.l. stehend, der mit der re Hand
Ares festhält.
Ref.: Ziegler, Kilikien - (Rs. stempelgleich mit Nr.121 für Lucius Verus)
Sehr selten

Dieses Motiv gibt es auf Münzen von Lucius Verus, Gallienus, Herennia Etruscilla, Valerian I., Marcus Aurelius. Ich habe hier eine Münze aus CoinArchives abgebildet, weil meine eigene leider in einem schlechteren Zustand ist.

CNG schreibt zu dieser Münze:
Ares hatte Halirrhotos, einen Sohn des Poseidon, erschlagen, weil der Alkippe, Ares' Tochter vergewaltigt hatte. Der Ort, an dem Ares vor das Gericht der Götter kam, wurde der Areopag (Hügel des Ares) in Athen, der Ort des attischen Gerichtshofs. Ares wurde om Vorwurf des Mordes freigesprochen. Es ist nicht bekannt, warum dieses Ereignis einen solch großen Einfluß auf Syedra hatte, aber diese Szene häufig auf den Münzen im 3.Jh. n.Chr.

Hier ist die Erklärung:
Die Bewohner von Syedra hatten in späthellenistischer Zeit, wie die ganze südkleinasiatische Küste, unter immer wiederkehrenden Piratenüberfällen zu leiden. In ihrer Not wandten sich die Bewohner von Syedra an das Orakel von Klaros. Dort erhielten Sie den Rat, in ihrer Stadt ein Standbild des von Hermes gefesselten und von Dike gerichteten Ares aufzustellen. Das Standbild sollte die Bewohner vor den Piratenüberfällen bewahren. Der Sockel der Statuengruppe, auf dem eine Inschrift den Vorgang überliefert, ist noch heute erhalten. Lit.: Götter, Städte, Feste. Ausstellung Münzsammlung München 1994, 23f.

Es ist interessant, daß wir viele Geschichten haben, in denen Götter gefesselt wurden, insbesondere aber Ares. Es scheint, als sei es ein Hobby der Griechen gewesen, Ares zu fesseln. Der Reiseberichterstatter Pausanias (3.15.7) erzählt uns, daß in Sparta gegenüber dem Tempel des Poseidon Hipposthenes eine alte Statue gestanden habe, die Ares Enyalios in Ketten zeigte. Die Idee, die die Lakedaimonier durch diese Darstellung ausgedrückt haben, ist dieselbe, die die Athener durch die flügellose Nike ausgedrückt haben: die Lakedaimonier dachten, daß Enyalios, gebunden in Ketten, niemals mehr von ihnen weglaufen konnte, und daß so Mannhaftigkeit und Kriegsglück an Sparta gebunden seien, während die Athener glaubten, daß Nike ohne Flügel immer da bleiben würde, wo sie war.

In einer dunklen archaischen Sage in Homers Ilias (5.385-391), die von der Göttin Dione ihrer Tochter Aphrodite erzählt wird, haben zwei chthonischen Riesen, die Aloaden Otos und Ephialtes, Ares in Ketten geworfen und ihn in ein Bronzegefäß gesteckt, in dem er 13 Monate ausharren mußte. Und das wäre das Ende von Ares und seiner Kriegslust gewesen, wenn nicht die schöne Eriboea, die junge Stiefmutter der Riesen, dem Hermes erzählt hätte, was diese getan hatten. Ares blieb schreiend und brüllend in seinem Gefäß, bis Hermes ihn endlich rettete und Artemis die Aloaden aufeinanderhetzte, sodaß sie sich gegenseitig erschlugen. Dies soll sich auf der Insel Naxos ereignet haben (Kerenyi)

Hintergrund:
Die Fesselung des Ares in Mythologie und Kult hatte schon immer das Interesse der Wissenschaftler geweckt. Viele versuchten sie zu erklären durch den ehrlosen Status, den Ares besaß und sowohl antike als auch moderne Mythologen haben Ares zu den 'Kräften des Bösen' gezählt, vor denen sich die Städte in Acht nehmen mußten, indem sie diese Statue in magischer Weise vorsichtshalber fesselten. Dies aber berücksichtigte nicht Ares Platz innerhalb einer ganzen Reihe von anderen Fesselungen von Kultstandbildern und auch nicht die überraschenderweise komplexe Rolle, die Ares im Epos und in den Tragödien spielte. Kurz gesagt, die Kultstandbilder, und darunter die des Ares, wurden nicht gefesselt, um ihre Macht zu beschränken, sondern um sich ihrer Schutzkräfte weiterhin zu versichern. Gerade bei Ares im Besonderen zeigen literarische und epigraphische Befunde, daß er an die Stadt gebunden werden sollte als rächende Macht des Landes und als Beauftragter der Zeustochter Dike.

Die Fesselung von Ares' Kultbild ist keine isolierte Erscheinung. Mehrere antike Autoritäten beweisen ganz klar, das die Götterbilder gefesselt wurden zumm Zwecke, sie enger mit der Stadt zu verknüpfen. Die Quellen des 5.Jh. sind da ganz eindeutig. Ihr einheitlicher Bericht über die Fesselung von 'Dädalischen' Skulpturen beweisen eine Praxis, die bereits im 5.Jh.als alt angesehen wurde, und die vielen mythologischen Fesselungen verschiedener Gottheiten, darunter auch von Zeus, zeigen wirklich, daß diese Rituale sehr archaisch waren. Während es wahr ist, daß weniger bedeutende aber eventuell Ärger machende Gottheiten wie Aphrodite, Artemis oder Dionysos den Löwenanteil ausmachten der gefundenen gefesselten Kultbildern, sollten wir uns daran erinnern, daß die Macht jedes griechischischen Gottes zwei Seiten hatte. Apollo konnte Krankheiten verursachen oder abwehren. Demeter konnte einerseits dafür sorgen, daß die Ernährung der Menschen gesichert war, aber andererseits die Menschen in den Wahnsinn eines vorzivilatorischen Kannibalismus' treiben. Ares war in dieser Hinsicht keine Ausnahme.

Die komplexen Gründe für Ares' Fesselung werden klar in zwei Inschriften aus dem südlichen Asia Minor, einer aus dem Pamphylischen Syedra, der anderen aus Iconium. In beiden Fällen forderte ein Orakel die Städte auf, eine Figurengruppe zu errichten, die Ares gefesselt vor Hermes und Dike zeigte. Während die Stellung des Ares als Hilfeflehender vor der Figur der Gerechtigkeit auf eine übelwollende und feindliche Beziehung zwischen Ares und der Stadt schließen lassen könnte, spricht ein genaueres Lesen der Inschriften gegen diese Interpretation. Die Beziehung zwischen Ares und Dike hat eine frühe ausführliche Darstellung gefunden durch keinen geringeren als Aeschylos in seinen 'die Sieben' und der 'Orestie'. In diesen Stücken wird Ares jedesmal dargestellt als der Träger von weltumspannender, vergeltender Gerechtigkeit. In dieser Eigenschaft erscheint er neben Zeus und Athena im Zentrum des Attischen Ephebeneides, und ähnliche Gedanken haben wahrscheinlich Ares' Fesselung in Syedra und Iconium angeregt. Ares wurde gebunden und vor Dike gebracht, damit seine gewalttätigen und rächenden Energien der Polis nicht schaden konnten. Weit entfernt aber davon, die Macht des Gottes zu schmälern, suchten die Städte Ares' möglicherweise zerstörerischen Kräfte nach außen zu wenden, indem sie sein Kultbild an das eigene Land banden und ihn der Dike unterwarfen. Das ist der Ares, den wir zusammen mit Athena auf dem Schild des Achilles finden und der angerufen wird in den Hymnen an Ares als 'Verbündeter der Themis.' (Matthew Gonzales)

Ich habe eine Bild des antiken Areopags aus einem früheren Artikel hinzugefügt.

Quellen:
- Homer, Ilias
- Pausanias, Sparta
- Homeric Hymns to Ares
- Wikipedia, Ares
- Karl Kerenyi, Griechische Göttersagen
- Matthew Gonzales: The binding of Ares in Myth and Cult

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Mo 29.12.08 00:29
von Peter43
doppelt!