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Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: Mi 23.06.10 06:03
von mias
Hallo zusammen,

Diesen Aurelian Antoninian, der in Siscia gepraegt wurde, habe ich zu Beginn meiner Sammlerzeit vor ueber 20 Jahren auf einer Muenzboerse in Nuernberg von Herrn Jacquier erworben. Sie stammte aus der Krabbelkiste und hat 20DM gekostet.

Aurelian, AE Antoninian, 270-275 AD, Muenzstaette Siscia
IMP AVRELIANVS AVG geharnischte Bueste mit Strahlenkrone nach rechts
IOVI CONSER, *S Aurelian steht nach rechts und erhaelt einen Globus vom nach links stehenden Jupiter
Cohen 105, RIC 225

Mir gefaellt ihr hohes Relief und der gute Potraitstil.

Gruss,

Mias

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: Mi 23.06.10 12:23
von Peter43
Krabbelkiste??? Wie alt wars Du denn damals? Meinst Du vielleicht Krabbelgruppe? :D

Jochen

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: So 27.06.10 14:14
von mias
Hallo zusammen,

Gerne moechte ich ein Highlight meiner Sammlung vorstellen. Es handelt sich um einen Antoninian des Macrinus,
erworben von einem VCoins Haendler aus England.

Macrinus, AR Antoninian, 217-218 AD, Muenzstaette Rom
IMP C M OPEL MACRINVS AVG drapierte Bueste mit Strahlenkrone nach rechts
FIDES MILITVM Fides steht nach rechts zwischen vier Feldzeichen
RIC 69

Gruss

Mias

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: So 27.06.10 15:04
von Peter43
Sehen aus wie 2 verschiedene. Das obere Photo ist phantastisch!

Jochen

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: So 27.06.10 17:58
von beachcomber
Peter43 hat geschrieben:Sehen aus wie 2 verschiedene. Das obere Photo ist phantastisch!

Jochen
jaa, aber mit sicherheit auch ein bisschen im photoshop bearbeitet! :wink:
grüsse
frank

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: Mo 05.07.10 12:49
von chinamul
Die folgenden vier Münzen der Faustina Mater wurden zu ihren Lebzeiten geprägt. Sie sind mithin zwischen Januar 139 (bis auf den Denar wegen P P für Antoninus Pius am Av.-Legendenende) und ihrer Konsekration (DIVA) Ende Oktober 140 zu datieren. (Alle Datierungen nach Kienast, Römische Kaisertabelle)
Der Prägezeitraum beträgt damit allerhöchstens 22 Monate. Es kann also nicht verwundern, daß diese Stücke recht selten sind und aufgrund ihres frühen, fast noch am Anfang der Regierung des Antoninus Pius liegenden Prägedatums und entsprechend langer Umlaufzeit in der Regel keine allzu guten Erhaltungen aufweisen. Wenn man das Marktangebot dieser Ausgaben zu Lebzeiten Faustinas den verfügbaren Unmengen ihrer späteren DIVA-Prägungen gegenüberstellt, wird schnell deutlich, daß man zugreifen sollte, wenn man die Möglichkeit zu einem preiswerten Kauf bekommt, auch wenn man dabei meist Konzessionen an die Erhaltung machen muß.

FAUSTINA MATER (Antonini Pii; gest. 140)
AR Denar Rom zu ihren Lebzeiten
Av.: FAVSTINA AVGVSTA - Drapierte Büste rechts
Rv.: IVNONI REGINAE - Juno verschleiert nach links stehend; in der Rechten Patera, in der Linken Langzepter; links zu ihren Füßen ein Pfau
RIC 338 (Antoninus Pius), C. 215
3,42 g
Von Privat 1995 ; DM 50

FAUSTINA MATER (Antonini Pii; gest. 140)
Æ As Rom zu ihren Lebzeiten
Av.: FAVSTINA AVG ANTONINI AVG PII P P - Drapierte Büste rechts
Rv.: CERES S C - Ceres nach links stehend; in der Rechten Ähren, in der Linken lange, auf den Boden gestellte Fackel
RIC 1084 (Antoninus Pius); C. 140
10,38 g
Gorny & Mosch (Ebay) 2010 ; € 25

FAUSTINA MATER (Antonini Pii; gest. 140)
Æ As Rom zu ihren Lebzeiten
Av.: FAVSTINA AVG ANTONINI AVG PII P P - Drapierte Büste rechts
Rv.: CONCORDIA AVG S C (im Abschnitt) - Concordia nach links thronend; in der Rechten Patera, Ellbogen der Linken auf kleine Figur einer nach links stehenden Spes stützend; unter ihrem Thron Füllhorn
RIC 1086 (Antoninus Pius); C. 149
9,95 g
(Ebay) 2004 ; € 33

FAUSTINA MATER (Antonini Pii; gest. 140)
Æ Dupondius Rom zu ihren Lebzeiten
Av.: FAVSTINA AVG ANTONINI AVG PII P P - Drapierte Büste rechts
Rv.: CONCORDIA AVG S C - Concordia nach links stehend; in der Rechten Patera, in der
Linken, deren Ellbogen sie auf Säule stützt, Doppelfüllhorn und Gewandbausch
RIC 1089 (Antoninus Pius); C. 155
13,31 g
(Ebay) 2005 ; € 71

Alle Datierungen nach Kienast, Römische Kaisertabelle.

Übrigens: Mit welchen weiteren aufwendigen und attraktiven Frisuren hätte Faustina uns Sammler wohl noch erfreut, wenn ihr ein längeres Leben beschieden gewesen wäre?

Gruß

chinamul

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: Mo 05.07.10 14:24
von areich
Die letzte sieht mir aber bearbeitet aus.

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: Mo 05.07.10 17:26
von Homer J. Simpson
Meinst Du? Ich würde das für eine fleckige Patina halten.

Homer

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: Mo 05.07.10 18:04
von areich
Ich meine es aber ich bestehe nicht darauf. Die Haare, besonders der obere Teil des Kopfes sehen für mich aus, als wenn sie bearbeitet sein könnten.

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: Mo 05.07.10 18:07
von Homer J. Simpson
Das könnten wir wahrscheinlich recht schnell klären, wenn wir mit der Münze in Händen zusammen säßen.

Zu dem Thema "Münzen der Faustina zu Lebzeiten" hatte ich einmal eine nicht toll erhaltene, aber sehr interessante Münze hier vorgestellt: http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?f=6&t=22734 . Deswegen wollte ich hier nicht alles wiederkäuen, sondern einfach auf diesen Thread verweisen. Ich habe aber noch mal bessere, da etwas schräg aufgenommene Bilder gemacht.

Viele Grüße,

Homer

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: Mo 05.07.10 18:23
von beachcomber
auf den ersten blick habe ich auch etwas gestutzt, aber beim näheren hinsehen sehe ich da keine bearbeitung.
ich glaube es liegt eher an der glänzenden patina, und den reflexen die dadurch im bild erscheinen.
grüsse
frank

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: Mo 05.07.10 18:34
von chinamul
Hallo Homer!
Dieser Diskurs war mir irgendwie aus dem Gedächtnis verschwunden. Mit umso größerem Interesse habe ich ihn jetzt wieder gelesen! Hier ist mal kein Politikum thematisiert worden, sondern es handelt sich um eine zutiefst menschliche Situation, die offenbar ihren Niederschlag in der Münzprägung gefunden hat. So etwas berührt einen auch noch nach fast zweitausend Jahren.
Ich freue mich, daß mein dagegen etwas unbedarftes Posting dazu geführt hat, daß Du, lieber Homer, noch einmal diesen Link eingestellt hast. DANKE dafür!!!

Gruß

chinamul

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: Mo 05.07.10 19:18
von Homer J. Simpson
Genau so ging es mir eben auch, und deshalb mag ich diese Münze so; es hat mich berührt, daß man sich bei der Münze richtig vorstellen kann, wie der Kaiser von Rom, der mächtigste Mensch der Welt, mit allen Priestern, Ärzten und Auguren machtlos zuschauen muß, wie seine junge Frau in kurzer Zeit dahinsiecht, und schließlich befiehlt: Sagt dem ganzen Volk, daß man für die Gesundheit der Kaiserin beten soll! Und setzt es auch auf Münzen! Und kaum sind die ersten zwei Stempel fertig und zwei-, drei-, viertausend Münzen mit dem Stoßgebet geprägt, war alles umsonst, Faustina ist tot, und es bleibt nur noch, Tempel zu bauen und zwanzig Jahre lang Consecrationsmünzen zu prägen...

Viele Grüße,

Homer

PS: In den folgenden 1670 Jahren tat sich medizinisch beschämend wenig; 1810 zog sich Königin Luise von Preußen eine Erkältung zu und starb wenige Wochen darauf an der daraus entstandenen Lungenentzündung im Alter von 34 Jahren.

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: Mo 05.07.10 20:51
von curtislclay
Eine Neuigkeit, die chinamul richtig aus Kienast übernimmt: Faustina starb nicht im J. 141, wie überall zu lesen ist, sondern bereits im Oktober 140. Das beweisen neu entdeckte Fragmente der Fasti von Ostia.

Das alte Sterbedatum hatte man voreilig aus der Nachricht der Historia Augusta geschlossen, dass Pius im dritten Jahr seiner Regierung seine Frau verloren habe. Das wäre nach unserer Zählweise im Jahr Juli 141-142. Der antike Autor hat aber offenbar anders gezählt, vielleicht 1. Regierungsjahr = 138, 2. = 139, 3. = 140.

Re: --- "Der Schaukasten" ---

Verfasst: Di 06.07.10 10:39
von chinamul
Diese Zählweise, die man in ähnlicher Form auch bei den Münzen Alexandrias antrifft, scheint mit der römischen Eigenart zusammenzuhängen, das Jahr Eins beim Überschreiten einer Jahreszählgrenze praktisch schon als abgeschlossen zu betrachten, auch wenn es das strenggenommen noch gar nicht ist. In Alexandria beispielsweise liegt diese Grenze zwischen dem 29. und 30. August.
Zu einer vergleichbaren Thematik hatte ich schon vor ca. fünf Jahren in meiner Vorstellung eines Semis des Nero zur Feier seiner certamina quinquennalia folgendes ausgeführt:
"Die Neronia als certamina quinquennalia, also als eigentlich fünfjährlich abzuhaltende Wettbewerbe, waren in Wirklichkeit aber wie die Olympischen Spiele alle vier Jahre fällig, da die Römer bei ihren Jahreszählungen die Eins immer mitzählten. Allerdings war den Neronia nur eine einzige Wiederholung beschieden."

Gruß

chinamul