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verdächtige Münze mit verkehrtem"S"

Verfasst: Mi 25.01.06 01:29
von Oettlalb
Hallo Experten,
ich habe da ein etwas komisches antikes Stück.
Bei den Römern habe ich es deshalb reingestellt, weil auf der
Rückseite ein "SC" steht, allerdings mit verkehrtem "S".

Av: vierbeiniges, gehörntes Tier nach links
Rv: Reste einer Umschrift und ein großes SC mit verkehrtem S
d=31mm
g=12,8g
Material Messing (Orichalcum)

Was könnte das sein?

LG

Verfasst: Mi 25.01.06 11:03
von quisquam
Hallo Oettlalb,

die einzigen römischen Sesterzen mit Ähnlichkeiten die ich kenne zeigen ein Carpentum, gezogen von 2 Maultieren:

RIC Tiberius 51 (Livia)
RIC Titus 153/154 (Domitilla)
RIC Domitian 400/411 (Iulia Titi)

Denkt man sich die Bildseite spiegelverkehrt, so stehen die Tiere "richtig herum" und es ist auch das Wagenrad und der Aufbau zu erahnen. Denkt man sich ebenfalls die SC-Seite spiegelverkehrt, dann steht auch das S richtig und hat nicht die Form eines Fragezeichens.

Daher meine Vermutung: Der Stempelschneider hat einen der obigen Sesterzen kopiert und die Motive nicht spiegelbildlich in den Stempel geschnitten, so dass die Motive auf den geprägten Münzen dann seitenverkehrt sind.

Grüße, Stefan

Verfasst: Mi 25.01.06 11:56
von klaupo
Das Problem mit dem gespiegelten SC wurde hier schon mal angesprochen, eine verbindliche Lösung allerdings nicht gefunden. Es scheint aber doch häufiger vorgekommen zu sein.

http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?t=10721

Gruß klaupo

Verfasst: Mi 25.01.06 12:02
von Durmius
Die Münze hat ein Stempel die von Hispania Kommt, (Adlerkopf), kan man sehen auf Rückseite über die C, ist aber schwer was su sagen denn diese Stemplel pas nicht für eine Münze mit S.C, eine Antike Fälschung?

Grüsse

Durmius

Verfasst: Mi 25.01.06 12:43
von Oettlalb
Vielen Dank für die bisherigen Beiträge.

Spiegelverkehrte Aufschriften sind mir eigentlich nur von Gegenstempeln
bekannt, allerdings werden diese ein- und nicht aufgeprägt.

Wäre es vielleicht möglich, daß dieses spiegelverkehrte "SC" nachträglich, so
wie ein Gegenstempel, aufgebracht wurde?

Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß ein antiker Fälscher so einen groben
Schnitzer begeht und die Münze seitenverkehrt fälscht, aber wer weiß?

Wie wäre es mit einem barbarischen Beischlag? bei analphabetischen Barbaren kann
ich mir das eher vorstellen.

LG

Verfasst: Mi 25.01.06 13:49
von quisquam
Nicht nur das SC ist seitenverkehrt, sondern die komplette Münze samt Vorder- und Rückseite!

Alte Kupferstiche von Gemälden sind auch oft seitenverkehrt, da das Original-Gemälde seitenrichtig auf die Druckplatte übertragen wurde. Für einen seitenrichtigen Druck wäre aber eine spiegelbildliche Gravierung notwendig gewesen. So ähnlich stelle ich mir die Sache auch bei Deiner Münze vor.

Ich denke auch, dass es sich um eine antike Fälschung oder einen barbarischen Beischlag handelt, ein "staatlicher" Stempelschneider hätte niemals den Stempel seitenrichtig geschnitten.

Um zu zeigen, dass ein "Carpentum-Sesterz" tatsächlich Vorbild war, habe ich die Münze gespiegelt und RIC 51 als Vergleichsstück angehangen. Die Legende ist möglicherweise auch barbarisiert, so dass der genaue Vorbild-Sesterz kaum zu ermitteln sein dürfte. Es gibt aber nur eine überschaubare Anzahl von Möglichkeiten.

Grüße, Stefan

Verfasst: Mi 25.01.06 14:12
von Oettlalb
Servus Quisquam,
klingt für mich plausibel, danke.

LG

Noch so ein Spiegelstück

Verfasst: Do 26.01.06 17:43
von Oettlalb
Nachtrag:

Ich habe noch so ein Stück, diesmal ist nicht nur das "SC" spiegelverkehrt,
sondern es sind auch die Gegenstempel "TICAE" gespiegelt 8O

Schön langsam glaube ich nicht mehr an einen Zufall, sondern an eine
unbekannte Systematik.

zur Münze:
d=23mm
g=5,6g

LG

Verfasst: Do 26.01.06 20:24
von Antoniner
Schön zu sehen, das es noch mehr dieser Spiegelstücke gibt.
Bin aber leider auch keinen Schritt weiter gekommen.
Waren es vielleicht Vorlagen für neue Stempel? Vielleicht haben Fälscher diese gespiegelten vor sich liegen gehabt und dann eine Stempelkopie danach geschnitten?

Ich bin gespannt, ob sich noch Lösungen und Erklärungen finden lassen.

Gruß vom Antoniner

Verfasst: Do 26.01.06 20:48
von curtislclay
Ich glaube, es handelt sich dabei bloss um antike "barbarische" Nachahmungen von Sesterzen.

Verfasst: Do 26.01.06 21:25
von Oettlalb
@curtislclay: wenn es barbarische Nachahmungen sind, wie kommen die dann
zu einem bzw. mehreren Gegenstempeln? Oder hat man diese Countermarks
wahllos auf alle möglichen münzähnlichen Gegenstände geprägt und sie damit
offiziell wieder zu gültigem Kleingeld gemacht?

LG

Verfasst: Do 26.01.06 22:28
von curtislclay
"Oder hat man diese Countermarks
wahllos auf alle möglichen münzähnlichen Gegenstände geprägt und sie damit
offiziell wieder zu gültigem Kleingeld gemacht?"
So ist der Tatbestand, für die Absicht dahinter kann ich nicht bürgen.