Seite 3 von 4

Verfasst: Do 05.01.06 21:45
von quisquam
Ich muss gestehen, dass mir Eugen Roth bislang unbekannt war, und habe nun ein paar seiner "Ein-Mensch"-Gedichte mit Vergnügen im Netz gelesen. Ich mag seinen "Wiener"-Humor sehr, auch wenn er ein waschechter Münchener war!

Schön, wenn man durch dieses Forum auch anderweitig seinen Horizont erweitern kann.

Grüße, Stefan

Verfasst: Do 05.01.06 23:01
von QVINTVS
Wahrscheinlich werde ich hier im Forum irgendwann als Querulant und "Aber-Sager" verschrien sein:

Trotz der Seltenheit ist weder das Stück von Manlia Scantilla, noch das andere Stück von D. Julianus sammlwürdig - die Erhaltung ist mir eindeutig zu schlecht. Avers und Revers müssen für mich deutlich erkennbar und alle Buchstaben lesbar. Geringe Prägeschwächen bei den Umschriften lasse ich gelten, gerade gegen Ende der Aversumschrift hin. Wie vorher schon angesprochen wurde, sammle ich nicht aus wissenschaftlichen Gründen. Dafür gibt es - meine Meinung nach - mehr als genügend Gelehrte. Wurde eine Münze bei einer Ausgrabung gefunden und ausgewertet ist die Erhaltung, soweit die Münze noch zuordenbar ist, unerheblich. Als Sammler und interessierter Laie, will ich aber ein ästethisches Stück haben, wo auch die Aussicht besteht, dass meine Nachfahren sie bei meinem Tod noch irgendwie verkaufen können und sie nicht zum Schrotthändler gehen.

Um es auf einen Nenner zu bringen:

SAMMELN = Erhaltung ss bis vz, gut zentriert, Patina erhalten
WISSENSCHAFTLICH = Erhaltung "s" oftmals ausreichend, um eine Aussage treffen zu können.

Verfasst: Do 05.01.06 23:55
von Peter43
Hallo Curtis!

Leider wurden wir in der Schule von einem Lehrer immer mit Versen von Eugen Roth bedacht, die besonders in den 50er Jahren in Deutschland 'in' waren, sodaß mein Verhältnis zu ihm etwas gespalten ist!

MfG

Verfasst: Fr 06.01.06 00:05
von beachcomber
hallo quintus,
ich glaube kaum, dass du durch deine vorstellung vom sammeln als querulant dastehst. es ist halt jedem ueberlassen wie er sich seine sammlung vorstellt.
ich kenne mehrere leute die nach dieser devise handeln, aber entweder muessen sie dann auf seltene kaiser verzichten, oder sie sind reich :)
gruesse
frank

Verfasst: Fr 06.01.06 00:30
von Homer J. Simpson
curtislclay hat geschrieben:Homer,
Ist dein Quinar überhaupt bekannt mit Herkules nach links anstatt nach rechts? Kein Stück mit Herkules nach links in RIC V2, S. 280; nicht in Voetters Katalog Gerin, S. 216; nicht in der reichsten je zusammengebrachten Sammlung von solchen Münzen, MMAG XIII, 1954, S. 24!
Mich stören antike Verletzungen, wie zum Beispiel die zwei Löcher und das abgebrochene Randstück an deiner Münze, fast gar nicht! Man könnte behaupten, dass ein Quinar mit zwei antiken Löchern sogar seltener und interessanter ist als ein intaktes Stück!
Kennt und schäzt jemand unter euch die "Ein Mensch"-Gedichte von Eugen Roth?
Grüsse
Curtis
"Ein Mensch, der alte Münzen sammelt,
vor dem Computer nachts vergammelt.
Die Frau es ihrer Freundin klagt,
doch diese rät: Sei nicht verzagt!
Dein Mann lernt dich schon wieder schätzen,
doch mußt du Patina ansetzen!"

Nein, der war nicht von Eugen Roth, sondern von mir, man merkt den Qualitätsunterschied deutlich. Außerdem lebte Eugen Roth vor dem Internet-Zeitalter.

Curtis,
die Frage nach der Münze ist hochinteressant; da sie aber vom eigentlichen Thema weggeht, werde ich hier in der Römerabteilung ein eigenes "spin-off" eröffnen.

Homer

Verfasst: Fr 06.01.06 00:38
von Homer J. Simpson
QVINTVS hat geschrieben:Wahrscheinlich werde ich hier im Forum irgendwann als Querulant und "Aber-Sager" verschrien sein:

Trotz der Seltenheit ist weder das Stück von Manlia Scantilla, noch das andere Stück von D. Julianus sammlwürdig - die Erhaltung ist mir eindeutig zu schlecht. Avers und Revers müssen für mich deutlich erkennbar und alle Buchstaben lesbar. Geringe Prägeschwächen bei den Umschriften lasse ich gelten, gerade gegen Ende der Aversumschrift hin. Wie vorher schon angesprochen wurde, sammle ich nicht aus wissenschaftlichen Gründen. Dafür gibt es - meine Meinung nach - mehr als genügend Gelehrte. Wurde eine Münze bei einer Ausgrabung gefunden und ausgewertet ist die Erhaltung, soweit die Münze noch zuordenbar ist, unerheblich. Als Sammler und interessierter Laie, will ich aber ein ästethisches Stück haben, wo auch die Aussicht besteht, dass meine Nachfahren sie bei meinem Tod noch irgendwie verkaufen können und sie nicht zum Schrotthändler gehen.

Um es auf einen Nenner zu bringen:

SAMMELN = Erhaltung ss bis vz, gut zentriert, Patina erhalten
WISSENSCHAFTLICH = Erhaltung "s" oftmals ausreichend, um eine Aussage treffen zu können.
Hallo Quintus!

Da haben wir einfach verschiedene Mentalitäten. Sammle, was dich befriedigt! Jeder von uns ist Individualist, sonst würde er keine Römer sammeln, sondern Vatikan-Euros oder Deutsches Reich nach Jaeger.
Ich habe es nie geschafft, mich innerhalb der Antike zu spezialisieren - mal spricht mich eine Münze durch ihre Schönheit an, mal gefalle ich mir als Trüffelschwein, das im Dreck nach seltenen Sachen wühlt, die für den Uneingeweihten auch wie Dreck aussehen. Du und ich, wir sind erwachsene Leute, und jeder entscheidet für sich, was in seine Sammlung rein darf.

Homer

Verfasst: Fr 06.01.06 08:59
von QVINTVS
Schrieb beachcomber:

ich kenne mehrere leute die nach dieser devise handeln, aber entweder muessen sie dann auf seltene kaiser verzichten, oder sie sind reich Smile

Leider bin ich das letztere eben nicht und deshalb sammle ich einen einsmals sehr billigen Allerweltskaiser: Gallienus.

Für mich steckt hinter der Frage aber auch der männliche Jagdinstinkt. Gebe ich mich für wenig Mühe einem Hasen hin oder investiere ich auch Kraft und Ausdauer und schaffe es dafür einen Hirschen zu jagen.

Der Hirsch ist mir lieber, da habe ich länger etwas davon!

QVINTVS

Verfasst: Fr 06.01.06 09:15
von donolli
Homer J. Simpson hat geschrieben: Da haben wir einfach verschiedene Mentalitäten. Sammle, was dich befriedigt! Jeder von uns ist Individualist, sonst würde er keine Römer sammeln, sondern Vatikan-Euros oder Deutsches Reich nach Jaeger.


Homer

hallo Homer J. Simpson!

das finde ich sehr gut und einfach auf den punkt gebracht!! dem kann ich nichts mehr hinzufügen, sondern nur unterschreiben!

cheers donolli

Verfasst: Fr 06.01.06 12:58
von woseko
Hallo,

also das verstehe ich nicht so ganz wieso ein Sammler römischer Münzen Individualist ist, ein Sammler einer beliebigen anderen Zeitstellung jedoch nicht ?
Wo liegt denn der Unterschied, ob ich Reichsmünzen nach Jäger, sächsische Münzen nach Schnee oder Münzen der römischen Kaiserzeit nach RIC bzw.Kampmann sammele.
So wie hier gesagt jede römische Münze prinzipiell sammelwürdig ist, so ist auch des Sammeln von Vatikanmünzen bis in neueste Zeit von großem historischen und auch numismatischem Interesse

freundlicher Gruß

Verfasst: Fr 06.01.06 13:22
von andi89
Hallo!

Nun ja, wenn ich mir zum Beispiel Euro-Münzen anschaue, dann habe ich da ein paar Millionen Stücke, die alle völlig gleich aussehen, wenn man mal von denen mit Prägefehlern absieht. Genau das gibt es bei römischen Münzen eben nicht, es gibt keine zwei Münzen, die gleich sind. Und so war das von Homer mit dem Individualist gemeint, man sammelt immer etwas einmaliges, keine Massenware.

andi89

Verfasst: Fr 06.01.06 14:38
von donolli
ich denke, dass man den bereich "römer" noch um sämtliche andere bereiche antiker/alter handgeschlagener münzen erweitern muss. all diese stücke sind eben jeweils einmalig, da sich selbst stempelgleiche stücke in der form des schrötlings und der zentrierung der prägung unterscheiden, wie andi89 auch feststellt. das ist das, was ich hier als individualismus verstehe.

moderne, maschinell geprägte münzen haben natürlich auch einen historischen/numismatischen wert (mir fällt dazu spontan als beispiel der sedisvacanz-satz 2005 ein). was sie halt aber eben nicht haben, und da schließe ich mich meinem vorredner an, ist in der regel diese gewisse "einmaligkeit". man hat einen münztyp eines graveurs und eben nicht viele verschiedene darstellungen verschiener stempelschneider, die eine gleiche münze immer wieder neu erschaffen haben.

cheers donolli

Verfasst: Fr 13.01.06 01:00
von curtislclay
Warum sammelt man? Zwei Aussagen, die ich heute gelesen habe:
Philip Grierson, Numismatics, 1975, S. 183: "The majority of those who collect do so because they have a genuine interest in coins, and wish to acquire them partly from the pleasure of ownership, partly because in handling them they feel that they are brought into direct contact with times other than their own."
Oliver Wendell Holmes, The Poet at the Breakfast Table, 1872, zitiert von Mauseus im US-Forum: "A beauty! he exclaimed - and the only specimen of the kind in this country, to the best of my belief. A unique, sir, and there is a pleasure in exclusive possession."

Verfasst: Fr 13.01.06 10:45
von Peter43
Warum sammeln wir? Dazu eine Gegendarstellung: Werner Muensterberg in 'Sammeln - Eine unbändige Leidenschaft, Berlin Verlag 1995' meint, der eigentliche Grund sei, daß der geborene Sammler von seiner Mutter zu kurze Zeit gesäugt worden sei, und daß er dies durch das Anhäufen von Sammelgegenständen - natürlich unbewußt - versucht auszugleichen.

Muensterberg ist Psychoanalytiker in New York.

MfG

Verfasst: Fr 13.01.06 13:12
von beachcomber
na, da bin ich aber froh, dass ich nicht lang genug gesäugt wurde!
den armen lang-gesäugten wird ja soviel spass vorenthalten :)
grüsse
frank

Verfasst: Fr 13.01.06 17:46
von chinamul
Ich halte das mit dem verfrühten Abstillen und der daraus resultierenden Sammelleidenschaft schlicht für dummes Zeug. Den gleichen Quatsch hat ein anderer Psychoanalytiker verzapft, der die im Gegensatz zu den international gebräuchlichen trichterförmigen Kloschüsseln mit einem Absatz versehenen deutschen Modelle auf das typisch deutsche Bedürfnis zurückführt, im Sinne einer Leistungskontrolle das Resultat rückblickend noch einmal kritisch zu würdigen. Man kann über solche "Forschungsergebnisse" einfach nur lachen.

Gruß

chinamul