Verbreitungsraum römischer Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Frieder
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Verbreitungsraum römischer Münzen

Beitrag von Frieder » Mi 09.07.08 13:56

Liebe Leute,

aus historischem Interesse suche ich Informationen zur Verbreitung römischer Münzen, insbesondere über die Grenzen des Römischen Reiches hinaus. Ich erhoffe mir davon Rückschlüsse auf die Reichweite der Geldwirtschaft.
Zu bedenken ist sicherlich, dass der Verbreitungsgrad im Laufe der Jahrhunderte, in denen das Römische Reich existiert hat, vermutlich stark schwankte. Ich konzentriere mich daher auf die Jahrzehnte rund um Trajan, also 90 - 150 AD.
Erste Hinweise giben sicherlich die existierenden Liste zu den Prägestätten in den Provinzen. Besonders interessiert mich allerdings der Einbezug von Gebieten in die Geldwirtschaft, die außerhalb des Römischen Reiches lagen, z.B. Germanien östlich des Rheins.
Insofern meine konkreten Fragen: Wo wurden Römische Münzen außerhalb des Römischen Reiches gefunden, und zwar nur Münzen, die zwischen der Antike und heute vergraben waren? Was waren die entferntesten Orte? Gibt es ev. Listen über die Fundorte römischer Münzen außerhalb des Römischen Reichs?
Selbstverständlich bleibt dann noch die Frage, ob die Münzen zirkulierten, ob sie etwa im Fernhandel eher einmalig und auf Basis ihres Metallwerts getauscht wurden oder ob sie gar Beute aus Kriegs- oder Raubzügen darstellen.

Hoffentlich ist meine Frage nicht zu speziell...
Frieder

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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » Mi 09.07.08 14:25

Römische Münzen wurden bis weit ausserhalb des Römischen Reiches gefunden, so z.B. in Skandinavien, Indien, Afghanistan und China. Gerade in Indien zirkulierten meines Wissens viele römische Münzen, die dann nach und nach auch von indischen Prägestätten nachgeahmt wurden - sicherlich ein Zeichen dafür, dass das römische Geld einen guten Ruf besass. Wir wissen ja, dass der kontinuierliche Abfluss römischen Silbers und Goldes in ausserimperiale Gebiete ein grosses Problem darstellte; die Aussenhandelsbilanz des Römischen Reiches war tiefrot. Das lag vor allem daran, dass aus dem Osten viele Luxusgüter wie Weihrauch, Edelsteine, Gewürze etc. importiert wurden, denen das Reich kaum eine florierende Exportwirtschaft entgegensetzen konnte.

Innerhalb des Römischen Reiches gibt eine Liste der Provinzialprägestätten nur beschränkt Auskunft über die Reichweite der Geldwirtschaft, denn diese Prägestätten sind in erster Linie in historischer Kontinuität zu den griechischen münzprägenden Stadtstaaten zu sehen, und nicht als Ausdruck römischen Geldwesens. In den Gebieten ohne lokale Prägestätten, wie z.B. im Nordwesten des Reiches, zirkulierte dagegen fast ausschliesslich das Reichsgeld, welches in wenigen zentralen Prägestätten geprägt wurde. Sicherlich existierten lokale und regionale Unterschiede, aber man kann getrost davon ausgehen, dass der Monetarisierungsgrad innerhalb des römischen Reiches generell hoch war, zumal wenn man es mit der Spätantike und dem frühen oder mittleren Mittelalter vergleicht. Selbst in entfernten Gebieten wie in Britannien finden sich Unmengen römischer Münzen, wobei dies sicherlich auch mit der ständigen Präsenz römischer Truppen in den Grenzprovinzen zu tun hat. Sowieso darf man die Rolle der Armee bei der Monetarisierung der neu erworbenen Provinzen nicht unterschätzen.

Das wäre in etwa, was mir spontan zu deiner Frage einfällt. Ich finde sie übrigens nicht zu spezifisch, sondern eher zu allgemein, denn für so ein gigantisches und multikulturelles Reich wie es das römische war lassen sich nur schwer allgemeingültige Aussagen treffen, da es naturgemäss lokale und regionale Unterschiede gab, die sich aus der historischen Entwicklung und der kulturellen Unterschiede der einzelnen Reichsteile ergaben. Falls dich diese Thematik interessiert, kann ich dir z.B. folgendes Werk empfehlen:

Claude Lepelley (Hrg.), Rom und das Reich 44 v. Chr. - 260 n. Chr., Die Regionen des Reiches, Hamburg 2006. Es handelt sich dabei um den 2. Teil einer zweibändigen Ausgabe, der sich mit den einzelnen Regionen des Reiches, ihrer Geschichte, Integration und wirtschaftlichen Entwicklung beschäftigt; es wird dabei ausdrücklich auch auf den Spezialfall Ägypten eingegangen. Das Buch sollte bei Amazon günstig zu erwerben sein.

Gruss, Pscipio
Zuletzt geändert von Pscipio am Mi 09.07.08 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 09.07.08 14:40

Hier ein Bericht aus der Lausitz. Interessant, daß die Münzen dort als Rohstoff dienten: http://www.lr-online.de/nachrichten/LR- ... 65,2004385
Grüße, KarlAntonMartini
Tokens forever!

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Mi 09.07.08 15:01

In Ceylon (heute Sri Lanka) waren z.B. römische Münzen als Währung gültig. Dort wurden sie auch in erheblichem Umfang nachgeprägt.

Sie fanden sich auch in Schatzhorten der Wikinger, wohl eher nicht als Währung, sondern wegen des Goldwertes.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Dapsul » Mi 09.07.08 15:07

Im Museum von Addis Abeba habe ich haufenweise römische Münzen des 2. und 3. Jh. gesehen, die alle im Gebiet von Äthiopien gefunden wurden. Noch weiter südlich kann ich mir allerdings kaum welche vorstellen.

Gruß - Frank

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Mi 09.07.08 15:53

Es gibt mit Sicherheit keinen Ort in der damals bekannten Welt, an dem nicht römische Münzen gefunden wurden. Ob sie dort allerdings auch immer Geldfunktion hatten, und wann sie jeweils in den Boden gelangt sind, läßt sich in vielen Fällen wohl nicht mehr sagen. Viele Exemplare mögen in außerrömische Gebiete gelangt sein, um zu Schmuck verarbeitet zu werden, andere wurden in späteren Jahrhunderten ihres Metallwertes (besonders auch AE-Münzen) mitgenommen und gehortet.
Ich selbst besitze aus der Reihe Die Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland den Band VIII Schleswig-Holstein und Hamburg mit einer ganz erstaunlichen Zahl von über das ganze Land verteilten und genau lokalisierten römischen Einzelfunden.
Das beantwortet zwar leider nicht die Frage nach dem offiziellen Geltungsbereich der römischen Währung, aber als das Geld des seinerzeit militärisch und wirtschaftlich mächtigsten Staates dürfte es - wie bei uns lange Zeit der $ - überall bereitwillig akzeptiert worden sein.
Sogar in jenem kleinen Gallierdorf, das der große Caesar nie hatte besiegen können, konnte man offenbar mit römischem Geld bezahlen, wenn man entsprechenden Hinweisen in der Comic-Literatur glauben darf :D .

Gruß

chinamul
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Beitrag von kollboy » Mi 09.07.08 15:54

"aber man kann getrost davon ausgehen, dass der Monetarisierungsgrad innerhalb des römischen Reiches generell hoch war, [...]. Selbst in entfernten Gebieten wie in Britannien finden sich Unmengen römischer Münzen, wobei dies sicherlich auch mit der ständigen Präsenz römischer Truppen in den Grenzprovinzen zu tun hat." (pscipio)

ich glaube, man muss da unterscheiden: dass inflationsgeld haufenweise gefunden wird (teilweise in einer dichte, dass man glauben möchte, es hätte einer ausgesät), drückt imo nicht die wertschätzung dem römischen geld ggü aus, sondern dessen wertlosigkeit in zeiten einer hyperinflation: es wurde anscheinend einfach weggeworfen (? gibts dazu auch schriftliche quellen, die das bestätigen?), dies liesse sich also so interpretieren, dass bereits jahrhunderte vor dem Untergang des weströmischen reiches eine abwendung vom geldverkehr zumindest zeitweilig udn regional im gange war.

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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » Mi 09.07.08 16:44

Hallo kollboy,

Das mit der besonderen Wertschätzung dem römischen Geld gegenüber hast du allerdings etwas aus dem Zusammenhang gerissen: da bezog ich mich auf die Münzfunde in Indien, und diese stehen im Zusammenhang mit guthaltigen Denaren und Aurei der frühen und hohen Kaiserzeit, nicht aber mit den "Inflationsprägungen" der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts. Aber der Gebrauch von Münzen war in weiten Teilen des Römischen Reiches sicher alltäglich, daher wird man das Geld auch innerhalb des Reiches sicher geschätzt haben, jedenfalls bevor die Inflation überhand nahm. Gerade für Händler und Soldaten waren die reichsweit gültigen Münzen ein grosser Vorteil.

In Britannien findet sich aber keineswegs nur das von dir so genannte "Inflationsgeld", und selbst bei diesem kann man bestimmt nicht behaupten, es sei einfach weggeworfen worden, jedenfalls nicht so lange es kursgültig war*. Aber es existieren ab dem mittleren 3. Jahrhundert natürlich vermehrt Hortfunde, die mit den unsicheren Grenzen in Zusammenhang zu bringen sind, und die Leute werden die guthaltigen älteren Silbermünzen wohl auch vermehrt eingeschmolzen haben. Sicherlich nimmt der Monetarisierungsgrad in der Spätantike ab, ich bezweifle aber, dass das bereits für das 3. Jahrhundert anwendbar ist, denn wie liessen sich dann die Unmengen an lokalen Imitationen des späten 3. Jahrhunderts gerade aus dem Nordwesten erklären? Diese wurden eben aufgrund von Kleingeldmangels geprägt (der auf die Schliessung der gallischen Prägestätten durch Aurelian zurückzuführen sein dürfte), was unterstreicht, dass eine starke Nachfrage nach geprägtem Geld immer noch vorhanden war. Und dass das auch im beginnenden 4. Jahrhundert so blieb, zeigt die (Neu-)Einrichtung der Prägestätten London und Trier zur Zeit der Tetrarchie. Sowieso sollte man sich vor voreiligen Schlüssen hüten: eine Abwertung des Münzgeldes muss nicht immer zwingend auf einen wirtschaftlichen Niedergang hindeuten. Archäologische Funde zeigen jedenfalls, dass der Nordwesten des Reiches in der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts weiterhin florierte - trotz Geldentwertung - und ähnliches lässt sich zum Teil (oder gar noch stärker) auch für andere Regionen nachweisen.

Das Ganze ist auf jeden Fall diskussionswürdig, daher mein Dank an Frieder für die Eröffnung dieses Threads! Ich finde es ganz spannend, wenn wir für einmal nicht nur einzelne Münzen betrachten, sondern den Blick für die grösseren Zusammenhänge öffnen.

Gruss, Pscipio

* Es erscheint mir nicht unwahrscheinlich, dass ein bedeutender Teil dieser "Inflationsprägungen", die sich heute noch finden, erst nach den Münzreformen des Diocletian in den Boden kamen, als nämlich das alte Geld nicht mehr zu gebrauchen war.
Nata vimpi curmi da.

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Chandragupta
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Beitrag von Chandragupta » Mi 09.07.08 17:33

Pscipio hat geschrieben:Hallo kollboy,

Das mit der besonderen Wertschätzung dem römischen Geld gegenüber hast du allerdings etwas aus dem Zusammenhang gerissen: da bezog ich mich auf die Münzfunde in Indien, und diese stehen im Zusammenhang mit guthaltigen Denaren und Aurei der frühen und hohen Kaiserzeit
Kleine Korrektur: Denare werden in Indien so gut wie nicht gefunden - die hatten definitiv einen "Goldtick" dort (ich rede da aus eigenen Erfahrungen, wie das ist ;) ...)

Und bzgl. der Aurei: Die liefen in Indien als Zahlungsmittel um (das ist hier im Thread auch schon mehrfach völlig korrekt gesagt worden), da man sich auf ihren extrem hohen Feingehalt verlassen konnte.

Und zwar bis ziemlich "jahresgenau" Anno 214 u.Z. - Einführung des Antoninians und zugleich (wenn auch nur geringe) Reduzierung der Aurei. Es gab zwar schon zuvor Reduzierungen dieses Nominals - aber hier scheint für die Inder (genauer: die Kushana-Könige am Hindukush, über die der "Seidenstraßenhandel" mit Rom ablief) ein kritischer Punkt unterschritten worden zu sein, so daß sie ab dann nur noch eigene Goldmünzen prägten: exakt im römischen "Aureus-Ur-Nominal" von knapp 8 g.

Aber schon im ganzen 2. Jh. flossen kaum noch originale Aurei nach Indien - die waren vom Feingehalt her bereits zu sehr entwertet. Aber hin und wieder doch noch - und die liefen dann dort zusammen mit den Massen der Julisch/Claudischen Aurei um, so daß letztere zumeist extremst abgenutzt sind...

Und diese bekannten und m.E. absolut faszinierenden indischen "Nachbauten" früher(!) römischer Goldmünzen stammen m.E. auch erst aus dem 2. Jh., und sind also nicht wirklich zeitgenössisch.

Hier mal eines dieser Beispiele, wie gut den Indern das gelungen ist:

http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=117558

Es waren halt die von den Indern gewohnten Münzen - und die wurden perfekt nachgeahmt! :)
Zuletzt geändert von Chandragupta am Mi 09.07.08 17:40, insgesamt 1-mal geändert.
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Beitrag von Pscipio » Mi 09.07.08 17:39

Chandragupta hat geschrieben:Kleine Korrektur: Denare werden in Indien so gut wie nicht gefunden! :)
Ich kenne allerdings schon indische Imitationen von Denaren, gerade aus der frühen Kaiserzeit, mögen sie auch nicht so häufig wie Goldmünzen sein.

Ich glaube mich zu erinnern, dass vor einiger Zeit ein Lot von Imitationen des "tribute penny" von Tiberius auf den Markt kam, welches aus Indien stammen soll. Diese Nachahmungen waren aber so gut, dass einige Händler sie als offizielle Stücke verkauften.
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Chandragupta
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Beitrag von Chandragupta » Mi 09.07.08 17:52

Pscipio hat geschrieben:
Chandragupta hat geschrieben:Kleine Korrektur: Denare werden in Indien so gut wie nicht gefunden! :)
Ich kenne allerdings durchaus indische Imitationen von Denaren, gerade aus der frühen Kaiserzeit, mögen sie auch nicht so häufig wie Goldmünzen sein.
Ich sprach oben auch von Originalen.

Diese Silber-Nachbauten sind sowieso eine völlig rätselhafte Sache. Sie hatten wohl entweder nur eine lokale Bedeutung im Gebiet der "westlichen Satrapen"; dort gab's eine große Tradition mit überhaupt sehr denarartigen Münzen - guckstu:
http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Nahapana.jpg
http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Rudrasena.jpg
(diese Stücke sind immer leichter als "richtige" Denare, aber aus gutem Silber); oder die nachgebauten Römerdenare flossen nur wieder als "Wechselgeld" ins Römerreich zurück. Ich tendiere zu letzterer These.

Das "Kernland" von Indien importierte aber "richtig" (also i.e.S.) nur Gold.

Silbergeld lief in Indien massig um - aber mit eigener Motivik (z.B. die punch marked coins). Da wurde Römersilber nicht wirklich gebraucht ... aber in Germanien schon!
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Beitrag von Chandragupta » Mi 09.07.08 18:04

Pscipio hat geschrieben:Es erscheint mir nicht unwahrscheinlich, dass ein bedeutender Teil dieser "Inflationsprägungen", die sich heute noch finden, erst nach den Münzreformen des Diocletian in den Boden kamen, als nämlich das alte Geld nicht mehr zu gebrauchen war.
Das dürfte in derselben Form schonmal für die "Vorreform"-AE-Antoniniane von etwa Alleinherrschaft des Gallienus bis einschließlich Quintillus und den Anfang Aurelians gegolten haben.

Während zugleich die guthaltigen Silbermünzen (Denare und frühe Antoniniane), die in England in der Tat massig gefunden werden, Schatzbildner-Funktion hatten - denn in diversen Funden verweisen deren (vereinzelte, wohl nur versehentlich dort mit "hineingerutschte"...) Schlußmünzen aus der Hochinflationszeit auf spätes Vergraben des ganzen Schatzes.

Ich müßte jetzt nochmal in dem Buch über den Normanby-Hoard blättern... ;)
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Beitrag von Pscipio » Mi 09.07.08 18:22

Chandragupta hat geschrieben:
Pscipio hat geschrieben:
Chandragupta hat geschrieben:Kleine Korrektur: Denare werden in Indien so gut wie nicht gefunden! :)
Ich kenne allerdings durchaus indische Imitationen von Denaren, gerade aus der frühen Kaiserzeit, mögen sie auch nicht so häufig wie Goldmünzen sein.
Ich sprach oben auch von Originalen.
Richtig, da habe ich dich falsch verstanden, entschuldige. Aber imitiert wird, was man an Originalen kennt, daher müssen sich sicherlich auch Originale im Umlauf befunden haben.
Chandragupta hat geschrieben:
Pscipio hat geschrieben:Es erscheint mir nicht unwahrscheinlich, dass ein bedeutender Teil dieser "Inflationsprägungen", die sich heute noch finden, erst nach den Münzreformen des Diocletian in den Boden kamen, als nämlich das alte Geld nicht mehr zu gebrauchen war.
Das dürfte in derselben Form schonmal für die "Vorreform"-AE-Antoniniane von etwa Alleinherrschaft des Gallienus bis einschließlich Quintillus und den Anfang Aurelians gegolten haben.
Jedenfalls für Nordwesten bin ich da anderer Meinung, denn gerade der Nordwesten litt offensichtlich unter einem starken Mangel an Nachschub von Nachreform-Antoninianen (wie oben bereits erwähnt). So finden sich in England kaum Antoniniane von Aurelian und seinen Nachfolgern, das ist dann auch der Grund, wieso es nur selten Nachahmungen davon gibt, während dagegen Unmengen von Imitationen der immer noch umlaufenden Münzen des Gallischen Sonderreiches geprägt wurden*, und noch Carausius überprägte seine Münzen zum Teil auf regulären Antoninianen des Gallischen Sonderreiches - eben weil diese sich immer noch im Umlauf befanden.

Gruss, Pscipio

* wie oben: imitiert wird, was sich im Umlauf an Vorbildern findet!
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Beitrag von Chandragupta » Mi 09.07.08 18:33

Pscipio hat geschrieben:Jedenfalls für Nordwesten bin ich da anderer Meinung, denn gerade der Nordwesten litt offensichtlich unter einem starken Mangel an Nachschub von Nachreform-Antoninianen (wie oben bereits erwähnt). So finden sich in England kaum Antoniniane von Aurelian und seinen Nachfolgern
Stimmt - das war saudoof von mir formuliert: Ich meinte nur das mit den "Schatzbildnerfunden" aus guthaltigen Silbermünzen bezogen auf Britannien (---> Normanby Hoard); das mit den schon mal unter Aurelian verrufenen und deshalb massig zu findenden AE-Antoninianen gilt mehr im "Rest-Reich" (verstärkt im Balkan und in Italien).

Im übrigen wurden auch in Gallien vergleichsweise(!) recht wenig Nachreform-Antoniniane geprägt - dafür sind die stilistisch jedoch umso herrlicher (der einfach nur einmalig schöne Lyon-Stil von Tacitus bis Carinus).
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Beitrag von curtislclay » Mi 09.07.08 19:23

Richtiges Datum für Caracallas Einführung des Antoninians und Reduzierung des Aureus-Gewichts: 215 nicht 214 n. Chr.

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