Provincialmünzen aus Orichalcum!

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Antworten
Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 13039
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 207 Mal
Danksagung erhalten: 1925 Mal
Kontaktdaten:

Provincialmünzen aus Orichalcum!

Beitrag von Peter43 » Mo 28.04.08 19:04

Hallo!

Heute habe ich meine 2. Provinzialmünze aus Orichalcum (Messing) erworben. Hier stelle ich beide Münzen vor:

(1) Thrakien, Pautalia, Septimius Severus, AD 193-211
AE 30 (Orichalcum), 16.95g
Av.: AV KL CEP - CEVHROC P
Kopf belorbeert, n.r.
Rv.: OVLPIAC - PAVTALI / AC
Herrscher in Militärkleidung, n.l. stehend, hält in der ausgestreckten
re. Hand Patera und umgekehrten Speer in der Linken.
Ruzicka -; Varbanov -; wahrscheinlich unpubliziert
Sehr selten, fast SS, 'die break' im li Rv.-Feld
Weil der Herrscher auf der Rs. unbärtig ist, kann es nicht Severus selbst, sondern muß es einer seiner Söhne sein!

(2) Phrygien, Ankyra, Antoninus Pius, AD 138-161
AE 32 (Orichalcum!), 32.4mm, 15.4g
geprägt unter dem Archon Licinius
Av.: AY KAI T AILIOC ANTWNEINOC
Kop,f belorbeert, n.r.
Rv.: EPI LIKINIOY ARX ANKYRANWN
Kybele, reich drapiert und mit Mauerkrone, thront n.l., lehnt li Arm
auf Trommel, die auf dem Thron steht, und hält Patera in der
ausgestreckten Rechten; li zu ihren Füßen ein Löwe.
BMC Phrygia, 25; SGIC 1449
Selten, fast SS
Beim Ankyra handelt es sich hier um das phrygische, nicht um das in Galatien!

Augenscheinlich ahmen diese Großmünzen die römischen Sesterzen nach. Ich hatte auch schon mal einen schönen Semis aus Ilium vorgestellt, der die Flucht des Aeneas zeigt. Grundsätzlich sind sie alle selten. Nun bin ich neugierig, ob ihr auch welche in euren Sammlungen habt!

Also her mit ihnen!

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
pautalia_sept_severus_unbekannt.jpg
ankyra_phrygia_antoninus_pius_BMC25.jpg
Omnes vulnerant, ultima necat.

Benutzeravatar
Pscipio
Beiträge: 8228
Registriert: Fr 15.10.04 13:47
Wohnort: Bern, CH
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 16 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Pscipio » Mo 28.04.08 19:09

Ich habe eine pseudo-autonome aus Tomis, die ich bereits einmal vorgestellt habe.

Pscipio
Dateianhänge
tomis2.JPG
Nata vimpi curmi da.


Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 13039
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 207 Mal
Danksagung erhalten: 1925 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Peter43 » Mo 28.04.08 20:06

Hallo Andreas!

Deine lange Liste hat mich wirklich überrascht! Ich habe mir die Münzen Deiner Liste alle angeschaut und festgestellt, daß die meisten nicht aus Messing sind. Dazu gehören folgende Münze, die sicher aus Bronze sind:
#2, #3, #4, #6, #7, #10, #11, #12, #13
Nicht sicher bin ich bei #1, #5 und #8 und #9. Das liegt aber auch an Deiner Aufnahmetechnik!

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

curtislclay
Beiträge: 3405
Registriert: So 08.05.05 23:46
Wohnort: Chicago, IL, USA
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 29 Mal

Beitrag von curtislclay » Mo 28.04.08 20:26

Peter,

Andreas hat recht: viele Provinzialmünzen sind aus gelbem Metal, anscheinend Messing.

Z.B. in Moesia Inferior und Thrakien sind aus Messing alle Münzen mit Zentrierlöchern zum Abschaben der Oberfläche, aus Kupfer dagegen nur die kleinen Münzen ohne Zentrierloch.

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 13039
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 207 Mal
Danksagung erhalten: 1925 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Peter43 » Mo 28.04.08 20:35

Also meine sind alle rötlich-braun, sodaß ich denke, daß sie aus Bronze sind! Ich habe keine gelblichen in meiner Sammlung. Lege ich die beiden oben vorgestellten Münzen neben die anderen, stechen sie einem als unterschiedlich ins Auge!

@Curtis:
Und wenn die großen aus Messing und die kleinen aus Kupfer sind, welche sind dann aus Bronze?

Mit freundlichem Gruß
Zuletzt geändert von Peter43 am Mo 28.04.08 20:51, insgesamt 1-mal geändert.
Omnes vulnerant, ultima necat.

Benutzeravatar
areich
Beiträge: 8101
Registriert: Mo 25.06.07 12:22
Wohnort: Berlin
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von areich » Mo 28.04.08 20:41

Also meine aktuellen Fotos geben die Münzen schon ziemlich gut wieder,
ich bin mir bei allen einigermaßen sicher und habe noch einige mehr, von denen ich kein oder kein gutes Foto habe. Daß es so viele sind liegt zu Teil auch daran,
daß ich das gelbe Metall ganz schön finde.

Benutzeravatar
cepasaccus
Beiträge: 2493
Registriert: Di 04.03.08 12:14
Wohnort: Nürnberg
Hat sich bedankt: 22 Mal
Danksagung erhalten: 64 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von cepasaccus » Mo 28.04.08 22:10

Ich glaube nicht, dass es einfach ist anhand eines Aussehens zu entscheiden ob Bronze (CuSnPb) oder Messing (CuZnSnPb). Der gaggelige Traianische Sestertius, den ich hier (zur Haelfte) habe, sieht bronzig bis kupfrig aus, weil Korrosion bevorzugt das Zink herausloest. Im Aufschnitt ist die Farbe aber kaum von handelsueblichem Messing unserer Zeit zu unterscheiden, obwohl viel weniger Zink drin ist. Wahrscheinlich wird die Farbe hier noch durch die Anteile an Zinn und Blei stark beeinflusst. Ich hab aber noch keine Analyse.

valete
kitty mea felis duodeviginti annos nata requiescat in pace. laeta gaudiumque meum erat. desiderio eius angor.

Benutzeravatar
chinamul
Beiträge: 6055
Registriert: Di 30.03.04 17:05
Wohnort: irgendwo in S-H
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 78 Mal

Beitrag von chinamul » Di 29.04.08 10:55

Die folgende, bereits vor einiger Zeit schon einmal im „Schaukasten“ vorgestellte Großbronze entspricht hinsichtlich ihrer Metallfarbe und Schrötlingsform (kantiger Rand) weitgehend einem reichsrömischen Sesterz, auch wenn sie mit 19,41 g eher etwas unter dessen Normalgewicht liegt.

MARCUS AURELIUS 161 - 180
Æ 31 mm Caesarea in Cappadocia 169/170
Av.: AYTOKP KAIC M AYPHΛ ANTΩNЄINOC CЄB - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: ΔHMAPXIK ЄΞOYC K Δ (= Jahr 24) - Kopf des Zeus Ammon rechts
BMC 183; GIC 1662
19,41 g

Gruß

chinamul
Dateianhänge
m aur caesarea.jpg
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

Benutzeravatar
tilos
Beiträge: 3606
Registriert: Di 21.08.07 17:47
Hat sich bedankt: 240 Mal
Danksagung erhalten: 523 Mal

Beitrag von tilos » Di 29.04.08 14:05

Ein Großteil meiner metallsichtigen Provinzler besteht offensichtlich aus "Goldkupfer", z.B. die meisten Stücke aus Serdica. Ob es sich nun um Messing (CuZn...) oder Bronze (CuSn...) handelt, lässt sich wohl nur durch entsprechende Analyse herausfinden. Allerdings dachte ich bislang, dass man in der Numismatik mit Orichalcum (Aurichalcum) die gelb- bzw. goldfarbenen Bronzen bezeichnet? Vermutlich entstanden ja die ersten Bronzen zufällig durch Verhüttung von Gangerzen, die sowohl Kupfer als auch Zinn enthielten und somit eine "natürliche" Bronze ergaben. Aber da sollte man für alle Fälle nochmal einen Bergbau(prä)historiker befragen.
Beste Grüße
Tilos

Benutzeravatar
cepasaccus
Beiträge: 2493
Registriert: Di 04.03.08 12:14
Wohnort: Nürnberg
Hat sich bedankt: 22 Mal
Danksagung erhalten: 64 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von cepasaccus » Di 29.04.08 14:29

Ori/Aurichalcum wird in der Literatur als antiker Name fuer zinkhaltige Kupferlegierungen verwendet.
kitty mea felis duodeviginti annos nata requiescat in pace. laeta gaudiumque meum erat. desiderio eius angor.

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Chippi, Google [Bot], Homer J. Simpson, plutoanna66, Yandex [Bot] und 28 Gäste