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Hallo Römerforum - Inkuse Prägung

Verfasst: Fr 27.01.06 20:30
von Plinius
Hallo,

bin zum ersten Mal in diesem Forum aktiv, also möchte ich mich erst mal kurz vorstellen. Münzen sammle ich schon seit vielen Jahren, wenn auch immer wieder mehr oder (oft jahrelang) weniger. Meine ersten kleinen Römer, die ich immer noch besitze, habe ich vor über 30 Jahren gekauft bin aber trotzdem Neuling, da ich mich erst seit 2/3 Jahren intensiver damit beschäftige.

Jetzt stelle ich hier eine, wie ich meine interessante Münze vor, eine inkuse Provinzprägung, die vor einiger Zeit in einem ungereinigten Lot zum Vorschein kam. Wer kann sie bestimmen? Das AV ist nicht sehr gut erhalten, das inkuse Portrait auf der Rückseite jedoch recht gut. Ich weiß nicht wie die Fotos rauskommen, im Original ist sogar die Gravur der Haare erhalten. Aber wer ist es? Gordian III, oder Alexander Severus? Was meint Ihr?

Verfasst: Fr 27.01.06 21:03
von Chippi
Solche Fehlprägungen entstehen durch hängen gebliebene Münzen an der Stempeln, d.h. es wird die eine Seite durch die vorher schon geprägt Münze inkus auf den Schrötling geprägt.
siehe auch diese Münze eines Mitglieds des Forum:
http://www.numismatikforum.de/ftopic6900.html - Seite 16
Auch Brockage genannt.

Auf deiner Münze lese ich ANT Γ - also Gordianus III.

Gruß Chippi

Verfasst: Fr 27.01.06 21:21
von Pscipio
Hallo Plinius, willkommen im Forum!

Das ANT allein reicht nicht, um auf Gordianus III. zu schliessen, aber dahinter kann ich deutlich ΓOPΔI... lesen, was also Chippi's Vermutung bestätigt. Vom Stil her kann man die Münze sicherlich dem thrakischen/moesischen Raum zuordnen, und ich lehne mich einfach mal aus dem Fenster und sage: der Stil passt auf Markianopolis, Moesia inferior.

Gruss, Pscipio

Edit: Ich bin mir darüber hinaus jetzt ziemlich sicher, eine Stempelgleichheit gefunden zu haben, welche meine ursprüngliche Vermutung bestätigt (siehe Fotos im Anhang, man achte vor allem auf die Stellungen der Buchstaben ANT und Δ): Markianopolis. Allerdings ist ein Vergleich zwischen einem inkusen&spiegelverkehrten und einem normalen Porträt heimtückisch.

Verfasst: Fr 27.01.06 23:22
von Plinius
Vielen Dank Chippi und Pscipio,
jetzt weiß ich mehr, super, dass es dieses Forum gibt.
Grüsse
Plinius

Verfasst: So 29.01.06 11:30
von Plinius
@ Pscipio,

habe nochmal über die von dir angesprochene Stempelgleichheit nachgedacht: Wie oft kommt es vor, dass solche Stempelgleichheiten festgestellt werden, es waren zwar viele Stempel im Einsatz, aber es ist ja sicher nur noch ein kleiner Bruchteil der geprägten Münzen erhalten, noch dazu bei den im Vergleich selteneren Provinzprägungen. Es dürfte sich also um eine absolute Seltenheit handeln, dass eine solche Stempelgleichheit hier vorliegt (wenn wir uns nicht täuschen).
Gruß
Plinius

Verfasst: So 29.01.06 11:59
von Pscipio
Hallo Plinius

Stempelgleichheiten (so es denn hier eine ist) sind bei Provinzialmünzen keine Seltenheit; es ist eher die Regel, dass man welche findet, wenn man gezielt danach sucht. In diesen Städten waren zumeist nur wenige Stempel im Gebrauch, da die Emissionen dem geringen Umlaufgebiet der Münzen entsprechend relativ klein waren.

Im Anhang als Beispiel eine Provinzialmünze aus meiner Sammlung (1. Foto), von der ich bisher sechs andere Exemplare kenne, fünf davon von den gleichen Stempeln! (zwei davon angehängt)

Philip II. AE19 (4.2 g), Bizya, Thrakien, geprägt als Caesar 244-247 n. Chr.
Obv: M IOVΛ ΦIΛIΠΠOC KAIC, Kopf nach rechts.
Rev: BIZYHN-ΩN, nackter Silenus mit Pferdeschwanz nach rechts, giesst Wein aus einem Schlauch, den er auf seinen Schulter hält, in einen vor ihm stehenden hohen Krater.
Jurukova 157; Lindgren II, 760; Mionnet supp. II, S. 238, 195

Gruss, Pscipio