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Verfasst: Fr 28.12.07 13:05
von chinamul
Heute möchte ich mal ein Stück vorstellen, wie ich es mag. Es kam eben mit der Post und hat mich bei eBay France € 25 (alles inkl.) gekostet.
Offenbar hat hier jemand versucht, aus einem As zwei Semisses zu machen, indem er die Münze sauber durchgetrennt hat. Dabei wurde der Trennhieb, wie die Werkzeugspur eindeutig beweist, von der Porträtseite her vorgenommen, wie das auch bei den Nemausus-Dupondien üblich war. Beim Ansetzen des Meißels könnte der Ausführende Hemmungen verspürt haben, das Bildnis des beliebten Kaisers zu zerstören, so daß nur dessen Nasenspitze in Mitleidenschaft gezogen wurde. Daß dabei zwei unterschiedlich große Semisses entstanden, hat der Kleingeldhersteller wohl bewußt in Kauf genommen. Möglicherweise hat er auch befürchtet, Fragmente mit einem gänzlich ruinierten Kaiserbildnis nicht mehr im Zahlungsverkehr loszuwerden oder sich gar des crimen laesae maiestatis (Majestätsbeleidigung) schuldig zu machen.
Anders als die perfekt erhaltene Münze erzählt ein solches Stück eine Geschichte oder gibt zumindest der Phantasie Nahrung.

ANTONINUS PIUS 138 – 161
Æ As Rom 139 (Fragment von ca. 60%)
Av.: ANTONINVS AVG PIVS P P - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: TR POT COS II S C ; im Abschnitt PAX - Pax nach links stehend; in der Rechten Zweig, in der Linken Füllhorn
RIC 569; C. 578 (6,81 g)

Gruß

chinamul

Verfasst: Fr 28.12.07 14:01
von Homer J. Simpson
Eine Münze mit Charakter und Geschichte, absolut! Was mich aber wundert: Wenn der Zerteiler das Porträt nicht beschäödigen wollte, hätte er doch einfach den Meißel von 11 Uhr nach 5 Uhr führen können?

Viele Grüße,

Homer

Verfasst: Fr 28.12.07 14:18
von chinamul
Dann hätte er ihn als Halsabschneider sauber enthauptet, und das war ja wohl ebenfalls keinesfalls akzeptabel!

Gruß

chinamul

Verfasst: Fr 28.12.07 14:36
von Homer J. Simpson
Seltsam ist es ohnehin, weil

1. auf dem abgetrennten Teil ja nicht viel drauf war und man sich schlecht vorstellen kann, daß der andere Teil wirklich als ein halbes As gegolten haben soll,

2. diese Praxis ja zu der Zeit sehr unüblich war, ich kenne jedenfalls kein ähnliches Stück (im Gegensatz zu 100 bis 150 Jahre vorher).

Viele Grüße,

Homer

Verfasst: Fr 28.12.07 17:40
von Chippi
Muss die Teilung denn wirklich im 2.Jh. stattgefunden haben?

Gruß Chippi

Verfasst: Fr 28.12.07 17:48
von Homer J. Simpson
Im Prinzip nein; aber die Patina auf der Schnittstelle scheint ähnlich alt zu sein wie die auf der restlichen Münze, und hätte eine Teilung im 3. oder 4. oder 5. Jahrhundert mehr Sinn gehabt??

Homer

Verfasst: Fr 28.12.07 17:49
von Chippi
Deswegen frage ich ja, kenne dies selber bisher nur mit Münzen aus dem 1.Jh. (oder knapp davor).

Gruß Chippi

Verfasst: Fr 28.12.07 17:53
von Homer J. Simpson
Wenn die Münze bereits im 1. Jahrhundert geteilt wurde, wäre dies natürlich eine mittlere Sensation. :grins:

Beiliegend ein Bild von meinen beiden halbierten Assen: ein Tiberius unter Augustus mit ROM ET AUG-Rückseite und in Augustus (Agrippa fehlt hier), früher Typ mit bloßem Kopf, aus Nemausus.

Viele Grüße,

Homer

Verfasst: Fr 28.12.07 18:04
von Chippi
Homer, hier mal meine Stücke: Münzmeister-As des Augustus und einer von Titus. Für die antike Teilung spricht neben der Patina auch noch die Erhaltung. Bei beiden Stücken sind die Bearbeitungsspuren (einmal RV und 1x AV) gut zu sehen.

Die Stücke stammen von areich.

Gruß Chippi

Verfasst: Fr 28.12.07 18:28
von Homer J. Simpson
Schöner Titus! Auch zu der Zeit war das ja schon ungewöhnlich, Münzen zu teilen, um Kleingeld zu kriegen.

Viele Grüße,

Homer

Verfasst: Fr 28.12.07 18:53
von Chippi
Homer J. Simpson hat geschrieben:Schöner Titus!

Viele Grüße,

Homer
Deswegen hab ich ihn ja auch gekauft, mit 16$ annehmbar. :wink:

Gruß Chippi

Verfasst: Fr 28.12.07 19:23
von curtislclay
Unmöglich zu wissen, würde ich denken, wann und wozu die gezeigten Asse von Titus und Antoninus halbiert wurden.

Aus ihrer Seltenheit, ja fast Einmaligkeit kann man sicher schliessen, dass die Halbierung von Assen um Semisse zu erzeugen zu jenen Zeiten nicht mehr üblich war!

Verfasst: Sa 29.12.07 00:11
von chinamul
Vielleicht war ein solches Verfahren bereits im ersten Jahrhundert nicht mehr üblich, aber es gibt doch auch Beispiele aus noch späterer Zeit, wie das folgende Stück beweist, bei dem allerdings aus einem Sesterz zwei Dupondien hergestellt wurden.

SEVERUS ALEXANDER 222 – 235
AE Sesterz Rom 231 – 235 (Fragment von ca. 35% des ganzen Stückes; antik durchtrennt)
Av.: IMP ALEXANDER PIVS AVG - Belorbeerte und drapierte Büste rechts
Rv.: SPES PVBLICA S C - Spes nach links schreitend; in der Rechten Blume, mit der Linken Gewand raffend
RIC 648; C. 548 (6,98 g)

Gruß

chinamul

Verfasst: Sa 29.12.07 00:32
von curtislclay
Wenn das Phänomen aber so selten ist, können wir den Zweck nicht sicher feststellen.

Es ist schwer oder gar unmöglich zu beweisen, dass diese sehr seltenen, späten halbierten Bronzemünzen als Teilstücke zirkulierten!

Auf meinem Komputer erscheint das Bild deines Sesterzes nicht, nur ein rotes X.

Verfasst: Sa 29.12.07 01:13
von chinamul
Besser so?