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Verfasst: Mo 24.04.06 13:51
von chinamul
Diese Provinzmünze aus Markianopolis (Æ 27 mm, 12,07 g) ging mir jüngst für 14,50 Euro bei eBay ins Netz. Das erste Bild zeigt sie im ursprünglichen Zustand mit deutlichen Spuren einer unsachgemäßen Reinigung, mit denen ich mich aber nicht abfinden konnte. Durch partielle Entfernung einer recht bröseligen und wenig stabilen Patina war sie scheckig und teilweise sogar metallfarben. Ich entfernte die Patinareste nun unter dem Mikroskop ganz und gar und dunkelte das Stück dann wieder mit meiner bewährten Salmiakgeistmethode. Sicher hätte mir eine Münze mit einer schönen Originalpatina besser gefallen, aber niemand wird doch wohl ernsthaft bestreiten wollen, daß das Ergebnis sehr attraktiv und durchaus sammelwürdig ist.
elag - tyche a.jpg
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elag - tyche b.jpg
Übrigens: Bisher habe ich noch kein Literaturzitat finden können! Falls mir also jemand zu einem solchen verhelfen könnte, wäre ich ihm dankbar.

Gruß

chinamul

Verfasst: Mo 24.04.06 19:27
von Peter43
Chinamul, das ist eine wirklich hübsche Münze geworden. Mit der Bestimmung kann ich Dir im Augenblick noch nicht helfen. Aber nächste Woche bekomme ich, wie ich hoffe, meinen AMNG. Dann sieht es besser aus. Leider gibt es von Deiner Münze verschiedene Versionen, z.B. mit AVR, AVRH oder AVRHLI in der Vs.-Legende und mit unterschiedlichen Ligaturen bei der Rs.-Legende.

MfG

Verfasst: Mo 24.04.06 19:41
von curtislclay
AMNG 865 (ein Exemplar, in Wien).
AMNG 863-4 und 866-8 sind die von Peter erwähnten Büsten- und Legendenvarianten.

Verfasst: Mo 24.04.06 19:49
von chinamul
Herzlichen Dank an Peter43 und curtislclay! Ich wußte doch, daß mir irgendjemand helfen würde, und das macht mir Mut, hier nach und nach alle für mich unbestimmbaren Neuerwerbungen vorzustellen.

Gruß

chinamul

Verfasst: Mo 24.04.06 22:20
von Pscipio
Ich hatte Patricia Lawrence um eine Bestimmung von chinamuls Münze gebeten, da ich weiss, wie sehr sie sich für diese Münzen interessiert und weil man von ihren Analysen immer viel lernen kann. Mit Ihrer Erlaubnis poste ich hier ihre Ausführungen, denn ich könnte mir vorstellen, dass vor allem chinamul sich dafür interessieren wird.

Since it is a question of distinguishing among several head obverses with Tyche reverses, I need the image on screen beside a new mail window.
I assume it is a normal Æ26-28 (the beaded circles are evidence of a flattened or larger flan, and the dies seem to be suitable to Æ26). Pick didn't have many weights for these, but the one he did have is quite light, just under 8g, though he says it is in bad condition--it was Gotha, so he had it in hand).
As for 'in hand' I have four with Tychai and four issued by Seleukos (incl. at least one of the Tychai), but none of mine match your dies.
So we've got to match legends.
In Pick, two of the Head obv. with a Tyche are nos. 865-7 and 869, but the last has a Tyche that looks back, to r., over her shoulder and stands 'nach vorn'. Your friend's is the normal Tyche, and without a kalathos (Pick's 868 has a little kalathos). Of course, the obv. and rev. dies are somewhat mixed and matched; for ex., no. 867, Pick records, has the rev. die of 863, which is a Bust. Therefore I looked at all four of mine, irrespective of what kind of obv. die they have, for a matching Tyche. One of mine (attached) seems to be no. 863.
04 12 02 AE 26 Marcianopolis. Issued by Seleukos. Elagabalus, laureate, with fluttering ribbons, draped bust to r. AVT K M AVRELI.ANTONEINOS AVG (the last a ligature). Rev., Tyche stg. looking l, with rudder and rather fine cornucopiae. VP I[OV (ligate)]L [A]NT S[E]LEUKOV (the diphthong ligate) MARKIANOPOLITON (not ligate), all exactly like Pick's primary example, p. 260, no. 863. Also, Varbanov I, p. 106, no. 1182, but with entirely different obv. die (no fluttering ribbons) and reverse legend like Pick's examples 4 and 5 for the ending -OV.
OK, now let's get to work on yours.
AVT K M AVRÊLI | ANTÔNEINOS Over his head and at the end, a triangular punch like a ^ (upside down over his head).
Rev., using 8 for the stacked omicron-upsilon ligature:
VP I8L ANT SELEVKOV MARKIANOPOLITÔN
Thus, both dies are, letter for letter and space for space (Pick's font apparently had no ^ sort of mark, since he never uses one), AMNG I, 1, p. 261, no. 865. The only specimen, Vienna, was listed by Eckhel cat. 56.32 [Mionnet S. 2, 94, 237], and the ever elusive Arneth Sitzungsber. 9, 894, 54. (Have never located a copy of this Sitzungberichte, = Proceedings, anywhere in the USA)
Therefore, unless Varbanov illustrates one (or Hans Joachim has one in his Elagabalus collection, or 'Featherz' Aequitas.com has one), we must rely on the
legends and thank Pick for recording them so adequately.
Varb. I (Bulg.) no. 1182 is similar to your friend's but not the same dies: its obv. does not have the ^ punches, and its rev. has the long legend 'punctuated' by that 'little kalathos' that Pick noticed. It is illustrated (priv. coll., probably his own) but not published; the other Seleukos Tychai are just listed kakto, kakto, kakto (i.e., ditto, ditto, ditto). In Pick's list the one with the little kalathos is no. 868, which in the ones he examined had a Bust. That doesn't matter; only one rev. die with a kalathos on her head was known to him.
The one of mine that I posted does have the ^ punctuations and the die cutting looks quite similar to your friend's. Sometimes one does see apparent pairs of dies, one a head, the other a bust.

http://aeqvitas.com/index.html Heather ('featherz') does have at least one to compare, the third one in her long, long list (not alphabetized) of Elagabalus. It has ^ marks to punctuate.


Gruss, Pscipio

Verfasst: Mo 24.04.06 22:39
von curtislclay
Um es kürzer zu fassen: siehe meine Bestimmung oben!

Verfasst: Mo 24.04.06 22:48
von Pscipio
Das ist mir bewusst, aber Pat hat die Ausführungen absichtlich ausführlich gestaltet, damit ich von ihr lernen kann, und ich wollte den anderen ihre Analyse nicht vorenthalten. Das ist keine Kritik an deiner Bestimmung.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Mo 24.04.06 23:03
von curtislclay
Lars,
ich habe es auch nicht als Kritik empfunden!
Bin nur erleichtert, dass Pat letztendlich zu derselben Bestimmung angelangt ist wie ich!

Verfasst: Mo 24.04.06 23:05
von Pscipio
Dann bin ich froh!

Verfasst: Di 25.04.06 15:50
von chinamul
Hallo Pscipio!

Bitte sage Patricia Lawrence meinen herzlichen Dank für ihre ausführliche Analyse! Ich habe sie mit großem Interesse und ebensogroßer Bewunderung für ihre Kenntnisse auf diesem Gebiet gelesen. Und Dir danke ich dafür, daß Du Dich so für mich "reingehängt" hast.

Gruß

chinamul

Verfasst: Di 25.04.06 20:48
von Pscipio
@chinamul: Ich werde es ihr ausrichten!

Heute habe ich noch eine Münze erhalten, die ich euch gerne zeige:

Diadumenian AE27, Nikopolis ad Istrum, Magistrat Statius Longinus.
Av: K M OΠEΛΛI ΔIA-ΔOVMENIANOC, kürassierte Büste mit Paludamentum nach rechts.
Rev: VΠ CTA ΛONΓINOV NIKOΠOΛITΩN ΠP/ OC ICTP, nackter Hermes mit Kerykeion in der Rechten nach links stehend, den rechten Fuß auf Felsen gesetzt und die Linke in die Hüfte gestemmt.
Ø 26-27 mm, 11.46 g
AMNG 1849 var.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Mi 26.04.06 22:47
von Karsten
So, nach einiger Zeit der Abstinenz auch mal was neues von mir..., zugegeben nicht unbedingt ein Glanzstück mit dem ich hier auftrete.

Was mich an diesem Stück fastzieniert ist die Tatsache das beim Prägevorgang nun mal nicht alles glatt gelaufen ist. Währe es eine Euromünze, dann würde man sich unter der Rubrik Fehlprägungen den Mund fusselig reden bzw. die Finger wund schreiben. Nur handelt es hier um eine antike Münze die in dieser Form nicht viele Liebhaber hat und dadurch auch problemlos für kleines Geld zu ersteigern war (nicht auf eBay).

Bei mir finden solche Stücke immer einen Platz, auch direkt neben den Stücken die als vorzüglich zu bezeichen sind.

Ursprünglich sollte es mal werden:
C. Claudius Pulcher
Denar um 110 / 109 v.Chr.

Verfasst: Do 27.04.06 00:30
von Peter43
Hallo Karsten!

Eine wirklich hübsche 'Brockage'-Prägung (englisch). Die vorherige Münze ist im Rs.-Stempel hängengeblieben und dadurch wird die Rs. des folgenden Schrötlings mit der Vs. der vorherigen Münze geprägt. Diese Fehlprägungen sind, wenn sie so hübsch sind, wie bei Deiner Münze, von Spezialsammlern gesucht. Glückwunsch!

MfG

Verfasst: Do 27.04.06 11:13
von chinamul
Die folgende Münze ist gleich in zweifacher Hinsicht interessant. Sie ist erstens eine Hohlprägung und dazu noch eine barbarisierte Version eines As des Agrippa.

Gruß

chinamul

Verfasst: Do 27.04.06 17:32
von Pscipio
Wahrlich ein interessantes Stück!